erste Version: 1/2012
letzte Bearbeitung: 1/2012

Zeittafel: Gefallene Engel - Schutzengel für die Verdammten

FF131.

"Dieser Zugang hatte leider eine unerklärliche Fehlfunktion"

Kavesch erzählt:
Nachdem ich dazu erpreßt worden war, Tiuvals Schutzengel zu werden, kam ich zu dem Schluß, daß ich dringend Rat bräuchte. Ich überlegte hin und her, wen ich danach fragen könnte, was man in einer Situation tun kann, wo sowohl der Schützling, den man zu betreuen hat, als auch diejenigen, die einem zum Schutzengel sein erpreßt haben, so unendlich viel mächtiger sind als man selbst.

Glücklicherweise schien wenigstens Tiuval nicht Unmögliches von mir verlangen zu wollen und stellte seine Fragen so, daß meine Antworten zwar für ihn eindeutig sein mußten, daß ich sie aber gegenüber jedem Vorgesetzten mit "Was hätte ich den sonst sagen sollen???" begründen konnte. Und um ehrlich zu sein: Tiuval war mir sympathisch, meine Vorgesetzten nicht. Er war für mich nur deshalb ein Problem, weil er bei meinen Vorgesetzten in Ungnade gefallen war, und ich nicht in dieselbe Situation kommen wollte wie er. Wenn mir eine Möglichkeit einfiele, ihm zu helfen, würde ich das tun.

Da ich Tiuvals Schutzengel war, würde sich niemand darüber wundern, wenn ich die Akasha-Chronik besuche, um nach ihm zu recherchieren. Das würde mein erster Schritt sein. Ich ging also in den großen Kristallpalast, in dem sich der Zugang zur Chronik befand, meldete mich bei dem Gabriel-Anteil1., der gerade Wache hatte, an und betrat den Zugang.

Anfangs war alles wie gewohnt. Ich betrat den hellen, durch ein zartes pastellfarbenes Licht erleuchteten Raum und genoß das wunderschöne Farbenspiel des Lichts in den Kristallen der Wände. Als ich nach meinem Tiuval-Schützling fragte, wurde jedoch alles komisch. Der Raum verwandelte sich plötzlich in eine große dunkle Höhle mit einem schwarz-weiß gekachelten Fußboden und mir gegenüber war ein Wurm mit einem weißen Fell, dessen Kopf dicker war als mein Körper hoch2.. Ich war erschrocken, denn über diese Höhle gab es furchtbare Gerüchte, wie gefährlich es dort wäre. Doch der Wurm redete ganz freundlich mit mir und machte keinerlei Anstalten mich zu fressen. Er befragte mich wirklich zu jeder noch so kleinen Einzelheit über meinen Tiuval, ließ sich von mir alle Erinnerungen geben, die ich von ihm übergeben bekommen hatte und erklärte mir dann, als allererstes müsse ich mit Thi'ah'nah sprechen, die könne mir helfen. Ich müsse mir keine Sorgen machen.

Zur Erläuterung, warum ich mit ihr sprechen müsse, zeigte er mir Erinnerungen Thi'ah'nahs und Tiuvals darüber, wie sie einander kennengelernt hatten.
FFI9. Kersti: Inhalt: Tiuval
FFI4. Kersti: Inhalt: Der teuflische Engel
und er erklärte mir, ich könne mit Thi'ah'nah völlig frei sprechen, der Wald würde die Implantate stören, mit denen ich überwacht wurde.

Dann sah ich eine große Glastür, die ich nur öffnen mußte, um auf eine Waldlichtung zu kommen. Ich war in einer seltsam entspannten und träumerischen Stimmung und ging hinaus, ohne einen Gedanken auf die wirklich naheliegenden Fragen zu verschwenden, wie ich dorthin gelangt war oder ob es im Wald - wie die Gerüchte über den großen Zauberwald besagen - gefährlich sein könnte.

Dort wurde ich durch Thi'ah'nah begrüßt, die mich offensichtlich erwartet hatte und schon über alles informiert war, das ich dem schwarzen Orakelwurm erzählt oder auch nur in seiner Gegenwart gedacht hatte. Mich verunsicherte das, denn ich war groß genug, daß ich selten Wesen begegne, die meine Aura ausreichend gründlich analysieren können, um von da aus auf meine Gedanken rückzuschließen. Ich konnte das bei kleinen Engeln, aber die meisten konnten es nicht bei mir. Und das war auch sehr gut so, denn ich haßte die meisten meiner Vorgesetzten und Kollegen und wäre aus dem Himmel geflohen, wenn ich einen Ort wüßte, wo ich sicher vor ihnen war.

Thi'ah'nah bedankte sich, daß ich Tiuval für sie gefunden hätte und erklärte mir, daß ich von jetzt an unter ihrem Schutz stände.
"Gleich werden einige Dinge geschehen, die Dich beunruhigen werden, aber mach Dir keine Sorgen, es ist alles schon so organisiert, daß Deine Probleme gelöst werden. Mach einfach so weiter, als wäre in der Chronik nichts ungewöhnliches geschehen. Ich gebe Dir einen Vogel mit, der über dich wacht. Sollte jemand Dir Schaden zufügen wollen, wird der Vogel jemanden zuhilfe rufen, der mächtiger ist als Dein Feind."
Ich merkte, daß ich wieder zu meinem normalen Gemütszustand zurückfand, denn ich dachte über die Gerüchte nach, die über Thi'ah'nah bei den Engeln umgingen. Es hieß, Thi'ah'nah solle man nicht in die Quere kommen, denn sie hätte ein Kristallschwert, das so scharf ist, daß man damit selbst Rauch oder Nebel zerschneiden könnte und wieder klare Luft sichtbar würde. Außerdem wäre sie im Leben oft eine gefährliche Kriegerin, mit der man sich besser nicht anlegt.

Ich dachte mir, daß es doch sehr gut war, daß sie mir offensichtlich im Augenblick wohlgesonnen war.

Dann ging ich zurück in die Orakelhalle mit dem Schachbrettfußboden. Die dunklen Wände verwandelten sich wieder in leuchtende Kristallwände und eine Stimme erschallte im Raum:
"Dieser Zugang hatte leider eine unerklärliche Fehlfunktion. Von den letzten Minuten sind keinerlei Aufzeichnungen erhalten geblieben. Wir bitten darum, über die Vorgänge zu schweigen, um den Ruf der Chronik nicht zu schädigen."
Ich war erleichtert, denn ich hatte gute Gründe zu wünschen, daß niemand von meinem letzten unbeabsichtigen Ausflug erfährt. Ich verließ den Zugang und wurde draußen von einem ziemlich aufgelösten Gabriel empfangen.
"Wo warst du denn eben?" fragte er und erzählte, ich wäre ein zwei Sekunden völlig weg gewesen.
"Na ich war natürlich im Zugang! Wo sollte ich denn sonst gewesen sein?" antwortete ich und war verwirrt, weil ich das Gefühl gehabt hatte, mindestens einige Stunden unterwegs gewesen zu sein. Da sah Gabriel plötzlich sehr erleichtert aus und meinte, ich solle seine Frage vergessen, er müßte wohl einen kleinen Aussetzer gehabt haben.

Als ich weit genug weg war, daß niemand es sehen konnte, krabbelte der kleine Vogel von Thi'ah'nah aus meinem Kragen heraus und flog zum nächsten Baum. Von da ab begleitete er mich, indem er immer ein kurzes Stück vorausflog und dann auf einem Zweig sitzend auf mich wartetete. Die Pausen verbrachte er mit singen und ich hatte das Gefühl, daß überall, wo er sang, die Welt ein wenig heller und die Farben schöner wurden. Mir tat sein Lied auch sehr gut, als würde es etwas in meiner Seele heilen.

Der kleine Anteil von mir, den ich bei Tiuval als Aufpasser zurückgelassen hatte, war völlig aufgelöst. "Wo warst Du denn?" fragte er mich vorwurfsvoll. Ich wunderte mich, integrierte ihn, so daß er sich die Erinnerungen selbst anschauen konnte und ich seine ebenfalls. Laut seinen Erinnerungen war ich mehrere Jahre weg gewesen und er hatte mich nicht einmal über die Gruppenseelenverbindung erreichen können. Der Herr der Fliegen - ein bekanntes gefährliches Monster das angeblich jeden fressen soll, der ihm begegnet - war vor kurzem aufgetaucht. Deshalb hatte sich mein Wächteranteil versteckt und versuchte mich über die Gruppenseelenverbindung zu rufen. Als der Herr der Fliegen verschwand, indem er sich einfach in Luft auflöste, war mein Schützling plötzlich tot und seine Seele weg. Ich war entsetzt. Was würde meine Vorgesetzten dazu sagen und wie sollte ich ihnen das erklären? Ich meine, es würde sie doch gar nicht interessieren, ob ich eine Chance gehabt hätte, das zu verhindern, wenn mir so etwas passiert, werden sie ein Exempel an mir statuieren. Ich kenne sie doch. Und dann stellt sich natürlich auch noch die Frage, welche Macht in der Lage ist, mich von der Gruppenseelenverbindung abzuschotten, die Zeit zu beeinflussen, wie es ihm gerade paßte, und dabei von niemandem erwischt zu werden?

Kersti

Quellen und Anmerkungen

Dieser Artikel beruht auf dem Wissen meiner eigenen feinstofflichen Anteile.
VA299. Kersti: Fragen beantworten: Das Wissen der eigenen feinstofflichen Anteile

FF88. Kersti: Folgendes: Ich habe Dich gesucht, Tiuval
FF132. Kersti: Voriges: Das innere Licht
FFI2: Kersti: Inhalt: Schutzengel für die Verdammten
V4. Kersti: Merkwürdige Erfahrungen
EGI. Kersti: Kurzgeschichten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
Z51. Kersti: Erinnerungen an frühere Leben
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben
Sonstiges
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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