F2623.

Unnachahmlich, wenn man es mit diesen Prinzen und Prinzessinen zu tun hat, ist daß man ständig Behauptungen als absolute Wahrheiten unterbreitet bekommt, die man überhaupt nicht nachvollziehen kann

Vorgeschichte: F2593. Talis vom hohen Licht: Man muß ihnen unter die Nase reiben, daß sie Barbaren sind

Silas aus dem Tal erzählt:
Unnachahmlich, wenn man es mit diesen Prinzen und Prinzessinen zu tun hat, die der König so adoptiert hat, ist daß man ständig Behauptungen als absolute Wahrheiten unterbreitet bekommt, die man überhaupt nicht nachvollziehen kann. Das liegt natürlich daran, daß diese klugen Kinder sehr darauf achten, all die verschiedenen politischen Fraktionen auch life um sich zu versammeln, die es so auf der Welt gibt. Daher sind viele Menschen, die man in ihrer Nähe kennenlernt, sehr anders aufgewachsen als man selbst und das führt nun mal zu sehr unterschiedlichen Einschätzungen und Denkweisen. Und damit, daß sie das tun, haben sie ja grundsätzlich auch recht, schließlich müssen sie dafür sorgen, daß es all diesen verschiedenen Menschen gut geht. Das heißt aber nicht, daß es mir automatisch leicht fällt, damit sinnvoll umzugehen, wenn jeder ein völlig anderes Weltbild hat.

Jedenfalls hat Sirach Talis erklärt, daß selbst die anständigen Adeligen unsere Pressekampagne einfach gar nicht verstehen würden und er verstünde selbst nicht, warum das so wäre, aber er hätte das früher sicherlich nicht verstanden. Ich fürchte, daß er damit recht hat, denn seiner Zuchtmenschenakte nach zu urteilen, war er früher die Sorte Adeliger gewesen, die den Zuchtmenschen nichts zuleide tun, aber auch nicht wahrnehmen, daß sie in allen wichtigen Dingen Menschen wie du und ich sind. Daß er sein eigenes früheres Denken selbst nicht erklären kann, ist eine Aussage!

Jedenfalls spielte Diro dann darauf an, daß wir alle nicht verstehen, warum Danien Wolf plötzlich Erfolg hatte, wo die dort gefangenen Techniker-Zuchtsklaven es nicht gehabt hatten, obwohl das, was die Echsen verstehen mußten, eigentlich völlig offenbsichtlich war: Niemand wird freiwillig Frieden mit jemandem schließen, der einen gerne schlachten und essen will und auch wirklich nichts Böses darin erkennen kann.

Und wahrscheinlich hatte er sogar recht, daß das Problem ist, daß die Zuchtmenschen oft mit dem, was sie sagen, zu zurückhaltend und diplomatisch sind. Allerdings ist "sei direkter" leicht gesagt und nicht so leicht getan, wenn einen jeder ohne jeden erkennbaren Grund einfach mit den Strafer foltern kann. Das ist zwar in den letzten fünfzehn Jahren erheblich seltener geworden, kommt aber immer noch manchmal vor.

Besonders bemerkenswert ist natürlich, daß Danien Wolf den Echsen den Kopf gewaschen hat, nachdem sie bei den Gehorsamsübungen ihr Bestes getan haben, um ihm jeglichen Widerspruchsgeist gegenüber Echsen völlig auszutreiben. Er ist da offensichtlich eine ganz spezielle Sondermarke.

Ich kam also nicht sofort darauf, wandte mich aber mit einiger Verzögerung an Tanan, den Palasttechniker der Talis älterer Bruder war und schrieb ihm meine Gedanken. Der meinte, ich solle mich mit der Frage an Selis vom Dung wenden, der hätte damals Diro dazu gebracht, zu begreifen, was er im Umgang mit den Menschen falsch macht.

Soso, Diro war also auch mal völlig vernagelt gewesen.

Ich ging also zu Selis und erzählte ihm vom Tanans Rat.
"Du ich habe mich damals über Diro so geärgert, daß ich mich völlig im Ton vergriffen habe und dann kam es plötzlich bei ihm an. Als Tharr mit mir darüber reden wollte, dachte ich, jetzt bestraft er mich, aber er hat mich auch noch gelobt und sein Vorgesetzter Sim vom Licht hat ergänzt, ich solle das aber nur unter vier Augen mit Diro so machen, aber der verstünde halt nichts anderes."
Das war amusant, aber auch sehr erhellend, denn ich bin mir sicher, daß sich Tanan den entsprechenden Überwachungsfilm angesehen hat und wußte, daß Selis sich damals völlig im Ton vergriffen hat. Daß sowohl Tharr als auch Sim, der damaligen Sicherheitschef es Selis haben durchgehen lassen, zeigt nur, welch großes Problem Diros Umgangston damals gewesen sein muß.
Das sagte ich zu Selis dann auch so und er bestätigte das mit Insbrunst. Dann erklärte er aber, er hätte später begriffen, daß Diro es damals tatsächlich nicht besser gekonnt hätte. Auf Diro mag das zutreffen, es gibt aber auch diese kriminellen Elemente, die gar nicht so dazulernen wollen, wie Diro das offensichtlich wollte. Andererseits, wenn man alle Diros reformiert bekommt, können die anderen auch nicht mehr dermaßen zum Problem werden.

Ich ging zu Astar und fragte ihn, ob er auch so eine Angst vor Strafe gehabt hatte.
"Nein. Aber um es genau zu wissen, mußt du Saman fragen. Der hat die schlimmen Zeiten noch miterlebt."
Ich fragte Saman und der erklärte mir, er wäre doch viel gefährlicher als ein Diro. Wenn Diro ihm quergekommen wäre, hätte er ihm gedroht und Diro hätte gekuscht. Ich fragte Saman, ob Diro denn nicht versucht hätte, ihm zu drohen.
"Schon. Aber er hatte doch nichts, womit er noch drohen konnte. Sie haben uns doch sowieso schon alle totgeschossen." antwortete Saman in einem gemütlichen Ton, der so typisch für alle XZB12s ist.
Ist das gruselig! Ich sagte ihm, daß ich sehr froh bin, daß wir verbündet sind.
"Das bin ich auch, denn Leute wie du haben dafür gesorgt, daß es heute nicht mehr so ist, wie es war, als ich ein Kind war." antwortete Saman.
"Na, da gibt es aber noch einiges mehr in Ordnung zu bringen!" antwortete ich.
"Allerdings!"

Kurz zusammengefaßt war also das was man sagen mußte, damit Adelige - gleich ob kriminelle oder anständige - verstehen, was falsch ist, genau das, was zu sagen ausdrücklich unter Strafe stand. Da es aber nicht erlaubt war, ihnen zu sagen, daß Leute foltern bewirkt, daß diese sich wehren, ist es ihnen gelungen, ohne es selber zu merken, die XZB12s so in die Ecke zu drängen, daß sie jeden umbringen, der ihnen mit Mord droht. Ich meine, ich weiß, daß jeder XZB12, mit dem ich es zu tun hatte, jeden anständigen Menschen vor Gefahren beschützt, daher kann Saman Unschuldige bedrohen nicht mit gefährlich sein verwechselt haben. Das heißt aber, daß sie für Leute wie Diro, als er noch ein krimineller Adeliger gewesen war, absolut tödlich gewesen sein müssen. Ich fragte Saman, ob das stimmt.
"Ja. Bis Tharr den Leuten den Strafer verboten hat, haben wir die kriminellen Adeligen, die unsere Techniker umbringen, getötet. Diro hatte Glück, daß er erst auf die Thorion gekommen ist, als Tharr dort Kapitän war." antwortete Saman.

Ich fragte Diro bei der nächsten Gelegenheit, ob er meinte, daß er Glück hatte, daß er erst nach Tharrs Ernennung zum Kapitän auf die Thorion versetzt worden war.
"Ja. Ich hatte unfaßliches Glück." antwortete er und legte mir eine Statistik vor nach der sie jeden einzelnen Kriminellen Adeligen, der auf die Thorion kam und davor Zuchtsklaven ermordet hatte, getötet hatten und daß jeder Offizier am Leben geblieben war, der keine Zuchtsklaven getötet hatte. Auf den anderen Schiffen der Flotte begann das später und hielten länger an, aber auch dort wurden die Mörder unter den kriminellen Adeligen getötet, wenn sie sich nicht rechtzeitig gebessert hatten. Die Morde sowohl an Sklaven als auch an kriminellen Adeligen hörten auf, nachdem jedem vormals kriminellen Adeligen ein XZB12 als Stellvertreter zugeordnet worden war.

Kersti

Fortsetzung:
F2565. Diro von Karst: Die Zeiten haben sich geändert und die alte Garde scheint das selbst noch nicht so ganz gemerkt zu haben

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben