Reinkarnationserinnerung - Mein Leben zu Jesu Zeit

K12.

Der Sohn des Johannes

Die neue Hochachtung hielt nicht lange vor. Die Geheimnisse Karmels waren Geheimnisse. Ich bekam sie erklärt und zu sehen. Doch selbst wenn ich es gewollte hätte, hätte ich sie niemandem verraten können, denn erstens kannte niemand die Bedeutung der zugehörigen Worte und zweitens waren sie nicht hellsichtig genug, um zu sehen, was ich sehen lernte. Außerdem war das Ganze einfach nicht so spektakulär, wie sie es sich vorstellten. Also kamen sie nach und nach zu dem Ergebnis, daß ich doch nichts Besonderes lernen würde. Außerdem war ich schweigsam und hängte mich an die Lehrer, um den Unterrichtsstoff möglichst vollständig mitzubekommen. Das wurde mir als kindliche Anhänglichkeit ausgelegt.

Eines Tages kam ich abends wieder in das Zimmer des Johannes und dort war ein Junge, den ich nicht kannte. Er drehte sich zu mir um, bezog mich beiläufig in seine Verbindung zum Johannes mit ein und fragte:
*Ist er das?*
*Ja.* antwortete der Johannes.
Der Junge musterte mich fast eine Stunde lang wortlos. Es war eine ruhige, freundliche Aufmerksamkeit. Da ich keine Lust hatte, so lange sinnlos in der Gegend herumzustehen, setzte ich mich neben den Johannes öffnete dem Jungen meinen Geist und wartete ruhig auf das Ergebnis der Musterung. Er teilte es mir nicht mit.

Dann half er dem Johannes wortlos hinaus zu dem Platz, von dem aus wir immer den Sonnenuntergang beobachteten. Wieder saßen wir lange schweigend zusammen. Schließlich ging ich zu Bett, ohne ein Wort mit ihm gewechselt zu haben. Am nächsten Morgen beim Frühstück sah ich ihn wieder. Er erkannte mich sofort, lächelte mir strahlend zu und sagte zu dem alten Mann, der neben ihm am Frühstückstisch saß:
"Das ist der Schüler des Johannes. Eine alte Seele. Komm, setz dich zu uns, Simon."
Ich ging hin und setzte sich auf seinen Schoß. Bei ihm fühlte ich mich wirklich geborgen. Wie bei dem Johannes. Der Begleiter des Jungen sprach mich in der Gedankensprache an:
*Du beherrscht die Gedankensprache?*
*Ja.*
*Wie geht es dem Johannes?*
Ich frage mich, was ich darauf antworten sollte. Ich dachte an die vielen Stunden, die ich mit dem Johannes verbrachte, an die Gespräche wie zwischen Erwachsenen. Nur an seinen Schmerzen ließ er mich nicht teilhaben, weil mir das geschadet hätte. Aber ich wußte, daß er Schmerzen hatte, pausenlos. Ich dachte an die Albernheiten und Scherze, die er immer wieder machte, an sein Lachen, das so oft von einem schmerzerfüllten Zusammenzucken unterbrochen wurde, daran, wie er mich mit immer neuen Tricks dazu brachte, seinem ständigen Unterricht weiterhin aufmerksam zu folgen, obwohl mir vor Müdigkeit die Augen zufallen wollten. Ich dachte an die Augenblicke der Ruhe, daran, daß ich ihn immer wieder hatte weinen sehen und als ich ihm etwas von meiner Energie(VA180. Definition Eso) hatte schenken wollen, sein bissiger Kommentar, daß das seine Schmerzen seien, die dürfe ihm niemand wegnehmen. Ich wußte, das sollte ein Scherz sein. Es klang nur nicht lustig. Und dann die ernste Erklärung, daß ein Kind NIEMALS, NIEMALS einem Erwachsenen Energie schenken darf. Sonst kann es nicht richtig erwachsen werden.
Die beiden bekamen meine Gedanken mit.
*Vater trägt sein Schicksal tapfer, auch wenn es fast über seine Kräfte geht.* stellte der Junge fest.
Jetzt wußte ich wer er war. Das war der Sohn, von dem mir der Johannes immer so gerne und liebevoll erzählt hatte.
*Als wir das letzte mal hier waren, haben sich die Männer fast pausenlos über ihn beschwert. Sie sagen, der Johannes sei viel vernünftiger geworden, seit der Junge sich abends um ihn kümmert.* meinte der ältere Mann.
*Wenn sie so leben müßten, dann wären sie auch nicht vernünftig!* meinte ich.
*Stimmt. Es hat sich einfach niemand die Mühe gemacht, meinen Vater lange genug zu beobachten, um zu wissen was er braucht oder will. Also mußte er sich selber darum kümmern, wenn Arid wieder einmal in seinem Auftrag unterwegs war, um irgendetwas Wichtiges zu erledigen oder mich über die Vorgänge auf dieser Burg zu informieren.

*Daß mein Vater jetzt weniger Ärger mit ihnen hat, zeigt, daß du dich gut um ihn kümmerst - und das, obwohl du gleichzeitig so viel lernst, daß es für drei reicht. Das habe ich nie geschafft.* erklärte der Junge.

*Wenn ich das nicht mache, macht es niemand richtig. Sie behandeln ihn wie einen Schrank, den man in die Ecke stellt und sie wundern sich, daß er dann nicht sinnlos in der Ecke stehenbleibt, wie man das von Schränken erwartet.* sagte ich, zornig darüber, wie wenig es diese Männer interessierte, wie sich der Johannes in dieser Situation fühlen mochte.
*Du mußt bedenken, daß sie seine Gefühle nicht wahrnehmen können. Sie sehen nicht, wer er eigentlich ist.* antwortete mir der Sohn des Johannes besänftigend.
*Aber das kann ich mir doch nicht einfach mitansehen...* sagte ich und erzählte dem Sohn des Johannes, wie die Jungen am ersten Tag mit dem Johannes umgegangen waren.
*Ich weiß. Ich weiß. Ich habe das auch schon gesehen. Die Kinder sind mit der Aufgabe, sich um einen Mann zu kümmern, der nicht einmal mit ihnen reden kann, einfach maßlos überfordert. Ich habe versucht die Verantwortlichen dazu zu überreden, daß sie ältere Kinder dafür einsetzen. Arid hat es auch versucht. Aber niemand hat sich für unsere Worte interessiert. Da muß sich der Johannes einfach damit abfinden. Und er ist innerlich stark genug, um damit fertig zu werden. Manchmal hat man einfach nicht die Macht, die Dinge in Ordnung zu bringen.*
Ich dachte an meine Erfahrungen mit Engeln und nickte. Mit manchem muß man sich einfach abfinden. Wenn es doch nur nicht so viele solche Dinge gäbe.

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