F2212.

Ich hatte die Galaktische Konföderation immer als "Die Guten" gesehen, aber in den Therapiesitzungen mit Buddha hatte ich festgestellt, daß nicht alles, was ich für gut und richtig gehalten hatte, gut oder richtig war

Vorgeschichte: F2253. Daris XZB12-84-40: Zichrrr wirkte, als würde Sie das Ei sehr niedlich finden und es am liebsten mit ihrem eigenen Körper wärmen

Galan Nei erzählt:
Tania reiste zu Karaman Val, weil dieser mit ihr reden wollte. Buddha war wohl der, der eigentlich mit Tania und Dolon hatte reden wollen, nicht Karaman Val. Er nahm Tania und Dolon für eine Sicherheitüberprüfung in der Weltenzerstörerflotte so vollständig in Anspruch, daß beide praktisch keine Zeit mehr im Sonnensystem verbrachten. Ich fragte Dolons Stellvertreter Rabis XZB12-55-712, ob das denn keine Probleme aufwerfen würde, doch der meinte, die XZB12s wären einander so ähnlich, daß sie jedezeit die Aufgaben eines Kollegen übernehmen konnten, wenn es nötig sei. Um ehrlich zu sein, verstand ich das nicht. Ja, die XZB12s waren einander ähnlich wie eineiige Zwillinge einander sind, aber ich konnte schon deutliche Charakterunterschiede zwischen ihnen wahrnehmen und Ähnlichkeiten zwischen Zwillingen befähigen sie normalerweise nicht, nahtlos die Stelle des anderen Zwillings zu übernehmen, wenn sie normalerweise verschiedene Arbeit machen. Bei den XZB12s schien das dagegen zu funktionieren.

Und dann erfuhr ich, daß sich Dolon ebenfalls in etwas anderes verwandelt hatte und Themen, die dabei hochgekommen waren, erst einmal aufarbeiten mußte. Über ihre dortige Aufgabe waren sie sehr zugeknöpft, was ja sicherlich sinnvoll war, sie sagten lediglich, die Leute wüßten jetzt, was sie aufarbeiten müßten und würden das auch tun. Als ich das hörte, hatte ich beinahe Mitleid mit der Flotte, denn ich wußte ja wie Tania - oder Dolon - es immer fertig brachten, einen zum aufarbeiten zu bewegen und das war keine angenehme Erfahrung, auch wenn ich die Erfolge schätze. Wenn ich mir jetzt die beiden im Paket vorstelle kommt mir das kalte Grausen!

Ich fand es allerdings verblüffend, daß auch Dolon von Tania so aus dem Gleichgewicht gebracht werden konnte und daß dasselbe umgekehrt für Tania galt. Beide waren erst mal für geraume Zeit mit Therapiesitzungen beschäftigt. Das hieß, daß ich von ihnen erst einmal verschont war. Allerdings stellte ich fest, daß Dolons Stellvertreter ihn tatsächlich perfekt darin vertreten konnte und auch Tania hatte einen Stellvertreter, der genauso beunruhigend auf mich wirkte wie sie. Er hieß Jadis.

Jedenfalls war das neueste Thema von Rabis XZB12-55-712, daß er mich darüber unterrichtete, daß die Echse nicht nur ihr Ei gelegt hatte, sondern daß daraus auch noch eine Fledermaus geschlüpft war. Das Kind hatte eine senkrecht geschlitzte Pupille. Ich war nicht der einzige, der dann sofort befürchtete, das Kindchen könnte eine Echsen-Seelenmatrix haben und sich in ein Monster verwandeln. Die telepathischen Wächter wollten das Kind sofort alle untersuchen, doch Rabis widersprach. Er erklärte, daß wir unsere Schmeißfliegenreaktion bitteschön unterlassen sollten - er bezog sich damit auf diese lästigen irdischen Tierchen, die sich von allen Seiten auf ein Stück vergammelndes Fleisch stürzen und nicht zu vertreiben sind. Das wäre ein kleines Kind, das von so etwas überfordert sei und wir sollten uns gefälligst in einer Weise ihm gegenüber verhalten, wie das bei Kindern angemessen sei. Die XZB12s konnten sehr rigoros werden, wenn sie ihre Kinder verteidigen.

Bei dem Begriff Schmeißfliegenreaktion mußte ich schmunzeln. Ich hatte ja immer gestaunt, wie geduldig und entspannt die XZB12s mit den telepathischen Wächtern umgegangen waren, die, wann immer sie etwas aufgewühlt hatte, was die XZB12s so für normal hielten, in Rudeln bei ihnen eingefallen waren und sie überprüfen wollten. Ihre Reaktion war immer gewesen:
"Bitte, schaut euch alles an, hier ist alles schön und friedlich."
Ich fand es gruselig, daß die telepathischen Wächter mehrfach daran hatten erinnert werden müssen, daß Menschen Essen, Schlaf und Pausen brauchen, denn man stelle sich vor, sie würden so mit Wehrlosen umgehen, die nicht die Möglichkeit haben, ihnen Grenzen zu setzen. Es mag Einzelfälle geben, wo es in Verhören Sinn macht Leute so unter Druck zu setzen, aber normalerweise sollte man jedes lebende Wesen mit Respekt behandeln. Ein guter Therapeut bekommt aus einem Gefangenen mehr Wahrheiten heraus als ein Folterknecht, der oft letztlich nur erzählt bekommt, was er hören will und das muß halt nicht unbedingt mit der Wahrheit übereinstimmen. Daß das Verhalten der telepathischen Wächter sich den Spitznamen Schmeißfliegenreaktion eingefangen hatte, zeigte jedenfalls, daß die XZB12s durchaus ziemlich genervt von uns gewesen waren, aber als gute Diplomaten gewußt haben, daß es klüger war, die telepatischen Wächter sich alles anschauen zu lassen, was sie sehen wollen.

