F1942.

Ich konnte nicht glauben, daß sie nicht einmal primitive Computer hatten, daher nahm ich das Ding, was ich für einen Computer gehalten hatte, auseinander

Vorgeschichte: F1941. Xita LZB23-17-20: Adolf Hitler stellte mir dann noch ein paar Fragen und befahl dann seinem Arzt sich so gut um mich zu kümmern wie um ihn

Xita LZB23-17-20 erzählt:
Ich konnte einfach nicht glauben, daß sie nicht einmal primitive Computer hatten, daher nahm ich das Ding, was ich zuerst für einen Computer gehalten hatte, auseinander, als ich dachte mindestens acht Stunden dafür Zeit zu haben. Ich stellte fest daß es rein mechanisch arbeitete und keinerlei Prozessoren oder Datenspeicher enthielt. Nur Hebel und Schräubchen aus ungeordnetem Metall. Trotzdem war es in der Lage einen oder mehrere saubere Ausdrucke auf Papier zu liefern. Erschüttert betrachtete ich am Ende das Häufchen Einzelteile, was so überhaupt nicht das war, was ich erwartet hatte - und dann sah ich in den Kameras, das jemand kam. Und es war auch noch ausgerechnet der Arzt. Ich hielt die Luft an und hoffte, der Kelch möge an mir vorbeigehen ... aber wie zu erwarten, machte er die Tür auf, sah das Häufchen Einzelteile und bekam einen Wutanfall. In dem Augenblick war ich sehr dankbar für die primitie Technik der Deutschen, denn er hatte keinen Strafer in der Hand eingepflanzt und konnte mich deshalb nicht mit Stromschlägen bestrafen. Außerdem machte er auch keinerlei Anstalten körperlich auf mich loszugehen, was mich ebenfalls in eine sehr heikle soziale Situation gebracht hätte.

Ich wartete, bis er lange genug Pause mit seiner Schimpftirande machte, daß ich überhaupt eine Chance hatte, etwas zu sagen und versprach ihm dann mehrfach, daß ich die Maschine selbstverständlich fehlerfrei wieder zusammenbauen und bei der Gelegenheit auch warten würde. Er nahm das zwar zur Kenntnis, drohte mir aber an, daß es Ärger geben würde, wenn auch nur eine Taste nicht geht. Nun ja, das war kein Problem, da waren vorher mehrere nicht ganz sauber gegangen und das sollte sich besser hinkriegen lassen. Als er ging und das Teil mitnahm, was er vergessen gehabt hatte und das der Grund für seine unerwartete Rückkehr gewesen war, atmete ich erleichtert auf. Danach fragte ich mich, ob das ein Nachspiel haben würde.

Ich baute also alles wieder zusammen, und brachte die kleinen Unsauberkeiten in der Mechanik in Ordnung, so daß sie wieder funktionierte, wie sie ursprünglich gedacht gewesen war. Dafür daß sie keinerlei Elektronik enthielt, war diese Schreibmaschine schon ein raffiniertes kleines Gerät. Durchaus gut durchdacht.

Am nächsten Tag kam der Arzt mit muffigen Gesicht an, sah die Schreibmaschine, probierte sie aus und meinte dann mit mürrischem Ton und viel weniger mürrischem Gesicht, ich hätte sie ja doch ganz ordentlich wieder hingekriegt. Ich wunderte mich, daß er jetzt plötzlich wieder zufrieden war, obwohl er mich bei etwas erwischt hatte, was ich definitiv nicht gedurft hatte. Letztlich hatte mich diese ständige Langeweile dazu verleitet, technische Geräte auseinander- und wieder zusammenzubauen und ich hätte damit gerechnet, daß man dafür bestraft wird, ob man sie wieder zusammenbaut oder nicht.

Er fragte mich, warum ich das überhaupt gemacht hatte und ich beschwerte mich über ganz furchtbare Langeweile, ich wäre doch Techniker, ich müßte arbeiten. Tatsächlich war das natürlich eine Ausrede und ein Teil meiner Strategie mich untentbehrlich zu machen, damit sie mich nicht umbringen.

Die Geschichte mit der Schreibmaschine war mir eine Lehre und ich paßte von da ab besser auf, daß man mich nicht erwischen kann. Allerdings wurde es danach noch langweiliger. Zwar kamen jetzt lauter Leute die mir Fragen stellten, aber sie beantworteten keine Fragen, daher fühlte ich mich geistig gar nicht ausgelastet und beschwerte mich, ich wolle arbeiten. Fragen beantworten war natürlich heikel, weil ich aufpassen mußte, was ich sage und was nicht. Wenn ich hätte durchblicken lassen, daß ich selbstverständlich über Aspekte der Politik unserer Herren bescheid wußte, die sie mich nicht hatten wissen lassen wollen, konnte mir das durchaus Verhöre für den Rest meines Lebens einbringen und das brauchte ich nun wirklich nicht. Also tat ich so, als hätte ich nie über etwas anderes als über Technik nachgedacht. Das war natürlich nicht der Fall, aber ich hatte schon Spaß an Technik und es gab unter den Erdenmenschen durchaus Leute, die da noch einseitiger ausgerichtet waren als wir es waren.

