erste Version: 11/2021
letzte Bearbeitung: 11/2021

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Im Stich gelassene Sklaven

F2153.

Hier darf man wirklich keinen einzigen Fehler in der Arbeit haben, sonst muß man Kisten schleppen

Vorgeschichte: F2152. Dolon XZB12-14-33: Das Schiff mit dem sie mich zur Erde schickten war klein und unmodern, daher fragte ich mich, warum wir damit Erfolg haben könnten, schließlich waren dort diverse sternenfahrende Kulturen zugange

Roman von Saraman erzählt:
Hier darf man wirklich keinen einzigen Fehler in der Arbeit haben, sonst muß man Kisten schleppen. Ich hatte mich ja schon geärgert, daß auf dem Schiff morgens und abends je eine Stunde technischer Unterricht und mittags zwei Stunden Training an den Waffen angesetzt waren. Wenn man dann noch die eigentliche Arbeit dazunahm, waren das acht Stunden. Aber als wir auf dem Planetoiden ankamen, wo wir eine Raumstation bauen sollten, wurde es schlimmer. Da war es nur noch eine Stunde technische Übungen morgens und eine Mannöver abends und es kamen noch acht Stunden richtige Arbeit dazu. Außerdem sagten sie mir, daß meine technischen Übungen immer noch Fehler enthalten und deshalb wäre ich nur zum Kisten schleppen geeignet. Dabei gab es doch die XZB12s und die sollten so etwas eigentlich machen. Die hatten auch viel mehr Muskeln als wir.

Als ich einen XZB12 im Laderaum sitzen und anderen Befehle erteilen sah, obwohl er doch eigentlich nur ein Sklave war, sagte ich ihm das auch, aber er antwortete:
"Das siehst du falsch. Jeder tut die Arbeit, die er beherrscht und jeder arbeitet gleich lang. Du hast in den Übungen gezeigt, daß du nicht weißt, wie man technische Aufgaben plant, also kannst du nur Kisten schleppen. Ich kann auch Kisten schleppen, da hast du recht und ich werde später auch einen anderen XZB12 ablösen, der müde ist. Aber du kannst nur Kisten schleppen und anderen Leuten Dinge zureichen, deshalb tust du diese Arbeit auch. Wenn du Befehle geben willst, mußt du deine Übungen ernst nehmen und zeigen, daß du das, was du tun willst, auch wirklich tun kannst." erklärte er mir mit einem freundlichen Lächeln und befahl mir dann weiterzuarbeiten.

Ich war ziemlich sauer, daß ich bei so einer frechen Antwort den Strafer nicht benutzen durfte, aber wenn man so etwas macht, kommt man in den Bau und ich wollte nicht die nächsten drei Tage im Kerker sitzen. Außerdem war ich beleidigt, über das, was er gesagt hatte, schließlich hatte ich mein Studium abgeschlossen und das hieß doch, daß ich das kann. Als ich abends müde ins Bett fiel, hörte ich etwas, was mich wirklich entsetzt hat. Ein Freund von mir hat nämlich den Strafer wirklich benutzt und daraufhin haben sie ihm so ein Halsband angezogen und gesagt, sie könnten ihn nicht in den Bau bringen, weil er arbeiten müßte, aber da er ungezogen gewesen wäre, würden sie ihm jetzt zeigen, wie sich ein Strafer anfühlt und sie haben ihm so Stromschläge damit versetzt, daß er vor Schmerzen schreien mußte. Und dann haben sie ihn wieder Kisten schleppen geschickt. Er hat danach Kisten geschleppt und sich nicht mehr getraut, den Strafer zu benutzen. Er hat dann gesagt, daß er sich beschweren wird und ihm wurde darauf geantwortet, daß das nächste Versorgungsschiff von zuhause erst in ein paar Jahren kommt. Er dürfte dann natürlich eine Beschwerde mitschicken, aber die Antwort würde so schnell nicht kommen. Außerdem würde den König das Arbeitsergebnis viel mehr interessieren als ob sich ein untergeordneter Offizier mal beschwert hat.

Ich beschwerte mich trotzdem bei einem Vorgesetzten, der mir erklärte, daß die XZB12s zwar die schweren Kisten schleppen, einfach weil sie stärker sind, daß aber jeder mithelfen muß und daß alle nur kurze Zeit gesessen haben, um mal eine kurze Pause bei der Knochenarbeit zu haben. Auch die XZB12s hatten sechs Stunden Kisten geschleppt und zwei Stunden weniger anstrengende Dinge gemacht.

Am nächsten Tag beschwerte ich mich bei den technischen Übungen, daß es doch gar nicht möglich ist, überhaupt keinen Fehler zu machen. Der Techniker, der mich anleitete, sagte, daß ich damit recht hatte, aber daß ich die Übung eben erst abgeben darf, wenn der Testdurchlauf keine Fehler mehr anzeigt. Dann würde ich zwar weniger schaffen, das, was ich mache, würde aber besser bewertet und letztlich wären es Übungen. Daß das Ergebnis richtig ist, ist wichtiger, als wie schnell man ist. Er hatte so etwas schon öfter gesagt, aber diesmal machte ich es auch wirklich so und schaffe nur eine von den drei Übungen, aber der Techniker sagte mir, daß das viel besser wäre, als die letzte Zeit immer, denn wenn man die Lebenshaltung langsam repariert, dann funktioniert sie nachher trotzdem, aber man schafft ein paar weniger wichtige Dinge nicht, wenn man sie falsch repariert, bekommt man nachher keine Luft und muß ersticken. Auch das hatte er schon öfter gesagt, aber ich hatte mich immer gefragt, warum ich die Lebenshaltung reparieren können soll, dazu sind doch Techniker da!

Kersti

Fortsetzung:
F2154. Karim vom Silberberg: Alle anderen waren erleichtert, daß Dolon mit Nachdruck das Heft in die Hand nahm, denn wenn der Kapitän etwas tat, war es immer ein Problem gewesen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben