erste Version: 1/2021
letzte Bearbeitung: 1/2021

Chronik des Aufstiegs: Die Pforten der Hölle - Die Beschützer der Menschheit vor den Geistern der Verzweiflung

F1898.

"Ich kenne dich." sagte ich zu der Echse, "Damals war ich ein Papst."

Vorgeschichte: F1897. Khar: D

Khar erzählt:
Die Echse wollte mich zu irgendjemandem bringen und wirkte plötzlich, als würde sie mich für etwas Besonderes halten, was ich gar nicht verstand. Ich hatte schließlich nichts getan, als einen magischen Angriff abzuwehren. Da sie aber meinte, das könnte für mich wichtig sein, war ich neugierig genug, um mitzugehen.

Sie führte mich zur Privatwohnung einer Echse, die auf mich vage wirkte wie eine Mönchszelle, auch wenn mir zunächst nicht klar war, wie ich darauf kam. Offensichtlich ging diese Echse dort ein und aus wie eine enge Freundin, denn sie öffnete bevor auf ihr klopfen ein Herein kam. Dann öffnete sich eine Tür im Hintergrund und ich erstarrte, weil mich Erinnerungen an viel zu viele Foltern überschwemmten.

"Ich kenne dich." sagte ich zu der Echse, "Damals war ich ein Papst."
Die Echse erstarrte auch und sagte dann, als sie sich wieder gefangen hatte:
"Das tut mir unendlich leid. Ich wünschte, ich hätte mehr für dich tun können."
"Das weiß ich doch!" antwortete ich.
Und dann war mir auch klar, wer diese Echsenfrau war. Sie war das Echsenmädchen, das mich damals zu ihm gebracht hat, damit er mir hilft und hatte den ganze erwachsenen Echsen klar zu machen versucht, daß sie ungerecht zu mir waren. Im Gegensatz zu dem Kind war uns beiden klar gewesen, daß die Situation längst so ein Eigenleben entwickelt hatte, daß man gar nichts mehr tun konnte. Damit es besser hätte ausgehen können, hätte mir irgendjemand über zehn Jahre früher zeigen müssen, daß es diese Echsen wirklich gibt, indem er den Mut findet, sich mir als Echse zu zeigen, statt sich so durchgehend als Mensch zu tarnen, daß ich nicht verstehen kann, worum es eigentlich geht. Da niemand diesem Mut hatte, habe ich gedacht, das Land, was eigentlich den Echsen gehörte, würde für irgendwelche Geister freigehalten und das war mir eben völlig unverständlich gewesen, denn wozu brauchen Geister Land? Die gehörten für meine Begriffe in den Himmel. Jedenfalls hatte ich die falsche Entscheidung getroffen, weil ich es nicht besser wußte und die Echsen hatten sich durch jahrelange Foltern an mir gerächt. Meine Freunde unter den Echsen hatten da rein gar nichts gegen tun können.
FI53. Kersti: Inhalt: Der versperrte Weg zur Gewaltenteilung

Danach stellte ich die Fragen die ich zuerst der Echsenfrau gestellt hatte noch weitaus differenzierter und erhielt Antworten über die innere Politik des Echsenvolkes und wer da wie einzuordnen war. Danach gab es dort verschiedene Fraktionen.

Meine beiden Gesprächspartner gehörten einer ziemlich spirituell orientierten Richtung an, die kein Fleisch, aber durchaus Fisch aß. Sie hielten diese Experimente für moralisch falsch, einerseits weil sie einfach zu grausam waren, andererseits, weil ein solches Zwangsaufarbeiten nicht funktioniert, da zu viel fast sofort wieder verdrängt wird. Außerdem neigen die Betroffenen dazu, durchzudrehen.

Eine Gruppe hielt Menschen für das absolute Böse und war der Ansicht, daß sie nur als Nahrungsmittel taugten. Diese Sicht war aus viele durch die Echsen nicht provozierten Angriffen entstanden, wie diesem hier:
F1961. Kersti: Dart sagte etwas so bösartiges, daß mir klar wurde, daß sie Silo etwas antun wollten

Zwischen diesen Extremen gab es sehr unterschiedliche Mittelpositionen, eine davon war die, die der Ansicht war, man müßte die Menschen zum aufarbeiten zwingen, damit sie endlich aufhören so mörderisch aggressiv zu sein.

Andere gehörten zwar nicht der Vegetarierfraktion an, aber sahen Menschen zwar als jüngere, aber dennoch intelligente Rasse an, die man keinesfalls behandeln dürfte, als wäre sie nur ein Tier und die man auch nicht für Fleischzwecke töten oder essen dürfe. Manche waren der Ansicht, daß Menschen zwar nicht geschlachtet werden dürften, da sie mehr als ein Tier waren, daß nach kriegerischen Zusammenstößen, die durch Menschen verursacht waren, es aber völlig OK wäre, das Fleisch der gefallenen menschlichen Feinde zu essen, schließlich gehören sie einer anderen Art an. Darüber hinaus war es so, daß in Zeiten von Hungersnöten, in denen viele Menschen, Tiere und Echsen verhungert waren, vorgekommen sei, daß Echsen einen Bauernhof überfallen hatten und dort alle Tiere und Menschen geschlachtet und gegessen hatten. Dabei muß man natürlich bedenken, daß die ausgeraubten Menschen verhungert wären, wenn sie nicht sowieso getötet worden wären.

Ich gehe davon aus, wenn Menschen die ältere Rasse gewesen wären, die so zurückgedrängt würden, wie es den Echsen ging, hätten sie sich weder wesentlich anders noch besser gegenüber den Echsen verhalten, inklusive, daß sich sicherlich auch Menschen gefunden hätten, die Echsen als eßbare Tiere klassifiziert hätten. Echsen waren daher weder besser noch schlechter als Menschen, sondern lediglich in einigen der Punkten anders, die man jetzt gerade nicht als das ansieht, was das Menschsein ausmacht. Die Frage "Haare oder Schuppen" ist sicherlich nicht das, was Menschen von Tieren unterscheidet. Sie entscheidet auch nicht, ob jemand gut oder böse ist.

Kersti

Fortsetzung:
F1899. Khar: D