erste Version: 11/2021
letzte Bearbeitung: 11/2021

Das Sternenreich der Zuchtmenschen: Diplomatische Kontakte zu Zuchtsklaven

F2170.

Ich fühlte mich mich für die Aufgabe eines Verbindungsoffiziers zu den Zuchtsklaven nicht qualifiziert, denn ich kam mir wie ihr Schoßtier vor

Vorgeschichte: F2138. Sirman Tin: Ich nahm keine feindselige Energie wahr, aber das muß bei einem so gut organisierten Bienenstockbewußtsein auch nichts heißen, die können ein fremdes Bewußtsein schleichend unterwandern, wie das die Drachen tun

Galan Nei erzählt:
Als ich nach der Eroberung der Mondbasis auch noch die zweite Station des Lichtreiches ohne Zwischenfälle übernehmen konnte, sagte man mir, ich hätte ja bereits eine gute Beziehung mit den Zuchtsklaven des Lichtreiches aufgebaut, daher wäre ich jetzt der Verbindungsoffizier zwischen ihnen, uns und den Erdenmenschen und es wäre meine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß in den Beziehungen mit den Zuchtsklaven alles reibungslos läuft.

Ehrlich gesagt fühlte ich mich für diese Aufgabe gar nicht qualifiziert, denn ich hatte konstant das Gefühl, als wäre ich so ein Schoßtier, wie die Hunde, die die Erdenmenschen haben, das zwar sehr geliebt wird aber am Ende bestimmt der Mensch doch, wie der Hund zu leben hat. Egal welches Thema man anspricht, sie haben immer eine ausgearbeitete Lösung parat, der man einfach nicht widersprechen kannt, weil sie zu perfekt klingt.

Natürlich hatten auch die Erdenmenschen einen Verbindungsoffizier eingesetzt, der für die Zuchtsklaven zuständig war und der bestätigte mir meinen Eindruck. Es handelte sich um eine Frau mit dem Vornamen Mira, die als Tochter eines Diplomaten namens Jack in einem der Geheimprojekte der Erde aufgewachsenen war. Nach ihrer Aussage hatten die Zuchtmenschen seit vielen Jahrhunderten die Erdenmenschen in Richtung Demokratie, Kommunismus und Abschaffung der Sklaverei beeinflußt und es dabei geschafft, daß diese Aktivitäten ihrer eigenen Herrscherschicht nicht auffielen. Ich war überrascht, als ich das hörte, denn das Lichtreich hatte uns beschuldigt, wir hätten die Erdenmenschen zu Aufständen angestachelt und wir hatten gar nicht begriffen, warum die Erdenbewohner plötzlich so rebellisch gewesen waren, denn wir hatten uns selbstverständlich an die Nichteinmischungsklausel unserer eigenen Kultur gehalten.

Ob diese Intervention so klug gewesen war, wage ich noch zu bezweifeln, aber sie hatte ganz sicher dazu geführt, daß die Menschheit sich nach und nach aus der Versklavung verschiedener außerirdischer Gruppen befreit hatte. Allerdings verstehe ich nicht, wie die Erdenmenschen es geschafft haben, sich gegen die Ciakahrr zu wehren. Da mußte irgendetwas passiert sein, was diesen einen Heidenrespekt eingeflößt hatte und das ist bei der Clientel gar nicht einfach!

Ich stellte die Frage, doch erhielt nur zur Antwort, daß da wohl wirklich etwas geschehen sein müsse, was noch niemand so ganz verstanden hätte.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, daß die Erdenmenschen einen besseren Diplomaten ausgewählt hatten als wir, denn - wie gesagt - ich fühlte mich überhaupt nicht kompetent und die gute Frau schien zu wissen wovon sie sprach und wirkte sehr selbstsicher.

Ich fragte sie was sie meinte, was ich tun könnte, um die Zuchtmenschen besser zu verstehen. Mira sagte mir daraufhin ich solle meinen Laptop nehmen, eine bestimmte Codenummer eingeben und mir das mal ansehen. Was sie mir zeigte, war letztlich eine Art Diskussionsformum, in dem die früheren Arbeitssklaven der Mondkolonie des Lichtreiches miteinander eine Diskussion über die Politik auf dem Mond führten. Es gab da verschiedene Themenkomplexe. Was mich überraschte war der Umgangston, denn die Sklaven, die wenn man sie draußen sieht so überaus fügsam und gehorsam wirkten, diskutierten hier sehr offensiv mit den Zuchtmenschen, die die Führung darstellten und sie setzten offensichtlich ihren Willen auch manchmal per Mehrheitsentscheidung gegen Jender durch. Ich fragte Mira, ob das normal war.
"Ja, so haben wir auch als ich Kind war mit Onkel Jender geredet, damals als er sich um das Zuchtprojekt bei der geheimen Anlage, wo ich aufgewachsen bin, gekümmert hat. Da wir im Netz alles ausdiskutiert haben, konnten wir nach außen hin besser als Einheit auftreten." erklärte sie.
Ich fragte sie, was denn ihr Vater dazu gesagt hatte.
"Jender ist ein lieber Mensch, aber ich soll bedenken, daß er in einem sehr unterdrückerischem System aufgewachsen ist und sich deshalb eine wirklich freie Gesellschaft gar nicht vorstellen kann. Das habe ich dann Jender erzählt und der meinte, daß mein Vater damit recht hat." erklärte sie.

Ich fragte sie, wie sie die Zuchtsklaven einschätzen würde.
"Mit 'lieb' ist Jender durchaus sehr gut beschrieben, aber was daran das Problem ist, merkt man erst, wenn man als Schwester von einer Hand voll von ihnen aufwächst. Natürlich waren meine Ziehgeschwister nur halbblütige Zuchtmenschen, trotzdem waren sie durchweg viel besser darin, andere Leute dazu zu bringen, daß sie tun, was sie wollen, als ich und ich konnte das in der Perfektion, wie die das immer hinbekommen haben, auch nicht lernen. Da fehlte mir die Mentalität und die Begabung zu. Jedenfalls muß man immer aufpassen, daß man noch weiß, was man selber will, sonst führt man, ohne es zu merken, ihre Pläne aus." erklärte sie.

Noch ehe die Verträge mit den Zuchtsklaven unterschrieben waren, wurden sie von diesen als gültig verstanden und sie verteidigten einige unserer Frachter, die von den versprengten Resten der feindlichen Truppen angegriffen worden waren. Da die Verträge noch nicht ratifiziert waren, waren unsere Leute natürlich auch noch gar nicht darüber informiert und reagierten entsprechend verunsichert, mit dem Ergebnis, daß ich ihnen letztlich persönlich versichern mußte, daß alles in Ordnung ist. Nachher bat ich die betreffenden Kapitäne persönlich ihre Erfahrungen mit mir zu besprechen, was sie auch gerne taten.

Kersti

Fortsetzung:
F2142. Peter Schmidt: Aber nachher kann einem schon klar werden, daß auf der anderen Seite auch Menschen gestanden haben, die auch Freunde verloren haben

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben