F1948.

Am nächsten Tag war ich micht den schönsten Verschwörungstheorien darüber befaßt, aus welchen krausen Gründen mir mein Vorgesetzter diese Informationen absichtlich als Falschinformationen unterschieben könnte

Vorgeschichte: F1947. Xita LZB23-17-20: "Du hast doch sicherlich die ganze Abteilung auf Abhörgeräte untersucht, Xita?"

Xita LZB23-17-20 erzählt:
Am nächsten Tag war ich micht den schönsten Verschwörungstheorien darüber befaßt, aus welchen krausen Gründen mir mein Vorgesetzter diese Informationen absichtlich als Falschinformationen unterschieben könnte. Das ist ein bekannter psychologischer Mechanismus, mit dem unsere Instinkte auf sehr unerwartete Informationen reagieren. Das einzig Stichhaltige an diesen Ideen war, daß ich die Angelegenheit noch einmal überprüfen sollte, bevor ich darauf weitergehende Entscheidungen aufbaue. Das war sogar recht einfach. Ich fragte die Isais nach ihrer Telefonnummer und als ich sie über Telefonnetz kontaktierte sandte sie mir einen Datensatz den sie mit dem Namen einer bestimmten Verschlüsselung begann. Diese Verschlüsselung hatte mir ein anderer Techniker als eine der Geheimverschlüsselungen genannt, die mir auf der Erde begegnen könne und die ich deshalb kennen solle.

Sie beantwortete mir meine Frage, ob die Unterlagen die Situation zutreffend darstellten, indem sie sie im wesentlichen bestätigte, ein paar kleinere Ungenauigkeiten korrigierte und mir dann noch mehr Hintergrundinformationen zu ihrer Kultur lieferte. Ich kam zunehmend zu dem Schluß, daß es zentral wichtig wäre, die anderen Zuchtsklaven über das zu informieren, was ich hier erfuhr, selbst wenn es mich das Leben kosten sollte. Im Augenblick sah ich aber nicht, wie ich das hinkriegen könnte.

Offensichtlich war mein neuer Vorgesetzter sich darüber im Klaren, daß ich in meiner Herkunftskultur nur ein Sklave war und daher mehr mit den ebenfalls durch meine Herren versklaven Erdenmenschen sympathisierte als mit dem Adel, der uns alle beherrscht. Er hatte mir jedoch auch die Papiere vorgelegt, mit denen ihm mitgeteilt worden war, wie seine Vorgesetzten mich sahen. Da gab es diese Fraktion, die dem bescheuerten Arzt zustimmte und ernsthaft behauptete, ich hätte keine Gefühle, weil ich ja eina halbe Maschine wäre. Nun ich weiß schon, warum ich den Arzt so dermaßen unsympathisch finde. Die andere Fraktion war der Ansicht, ich hätte keine eigene Meinung und wäre daher mit dem Adel, dessen Botschaft ich überbracht hatte, gleichzusetzen. Zu ein bißchen mehr differenziertem Denken sollte man schon fähig sein, wenn man versucht, einen Staat zu führen. Wenn ich allerdings unseren eigenen Adel ansehe, dann weiß ich sehr genau, daß das, was sein sollte, damit die Welt ein guter Ort sein kann, oft nicht ist.

Ich habe mich dann viele Tage lang neben der sonstigen Arbeit mit der Isais, der Botschafterin der Galaktischen Föderation, unterhalten, was mich sehr freute, weil ich mich einsam gefühlt hatte, weil man über die Telefonleitung nur Worte übertragen kann und das Datenformat, das die Isais benutzte erlaubte viel mehr unterschiedliche Darstellungen. Allerdings waren die Daten, die ich erhielt, seltsam, denn ich hatte das Gefühl, durch ihre Augen zu sehen, ihre Gefühle zu fühlen und ihre Gedanken zu teilen. Gedanken und Bilder verstand ich ja prinzipiell. Mich wunderte, daß sie so einfach übertragen konnte, was sie mit ihren eigenen Augen sah. Wenn ich das versuchte, war das Ergebnis nie so gestochen scharf wie das, was ich hier bekam, deshalb hatte ich zuhause immer Filme der überall vorhandenen Überwachungskameras verwendet, wenn ich mit Freunden Bilder austauschen wollte. Und wie das mit den Gefühlen gehen sollte, war mir völlig unverständlich, ihre Technik mochte ja eine Integration von Gefühlen in einen Datensatz erlauben, die in meinem Körper eingepflanzte Technik, ermöglichte eine Rückübersetzung in Gefühle aber genauso wenig wie ein Telefonhörer Bilder anzeigen kann. Außerdem hatte ich das Gefühl, von Musik umgeben zu sein, die auf seltsame Weise wohltuend war, obwohl, wenn ich mich auf diese Musik konzentrierte, nicht wirklich etwas Identifizierbares zu hören war.

Anfangs war das kaum merklich gewesen, aber es wurde immer deutlicher und als mit klar wurde, daß das gar keine Einbildung sein konnte, weil es viel zu deutlich war, fragte ich nach, was das ist. Sie schien sich über die Fragen zu wundern, denn sie hatte doch gefragt, ob sie etwas an meinem Geist heilen dürfe. Das hatte sie natürlich, ich hatte es aber so verstanden, daß sie mich fragt, ob sie mit mir eine Psychotherapie machen darf, nicht ... ja was hatte sie eigentlich gemacht? Es war jedenfalls interessant und fühlt sich gut an, aber was war das? Ihre Antwort verstand ich nicht wirklich, die klang, als wollte sie behaupten, daß es Himmel und Hölle aus den alten Märchen wirklich gibt. Aber andererseits war das mit den Gefühlen, die über eine Telefonleitung übertragen wurden wirklich sehr, sehr merkwürdig.

Noch komischer war allerdings, daß ich jetzt auch anfing, Stimmen zu hören, die nicht aus dem Mund der Leute kamen und trotzdem etwas damit zu tun hatten, was die Leute danach taten. Das konnte keine reine Einbildung sein.

Kersti

Fortsetzung:
F1949. Karl: Die nächste Episode, die mir vor Augen führte, daß sie aus einer anderen Kultur stammte und ganz anders dachte, als auf der Erde aufgewachsene Menschen, war als sie mich beim Duschen erwischte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben