erste Version: 3/2011
letzte Bearbeitung: 7/2012
Vorgeschichte:
FF105.
Sie sind vernarbt, verkrüppelt und verstümmelt. Allesamt.
Lo'ki'ah'tjo erzählt:
Von den Ahrimanen hatte ich die Scene aus den Überwachungsvideos gezeigt bekommen, die zeigte, wie ich so schwer verletzt worden war. Wir hatten darüber diskutiert, was den Angriff ausgelöst haben könnte, waren aber zu keinem Ergebis gekommen. Es war jedenfalls keiner der bekannten Trigger, bei denen dieser Satan üblicherweise austickte. Außerdem wurde mir etwas mitgeteilt, das mich beunruhigte: Der größte meiner Satane war seit Tagen nicht mehr gesehen worden.
Also kehrte ich zu meinen Satanen zurück. Als ich die Höhle betrat, kamen sofort von allen Seiten kleine Satane angestürmt.
"Loki, Loki, Loki!" hörte ich sie rufen.
"Wo warst du?" fragte der größte von ihnen.
"Ich war an einem Ort, wo verletzte Einhörner und Lokis geheilt werden." antwortete ich.
"Ich war auch da. In einem Mülleimer. Und ich hatte einen ganzen Ahriman ganz allein für mich!" hörte ich ein Stimmchen hinter mir. Es war ein kleiner Satanschnurzel, nicht größer als mein Fuß.
"Und warum bist du dann jetzt hier, wenn du da einen ganzen Ahriman für dich hattest?" fragte ich.
"Ich wollte doch bei dir sein!" antwortete der Kleine.
Ich dachte wehmütig, daß er im Mülleimer sicherlich besser aufgehoben wäre. Aber genauso wenig, wie meine Leute mich gegen meinen Willen zur Oberfläche zurückgeschickt hätten, würde ich ihn gegen seinen Willen in einen Mülleimer stecken. Jeder hat ein Recht, sich seine Risiken selbst zu wählen.
"Wo ist der große Satan?" fragte ich.
"Der dachte, er ist böse, weil er das Einhorn gefressen und dich verbrannt hat und ist zu Morpheus gegangen." sagte der größte der übrigen Satane.
Ich war entsetzt, denn das war die bekannte Art der Satane, Selbstmord zu begehen.
Ich tat etwas, das Ahriman später als einen Anfall von völlig durchgedrehten Wahnsinn bezeichnete. Ich fragte nach, welcher Morpheus meinen Satan mitgenommen hatte, dann ging ich quer durch die Höllen bis zu der Höhle, wo dieser spezielle Morpheus seine Tafel hatte. Die ganze Zeit folgte mir der größte meiner Satane auf dem Fuße und versuchte mich zum Umdrehen zu bewegen. Es sei sowieso zu spät. Das machte den Weg für mich gefährlicher, weil ich deshalb unsere verborgenen Schutzräume in den Pausen nicht nutzen konnte. Wann immer mir ein Satan begegnete, der groß genug war, daß er sich nicht sofort vor mir versteckte, teilte ich ihm höflich aber mit ruhigen selbstbewußten Auftreten mit, daß ich leider durch sein Gebiet müsse, weil ich bei Morpeus etwas zu erledigen hätte. Nachdem sie sich versichert hatten, daß ich nicht Selbstmord begehen wollte, ließen sie mich passieren. Da ich die Marke eines anderen großen Satan trug, wagten sie es nicht, mich zu fangen. Wenn ich irgendeine falsche Bewegung gemacht hätte, die den jeweiligen Satan zum austicken bringt, hätte es natürlich trotzdem nichts gegeben, das mich vor seinem Wutanfall hätte schützen können.
Schließlich stand ich im Eingang von Morpheus Bankettsaal. Das Bild, was sich meinen Augen bot, war elegant. Ein großer Tisch mit weinroter Tischdecke, gedeckt mit edlem Geschirr und beleuchtet durch elegante Lampen. Die Braten auf dem Tisch waren wunderschön dekoriert. Ein Bild der Harmonie, das durch sanfte Musik und gedämpfte Stimmen untermalt wurde.
Die Braten auf dem Tisch waren lebende Satane, die sich mit Morpheus über die Zubereitung unterhielten. Sie wehrten sich nicht, wenn er sie häutete, sondern hielten brav still. Und wenn sie massiert werden wollten, war Morpheus gerne breit, ihnen diesen Wunsch zu erfüllen. Mich schauderte es bei diesem Anblick. Das Licht in den Lampen ging von aufgespießten lebenden Engeln aus, denen Morpheus die Stimmbänder durchgeschnitten hatte, damit sie nicht schreien konnten. Einhörner, Lokis, Fenrire oder Ahrimane gab es dort nicht. Wir waren weder wehrlos wie die Engel, noch hatten wir eine Selbstmordneigung wie die Satane. Ich ließ meinen Blick über die Tafel schweifen, sah meinen großen Satan jedoch nicht.
"Ich sagte dir doch, daß es zu spät ist!" flüsterte der kleinere Satan, der mich begleitet hatte.
Der Morpheus hörte das, kam herüber und versuchte meinen Satan zu fangen. Ich war nicht größer als seine Pfote, erschuf aber eine Hand aus der leeren Luft, die größer war als der Morpheus selbst und versetzte ihm damit eine Ohrfeige, die ihn quer durch den Saal rollen ließ. Kurz vor der Wand fing ich ihn mit einer zweiten solchen Hand auf. Feinde nicht zu verletzen, weil ich sonst alles selber wieder heilen muß, war mir in Fleisch und Blut übergegangen. Dann ging ich näher an ihn heran, sah auf seinen Kopf herab - er machte sich gerade so klein und flach, wie es ging, so daß mein Versuch, auf ihn herabzusehen, nicht ganz so lächerlich wirkte - und fragte ihn, wo mein Satan ist.
"Den kann ich nicht mehr auskotzen, er ist schon weg." meinte er.
"Wenn er das sagt, kann er ihn wirklich nicht mehr auskotzen. Er ist dann nicht mehr im Bauch." erklärte mein Satan, der mich begleitet hatte. Ich wußte, daß das stimmte.
Das mit den Morpheusen war ein Problem, das wir nicht lösen konnten, weil zu viele Satane Selbstmord begehen wollten und uns deshalb verboten, daß Problem wirkungsvoll anzugehen.
Ich kehrte also unverrichteter Dinge zu meinen restlichen Satanen zurück und machte mir Vorwürfe, weil ich nicht früher zurückgekehrt war. Natürlich wußte ich nicht, wie ich das hätte schaffen sollen. Aber das änderte einfach nichts daran, daß es mir wehtat, diesen großen Satan verloren zu haben, weil er sich wegen mir schuldig fühlte.
Fortsetzung:
FF107.
Die Kette hört nicht auf mich
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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