erste Version: 11/2021
letzte Bearbeitung: 11/2021

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Gruselige Experimente

F2142.

Aber nachher kann einem schon klar werden, daß auf der anderen Seite auch Menschen gestanden haben, die auch Freunde verloren haben

Vorgeschichte: F2141. Jender LZB99-950-41: Die Galaktische Konföderation besiegte nach und nach alle anderen Gruppierungen im Sonnensystem
F2170. Galan Nei: Ich fühlte mich mich für die Aufgabe eines Verbindungsoffiziers zu den Zuchtsklaven nicht qualifiziert, denn ich kam mir wie ihr Schoßtier vor

Peter Schmidt erzählt:
Die großen feindlichen Stationen waren inzwischen erobert worden, doch es wimmelte überall noch von einzelnen kleineren bewaffneten Raumschiffen, die den Weltraum unsicher machten. Einem solchen waren wir begegnet, es hatte unseren Frachter flugunfähig geschossen und war wohl auch von irgendwem beschossen worden, jedenfalls versuchten sie nicht, uns zu entern.

Dann wurden wir von einem anderen Schiff angefunkt. Der Kapitän stellte sich als unser neuer Verbündeter vor nur war mir ehrlich unbekannt, daß wir Kriegsschiffe des Lichtreiches als Verbündete hatten. Allerdings war das Schiff auch noch bewaffnet, so daß es eventuell unklug sein könnte, deren Angaben anzuzweifeln. Ich befürchtete also, daß das nur hieß, daß uns jemand anders einkassieren wollte, und so weit ich das sehen konnte, wäre es sehr unklug, uns mit denen anzulegen.

Wir leisteten also keinen Widerstand, als sie uns enterten und uns erklärten, daß sie uns zu ihrer Station schleppen würden. Sie betonten dabei ständig, daß wir keine Angst haben müßten, dabei weiß doch jeder, daß die auch Sklavenhandel betreiben.

Wir dockten innerhalb von kürzester Zeit bei ihnen an und dort wurde mir mitgeteilt, daß das Schiff am nächsten Tag fertig wäre und bis dahin müsse ich hierbleiben. Ob ich Hunger hätte, wurde gefragt. Wir hatten Hunger und wurden sofort dahin geleitet, wo sie üblicherweise aßen. Leider tat das meinen Nerven gar nicht gut, denn dort liefen diese Gestalten herum, die schlimmer aussahen, als der furchterregenste Rausschmeißer einer Raumhafenbar. Zufälligerweise wußte ich auch genau, daß sie tatsächlich schlimmer waren. Im Augenblick lächelten sie mir zwar alle freundlich zu und versichterten mir, daß ich keine Angst haben muß, aber das änderte nichts daran, daß ich wieder vor Augen hatte, wie es damals gewesen war, als ich gegen genau solche Gestalten gekämpft hatte.

Irgendjemand fragte mich, ob er irgendetwas tun könnte, damit ich weniger Angst habe. Ich sagte, daß ich mich bei meiner Führung versichern wollte, daß der Friedensvertrag wirklich existiert. Dieser unheimliche muskulöse Typ meinte dann, das sei kein Problem, ich solle mit in die Zentrale kommen und führte mich kreuz ung quer durch die Gänge der Station. Dann öffnete er eine Tür und erklärte noch so einem muskulösen Typ, daß ich wohl noch nichts von dem Friedensvertrag gehört habe und deshalb mit meiner eigenen Führung sprechen möchte, um mich zu versichern, ob das stimmt. Und dann war ich mit diesem neuen Muskeltyp allein in einem Raum. Meine Angst wurde dadurch nicht besser.

Dabei kann ich ihm nicht einmal einen Vorwurf machen. Er zeigte auf dem großen Bildschirm auf eines der dort angezeigten Schiffsicons und erklärte mir alles darüber, zumindest kam es mir so vor. Er wußte, wer der Kapitän des Mutterschiffes war, wer gerade Wache bei der Raumüberwachung hatte und ich fragte mich, wo er diese Informationen herhatte, die er mir so selbstverständlich mitteilte, als würde er denken, daß das jeder weiß. Dann fragte er mich, ob er die Richtfunkverbindung aufbauen sollte oder ob ich das machen wollte. Ehrlich gesagt war ich mir gar nicht so sicher, ob ich mich auf diesen fremden Instrumententafeln selbst mit Anleitung zurechtfinden würde, also ließ ich ihn machen und er übergab mir das Gespräch, nachdem er mich angekündigt hatte und erklärt hatte, wie ich auf die Station gekommen war. Der Wachhabende erklärte mir, daß die Adeligen Herren der Station geflohen waren und die Sklaven allein zurückgelassen hätten und die hätten sich schon bei Annäherung an die Station ergeben und bereits einen Friedensvertrag ausgehandelt, der nur noch durch den Oberkommandierenden, der im Augenblick in den Plejaden sei, bestätigt werden müsse.

Als mir der muskulöse Typ sacht auf die Schulter tippte, um zu sagen, daß er auch noch mal sprechen wollte, bekam ich so einen Schreck, daß ich mir in die Hose machte. Er erklärte dem Wachhabenden, daß für seine Station ja ein Schiff bestimmt sei, daß ungefähr dieselben Versorgungsgüter geladen hätte, wie wir auf unserem Schiff hätten - er stellte die exakten Daten gegenüber und während es mich nicht wunderte, daß er das bei der für ihn bestimmten Ladung wußte, fragte ich mich, ob er alles über mein Schiff weiß und wann er sich damit befaßt hatte. Er schlug ihnen vor, daß das für ihn bestimmte Schiff an unser Ziel weitergeleitet wird, während sie unsere Ladung nehmen und uns dann morgen nach der Reparatur nach Hause zurückschicken. Außerdem schlug er vor, daß sie die Hälfte des Beuteschiffes, das uns als Verbündeten zustünde als Bezahlung für die Reparatur nehmen würden. Ich fragte mich, wie wir zu der Ehre kamen, bei dem Kampf als Verbündeter gesehen zu werden. Natürlich hatten wir uns verteidigen wollen, aber es war uns nicht gelungen, auch nur einmal mit den Bordwaffen zu schießen, bevor sie uns kampfunfähig geschossen haben. Andererseits sah ich auch nicht, warum ich dem großzügigen Angebot widersprechen sollte. Daher wurde die Regelung angenommen und das Gespräch einvernehmlich beendet.

"Müssen wir ihnen eine Hose leihen, bis sie gereinigt ist oder haben sie etwas auf dem Schiff?" fragte er mich plötzlich.
Ich war peinlich berührt.
"Herr Schmidt, wir sind auch Menschen. Wir können auch Angst haben und wir alle wissen, wie es ist, wenn man nach einer Schlacht ständig die Bilder von Explosionen und zerfetzten Freunden vor Augen hat." sagte er zu mir.
Ich starrte ihn fassungslos an, denn sie waren mir wie Dämonen aus den tiefsten Tiefen der Hölle vorgekommen. Ich war wirklich nicht auf den Gedanken gekommen, daß es ihnen passieren könnte, daß sie sich nach einer Schlacht wie eine zerbrochene Puppe fühlen könnten.
"Ich habe Wechselkleidung auf dem Schiff."
Der Muskelprotz gab eine Nummer in die Tastatur ein und sagte zu jemandem, ich sei in einer wichtigen Besprechung und man solle mir meine Sachen vorbeibringen, ohne uns zu stören. Zu mir sagte er, daß ich doch sicherlich nicht wolle, daß meine Kameraden das erfahren. Er würde meine Hose bis morgen früh reinigen und trocknen lassen.

Und dann stellte ich fest, daß er denselben Vortrag beherrschte, den auch die Therapeuten drauf hatten, nur ließ er sich im Gegensatz zu diesen nicht abwimmeln und wenn ich nicht reden wollte, konnte er mir genau erzählen, was ich vor Augen hatte. Ich fragte mich, ob er Gedanken lesen konnte. Aber andererseits, er hat mich gefragt, warum ich vor ihnen - er bezeichnete sich selbst als einen XZB12 - so eine Angst hätte, ob ich schon einmal gegen sie gekämpft hätte und ich hatte ihm die genaue Schlacht genannt. Es war gruselig gewesen. Wir hatten sie mit zehnfacher Übermacht und besseren Waffen angegriffen - und ich verstehe selbst im Nachhinein nicht, was sie eigentlich gemacht haben, aber sie haben uns besiegt. Es ist, als hätten sie irgendeine Art Magie mit der sie erreichen, daß nur ihre Schüsse treffen. Er fragte mich dann, ob ich mich schon gefragt hätte, wie es für sie gewesen sei, in dieser Schlacht. Ich sagte, daß ich mir darüber keine Gedanken gemacht hatte.

"Nein. Während einer Schlacht denkt man nie darüber nach, wie es für den Feind sein könnte. Da ist man viel zu sehr damit beschäftigt, selber am Leben zu bleiben. Aber nachher kann einem schon klar werden, daß auf der anderen Seite auch Menschen gestanden haben, die auch Freunde verloren haben." sagte er.
Ehrlich gesagt, hatte ich da nicht drüber nachgedacht. Aber ob ich es wissen wollte oder nicht, er erzählte mir, wie er sich nachher um die Verletzten gekümmert hatte. Als ich ihn fragte, ob er Arzt wäre, erklärte er inzwischen tatsächlich mehrere Facharztabschlüsse hätte. Das läge daran, daß sich zuhause niemand dafür interessiert hätte, ob sie leben oder sterben. Daher hätten sie sich angewöhnt, sich um ihre Verletzten selbst zu kümmern, damit niemand ohne Hilfe bleibt. Und während er mir erklärte, was er damit meinte, gefror alles in mir, denn ich hätte mir nie vorstellen können, daß es eine Armee im Universum gibt, die ihre eigenen Soldaten dermaßen gleichgültig behandelt. Rabis XZB12-55-712, so hieß der Muskelprotz nämlich, sorgte jedenfalls nachhaltig dafür, daß ich ihn nicht mehr als Monster sehen konnte. Und irgendwie bewirkte das, daß ich auch keine Angst mehr vor ihm hatte. Aber ehrlich gesagt verstand ich das selbst nicht so ganz. Er hatte mit mir über all diese furchtbaren Bilder von Menschen die durch Explosionen zerrissen wurden und all das geredet und das einige Stunden lang - und danach kam er mir plötzlich wie ein vertrauenswürdiger freundlicher Mensch vor. Ich meine, die Therapeuten haben ja schon seit dieser Schlacht vor einigen Jahren versucht, mit mir eine Traumatherapie zu machen und es ist nie etwas anderes als Alpträume dabei herausgekommen und dann rede ich mit einem von denen, die damals auf mich geschossen haben und jetzt habe ich keine Angst mehr vor ihm?

Das Schiff war übrigens wirklich am nächsten Tag wieder in Ordnung. Wie sie das gemacht haben, weiß ich nicht, denn sie konnte ja nicht einmal genau passende Ersatzteile gehabt haben. Aber es funktionierte anstandslos und unsere eigene Werft bestätigte, daß die Ersatzteile zwar etwas anders aussahen, aber daß alles funktionierte wie es sollte. Nur hätte unsere eigene Werft für eine solche Reparatur mindestens eine Woche gebraucht!

Abgesehehen davon hatten sie das Schiff ja auch noch be- und entladen und abgemacht, daß wir mit dem Rückflug Ersatzteile zum Mond bringen.

Kersti

Fortsetzung:
F2171. Galan Nei: Ich fragte mich, ob ich auch eine Therapie bei den XZB12s machen mußte, damit ich etwas gegen meinen Verfolgungswahn tun konnte

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben