Reinkarnationserinnerung - Mein Leben zu Jesu Zeit

K32.

Wahre Einweihungen

"Ach übrigends, bist du bereit, eine weitere Einweihung zu machen?" fragte Johannes unvermittelt.
"Ja, Johannes. Wenn du es für sinnvoll oder notwendig hältst, mache ich auch alle weiteren Einweihungen an einem Tag. Ich verlasse ~ mich da ganz auf dein Urteilsvermögen." antwortete ich.
"Ich bin nicht unfehlbar." gab Johannes zu bedenken.
"Nein. Nicht unfehlbar. Aber du hast einen größeren Überblick darüber, weshalb es richtig oder falsch sein könnte, mir Einweihungen zu geben, als ich. Wenn du Fehler machen würdest, würde ich erst recht Fehler machen.
"Dann wirst du innerhalb des nächsten halben Jahres alle weiteren Einweihungen bestehen. Komm mit raus. Maria, du bleibst hier." sagte Johannes.
Ich war wieder einmal erstaunt, wie schnell das ging.

Johannes ging mit mir hinaus in die Nacht und forderte mich auf, mich an einer bestimmten Stelle hinzusetzen und dort zu warten, bis er wiederkäme.
"Du darfst den Platz nicht verlassen, egal was geschieht." schärfte er mir ein.
Ich setzte mich also hin, genoß die Schönheit der Nacht und wartete ab.

Bald darauf kam ein römischer Zenturio auf mich zu. Ich weiß sicher, daß es ein echter Römer aus einer nahegelegenen Garnison war, kein verkleideter Essener. Ich hatte ihn nämlich öfters gesehen. Es war normalerweise einer von denen, die einem vorbeikommenden Essenerheiler flüchtig zunicken und jegliche Übergriffe und Boshaftigkeiten bei ihren Leuten streng unterbinden. Er kam direkt auf mich zu und fragte mich, was ich denn hier in der Nacht mitten zwischen hundert Römern so mache.
"Ich warte hier auf einen Freund." antwortete ich und fragte mich, was er mit diesen merkwürdigen Worten gemeint haben könnte.
Der Römer zog sein Schwert, setzte es mir auf die Brust und fragte mich, ob ich denn keine Angst vor ihm hätte.
"Nein. Angst haben zählt nicht zu meinen Gewohnheiten." antwortete ich und versuchte vergeblich aus der Situation schlau zu werden.

Er rief laut: "Schlagt ihn tot!"
Rund um mich herum sprangen an die hundert römische Soldaten auf, die zwischen Findlingen auf der Lauer gelegen hatten und stürmten mit gezogenen Waffen auf mich zu. Als ihr Kreis geschlossen war, blieben sie wenige Meter von mir entfernt stehen. Ich sah sie nur schweigend und ruhig an. Bei der Übermacht war Widerstand zwecklos. Einige traten vor und verprügelten mich mit der flachen Klinge, bis ich zusammenbrach und mich nicht mehr rühren konnte.
"Steckt ihn in den Sack." befahl der Zenturio.
Tatsächlich kamen zwei Römer mit einem Sack, knebelten, fesselten mich und steckten mich dort hinein. Dann warfen sie den Sack über einen Esel und führten ihn etwa eine Stunde durch die Gegend. Sie unterhielten sich über all die Dinge, über die sich römische Soldaten unterhalten könnten und murrten über diese unverständliche nächtliche Übung.

Ich war verwirrt. War das ein dummer Zufall, der mir am Ende das Leben kosten würde, oder war es ein Bestandteil der Einweihung? Gegen beide möglichen Erklärungen sprachen unzählige Gründe. Für sie nur die Tatsache, daß ich in einem Sack auf einem Esel von Römern spazierengeführt wurde. Die ganze Situation widersprach allem, was ich je über Römer oder Essener gehört hatte.

Ich konnte nur abwarten. Also vertrieb ich mir die Zeit damit, daß ich die vielen Striemen heilte. Irgendwann wurde der Sack zu Boden geworfen und die gesamten Römer gingen einfach so weiter und ließen mich dort liegen. Wegen der Raubtiere machte mir das ernsthafte Sorgen. Ich versuchte mit den Fingern an die Knoten zu kommen, um mich von den Fesseln zu befreien. Das gelang mir nicht. Am Ende zerfaserte ich den Strick und riß jede Faser einzeln entzwei, bis ich die Hände frei hatte. Danach befreite ich meine Füße und zerfaserte die Schnur, mit der der Sack an der Seite zugenäht war, auf dieselbe Weise. Schließlich stand ich auf und stieß mir den Kopf. Es war stockdunkel. Nicht wie draußen in der Nacht, sondern wie in einer tiefen Höhle, ohne Sternenlicht, ohne Mondlicht. Nichts. Ich ging in die Knie und schnupperte. Der Geruch nach Wasser und Gestein. Vermutlich handelte es sich tatsächlich um eine natürliche Höhle. Ich tastete die Decke über mir ab. Sie war unregelmäßig und gewellt wie natürliches Gestein. Zur Seite hin wurde sie höher. Ich tastete mich dorthin und richtete mich auf.

Ein leichter Luftzug war zu spüren. Ich wandte mich in die Richtung, aus der er kam. Nach etwa hundert Metern landete ich vor einem Gitter. Verwirrt blieb ich stehen. Dann hörte ich hinter mir Schritte und Stimmen. Ich drehte mich um, sah das Licht einer Öllampe und wich in den Schatten aus.
"Er ist weg." sagte eine Stimme.
Ich blieb unbeweglich stehen und lauschte.
"Das verstehe ich nicht. Er war doch gefesselt."
"Ja. Hier sind die Schnüre. Und hier ist der Knebel. Der Bursche ist geflohen."
"Weit kann er nicht gekommen sein. Alle Türen sind zu. Sie haben ja sogar hinter uns wieder abgeschlossen, so als hätten sie erwartet, daß der Bursche frei ist."
"Wahrscheinlich kann man bei Essenern nie wissen, was sie machen."
"Was machen wir jetzt?"
"Suchen. Zumindest wird er uns mit ziemlicher Sicherheit nicht angreifen. Er ist ein Heiler. Er hat nicht kämpfen gelernt."

Während die Unbekannten alle Winkel der Höhle sorgfältig ausleuchteten, um mich zu finden, blieb ich einfach unbeweglich im Schatten stehen und hoffte, daß sie sich weiter unterhielten und mir so Erklärungen lieferten, was eigentlich los war. Sie taten mir nicht den Gefallen. Das nächste Wort wurde erst gesprochen, als sie in den Winkel leuchteten, in dem ich stand:
"Hier ist er."
Ich stand zwei bewaffneten Zeloten gegenüber. Lächelnd begrüßte ich die beiden und fragte, womit ich ihnen dienen könnte. Einer schlug mir mit einem Knüppel so fest auf den Kopf, daß ich die Besinnung verlor.

Als ich wieder zu mir kam, war ich in Ketten gelegt. Ich hatte die Kopfschmerzen, die nach einem solchen Schlag zu erwarten waren und war noch verwirrter. Hier roch es eher nach Vorratskeller und nach - Raubtieren! Zeloten halten keine Raubtiere. Ich lauschte. Ich hörte nur eine leises Atmen - nicht von mir. Zu langsam für einen Menschen. Ich richtete mich auf Knien auf und versuchte noch mehr herauszufinden. Ja - richtig - auch Raubtiere haben eine Aura. Ich mußte mich nur darauf einstellen, das zu sehen. Da lag ein schlafender Löwe. Er erwachte, reckte sich, stand langsam auf und kam zu mir herüber. Er war nicht angekettet. Ich spürte, daß er Hunger hatte. Ich betete um Frieden. Ruhe legte sich wie eine Decke über uns. Der Löwe kam herüber und schnupperte an mir. Ich hob eine Hand und kraulte ihn. Er rieb seinen dicken Kopf an mir und schnurrte behaglich. Dann kuschelte ich mich an den Löwen und schlief ein.

Raubtiere besänftigen gehört zur Ausbildung in Geistiger Kampf.

Als ich das nächste mal erwachte, verzehrte er gerade schmatzend sein Futter. Einen kleinen Rest nahm er ins Maul und brachte ihn mir. Ich lehnte ab, da ich mein ganzes Leben noch kein Fleisch gegessen hatte. Dann kraulte ich ihn wieder. Ein Trog mit Wasser war in Reichweite, so daß ich nicht dursten mußte.

Es müssen wohl einige Tage vergangen sein. Der Löwe hat noch zwei mal zu Fressen bekommen und mir jedesmal etwas angeboten. Manchmal war er auch nicht da. Er kam offensichtlich nur zum Fressen, zum Schlafen und wenn er von mir gekrault werden wollte, in diesen dunklen Raum.

Dann öffnete sich eine Falltür über meinem Kopf. Im Licht einer Öllampe schaute ein Mann zu mir herunter und rief:
"Hallo?"
"Ja." antwortete ich.
"Du lebst also noch. Gut. Hier ist der Schlüssel. Mach dich los und komm hoch."
Er warf ihn mir herunter. Ich öffnete die Schlösser der Ketten und kletterte dann die Strickleiter hinauf, die er mir herunterwarf. Oben standen zwölf Römer.

"Der Löwe hat ihn wirklich nicht gefressen." meinte einer fassungslos.
"Natürlich nicht. Sehe ich etwa so tot aus? Wo bin ich hier überhaupt?" entgegnete ich.
"Bei der Arena."
"Also wirklich bei Römern?"
"Ja. Was dachtest du, wo du sonst sein könntest? Hast du etwa geschlafen, als sie dich hierhergebracht haben?" entgegnete einer.
"Ja. Sie hatten mich bewußtlos geschlagen. Wo bringt ihr mich hin?" antwortete ich.
"In die Folterkammer." antwortete einer.
*Na klasse.* dachte ich, ließ es aber widerstandslos zu, daß sie mich fesselten, mir die Augen verbanden und dann noch mehrere Säcke über meinen Kopf stülpten. Der Weg den sie mich führten, war bestimmt ein halber Tagesmarsch. Ein bißchen weit für einen Weg zu einer Folterkammer. Dem Boden nach zu urteilen, wanderten wir quer durch die Wüste und die Temperatur deutete auf eine nächtliche Wanderung hin. Die Soldaten redeten kein Wort. Ich grübelte über die Zeloten nach. Das Ganze gab absolut keinen Sinn.

Als sie schließlich die Binde von meinen Augen entfernten, war ich wirklich in einer Folterkammer. Nur die Römer waren durch zwei Wesen ersetzt worden, die aussahen wie eine Kreuzung zwischen Echsen und Menschen. Ich traute meinen Augen nicht.

Auf der Folterbank lag Johannes. Sein ganzer Körper war mit Blut verschmiert, doch sein Gesichtsausdruck war friedlich, wie schlafend. Mich erfüllte tiefste Trauer. Sie ketteten meine Arme so an die Wand, daß ich nicht umfallen konnte. Dann folterten sie mich, bis ich die Beherrschung über meine Muskeln verlor, indem sie den Schmerzsender der Engel aktivierten. Und dann folterten sie Johannes und ließen mich zuschauen. Als ich wieder sprechen konnte, erklärten sie mir, daß sie sofort aufhören würden, würde ich ihnen einige Dinge verraten. Sie fragten nach den Geheimnissen meines Volkes, die ich natürlich nicht verriet.

Die Foltern dauerten mit Sicherheit einige Tage. Dann irgendwann saß ich zusammen mit Johannes in einem Kerker und er fragte mich lächelnd, wie es mir denn in den letzten Tagen so ergangen sei.
Ich erzählte in der Gedankensprache meine merkwürdigen Erlebnisse, seit er mich in der Nacht hatte warten lassen.
"Nicht wahr, der Löwe ist doch ein nettes Tier." meinte Johannes.
"Ja. Er hat mir regelmäßig von seinem Fleisch angeboten." antwortete ich.
"Hast du dieses Angebot angenommen?" fragte Johannes prüfend.
"Nein. Aber es war eine nette Geste."
"Das ist gut. Es war nämlich Menschenfleisch. Der Löwe lebt in der Arena." sagte Johannes. "Und wenn ich die Nerven verloren hätte, hätte er mich gefressen." wurde mir plötzlich klar.
"Selbstverständlich. Das ist seine Natur." antwortete Johannes.
Ich dachte immer noch in Liebe an den Löwen. Wenn ein Tier Unrecht tut, trägt immer ein Mensch die Verantwortung. Ein Tier ist zu Schuld nicht fähig, da es keine wahre Entscheidungsfreiheit hat. Es wird durch seine Instinkte zum Guten geleitet, wenn kein Mensch eingreift und es in die Irre führt.

Dann kamen die Echsen herein und fragten mich, ob ich nicht vielleicht doch noch ihre Fragen beantworten wolle. Sonst müßten sie den Johannes schlachten.
"Nein. Diese Fragen kann ich nicht beantworten." sagte ich und weinte.
Johannes verabschiedete sich lächelnd von mir und ging widerstandslos mit den Echsen fort. Ich war überzeugt, ihn zum letzten mal in meinem Leben gesehen zu haben.

Bald darauf kamen die Echsen wieder, fesselten meine Hände auf den Rücken und verbanden mir die Augen. Dann wurde ich wieder weit durchs Land geführt. Schließlich fesselten sie mir irgendwo die Füße zusammen und ließen mich so dort liegen. In dem Augenblick erschien vor meinem inneren Auge das lächelnde Gesicht des Johannes und er sagte mir streng, daß ich über meine Erlebnisse seit er mich in der Wüste hatte warten lassen auch mit dem Hochgeweihten Rat nicht reden dürfe. Ich versprach es ihm. Ich war immer noch überzeugt, daß er tot sei, denn sonst hätte er ja körperlich anwesend sein können.

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