Ehrlich gesagt schäme ich mich inzwischen dafür, daß ich mir da etwas vorgemacht habe
Die stellvertretende Regierungsvorsitzende Err sa Diama erzählt:
Danien Wolf kam zu mir und wollte etwas mit mir besprechen. Er hatte ja schon vor den Friedensverhandlungen sehr betont, daß es schwierig werden würde, das schlachten von Menschen so schnell zu unterbinden, daß das keine Probleme mit den menschlichen Regierungen gibt. Jetzt erzählte er mir von einem Botschaftsangehörigen seiner eigenen Botschaft, über den er sich sehr geärget hatte, weil er in der Annahme, daß sonst nichts unternommen würde ein halbes Jahr recherchiert hatte, statt eine geplante Schlachtung der Polizei zu melden.
Ich schlug vor, daß ich ihm einen Tadel schicken könnte, mit der Begründung, daß er den Justizvollzug behindere.
"Das ist sicher kein Fehler, aber ich denke, ich werde ihn einfach in der Klinik arbeiten lassen, damit er nachher weiß, was man warum mit solchen Meldungen macht. Nur wie lange, muß ich mir noch überlegen. Hier wollte ich ihn hier einfach als Aufhänger für ein anderes Thema verwenden, nämlich daß er ein Beispiel für eine typische Reaktion einfacher Menschen ist, wenn sie so etwas hören. Irgendjemand wird so etwas erfahren und es an die Öffentlicheit bringen und dann müssen wir überzeugend darstellen können, daß wir alles getan haben, was in unserern Macht steht, um das schlachten von Menschen zu verhindern." erklärte er.
Damit hatte er unzweifelhaft recht. Ich war ja sehr froh, daß ich einen Botschafter im Land hatte, der mir solche Probleme umgehend meldet, statt mir damit an den Karren zu fahren, so daß überhaupt eine Chance besteht, das Problem zu lösen, bevor es uns endgültig entgleitet. Allerdings hatten wir schon alles ausprobiert, was uns eingefallen war, und es hatte nichts gebracht. Als ich sagte, daß ich da langsam ratlos bin, meinte er, er hätte da eine Idee und er wolle von mir wissen, ob sie gut ist oder welche Bedenken ich da habe.
Er gab mir ein Blatt zu lesen, in dem er eine Idee für eine neue Kampagne, von der er annahm, daß sie ein Stück weiterhelfen könnte kurz skizziert hatte.
Ich las kurz rein und wollte ihn zu dem Verhaltenforscher Siro cha Aannann weiterschicken, da sich die Idee auf dessen Fachgebiet bezog, doch er sagte, von dort käme er ja gerade.
"Ich habe nicht gefragt, ob das stimmt, denn davon bin ich absolut überzeugt, da ich erlebt habe, mit welcher Überzeugung Aannann mir einzureden versucht hat, ich würde schon noch einsehen, daß es meine Berufung wäre, ihn als Nahrung zu dienen und das würde mich glücklich machen. Kelo hat ihm nicht widersprochen, weil ihm als Kind mit Hilfe von Foltern beigebracht worden war, daß er zufrieden sein müsse, auch Schmerzen zu ertragen, wenn Echsen das wünschen. Mir gegenüber hat er aber immer damit argumentiert, ob ich schneller sterben wolle als unbedingt nötig oder ob ich mehr Schmerzen ertragen wolle als unvermeidbar. Außerdem solltest du bedenken, welche Schwierigkeiten du hattest, zu verstehen, daß Menschen mit niemanden Frieden schließen wollen, der Menschen schlachtet und ißt, weil sie nicht als dessen Malzeit enden wollen. Dabei sollte das doch völlig offensichtlich sein." antwortete er.
Nun da konnte ich kaum widersprechen. Ich hatte auch geglaubt, daß unsere Zuchtmenschen eingesehen hätten, daß es ihre Natur sei, uns als Nahrung zu dienen und daß sie deshalb mit ihrem Los zufrieden wären. Ich war schockiert wie viele Menschen, als das Schlachten illegal wurde, sich persönlich bei mir bedankten, daß ich es abgeschafft hatte. Mir wurde dann erst klar, daß sie sich wahrscheinlich ihr Leben lang heimlich gewünscht hatten, daß so etwas passiert, das aber für aussichtslos gehalten hatten.
Nun, wenn man es recht bedenkt, hatte er recht. Ich hatte die Menschen die für mich gearbeitet haben immer gemocht und deshalb habe ich mir gewünscht, daß sie mich mögen. Doch statt zu akzeptieren, daß ich dann wohl auf Menschenfleisch verzichten sollte, hatte ich mir lieber eingebildet, daß sie uns beim Schlachtefest "Guten Appetit" wünschen, weil sie gerne geschlachtet werden, damit wir satt werden. Ich hatte gewußt, daß die Gehorsamsübungen letztlich Foltern waren, aber es vorgezogen, nicht darüber nachzudenken, daß sie es deshalb nicht wagen könnten, ihre ehrliche Meinung zu sagen, bis ich um mein eigenes Leben und das meines Volkes bangen mußte. Allerdings hatte selbst das nicht gereicht, damit ich der Wahrheit ins Auge sehe, sondern es mußte sich erst ein Kriegsgefangener finden, der mir trotz Foltern in Gesicht sagt, daß sie uns für Babaren halten, wenn wir Menschen schlachten. Ich hatte dann aber auch noch den menschlichen Botshafter gefragt, ob das wahr ist und der behauptete, daß der Kriegsgefangene Mensch, Danien Wolf, mir noch geschmeichelt hätte. In Wirklichkeit wären wir für sie deshalb der Inbegriff des Bösen, Monster. Das allerdings sagte er erst, als ich ihn nach der ungeschminkten Wahrheit fragte, weil ich die wissen müßte, um eine kluge Entscheidung zu treffen.
Ehrlich gesagt schäme ich mich inzwischen dafür, daß ich mir da etwas vorgemacht habe.
Während ich noch darüber grübelte, machte Danien eine Nebenbemerkung darüber, daß es ja von Vorteil sei, daß die Ills ssa Tonar wüßte, wie sich Gehorsamsübungen anfühlen, aber er hätte ihm wirklich etwas Besseres gewünscht. Ich war so erschrocken, daß ich ohne darüber nachzudenken aussprach, daß ich ihm doch verboten habe, darüber zu sprechen.
"Du wirst ihn nicht dafür bestrafen." sagte Danien in einem Befehlston, "Es war schon pure Dummheit jemanden, der loyal war und euch nur auf eure Fehler aufmerksam machen wollte, dafür in dieser Weise zu bestrafen, die letztlich die Persönlichkeit verstümmelt. Jeder, der einem vorher loyal war, hält einen nachher für ein Monster. Jetzt ist er aber genau die richtige Echse für den Posten, weil er diplomatisch genug ist, um keinen ernsten Ärger zu machen, gleichzeitig aber alles tut, was in seiner Macht steht, um die neuen Gesetze durchzubringen."
Damit hatte er wahrscheinlich recht, so peinlich es mir auch war, daß Danien von diesem Fehler erfahren hatte.
Fortsetzung:
F2311. Geron Steinwerker:
Da recherchiert man ein halbes Jahr, um etwas gegen die Morde zu tun und wird am Ende von allen Seiten nur angemeckert!
F2534. Geron vom Silbersee:
Danien Wolf schickte mir eine Skizze - und wirklich nur eine Skizze einer denkbaren Pressekampagne