Außerdem hatte ich inzwischen wirklich jede dieser eigentlich langweiligen Krankenakten durchgelesen. Und was mir ausgesprochen schlecht daran gefiel war, daß der Arzt wirklich über jeden seiner Patienten etwas Abfälliges zu sagen wußte, obwohl er sich echt Mühe geben mußte, um das in seinen drei sparsamen Sätzen über die medizinischen Aspekte des jeweiligen Falles unterzubringen, kriegte er das hin, ohne zu erwähnen, daß er eigentlich über den Charakter von intelligenten Lebewesen schrieb. Nein, er tat so als hätte er sich nur mit körperlichen Merkmalen befaßt. So etwas konnte ich nicht ausstehen. Das war ja das Letzte!

Irgendwann sah ich über die Überwachungskameras, daß der Arzt sich mit einer fremden Person näherte. Sie hatten ein Gerät dabei, das durchaus interessant aussah, nur fand der Arzt die richtigen Worte, um endgültig bei mir unten durch zu sein. Von den Überwachungskameras, die mir geholfen hatten, nicht völlig vor Langeweile zu sterben, indem ich jeden zufälligen Passanten im Gang beobachtete und belauschte, konnte er nichts wissen. Aber ihm mußte doch klar sein, daß ich auch durch die geschlossene Tür hören kann, daß er mich als halbe Maschine bezeichnet hat, die bestimmt keine Gefühle hat. Eigentlich war meine Reaktion darauf auch nicht zu übersehen, denn ich reagierte auf alles, was von ihm kam, nur noch mit überkorrekter Höflichkeit, während ich mit seinem Begleiter ein normales Gespräch führte, als er sagte, er würde gerne wissen, ob ich seinen kaputten Plattenspieler reparieren kann. Ich kannte solche Geräte nicht, aber nach einem kurzen durchmessen der Elektrik war klar, daß einige Spulen durchgebrannt sind und an der Beschriftung konnte ich erkennen, welche Ersatzteile dort hineingehörten. Dann ließ ich das Gerät ausprobieren und stellte fest, daß mein Verdacht richtig war. Das übertragene Signal, was ich abgriff, war genau so eines wie ich in dieser einen Elektroleitung abgegriffen und letztlich als Sprache identifiziert hatte. Allerdings war da eine Störung in der Leitung. Ich sah mir die Stelle an, wo es herkam, isolierte dort eine abgewetzte Stelle der Leitung und brachte an einer anderen Stelle eine Kabelverbindung in Ordnung, dann hörte ich noch einmal rein. Es klang immer noch nicht richtig. Diesmal fand ich eine Einstellschraube, mit der man nachjustieren konnte. Dann ließ ich die Musik noch einmal ganz durchlaufen und dachte mir, daß es schon interessant war, daß Erdenmenschen solche Geräte nur zum Vergnügen benutzten. Musik diente sicherlich keinem praktischen Nutzen, trotzdem befaßten sich Menschen in ganz untergeordneter Stellung mit so etwas. Ich wünschte dem Mann viel Freude mit seinem reparierten Gerät und behandelte den Arzt als wäre er eine Maschine.

Der Plattenspielerbesitzer sah mich ganz merkwürdig an - er hatte also die soziale Geste verstanden, doch an den Arzt war sie völlig verschwendet, was mein Bild von ihm noch verschlechterte, wenn so etwas überhaupt möglich war. Andererseits - mir fielen durchaus spontan Leute ein, die noch schlimmer waren. Immerhin hatte er mich gesund gemacht, mich nicht gefoltert und so weit ich wußte auch niemanden ermordet. Ich kannte Adelige aus meiner eigenen Kultur, die beides mehrfach getan hatten, ehe sie ein unerwarteter Betriebsunfall ereilte, da sie offensichtlich durch leichtere Strafen nicht belehrbar waren. Trotzdem, das war genau die Sorte Mensch, die unsere Gehirnschiffe immer wieder maßlos verletzt, indem sie lauter verletzende und abwertende Dinge in ihrer Hörweite sagen und sie behandeln, als wären sie Maschinen.

Kersti

Fortsetzung:
F1943. Xita LZB23-17-20: Ich war einerseits neugierig, was ich erfahren würde, andererseits machte ich mir aber Sorgen, ob es dann möglicherweise überhaupt keine Möglichkeit mehr geben würde, heimzukehren

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben