Es kam ein Entwurf einer Pressekampagne, der mich zum Lachen brachte, denn das war ein moralischer Rundschlag auf alle mit ein wenig Macht und viel Ignoranz
Vorgeschichte:
F1541. Danien Wolf:
Kurz darauf kam Saman XZB12-123-77 mit drei anderen Leuten der Palastgarde und Hunden an, blinzelte mir zu und setzte dann die patentierte einschüchternde Miene der Kriegssklaven auf
Talis vom hohen Licht erzählt:
Wir waren alle erleichtert, als die Friedensverträge unter Dach und Fach waren und natürlich lief es nachher nicht so glatt, wie wir alle uns das gewünscht hatten. Das erfuhr ich aus den regelmäßigen Berichten des Zuchtmenschennetzes. Zwar war die Echse Ills ssa Tonar von der "Liga für die Rechte unserer gehorsamen Menschen" offensichtlich wirklich motiviert, das Schlachten von Menschen zu unterbinden, es gab aber offensichtlich diverse Echsen, die genauso entschlossen waren, menschliches Fleisch nicht von ihrem Speisezettel zu streichen.
Mich wunderte das nicht. Aus unserem eigenen Sternenreich wußte ich schließlich ganz genau, wie schwierig und langwierig der Prozess ist, mit dem man die Kriminelle von ihren kriminellen Wegen abbringt. Trotzdem war es politisch gefährlich, wenn es den Echsen nicht gelang. Ich grübelte also immer wieder mal, was man tun konnte, um den Vorgang zu beschleunigen und hatte wenig Ideen.
Dann kam ein Entwurf einer denkbaren Pressekampagne, der mich beim ersten Lesen nur zum Lachen brachte, denn das war wirklich ein moralischer Rundschlag auf alle mit ein wenig Macht und viel Ignoranz. Im Gegensatz zu meinen Zuchtmenschen und Unterschicht-Beratern kam mir sofort der Gedanke, daß es nach hinten losgehen könnte. Ich brauchte einen Rat von jemandem mit einem anderen gesellschaftlichen Hintergrund und wandte mich an Sirach von Tyr, dem ich nichts vom Zuchtmenschennnetz erzählte sondern ihm nur Danien Wolfs Originalvorschlag vorlegte.
"Sie haben recht, weißt du?" war das erste, was er dazu sagte.
"Das weiß ich. Tatsächlich haben Saman und Tanan mir das in meiner Kindheit jeden Tag ganz dick aufs Butterbrot geschmiert. Und da sie sich viel mehr mit mir befaßt haben als meine Eltern, hatte das ganz schönen Einfluß auf mein Denken. Nur muß ich auch einschätzen, wie ein normaler Adeliger das auffassen würde, und das weiß ich einfach nicht. Ich dachte, daß du vor deiner Gefangennahme wie ein normaler anständiger Adeliger gedacht hast und deshalb eher einschätzen kannst, wie sie auf so etwas reagieren könnten."
"Sie würden es einfach gar nicht verstehen, glaube ich." antwortete Sirach.
Ich fragte ihn was er damit sagen wollte.
"Bevor ich in Gefangenschaft geraten bin, bin ich einfach überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, daß die Zuchtsklaven eigene Gedanken haben. Nach der Gefangennahme waren sie es, die mir am meisten geholfen haben und ich bin daher mit einigen von ihnen ins Gespräch gekommen. Danach habe ich mich gefragt, wie es möglich war, daß ich ernsthaft geglaubt habe, sie würden außer über ihre Arbeit über nichts nachdenken, denn abgesehen davon, daß sie ja tatsächlich ausgesprochen vielseitig gebildet sind, interessiert sich auch schon so ein einfaches Tier wie ein Hund für mehr als nur die Arbeit, für die wir ihn gezüchtet haben. Es wäre erstaunlich, wenn es bei unsere Zuchtsklaven anders wäre, die ja um Klassen intelligenter sind als wir! Aber ich bin ehrlich überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, sie bei irgendetwas Anderem als ihrer Arbeit um ihre eigene Meinung zu fragen." erklärte er.
"Aber warum denn nicht?" fragte ich.
"Das weiß ich nicht. Ich habe einfach nicht in die Richtung gedacht. Nie. Nachher habe ich da selber immer wieder drüber gerätselt, aber ich bin nicht daraus schlau geworden." antwortete er.
"Das ist wirklich ein merkwürdiges Phänomen." sagte ich, mir fiel aber keine weitere Frage ein, die zu einer verständlicheren Antwort hätte führen können.
Fortsetzung:
F2592. Sirach von Tyr:
Es ist ja schließlich nicht machbar, die Echsen in eine Selbsterfahrungsgruppe zu stecken, in der sie erleben dürfen, wie sich Gehorsamsübungen anfühlen