erste Version: 6/2021
letzte Bearbeitung: 6/2021

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Gruselige Experimente

F2068.

Jedenfalls hat die Krake mir Geschichte aus der Zeit erzählt, als die anderen Kraken noch lebten und auf der Station gewohnt hatten

Vorgeschichte: F2065. Sandor: Außerdem haben alle behauptet, die Kraken würden hier noch herumspuken und das kam mir nun wirklich absurd vor. Wer glaubt denn an Geister?

Sandor erzählt:
Zunächst waren alle meine Pläne auf Flucht ausgerichtet, aber das wurde schnell gegenstandslos, ich hatte nämlich keinen Ort, zu dem ich zurückkehren konnte. Ich war schließlich in einem Kinderheim aufgewachsen und hatte keine Verwandten und meine Kindheitsfreunde hatten sicherlich bereits ihr eigenes Leben aufgebaut, als ich genug Wissen beisammen hatte, daß ich hätte fliehen können. Außerdem gab es nichts, vor dem ich hätte fliehen müssen, denn wie mir der Mann dem ich beliebig viele Fragen stellen dürfen, gesagt hatte, hatten wir viel Spaß miteinander. Die Leute, die auf dem Mond das Sagen hatten, waren zwar teilweise richtig üble Typen, aber Jender LZB99-950-41, der bei uns den Befehl hatte, war ein richtig anständiger Mensch und er sorgte dafür, daß wir die unangenehmen Typen nur sahen, wenn wir sie über die Überwachungskameras beobachteten. Außerdem, wie sollte ich auf der Erde leben, wenn ich nicht einmal normal aufs Klo gehen kann? Als ich das erste mal beauftragt wurde, einen der Freigeborenen, wie Jender sie nannte, zur Erde zu fliegen, startete ich jedenfalls keinen Fluchtversuch, auch wenn ich mich freute, die Natur zu sehen.

Nach diesem Besuch auf der Erde war ich irgendwie eher bereit, mein Leben so zu nehmen, wie es nun einmal war. Ja, sie hatte mir Unrecht getan und wenn ich die Möglichkeit gehabt hätte, mir mein Leben selbst zu wählen, hätte ich ein anderes gewählt. Andererseits war ich den größten Teil der Zeit auch nicht unglücklich gewesen, sondern ich hatte immer genug gefunden, das ich ausgesprochen spannend fand. Jeden Abend feierten wir ein kleines Fest. Man war nicht zur Teilnahme verpflichtet, sondern konnte sich genauso gerne zurückziehen und ein Buch aus den Beständen in der elektronischen Datenbank lesen. Wir arbeiteten weder außergewöhnlich viel, noch außergewöhnlich wenig. Bei eher langweiligen Arbeiten konnte man sich Filme, Bücher oder Musik übers Netz abrufen, ohne damit den Nebenmann zu stören. Man konnte sich aber auch mit einem Freund, der am anderen Ende des bewohnten Bereichs arbeitet oder Semian dem Stationsgehirn nebenher unterhalten. Jedenfalls habe ich mich bei der Arbeit nie gelangweilt, teilweise, weil sie an sich interessant war, teilweise weil ich eine interessante Nebenbeschäftigung hatte. Jender achtete streng darauf, daß niemand zu anderen gemein war und daß die Leute, die Diskussionen liebten, sie mit Leuten führten, die ebenfalls gerne diskutieren. Insgesamt war ich normalerweise gut gelaunt, was damals im Kinderheim nicht so gewesen war. Nein ich mußte nicht unzufrieden sein.

Den Arzt war im Grunde auch in Ordnung, auch wenn ich ein paar Jahre brauchte, um das vor mir selbst zuzugeben, weil ich ihm die Operation übel nahm. Er war der Ansicht, das müßte sein, damit man auf dem Mond leben kann. Jender stimmte ihm nicht zu. Er war der Ansicht, daß man Raumstationen auch so warten kann, daß er aber seine Implantate haben wollte, um fünf Unterhaltungen gleichzeitig zu führen und zusätzlich hundert Bücher pro Tag lesen zu können. Wie viele Unterhaltungen er wirklich gleichzeitig führt, ist mir unklar, aber jeder beliebige Mensch kann ihn jederzeit über das Netz ansprechen und er hat tausend Menschen unter seinem Befehl. Zwischenfragen zählt er bei "Gesprächen" wohl einfach nicht mit. Xeros LZB201-75-150, das großköpfige Kind, war nicht wirklich ein Kind, sondern inzwischen durchaus erwachsen geworden, nur ist er immer noch so klein. Aber als ich ihn kennenlernte, war er noch ein Kind gewesen. Sie hatten etwas gemacht, damit er nicht weiterwachsen kann und ihm dann, als er etwa zehnjährig war, diese Implantate eingepflanzt. Er war jedenfalls der Ansicht, daß sein Leben, so wie es war, völlig in Ordnung war und daß er das was sie abgeschnitten hatten, wirklich nicht brauchte und er war noch viel intelligenter als Jender, was immer das heißen mag, außer daß er am Anfang Probleme gehabt hatte, mir die Dinge einfach genug zu erklären.

Jedenfalls fand ich irgendwann eine Vokabelliste, in der erklärt wurde, daß sich Kraken durch eine Änderung des Hautmusters unterhalten und was die einzelnen Muster bedeuten und dann wurde mir klar, daß auf den Wänden etwas geschrieben war. Ich habe nach und nach gelernt, das zu lesen, einfach weil es da war und ich die Übersetzung nachsehen konnte. Und dann stellte ich fest, daß es wirklich spukte. Na ja nicht direkt, aber es gab neben Semian, der einmal ein Mensch gewesen war, dessen Gehirn sie in die Raumstation eingebaut hatten, ein zweites Stationsgehirn, das vor unvordenklichen Zeiten mal eine junge Krake gewesen war. Jedenfalls hat die Krake mir Geschichte aus der Zeit erzählt, als die anderen Kraken noch lebten und auf der Station gewohnt hatten. Ich sollte nur mit den Freigeborenen nicht darüber reden.

Kersti

Fortsetzung:
F2033. Jack: Am Himmel erschien ein Licht und ich dachte sofort: "Jetzt kommen sie, um mich zu holen!"
F2046. Xeros LZB201-75-150: D
F2005. Danis LZB97-108-2007: Ich dachte, ich wäre bei den Echsen sicher, da das Argument, daß wir giftig sind, weil wir Drähte im Körper haben, sonst immer zieht

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben