F2415.

Der junge Katte wirkte, als wäre er völlig verängstigt, aber der Eindruck mußte täuschen

Vorgeschichte: F2414. Kersti: D

Alexander Hermann von Wartensleben erzählt:
Aus mir rätselhaften Gründen wurde mir ausdrücklich befohlen, Hans Hermann von Katte seine Kleidung persönlich vorbeizubringen. Ich hatte gehört, daß er und der Prinz gefangengenommen worden waren, aber mir war kein Grund genannt worden, daher nahm ich an, daß sie auch mir gegenüber einen Verdacht hegten.

Der junge Katte sah sehr elend aus und zitterte wie Espenlaub. Er erzählte mir ungefragt, wie sie ihn gefoltert und verhört hatten und daß er bei einigen Situationen beobachtet worden war, die klar zeigten, daß er ein Komplott gegen den König schmiedete.
Ich sagte streng, ich hätte gedacht, daß er dem Prinzen das ausreden will.
"Habe ich ja auch, oder meinst du, daß ich einem Kind erzähle, was ich vorhabe?" fragte er mich.
Laut seinem Vater hatte er genau das getan. Dann nannte er einige Situationen und Details, bei denen mir fast das Herz stehenblieb, weil wir ebenfalls beobachtet worden waren. Erst als ich mich wieder gefangen hatte, wurde mir klar, daß er sie so erzählt hatte, als wäre er daran auch schuld. Ich sagte ihm, er hätte sich jetzt aber wirklich in Probleme gebracht, wo ich keine Möglichkeit mehr sehe, ihm zu helfen.

Er bekam einen heftigen Zitteranfall.

Der junge Katte wirkte, als wäre er völlig verängstigt, aber der Eindruck mußte täuschen, denn er hatte mir gerade mitgeteilt, daß er beabsichtigte, uns zu decken, weil er sich selbst nicht schützen konnte. Außerdem wußte er, daß man ihn in der Zelle ungesehen beobachten konnte, also wollte er die Geschichte mit dem Prinzen nicht mir erzählen. Ich hätte ihm das auch nicht geglaubt und das mußte er wissen. Wir hatten ihm zwar wohlweißlich nichts Konkretes erzählt, weil wir ihn für zu jung hielten, um alle Gefahren zu bedenken, aber er wußte durchaus, daß es auch andere Pläne gab als seine eigenen.

Ich sah mir diese elende, zitternde Gestalt an und bekam Hochachtung.

Natürlich würden wir versuchen ihn entweder auf politischem Wege oder durch Fluchthilfe herauszuholen. Das konnte ich ihm in diesem Raum, wo man uns jederzeit belauschen konnte, aber nicht sagen. Darüber hinaus war ich mir wirklich nicht sicher, ob wir Erfolg haben würden, denn die Fakten die er genannt hatten waren zu konkret, um sie einfach wegzureden und es gab zu viele Leute in der Wache, die bei Fluchthilfe ein Problem wären.

Kersti

Fortsetzung:
F2416. Kersti: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben