F2539.

Wenn Danien eine Echse gewesen wäre, hätte ich mir mindestens zehn Eier von ihm gesichert

Vorgeschichte: F2546. Donharr dhi Khannch: Ich erstarrte vor Angst, als Err ssa Diama uns erklärte, daß der Prinz der Menschen den Verdacht geäußert hatte, daß unser Reich durch die Liga regiert würde

Err ssa Diama erzählt:
Ich kehrte also unverrichter Dinge in mein Büro zurück und stellte fest, daß meine menschliche Sekretärin belustigt wirkte. Mir war bewußt, daß sie sich in die Überwachungskameras einhackt, um sich auf dem Laufenden zu halten. Als ich ihr das dann auf den Kopf zugesagt hatte, hatte sie nur kurz geblinzelt, es zugegeben und mir dann ein Regierungsmitglied als Beispiel genannt, wegen dem sie das ja tun müßte, um nicht ständig mit dem Strafer gequält zu werden. So viel zu Zufriedenheit mit Strafen, dachte ich mir damals. Nun, mir war schon aufgefallen, daß sie nie im Raum war, wenn er da war und immer einen guten Grund dafür hatte, der nichts mit ihm zu tun hatte. Außer natürlich, daß er der Grund dafür WAR! Tatsächlich hatte ich den Mann schon öfter verwarnt, daß er besser mit seinen Echsenuntergebenen umgehen muß, daher hatte ich sehr viel Verständnis für meine Sekretärin.

Ich fragte sie, ob Menschen eigentlich immer mehr Mut haben als Echsen.
"Nein das glaube ich nicht. Ich glaube, daß Sklaven mehr Mut als Königinnen und Offiziere haben, da man als Sklave mit Angst umzugehen lernen muß." antwortete sie.
Ich bekam sofort noch schlechtere Laune, weil ich psychologische Theorien von Sklaven hasse! Dummerweise bemühe ich mich auch noch, ehrlich mir selbst gegenüber zu sein. Wohin Selbstbetrug führt, zeigt ja unser gegenwärtiges Problem mit dem Versuch, einen Friedensvertrag mit den Menschen stabil zu halten. Daher wußte ich ganz genau, daß mir psychologische Theorien von Sklaven so wenig gefallen, weil sie meist zutreffend sind und dazu führen, daß ich mich für noch schlimmer halte als sowieso schon.

"Du solltest eine Nacht darüber schlafen und dann Danien von deinen Problemen mit deinen Echsenuntergebenen erzählen. Er hat einen besseren Draht zu ihnen."
Ehrlich gesagt, machte mir das gerade noch mehr schlechte Laune. Wenn Danien eine Echse gewesen wäre, hätte ich mir mindestens zehn Eier von ihm gesichert, weil er mir machmal wie das einzige Wesen mit Verstand in meiner Nähe vorkam. Mut und Gradlinigkeit hatte er auch für zehn. Und, was war er? Ein Mensch! Echt!

Reicht es nicht, wenn ich persönliche Minderwertigkeitskomplexe habe? Muß ich die auch noch für meine gesamte Art entwickeln?

Ich ging in mein Schlafzimmer, kontrollierte jedes einzelne Ei, das auf meinem Bett lag, wie weit es war und legte mich dann dazu. Ich mußte mich nicht wirklich um meine Eier kümmern, dazu hatte ich Angestellte, aber es war ein gutes Gefühl, so viele Eier zu haben. Der Raum hatte auch genau die richtige Temperatur, um sie auszubrüten, so daß ich nicht mehr als das tun mußte, trotzdem war es schön, die vielen Eier zu berühren und zu streicheln. Allerdings machte mir der Anblick Sorgen, denn auch diese Kinder von mir sollten ein gutes Leben haben.

Früher, als noch jede Echsenkönigin ihr eigenes Volk gehabt hatte, waren das kriegerische Zeiten gewesen, aber inzwischen tragen wir auf andere Weise aus, wer viele Eier ausbrüten darf und wer sie zeugen darf.

Als ich am nächsten Tag ins Büro kam, erklärte mir meine Sekretärin, daß sich beide Echsen und Danien gemeldet und ein Gespräch am frühen Morgen verabredet hätten, für das sie versichert hatten, daß sie bis dahin eine Lösung finden würden. Ich fragte laut, wie es denn zu dem plötzlichen Sinneswandel gekommen war.
"Das war kein Sinneswandel. Sie haben doch die Gehorsamsübungen durch." erklärte meine menschliche Sekretärin.
"Was hat das mit den Gehorsamsübungen zu tun?" fragte ich, weil ich das nun wirklich nicht verstand.
"Sie haben gestern schon verstanden, daß du recht hast und daß sie über eine Lösung nachdenken müssen, aber die Gehorsamsübungen machen einen so fertig, daß man bei bestimmten Themen dann nicht mehr tun kann, was man eigentlich wollen würde. Der Körper verweigert einem den Dienst." erklärte sie.
Sagte ich schon, daß ich die psychologischen Theorien von Sklaven hasse? Nun ja aber diesmal fiel mir noch die passende Ergänzung aus Daniens heißgeliebter Pressekampagne ein und ich bekam gleich noch viel schlechtere Laune. Ja, ich habe das nicht wahrgenommen, weil ich mir die Welt schönreden wollte. Natürlich war das eine Folge von Foltern und Gehorsamsübungen ist dafür ein sehr beschönigender Begriff! Und natürlich würde ich mir die Welt gerne weiterhin schönreden, nur können wir uns das nun wirklich nicht leisten! Ich brauche die ehrliche Meinung meiner Sekretärin, deshalb werde ich mich für die Erklärung bedanken und sie nicht anfauchen, wie es meiner Stimmung entsprechen würde.

Wie konnte es nur passieren, daß wir zu solchen Barbaren geworden sind? Diese verdammte Danien hatte ja völlig recht gehabt, mit seiner legendären Barbarendiskussion! Und Khannch hat mir diverse alte wissenschaftliche Studien unter die Nase gerieben, daß wir mal moralisch viel weiter gewesen waren! Und diese Rede von Tonar, wo ich ehrlich gesagt immer noch glaube, daß Khannch die in meinen Posteingang geschmuggelt hat, die war da noch um einiges deutlicher gewesen.

Kersti

Fortsetzung:
F2631. Danien Wolf: D

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben