Reinkarnationserinnerung - Ein Kriegerleben

FA9.

Bauernfreundschaft

Als ich am nächsten Tag erwachte fühlte ich mich krank. Meine Mutter schickte nach der Heilerin.

Nach einer Weile kam die Heilerin herein und fragte mich, wie es mir ginge.
"Es geht." antwortete ich und beschrieb ihr dann genau, wie sich mein Körper anfühlte: Zerschlagen und fiebrig.
"Ich finde, die Strafe war zu hart", sagte die Heilerin leise, "Es war ein Unfall."
Ich war verwundert.
"Ich dachte, ihr Bauern wolltet, daß ich verbannt werde." sagte ich.
"Nicht alle. Die meisten finden Holdins Verhalten unmöglich." antwortete die Heilerin. "Warum sagt ihr das dann nicht? Ich dachte alle Bauern wären so."
"Wir können ihn doch nicht vor allen Leuten blamieren. Er würde uns das nie verzeihen"
"Er blamiert sich selber und ihr euch auch, wenn ihr das gutheißt."
"Misch dich nicht in die Angelegenheiten unseres Dorfes ein." sagte die Heilerin streng.
"Tut mir leid, ich war einfach neugierig. Ihr habt manchmal so seltsame Ansichten."
"Ich finde bewundernswert, daß ihr bei Leuten wie Holdin nie die Geduld verliert."
"Ein Krieger darf nicht unbeherrscht sein. Wenn man im Kampf die Selbstbeherrschung verliert, kann das tödlich sein." gab ich geistesabwesend die dazu übliche Antwort und fragte dann:
"Wie geht es dem Jungen mit dem gebrochenen Arm?"
Der Bauernjunge war mir sympathisch.
"Es geht Koresch einigermaßen gut. Es wird vollständig heilen."
"Das ist gut. Grüß ihn schön von mir."
"Du solltest ihn besuchen."
Ich nickte. Eine gute Idee. Die Dörfer brauchten gute Beziehungen zueinander.

Als ich mich so weit erholt hatte, daß ich wieder aufstehen durfte, lief ich hinunter ins Bauerndorf. Die Bauern, begrüßten mich viel kälter und zurückhaltender, als ich es gewohnt war. Bei einer Frau erkundigte ich mich, wo ich Koresch finden konnte.
"Es wurde aber auch Zeit, daß du dich bei entschuldigst!" meinte sie, nachdem sie mir die Wegbeschreibung gegeben hatte.
"In den letzten Tagen war ich krank." antwortete ich ruhig.
Dann bedankte ich mich für die Auskunft und bog in den Weg, wo der Junge wohnte. Dort kam mir Holdin entgegen, der mich während der Gerichtsverhandlung geschlagen hatte. Ich grüßte ihn.
"Du wagst es hierher zu kommen? Unverschämter Kerl!" fuhr er mich an und gab mir eine Ohrfeige.
Ich wich nicht aus. Langsam wurde dieser unbeherrschte Bauer lästig. Vielleicht regte er sich mit den Wochen von alleine ab.

Ich klopfte an. Der Junge, den ich besuchen wollte öffnete.
"Hallo Rundon, komm herein! Möchtest du Tee?" begrüßte er mich herzlich, "Sag mal, hat es nicht schrecklich wehgetan, wie sie dich geschlagen haben?"
Ich zuckte mit den Schultern und erwiderte:
"Ich konnte es aushalten."
"Aber nachher sahst du wie tot aus!"
"Toris hätte es nie riskiert, mich zu töten. Ich bin an diesem Abend auf meinen eigenen Beinen nach Hause gegangen." meinte ich lächelnd.
"Aber dir muß doch alles wehgetan haben!"
"Das hat es auch. Schmerzen gehören nun einmal zum Kriegerleben"
"Aber das ist ja schrecklich."
"Nach meiner ersten Kampfübung dachte ich das auch. Aber mit der Zeit nimmt man Schmerzen nicht mehr so wichtig und das Üben macht trotzdem Spaß."
"Ihr Krieger seid seltsam."
"Das denke ich auch über euch Bauern", antwortete ich lächelnd, "sag mal, wo wohnt eigentlich der Bauer, der mich auf der Versammlung geschlagen hat?"
"Hier, er ist mein Vater."
Ich fand, daß die beiden nicht zusammenpaßten.

Der Besuch bei dem Bauernjungen war schön. Ich fragte ihn ein wenig über sein Leben aus und erzählte von mir. Nachher verabredeten wir gleich ein nächstes Treffen. Ich besuchte den Bauernjungen mindestens einmal pro Woche. Immer wieder begegnete ich dabei Holdin. Jedesmal, wenn er mich sah, gab er mir eine Ohrfeige, doch statt sich abzuregen, schlug er jedesmal heftiger zu. Schließlich sagte ich mir, daß es so nicht weiterging. Als er mir das nächste mal eine Ohrfeige gab fragte ich ihn:
"Holdin, weißt du, warum ich nicht zurückschlage?"
"Na klar, du würdest dann verbannt, wie du es verdient hättest." antwortete er boshaft.
"Du irrst. Sie würden uns als Kinder betrachten, die die Sprache nicht gut genug beherrschen, um Probleme durch Worte zu klären. Es sei denn, du stolpertest über deine Füße und brächst dir das Genick, wenn ich dir eine Ohrfeige gebe. Was ich nicht ganz für ausgeschlossen halte. Wenn du das noch einmal machst, bringe ich das vors Gericht der beiden Dörfer. Damit habe ich keine Geduld mehr."
Damit drehte ich mich um und ging. Bei der nächsten Gelegenheit gab er mir wieder eine Ohrfeige und ich brachte ihn vors Gericht.

Es wurde beschlossen, daß er für ein Jahr von jeder Erwachsenenverantwortung entfernt wurde, da er sich wie ein Kind verhalten hatte.

Kersti


FA10. Kersti: Fortsetzung: Kampfdenken
FA8. Kersti: Voriges: Eine Strafe
FAI. Kersti: Inhaltsübersicht: Ein Kriegerleben
FA1. Kersti: Zum Anfang: Mein erster Kampf
V4. Kersti: Merkwürdige Erfahrungen
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
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