erste Version: 9/2022
letzte Bearbeitung: 9/2022

Frühe Aufstiegsversuche auf der Erde: Die tote Stadt

F2387.

Ich hatte immer geglaubt, Iskar wäre ein Gott

Vorgeschichte: F2385. Kersti: D

Maion erzählt:
Ich hatte immer geglaubt, Iskar wäre ein Gott. Wie die beiden echten Götter Arhana und Geton unterrichtete er an der Universität. Es gab natürlich auch Menschen, die dort unterrichteten, aber wenn man von jemandem lernen will, der ein beinahe unbeschränktes Wissen zu haben scheint, geht man zu den Göttern. Und Iskar schien alles zu wissen. Egal was man ihn fragt, er hatte immer eine Antwort, wenn nicht sofort dann am nächsten Tag. Iskar schien auch ewig zu leben und sah immer noch jung aus. Zumindest konnte sich niemand erinnern, wann er geboren war. Arhana und Geton waren beide hellblond und hatten fast weiße Haut, während Iskar schwarze Haut, schwarze Haare und braune Augen hatte.

Dann wollten mich einmal zwei junge Männer zusammenschlagen. Ich weiß nicht, wo Iskar in dem Augenblick herkam, aber er schlug sie bewußtlos, fesselte sie und rief dann die Stadtwache, damit sie sie wegbrachte. Ich war verblüfft, denn ich hatte nicht gewußt, daß er so gut kämpfen konnte. Wahrscheinlich können Götter alles, dachte ich noch. Ich bedankte mich also für die Hilfe.
"Ich habe damals meine Karriere bei der Stadtwache begonnen und kann immmer noch nicht tatenlos zusehen, wenn die jungen Leute sich nicht benehmen." sagte er daraufhin.
Stadtwache brachte ich nicht mit Gott überein, weil da häufig Leute von außerhalb der Stadt angestellt werden. Schließlich ergreifen nur wenige gerne einen Beruf, in dem man so leicht erschlagen werden kann. Daher rutschte mir heraus:
"Aber ich dachte, du bist ein Gott!"
"Nein, ich bin kein Gott. Ich war ursprünglich ein Sklave, der den Göttern als fünfjähriger als Teil des Tributs ausgeliefert wurde. Dann wurde ich als Mitglied der Stadtwache erzogen und als ich erwachsen wurde kastriert. Da ich sehr gerne gelesen habe, hat mich einer der Halbgötter dem Gott Geton vorgestellt und ich habe mich mit ihm angefreundet und der hat mir die Antialterungsbehandlung verpaßt, die bewirkt, daß ich so lange lebe." erklärte er.
Ich wußte, daß es früher Sklaverei in der Stadt gegeben hatte, aber die hatten die Götter abgeschafft, weil Sklaverei nicht gut ist. Ich wußte auch, daß es anderswo Eunuchen gibt, aber nicht bei uns. Daher fragte ich verwundert, warum man ihm denn so etwas Grausames angetan hatte.
"Ach Maion, damals war doch noch eine völlig andere Zeit. Damals fand das jeder normal! Ich habe später dann mal mit Geton darüber geredet, weil man solche Dinge ja nicht nur deshalb immer weiter so machen muß, weil das immer schon so gemacht wurde und er hat das dann abgeschafft." erklärte er mir.

Ich fand interessant, daß Iskar erzählen konnte, wie es vor so langer Zeit gewesen war, daher nahm ich seine Einladung, mich öfter mit ihm zu treffen, gerne an. Während er mir Dinge erzählte, wurde mir nach und nach klar, daß ich nicht mit ihm tauschen wollte. Er war nämlich einsam und erzählte mir, daß es für ihn wahrscheinlich besser gewesen wäre, wenn er damals gestorben wäre, als er in einem Alter war, in dem die meisten Menschen sterben.

Mir machte aber Sorgen, wie die anderen Leute über ihn redeten. Ich fürchtete, sie würden ihm etwas antun. Nur schien Iskar vor gar nichts Angst zu haben. Und irgendwann kam Arhana nicht mehr und er erzählte mir, daß sie gestorben war. Ich hatte gar nicht gewußt, daß Götter auch sterben können. Iskar erklärte mir daraufhin, daß es früher viel mehr Götter gegeben hatte und daß sie alle gestorben sind, denn sie können keine Kinder mehr bekommen, weil sie zu eng miteinander verwandt sind und deshalb sterben die Götter aus, denn auch wenn man tausend Jahre lebt, wie Götter das tun, muß man Kinder bekommen, damit die Familie nicht ausstirbt. Ein paar Jahre später war Geton tot. Iskar erklärte mir, daß er auch bald sterben wird, weil niemand mehr die Antialterungsbehandlung beherrscht, die den Göttern immer ein so langes Leben ermöglicht hatte.

Irgendwann fand ich ihn dann tot in seiner Wohnung, als ich ihn besuchen wollte.

Kersti

Fortsetzung:
F2386. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben