F2564.

Ihnen war nicht klar, daß davon, wie sie ihre Zuchtmenschen behandeln, abhängt, ob man ihr Friedensangebot auf lange Sicht ernst nimmt

Vorgeschichte: F1547. Danien Wolf: "Wir haben zwar die ein oder andere Verschwörungstheorie gewälzt, aber letztlich haben sie mich in jeglicher Hinsicht überzeugt." antwortete der Sicherheitschef Diro vom Karst

Diro von Karst erzählt:
Meine Beobachtungen bei den Echsen machten mir klar, daß sie sich Sorgen machten, daß die Verhandlungen zu keinem guten Ende führen würden. An anderer Stelle machten sie sich aber offensichtlich nicht genug Sorgen. Ihnen war nicht klar, daß davon, wie sie ihre Zuchtmenschen behandeln, abhängt, ob man ihr Friedensangebot auf lange Sicht ernst nimmt. Zwar würde das die kriminellen Adeligen gar nicht interessieren, die Angehörigen des Löwenreiches und die Zuchtsklaven dafür um so mehr.

Ich machte also mit Err sa Diama einen Gesprächstermin aus und sorgte dafür, daß sie das begriffen. Bei dieser Gelegenheit erklärte die Echse, daß Danien ihr das schon sehr klar gemacht hatte, daher hätte sie überlegt, woher man wirklich motivierte Polizisten für diese Aufgabe findet und hätte sich an eine verbotene Organisation erinnert, die dafür demonstriert hatte, das Schlachten von Menschen abzuschaffen. Die hätten sie mit Hilfe von Gehorsamsübungen davon abbringen wollen, aber sie hätten heimlich weiter ihre Ziele verfolgt, bis man die Verfolgung aufgegeben hätte. Wie auch immer. Die Idee war gut und konnte funktionieren, wenn die betreffenden Echsen ein bißchen waren wie dieser Danien Wolf. Wenn sie allerdings waren wie die meisten Menschen, die ich nach solchen Gehorsamsübungen kennengelernt habe, sind Zweifel angebracht. Das sagte ich dann auch.

Ich muß sagen, der Mut dieser Echsen bewundere ich. Ich habe nur eine grobe Vorstellung, wie sich diese Gehorsamsübungen anfühlen müssen, aber bei mir hatte damals auf der Thorion viel weniger gereicht, um mich gründlich einzuschüchtern. Ich habe mich damals für einen mutigen Menschen gehalten, in Wirklichkeit war ich aber nur gewalttätig und habe letztlich immer das getan, wovor ich am wenigsten Angst hatte. Es kam mir weitaus ungefährlicher vor, selbst gewalttätig zu sein, als es mir erschien, Opfer solcher Gewalttätigkeiten zu werden und daß es noch eine dritte Möglichkeit geben könnte, kam mir nicht in den Sinn, da mir so etwas in meinem damaligen Leben nicht begegnet ist. Damals als sie mich auf der Thorion von Kopf bis Fuß eingegipst und damit völlig wehrlos gemacht hatten wartete ich die ganze Zeit darauf, daß irgendjemand mir wehtun würde oder sonstwie gemein wäre. Stattdessen fragten sie mich nur ob ich brav war, beantworteten sich diese Frage selbst, da ich ja gar nichts hatte tun können und haben mich zuverlässig jeden Tag gefüttert. Ich konnte einfach nicht glauben, daß niemand mich gekniffen, verbrannt, gehauen, vergiftet oder mir die Augen ausgestochen hat, obwohl sie das jederzeit hätten tun können. Danach war mir dann klar, daß es tatsächlich Menschen gibt, die ohne Provokation nichts Gemeines tun. Geändert hat sich meine grundlegende Feigheit im Grunde erst, als ich eigene Kinder hatte. Als ein Krimineller meinen Sohn angreifen wollte, bin ich das erste mal dazwischengegangen, ohne auch nur zu überlegen, ob das für mich eine Gefahr sein könnte. Der Kriminelle hat das nicht überlebt. Erst danach wurde mir klar, was das Wort Mut eigentlich bedeutet und daß ich als ich jung und kriminell war, im Grunde meines Herzens ein Feigling gewesen war. Jetzt erst habe ich etwas, für das es sich einzusetzen lohnt.

Dann fiel mir ein, das es noch eine dritte Gruppe Menschen gab. Die Zuchtmenschen, die nach diesen Foltern befreit wurden, sind einfach wieder zur Tagesordnung übergegangen, als wäre nichts außergewöhnliches geschehen. Wenn ich es mir recht überlege, war nichts außergewöhnliches geschehen. Ich muß nur darüber nachdenken, wie ich früher gewesen bin. Menschen, die als Kinder nicht besser behandelt wurden als ich, die Zuchtkrieger, sind nichtsdestotrotz weitaus mutiger als ich es damals war. Darüber redete ich allerdings nicht. Manche Gedanken müssen auch privat bleiben dürfen, finde ich.

Wie auch immer, ich hatte den Eindruck daß die Echsen das Problem ernst nahmen und daß es deshalb funktionieren konnte.

Ich warnte sie außerdem vor, daß wir auch die Galaktische Konföderation davon überzeugen müssen und erzählte wie sie laut Tharr bei der Geschichte mit den Drachen reagiert haben und daß sie wahrscheinlich auf diesen Friedensvertrag sehr ähnlich reagieren werden.

Kersti

Fortsetzung:
F2432. Tharr vom Licht: Die "einfachen Kurzzusammenfassungen" der Zuchtmenschen können eben nur Zuchtmenschen für einfach oder kurz halten

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben