Danien hat lauter gruselige Sachen erzählt, die ich gar nicht glauben kann

Vorgeschichte: F2313. D

Geron Steinwerker erzählt:
Danien hat lauter gruselige Sachen erzählt, die ich gar nicht glauben kann.

Er hat gesagt, daß die Menschen hier als kleine Kinder gefoltert werden, bis sie alles tun, was man ihnen sagt und mit allem zufrieden sind, was man von ihnen will. Er hat gesagt, daß sie deshalb so gehorsam sind und nicht weil sie Zuchtmenschen sind. Dabei weiß doch jeder, daß Zuchtmenschen von Natur aus fügsam sind und keine Schmerzen wie normale Menschen haben. Deshalb sind sie ja auch viel besser als Technikersklaven geeignet als Freigeborene, die zu oft Selbstmord begangen haben, bis man nur noch Familienväter nahm. Als ich das gesagt habe, meinte er, daß ich auch fügsam gewesen wäre, wenn ich so lange gefoltert worden wäre, wie er gefoltert wurde und daß jeder fügsam wird, weil sich wehren eben in so einer Situation keinen Erfolg bringt und man es sich deshalb sparen kann, wenn man dadurch keine Menschenleben retten kann. Ich sagte dann, daß ich das mit dem sich selber foltern nicht glaube und er hat gesagt, daß er das aber auch gemacht hat, als sie ihn zu diesen Gehorsamsübungen gezwungen haben. Außerdem hat er ihnen auch guten Appetit gewünscht als sie sein Bein gegessen haben. Das ist ja gruselig!

Außerdem hat er erzählt, daß er einmal zugesehen hat, wie sie Menschen bei lebendigem Leibe ausgenommen haben, damit man die Arbeit nicht beim Fest hat, sondern die Opfer selbst zum Spieß gehen können und gebraten werden. Ich habe gesagt, daß ich gar nicht glaube, daß das geht. Außerdem habe ich ihn gefragt, warum er dann nichts dagegen gemacht hat.
"Weil ich ein Kriegsgefangener war und zu dem Zeitpunkt rein gar nichts dagegen tun konnte," behauptete er, "aber jetzt kann ich etwas tun und bin ärgerlich über jeden, der etwas dazu beiträgt, daß eine solche Rettung nicht gelingt."
Und dann hat er behauptet, daß nicht nur er beinahe geschlachtet worden wäre, sondern jeder einzelne Mensch, den ich bei dert abteilung, die die Menschen retten sollte, kennengelernt habe auch und als ich das zuerst nicht glauben konnte, hat er mir zu jedem einzelnen gesagt, wann und wo er gerettet wurde.

Ich fragte mich, ob er das mal eben erfunden hat oder ob er wirklich ein derart gutes Gedächtnis hat und sprach die Frage auch aus, nur das mit dem erfunden habe ich nicht dazu gesagt, das hätte bestimmt Ärger gegeben. Er meinte, er hätte das doch überwachen müssen, deshalb wüßte er das selbstverständlich ganz genau. Ich fand das gar nicht selbstverständlich, denn selbst wenn ich bei jedem dieser Ereignisse mitgearbeitet hätte, hätte ich ganz bestimmt nicht jeden einzelnen Menschen im Gedächtnis behalten. Das waren in der kurzen Zeit, wo ich dort gearbeitet habe doch schon hunderte!

Andererseits staune ich sowieso immer, was Danien Wolf alles so spontan erzählt und wie viele Details er ganz genau nennen kann und wenn man es aus irgendeinem Grund nachschauen muß, stimmt es aufs I-Tüpfelchen. Xitas XZB12-122-15 hat mir bestimmt so viel zu lesen gegeben, weil er denkt, jeder Freigeborene kann das so gut wie Danien.

Zum Schluß zeigte er mir noch eine Statistik der Meldungen von Schlachtungen und erklärte mir, wie er sie verstand. Es war nämlich so, daß die Echsen auch bevor er schon ankam Razzien gegen solche Schlachtungen gemacht hatten, aber daß es bis zu Daniens Ankunft zu wenige Meldungen gegeben hatte. Die Echsen hatten Danien offiziell gebeten, sich an der Angelegenheit zu beteiligen, weil er eine Vertrauensperson war, bei der jeder glaubt, daß es keinen Ärger gibt, wenn man sich an ihn wendet. Dann hatten sich ganz viele Menschen an Danien gewendet, um ihm zu melden, wo es Probleme gab und es war viel zu viel Arbeit, um die neben den Botschaftsangelegenheiten noch mitzumachen und Danien hatte sich Zuchtmenschen rausgepickt, die die Meldungen annehmen sollten. Er hatte gesagt, daß jeder Sklave glaubt, daß man nur bei Sklaven darauf vertrauen kann, daß sie sich genug einsetzen. Ich hatte ehrlich gesagt gedacht, daß er an all diese Stellen Zuchtmenschen setzt, weil sie nicht so wichtig sind.

Ich war das ganze halbe Jahr in der Klinik nur entsetzt gewesen, daß viel mehr Menschen heute noch geschlachtet wurden, als ich angenommen hatte. Gleichzeitig stellte ich fest, daß die Echsenregierung ständig jemanden vorbeischickte, der fragte, ob man noch etwas tun kann und die Abteilung zu verbessern und daß Danien immer wieder etwas verbessert hat. Schließlich gab mir Danien ein Buch zu lesen, das ich wirklich durchlesen sollte, obwohl es zu dick war, außerdem eine zehnseitige Broschüre, aus der ich ein kleines Faltblatt und eine Drei-Satz-Zusammenfassung für ein Plakat machen sollte, das jeder verstehen kann. Er sagte, daß sie die Arbeit der Abteilung darstellen und für unser Sternenreich gedacht sind. Ich solle ihm jede Stelle anstreichen, die ich nicht verstehe, damit er an der Verständlichkeit arbeiten kann.

In der Zeit, in der ich zusammen mit dem Layouter das Faltblatt fertigmachen sollte, konnte ich unmöglich das ganze Buch lesen. Da hat er wirklich komische Vorstellungen! Also las ich nur die Broschüre und machte ein Faltblatt, das ein normaler Mensch verstehen kann. Ich hatte danach eine Diskussion darüber mit ihm, in dem ich ihm erklären mußte, warum das, was er so gemacht hätte, für die meisten Menschen viel zu kompliziert gewesen wäre. Am Ende wirkte er ziemlich brummelig, meinte aber, daß ich wahrscheinlich recht hätte und daß er mich ja dazu eingesetzt hatte, weil er wußte, daß ich besser einschätzen kann, was die Mehrheit der Bevölkerung versteht. Er hat jedenfalls einiges an der Broschüre nach meinen Ideen einfacher dargestellt und mich dann noch einmal drüber lesen lassen, ob das gut genug verständlich ist.

Fortsetzung:
F2536. Danien Wolf: Dann fragte Talis, ob bei den Echsen möglicherweise die Liga für die Rechte unserer gehorsamen Menschen die Macht übernommen hätte