Ich fragte also an, wie denn ein solcher angemessener Umgang mit Kindern sei und mir wurde gesagt, daß wir nur kommen dürften, wenn das Kind nicht in den Privaträumen der Eltern sei, daß nur ein telepathischer Wächter auf einmal kommen dürfe und wer das Kind zum weinen bringt, wird sofort rausgeschmissen. Das erklärte ich der Leitung der telepathischen Wache dann so, was die beinahe dazu animiert hätte, sich in den Plejaden bei der Führung der Galaktischen Konföderation zu beschweren. Ich fragte sie, ob sie denn Kinder hätten und als das einer bejahte, fragte ich ihn, was er denn tun würde, wenn einer sein Kind zum weinen bringen würde. Er sah mich an, als wolle er mich umbringen und das Geräusch was er von sich gab klang wie ein Knurren. Ich fragte ihn, was er dann glauben würde, was so gefährliche Krieger wie die XZB12s tun würden, wenn man ihre Kinder zum weinen bringt.
"Ich glaube das wäre nicht so gut." antwortete er.
"Eben und deshalb würde ich euch dringend raten, ein Kind, das ein XZB12 als seines betrachtet, mindestens so gut zu behandeln, wie ihr euch wünschen würdet, daß eure eigenen Kinder behandelt werden. Achtet einfach darauf, Leute hinzuschicken, die bei Kindern normalerweise beliebt sind." antwortete ich.
Da konnte mir natürlich keiner widersprechen, allerdings wirkten sie so unzufrieden, daß ich mir ziemlich sicher war, daß sie nicht eingesehen hatten, daß dieses Bestehen auf angemessenen Umgang mit Kindern keine speziell gegen sie gerichtete Bosheit war.

Ich besuchte nachher also noch einmal Rabis, erzählte ihm, wie das Gespräch gelaufen war und sagte, daß er sich an mich wenden und eine Beschwerde an Buddha schicken solle, wenn sie Ärger machen.

Buddha nannte ich deshalb, weil ich wußte, daß er regelmäßig Partei für Nichtmenschen und Gefangene ergriff, wenn er meinte, daß wir die Grenzen des Anstands überschritten hatten. Ich hatte deshalb zeitweise die Befürchtung gehegt, daß ihn der Feind als Unterwanderungsagent geschickt hätte, um die Galaktische Koföderation in ihrem Sinne zu unterwandern. Bei dem Nachgespräch der zweiten großen Überprüfung des Aufarbeitungsstandes der Flottenmitglieder, die ich miterlebt hatte, hatte ich Buddha dann im Nachgespräch, als ich etwas mehr Vertrauen gefaßt hatte von dieser Idee erzählt und er hatte darauf eine interessante Antwort gegeben. Er sagte nämlich, Unterwanderungsagent wäre gar nicht so falsch, aber der Feind wäre überhaupt nicht einsichtig genug, um so etwas Kluges zu planen, weil er eben wie wir meinte, im Recht zu sein. Buddha sei Mitglied einer Widerstandsgruppe derjenigen Menschen und nichtmenschlichen Wesen, die von irgendeiner der interstellaren Parteien wie Sklaven behandelt würden oder aber in den Kriegen zwischen die Fronten geraten seien. Sie hätten nicht die Macht, irgendeine der Gruppen militärisch zu besiegen, daher bliebe ihnen nur der Weg, die Probleme, die sie haben, auf diplomatischen Wege zu lösen. Ich fragte ihn, warum er denn meinte, uns unterwandern zu müssen, wir wären doch für Freiheit und Frieden.
"Das liegt daran, daß die Galaktische Föderation nicht so gut ist, wie sie sich selbst immer sehen will und es einige zentrale diplomatische Fehler gibt, die sie immer wieder machen, die behoben werden müssen, um Kriege zu verhindern und damit nicht ständig Unschuldige unnötig zwischen die Fronten des galaktischen Kriege geraten." antworte er.
Ich schluckte, denn ich hatte die Galaktische Konföderation auch immer als "Die Guten" gesehen, aber ich widersprach nicht, denn im Laufe der Therapiesitzungen, die ich persönlich mit Buddha gehabt hatte, hatte ich schon an einigen Stellen feststellen müssen, daß nicht alles, was ich immer für gut und richtig gehalten hatte, gut oder richtig gewesen war.

Kersti

Fortsetzung:
F2213. Galan Nei: e

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben