Referat für das Seminar im Kernstudium für das
Lehramtsstudium an der Universität Gesamthochschule Kassel
"Nachdenken über Toleranz"
Leitung: Paetzold
vorgelegt von
Kersti Nebelsiek
Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen-Holzhausen,
Tel.: 05673/1615
Die Quellenangaben der Hausarbeit wurden nachträglich an das Format dieser Internetseite angepaßt und links zu weiterführenden Artikeln in den Text eingefügt.
Toleranz heißt Duldsamkeit, Nachsicht, Gewähren lassen.
Lateinisch "tolerare" hieß sogar tragen, ertragen oder tolerieren.
Toleranz ist also, wenn man etwas unangenehm findet und trotzdem nichts
dagegen tut(1, 2.1). Akzeptieren wird übereinstimmend mit "annehmen"
übersetzt, wobei verwandte Wörter zeigen, daß es aktiv
gebilligt wird. Z.B. ist ein Akzept ein durch Unterschrift angenommener
Wechsel. Akzeptanz ist also, wenn man bestätigt, daß man etwas
in Ordnung findet(1).
Mit Liebe meine ich in diesem Text nur das Gefühl der Liebe,
nicht die Sexualität, die man umgangssprachlich als "Liebe machen"
bezeichnet und auch sonst keine Handlung, mit der man Liebe
ausdrücken könnte. Kommunikation nennt man den Austausch und die Weitergabe von
Informationen(1.1, 2).
2.1 Konflikte: Streit, Mobbing, Sektenhatz und Krieg
Wenn zwei Gruppen sich gewaltfrei voneinander abgrenzen, aber jeder der
Gruppe angehört, zu der er gehören will, wird dadurch niemand
geschädigt. Die Abgrenzung sorgt lediglich dafür, daß
beide Gruppen eine Größe haben, die überschaubar ist.
Tatsächlich schein es gewisse Gruppengrößen zu geben,
die dem Menschen angeboren sind(3).
Ein ganz anderer Fall tritt ein, wenn jemand aus einer Gruppe
ausgegrenzt wird, aus der er entweder nicht austreten kann oder
zu der er keine andere Gruppe als Alternative hat. Das nennt man
Mobbing(5)
(6). Es tritt oft in der
Schule auf, oder aber an der
Arbeit. Auch wenn man beispielsweise in einem Land zuhause ist,
wo die eigene Rasse, die eigene Religion oder das Geschlecht nicht
akzeptiert werden, hat man ein Problem.
Von der dritten Klasse ab wurde ich in der Schule ausgegrenzt,
geärgert, meine Klassenkameraden probierten jede Gemeinheit an mir
aus, die ihnen einfiel. Es war eine unerträgliche Situation. Ich
merkte, wie ich nach und nach immer weniger Reserven hatte immer
weniger belastbar war sah keine Möglichkeit etwas daran zu
ändern.
Einmal wollte ein Lehrer mir helfen. Er fragte die anderen, warum
sie mich ärgerten. Sie antworteten, daß ich blöd und
seltsam sei und daß Ärgern Spaß mache. Seit wann gibt
das einem das Recht, andere zugrundezurichten? Auf meine Bitte hin
erzählten sie ein Beispiel. Da ich mein Verhalten angemessen fand,
fragte ich, was ich falsch gemacht hätte. "Aber das
weißt du doch!" behauptete eine Mitschülerin.
"Nein, das weiß ich nicht!" widersprach ich. So ging
es hin und her. Es wäre so einfach gewesen zu antworten! Dann
einigten sich Klasse und Lehrer, ich sei schuld, daß sie mich
ärgerten und gaben mir die üblichen Ratschläge. Der
Lehrer meinte, ich müsse dankbar
sein(4).
Ausführlich beschrieben in:
V41.
Das Gewicht einer Gabe: Menschen mit spiritueller Hochbegabung werden oft ausgegrenzt
Ich habe mich intensiv mit Sekten(7),
insbesondere mit der Scientology-Church(8)
beschäftigt. Ein erstes Ergebnis war eine Liste an negativen Sekteneigenschaften, die auf jede
Sekte in nahezu jedem Punkt zutrifft.
V100.
Sekteneigenschaften - Was sind Sekten?
Mit der Zeit fand ich Hinweise, daß diese typischen Sekteneigenschaften durch Ausgrenzung der Sekten
aus der Gesamtgesellschaft entstehen, was nach und nach zu krankhaft übertriebener Abgrenzung nach außen führt(9).
VA1.
Sekteneigenschaften als Folge von Ausgrenzung
Am Ende der Entwicklung geben Außenstehende den Sekteneigenschaften die Schuld daran, daß
sie die Sekte ablehnen, während Sektenmitglieder die
Gesamtgesellschaft als feindlich und aggressiv erleben und sich selbst
für unschuldig halten. Auf beiden Seiten nimmt der Kampf oft
häßliche Formen an(10).
Durch den Druck von
außen ist die Lage in der Sekte oft so angespannt, daß
ehemalige Mitglieder oft von schlimmen Zuständen berichten.
Außerdem gibt es Konflikte zwischen ungefähr gleich
großen Konfliktparteien. Das wäre der normale Streit, aber auch
der typische Krieg. Im Endeffekt entstehen diese Streits, Mobbing,
Sektenverfolgung, Progrome gegen ganze Volksgruppen und Kriege alle im
Prinzip aus denselben Gründen(6.1)
(7.1) (15.4) (60.1).
Es gibt den Fall, daß ein Konflikt - ob nun eine einfacher Streit,
Mobbing oder Krieg aus einer offensichtlichen Ursache heraus entsteht.
Das heißt ein offener Streit eskaliert und wird auf der
körperlichen Ebene ausgetragen, da er sich mit Worten scheinbar
nicht lösen ließ. Doch viele Konflikte entstehen aus weniger
offensichtlichen Ursachen(6.2).
Es gibt Mobbing oder Fremdenfeindlichkeit gegen Konkurrenten
beispielsweise um Arbeitsplätze, Nahrung, Kolonien, Elternliebe. Sie
richten sich meist nicht gegen den Verursacher des Problems, da er zu
mächtig zu sein scheint, sondern gegen ein
Mit-Opfer(6.3).
Es gibt Streits wegen vorhergegangerner Streits, die aus Sicht eines der
beiden Gegner unbefriedigend ausgegangen
ist(6.4). Es gibt Streits und
Kriege die aufgrund von Vorurteilen, Neid und Ängsten geführt
werden(6.5).
Ein Bekannter erzählte, daß er einmal einer
neunköpfigen Arbeitsgruppe angehört hätte. Acht der neun
hätten sich wunderbar verstanden, nur bei dem neunten seien sich
alle einig gewesen, daß er unmöglich sei. Sie hätten ihn
dann so lange geärgert, bis er freiwillig gegangen sei. Danach
hätten sich plötzlich die übrigen acht ständig
untereinander gestritten.
Hier war das Mobbingopfer sicher nicht die Ursache des Konfliktes,
sondern wurde benutzt, um aufgestauten Ärger an ihm abzulassen.
Logischerweise wurde das zugrundeliegende Problem durch den
Mobbingprozeß nicht gelöst, so daß sie sich nach dem
verschwinden dieses Sündenbocks untereinander
stritten(6.6).
Laut Leymann ist Aggressivitäten bei allen Arten
von Streß häufiger(5.1)
(6.7). Neben Lärm, belastenden
Arbeitsbedingungen, Über- und
Unterforderung(11)
(12), Krankheiten
oder sonstigen Problemen in der eigenen Familie, ist da auch noch an
jegliche körperliche Belastung zu denken. Bruker zählt in
"Zucker, Zucker" allein 6 Untersuchungen auf, wo ein Zusammenhang zwischen
Kriminalität und ungesunder Ernährung bei Menschen belegt
wird(13). Außerdem käme noch
Elektrosmog(14) in Frage.
Manchmal erlebt man das Phänomen, daß jemand unerwartet
- und aus dem bisherigen Gespräch nicht erklärlich - heftig
reagiert. Gelegentlich liegt es daran, daß er sich rein
äußerlich an einen Menschen erinnert fühlt, den er
nicht mag. Beispielsweise an den Vater, zu dem er eine schlechte
Beziehung hatte.
Das nennt man in der Psychologie Übertragung
(15.1).
Als die Grünen das erste mal in den Bundestag kamen hörte man
beinahe jeden Tag im Radio oder im Fernsehen eine andere Theorie in
welche der bestehenden politischen Kategorien sie denn einzuordnen
wären. Dasselbe konnte ich bei der FBR - der Partei meiner Mutter -
beobachten, als sie neu in die Gemeindevertretung von Reinhardshagen
kam.
Als ich jugendliche Pfadfinderin war, erlebten wir es immer wieder,
daß wir zu Nachfolgern der Hitlerjugend erklärt wurden -
besonders unangenehm war es immer mit so netten älteren Damen, die
sich an ihre schöne Jugendzeit erinnert fühlten, weil man
nicht weiß, wie man ihnen erklären soll, daß man damit
nun wirklich nichts zu tun haben will, ohne ihnen auf die Füße
zu treten - denn sie hatten uns ja nichts getan. Zum Ausgleich wurde man
dann nach der Grenzöffnung in der ehemaligen DDR zur FDJ
erklärt. - Und das waren wir ja genausowenig.
Im Volksmund wird dieses voreilige Einordnen in Kategorien als
Schubladendenken bezeichnet(6.8).
Es gäbe sicherlich diverse Leute, die sagen würden:
"Wer sich mit menschlicher Rassenkunde beschäftigt, ist ein Nazi
und will daß Ausländer umgebracht werden." Es gibt
zweifellos diverse Leute, auf die beides zutrifft - siehe drittes
Reich - doch es gibt auch andere.
Als Jugendliche kam ich einmal mit einer Gruppe in Verbindung,
die als die absolut Rechten verschrien waren. Ich konnte das nicht
verstehen, denn gerade diese Gruppe hatte ich als besonders tolerant
erlebt. Dann jedoch veranstalteten sie ein Wochenendseminar
über Rassenkunde. Ich hatte das Gefühl, in den falschen Film
geraten zu sein, als ich das auf der Hinfahrt erfuhr.
Im Vortrag über das Thema wurden die verschiedenen Rassen als
unterschiedlich aber grundsätzlich gleichwertig betrachtet.
Aber Mischlinge wären biologisch minderwertig, fuhr der
Vortragende fort. Das ging mir dann zu weit und ich widersprach.
Daraufhin erzählte eines der Mädchen - sie hätten mal
eine Halbviatnamesin in der Gruppe gehabt. Leider hätte sie
dadurch daß sie Mischling sei so viele innere Probleme gehabt,
daß sie trotz aller Mühe keine Möglichkeit gefunden
hätten ihr zu helfen. Und jetzt wäre sie leider nicht mehr
in der Gruppe. Bei der Erinnerung an die verlorene Freundin hatte das
Mädchen Tränen in den Augen. Ich dachte mir, daß es
für das Kind zweifellos genug Probleme geschaffen haben konnte,
daß sie durch ihre Eltern zwischen zwei Kulturen stand. Auch
später habe ich bei dieser Gruppe keinen
unfreundlichen Akt gegen Ausländer miterlebt - keinen
häßlichen Scherz und kein böses Wort.
Im Gegensatz zu der dort genannten Theorie sind zumindest bei Tieren
und Pflanzen Mischlinge zwischen verschiedenen Arten und Rassen oft
besonders zäh und leistungsfähig. Es ist anzunehmen, daß
das auf Menschen genauso zutrifft. Auch Erziehung mit den Werten zweier
Kulturen wird auch nicht immer zum Problem
(16).
Man könnte meinen, daß man sich nicht solche Vorurteile
machen sollte. Da wir auf jeden und alles, mit dem wir zu tun haben,
reagieren müssen - und zwar möglichst angemessen, kommen wir
ohne Vorläufige, oberflächliche Einschätzungen der
Anderen nicht aus. Nichts anderes ist ein Vorurteil
(15.2)
(17.1).
Allerdings kann man sich bewußt machen,
daß man diese Menschen nicht wirklich kennt und man kann die
notwendige Vorsicht - man muß schließlich nicht
unnötigerweise Gelegenheiten für Diebstahl, Betrug und
Ähnliches bieten - mit einer gewissen Vorschußfreundlichkeit
verbinden. Nach dem Motto: ehe ich jemanden unfreundlich behandle,
muß er es sich schon höchstpersönlich mit mir verdorben
haben.
2.4 Äußerlichkeiten als Wegweiser, um den Richtigen zu
finden
Bei den meisten Tieren sind soziale Verhaltensweisen in einem Maße
angeboren, daß Konrad Lorenz sie in einer Untersuchung als
Maßstab für den Verwandschaftsgrad verwandter Arten benutzt
hat, da sie sich wegen fehlender äußerer Anstöße zur
Veränderung langsamer ändern, als andere
Verhaltensmerkmale(18).
Gerade beim Menschen haben wir aber die Situation, daß soziale
Verhaltensweisen sich zwischen verschiedenen Kulturen oft so deutlich
unterscheiden, daß eine Verständigung sehr schwer bis
unmöglich wird. Das einfachste und offensichtlichste Beispiel ist die
Sprache(59), aber es trifft auch auch
viele Aspekte der Körpersprache
und auf die Bedeutungen, die Symbolen zugesprochen werden, zu.
Tatsächlich liegt aber hinter jeder - oder nahezu jeder - dieser
erlernten Verhaltensweisen eine instinktive Grundstruktur auf die die
erlernte Verhaltensweise sozusagen aufgeprägt ist
(17)(19).
Angehörige verschiedener Völker leben oft so nahe
beieinander, daß sie regelmäßig miteinander Handel
treiben und einander von Zeit zu Zeit auch sehen - beispielsweise in
benachbarten Dörfern. Dennoch mischen sie sich oft jahrhundertelang
so wenig, daß man sie nach über tausend Jahren immer noch als
getrennte Völker erkennen kann. Mit Angehörigen von
Nachbardörfern des eigenen Volkes gibt es dagegen immer wieder
Heiraten(20) (59).
Also: Warum tun sie nichts, um einander kennenzulernen?
Differenzierte, stabile Gesellschaften mit unterschiedlichen
Berufsgruppen zeigen auch zwischen diesen Berufsgruppen derartige
Abgrenzungstendenzen. Adelige heiraten nur Adelige, reiche Bauern
heiraten reiche Bauern, arme Bauern arme, Tagelöhner
Tagelöhner, Handwerker Handwerker - oft sogar Handwerker desselben
Berufs. Das heißt die Gesellschaft teilt sich, so weit das die
Anzahl ihrer Mitglieder ohne übertriebene Inzucht
erlaubt, in Untergruppen auf, die jeweils überwiegend untereinander
heiraten(21).
Einen traditioneller Bauernhof oder Handwerksbetrieb ist eine eng
zusammenarbeitende Arbeits- und Lebensgemeinschaft, wo jeder seine
genau definierten Aufgabenbereiche hat. Ebenso bei Jäger und
Sammlervölkern. Es gibt Männerarbeiten und Frauenarbeiten -
die aber häufig direkt aufeinanderfolgende Arbeitsschritte
desselben Produktionsvorganges sind. In unterschiedlichen
Kulturen sind die Vorstellungen darüber was nun Männer- und was
Frauenarbeiten seien, sehr unterschiedlich. Auch die Aufgaben einer Frau
eines Handwerkers unterscheiden sich erheblich von den Aufgaben einer
Bauersfrau oder einer Fürstin. Wenn also ein Bauer die Tochter eines
Handwerkers geheiratet hätte, hätte diese Frau in ihrer
Kindheit nicht alle Arbeiten erlernt, die sie dann als seine Ehefrau
bewältigen muß(22)
(23).
Äußerlichkeiten, wie das Sozialverhalten und Kleidung werden
also als Wegweiser genommen, welche Menschen derselben sozialen Gruppe
angehören - und deshalb die Arbeiten erlernt haben, die zu den selbst
in der Kindheit erlernten Arbeiten passende Ergänzung bieten.
In einer stabilen, gut funktionierenden Gesellschaft, mit einer
Überschaubaren Anzahl an Bevölkerungsgruppen, die jeweils ihre
eigene Tracht(24) und ihren eigenen
Verhaltenskodex haben - was bei den
meisten traditionellen Gesellschaften der Fall war - und wo das Leben in
jeder Generation fast dieselben Anforderungen stellt wie in der direkt
vorhergehenden, wird man auf diese Art und Weise mit hoher
Wahrscheinlichkeit mit wenig Aufwand einen Partner finden, mit
dem man reibungsloser zusammenarbeiten kann, als mit den meisten anderen,
die in Reichweite wären. Außerdem sind die
Kommunikationsformen den realen Anforderungen, die sie im gegebenen
kulturellen Kontext erfüllen müssen, angepaßt. Deshalb
heiraten Frauen häufig Männer, die "wie ihr Vater" sind und
Männer häufig Frauen die "wie ihre Mutter" sind. Es geht
so weit, daß Kinder von Alkoholikern häufig Alkoholiker
heiraten - obwohl es das letzte ist, was sie bewußt gewollt
hätten.
Wenn der Einzelne nur einen Bruchteil der gesellschaftlichen Gruppen kennt,
mit denen er in Kontakt kommt und deshalb Menschen aufgrund
äußerer Merkmale Gruppen zuordnet, denen sie nicht
angehören oder wenn die Kommunikationsformen der Eltern entweder
ihren menschlichen Bedürfnissen nicht genügen oder nicht gut
genug sind um die gemeinsam geleistete Arbeit zu koordinieren, drohen
diese Mechanismen jedoch zum Problem zu werden.
2.5 Nicht zusammenpassende Kommunikationsmuster
als Ursache von Intoleranz
In der Technik ist Toleranz definiert als das Maß, in dem ein
Maschinenteil vom Sollmaß abweichen
darf(1).
Beispiel: wenn man einen Schlüssel für eine Tür
herstellt gibt es für die Genauigkeit, mit der der Schlüssel
gearbeitet sein muß, damit er geeignet ist, das dazugehörige
Schloß aufzuschließen eine gewisse Fehlertoleranz. Wenn sie
beispielsweise mit ±0,01mm beträgt, heißt das, daß
der Schlüssel 0,01mm von der vorgegebenen Form abweichen darf.
Unterscheidet sich der Schlüssel aber zu stark von der Idealform,
klemmt das Schloß.
Das Schlüssel-Schloß Prinzip ist ein Grundprinzip des
Lebens(25).
Im biochemischen Bereich paart sich jede der Basen der DNA nur mit einer
der drei anderen Basen(26.1). In der
Eiweißsynthese kann jedes Basentriplet nur eine der 20
Aminosäuren codieren(26.2). Auf
der Ebene mehrzelliger Tiere löst ein Schlüsselreiz einen
Instinkt aus, der zur Situation
paßt(27), aus und Tiere paaren sich
unter natürlichen Umständen nur mit Angehörigen der eigenen
Art(28).
Bei Menschen gibt es Verhaltensmuster die wie Schlüssel und
Schloß zusammenpassen und den Umgang der Menschen miteinander so
koordinieren, daß sie einander verstehen und das Zusammenleben
möglichst reibungslos abläuft. Manche dieser
Verhaltensweisen sind ebenfalls angeboren, doch einen erheblichen Teil
lernen Menschen in ihrer Kindheit und Jugend von ihren Mitmenschen - sie
sind also Kulturgebunden.
In unserem Kulturkreis besteht eine weit verbreitete Methode, sich
heiklen Themen zu nähern, darin, daß man sie so indirekt
andeutet, daß nur diejenigen, die für dieses Thema offen
sind, die Frage danach als solche
verstehen(29).
Situation 1. Ich gehe in Kassel über den Königsplatz. Dort spricht mich
ein älterer Mann an, ob ich vielleicht eine Nebenbeschäftigung
suche. "Nebenbeschäftigung, ich bin doch arbeitslos!" antworte ich.
Daraufhin entschuldigt sich der Mann und nimmt die Frage zurück.
Ich bin verblüfft und frage mich, was hier eine Entschuldigung zu
suchen hat. Erst fünf Minuten später, als ich den Platz schon
verlassen habe, komme ich darauf, daß er nach einer Frau gesucht
hat, die bereit war, für Geld mit ihm zu schlafen.
Situation 2. Einmal wartete ich am Stern
auf eine Freundin. Da kam ein Ausländer - dem Aussehen nach zu
vermutlich ein Türke oder Araber - und fragte
ob ich bereit sei für 20DM oder so mit ihm zu schlafen. Ich sagte
"Nein", doch er redete weiter und wiederholte die Frage auf andere
Weise. Daraufhin sagte ich verärgert daß ich so etwas
grundsätzlich nicht mache und ging auf die andere
Straßenseite. Nach einer Weile kam der Mann mir hinterher und
fragte erneut. Ich lehnte wieder mit anderen Worten ab und ging auf die
andere Seite. So ging das eine halbe Stunde, wenn nicht länger. Am
liebsten hätte ich ihn verprügelt.
In unserem Kulturkreis wird ein solches Verhalten als sehr ungehörig
betrachtet und die meisten Frauen hätten an meiner Stelle sicher
Angst bekommen. Es gibt aber ein ziemlich eindeutiges Zeichen, daß
er mir nichts Böses wollte: wenn er etwas vorgehabt
hätte, hätte er reichlich Zeit gehabt, es zu
versuchen. Ob es ihn gelungen wäre, ist eine
zweite Frage. Immer wieder dieselbe Frage stellen, wenn man schon ein
"nein" zu hören bekommen hat, tut nur, wer annimmt,
daß später ein "ja" kommen könnte. Wenn man es also
nicht als "nein" sondern als "Dein Angebot war noch nicht gut genug, wenn
du etwas Besseres anbietest, werden wir uns vielleicht handelseinig."
verstanden hat. Eine Frau seines eigenen Kulturkreises hätte
sicherlich gewußt, was sie sagen muß, damit er sofort
verschwindet.
Das zweite war ein Beispiel für nicht zusammenpassende
Kommunikationsmuster und ihre Folgen(30, 31). Daß ich
wütend wurde, ist ein typisches Beispiel für ein
Entstehungsmuster von Aggressionen gegen Ausländer. Nur war
mir klar, daß es sich um ein Mißverständnis
gehandelt hatte.
Tatsächlich muß stark abweichendes Verhalten nicht zu
Intoleranz führen.
Als ich als Vierzehnjährige das erste mal ein ganzes Wochenende
zusammen mit der Pfadfinder-Mädchengruppe in einer Hütte war,
war ich begeistert. Alle waren freundlich zu mir. Es war die erste
Gemeinschaft seit ich in die dritte Klasse kam, die mich vorbehaltslos
aufgenommen hatte.
Am Ende dieses Wochenendes riefen die beiden Gruppenführerinnen
uns zu einer Meckerrunde zusammen.
Eine von beiden leitete die Runde ein, indem sie erklärte, daß
hier alles ausgesprochen werden sollte, was irgendjemandem am Verhalten
der anderen gestört hatte. Insbesondere, wenn sie selbst etwas falsch
gemacht hätte, wolle sie das wissen.
"Kersti, ich fand nicht so gut, was du heute Vormittag - du
weißt schon was ich meine - getan hast." sagte die erste. Ich
wußte es nicht,
also fragte ich nach. Sie erzählte die gesamte Begebenheit. Da ich
keine Ahnung hatte, was an meinem Verhalten falsch gewesen sein sollte,
fragte ich nach. Ich konnte kaum fassen, daß ich wieder eine
Antwort bekam. "Das ist meine Chance." dachte ich erfreut. Die
zweite hatte auch etwas an mir auszusetzen. Ihr war das schon beinahe
peinlich. Sie betonte, daß es nicht persönlich gemeint
wäre, aber sie fände es nicht gut, daß ich... Ich fragte,
bis ich verstanden hatte. Jede Einzelne in der Runde kritisierte mich.
Bei jeder fragte ich, bis ich wußte, was sie meinte. Und
ich merkte mir die Antworten gut. Aus der Schule wußte ich nur zu
gut, wie wertvoll Kritik ist. Wie schwierig es ist, Menschen dazu zu
bringen, daß sie einem verständlich erklären, welche
Fehler man macht.
Es gab noch einige, die, als sie in die Gruppe kamen,
ähnlich viele Fehler gemacht hatten wie ich. Schließlich fehlten mir
durch die Ausgrenzung sieben Jahre des sozialen Lernens. Doch ich habe kein
zweites mal mitbekommen, daß jeder einzelne in der Runde denselben
kritisierte. Daß sie es bei mir so gemacht hatten, lag wohl daran,
daß ich so intensiv nach Erklärungen gefragt habe. Ich stand
danach nie wieder so im Mittelpunkt einer Meckerrunde, denn ich habe das
durch meine Fragen gelernte umgesetzt.
Ich war von meiner Gruppe weder vor noch nach der Meckerrunde
unfreundlicher behandelt worden als die anderen. Fleißige Kinder
wurden nicht sichtbar anders behandelt als faule. Wer Grauhemd und Juja
(Abk. für Jungenschaftsjacke) anhatte, aus der sich unsere
Kluft(24)
zusammensetzte, wurde nicht anders behandelt als der, der in
Straßenkleidung kam. Auch das begehrte Halstuch änderte nichts
daran. Unsere Gruppenführer - die angesehensten Mitglieder der Gruppe
- waren die einzigen, denen es passieren konnte, daß sie in einer
Spaßbalgerei die ganze Gruppe gegen sich hatten. Nichtsdestotrotz
stritten wir uns um die Arbeit, jeder wollte ein Grauhemd eine Juja - und
vor allem ein Halstuch haben. Und auch Gruppenführer für die
nächstjüngere Gruppe fanden sich.
Auch das ist etwas, das ich immer wieder beobachtet habe: wo Toleranz
herrscht, wird wenig Anpassung gefordert - und doch findet Anpassung und
Rücksichtnahme statt. Jeder will etwas für die Gruppe und die anderen
Mitglieder tun - auch wenn niemand ihn bestraft, wenn er es nicht tut.
Scheinbar paradoxerweise zeichnet sich diese extrem tolerante Gruppe
dadurch aus, daß ihre Mitglieder um ein vielfaches mehr und
differenziertere Kritik üben, als das in unserer Gesellschaft
üblich ist(33). Sozialer Umgang
miteinander besteht aus aufeinander
abgestimmten Verhaltensmustern, die zusammenpassen müssen, wie
Schlüssel und Schloß, damit das Zusammenleben und -arbeiten
reibungslos funktioniert. Die Fähigkeit durch diffenzierte und in
die Einzelheiten gehende konstruktive Kritik neue Verhaltensmuster
auszuhandeln und die soziale Bedeutung bestehender Handlungsmuster zu
erklären, erleichtert das Zusammenleben sehr. Dadurch entstehen
dann weniger Anlässe zu intolerantem Verhalten.
A. S. Neill, der in seine Schule Summerhill Kinder sehr frei erzogen
hat, dagegen meinte: "Freiheit versieht uns mit einer Riesenportion
Toleranz, und wenigstens drei Eltern haben sich bei mir beklagt,
daß Summerhill ihre Kinder zu tolerant gemacht
hätte"(34.1).
Das sagt Neill nicht nur dort - es zieht sich durch alle mir
bekannten Bücher(34 und
35 u.a.) von ihm. Auch ist Summerhill da
kein Einzelfall. Beispielsweise gab es in Japan die Tomoe-Schule von Herrn
Kobayaschi(36). Auch hier viel Freiheit,
viel Toleranz der Kinder untereinander.
Auch im therapeutischen Bereich gibt es Beispiele für
ungewöhnliche Toleranz, die alle Lebensbereiche durchdringt.
Persönlich habe ich da das Option-Institut
erlebt(37).
Dann dann kenne ich noch eine Zeitschriftenredaktion, die dadurch
auffällt, daß Menschen mit sehr unterschiedlichem
gesellschaftlichem Hintergrund und politisch Meinung dort
zusammenarbeiten(38).
In den Beispielen für ungewöhnliche Toleranz, die ich erlebt
habe, kann ich eines sagen: es hat nichts mit der politischen Meinung zu
tun. Ich kenne tolerante Menschen, die politisch von
rechts(39) bis
links(40) einzuordnen sind. Es hat
nichts damit zu tun, ob sie religiös sind oder nicht. Da kenne ich
ein katholisches Kloster(41), esoterisch
Angehauchte(42) - aber auch den
Atheisten, der alles was sich nicht wiegen und messen läßt
für Einbildung erklärt(40). Nicht die sichere
Lebenssituation ist das Wesentliche. Auch in Konzentrationslagern gab es
Beispiele für Menschen, die tolerant
waren(43). Keine besondere Kultur ist
die Ursache der Toleranz. Sie gibt es in
Naturvölkern(41) wie auch in
unserer technisierten Welt.
Das einzige was immer vorhanden war, wo Menschen zu ungewöhnlicher
Toleranz fähig sind, ist bedingungslose Liebe. Jeder Mensch wird
als unendlich wertvoll betrachtet, ob er sich gut oder schlecht
benimmt, selbst wenn beide Seiten schier am Zusammenleben und -arbeiten
verzweifeln, selbst wenn sie zu dem Ergebnis kommen sich zu trennen,
weil sie keine Lösung finden.
Neill, der auch die schlimmten seiner Schüler liebte - Kinder,
die sich in keine Schule einfügen konnten, die klauten und Scheiben
einwarfen - und ihnen beim Scheiben einwerfen
half(31.1), um ihnen zu
zeigen, daß er sie zuerst einmal so akzeptierte, wie sie waren.
Und aus diesen "unmöglichen" Kindern wurden anständige und
tolerante Erwachsene(31)
(32).
Ein anderes Beispiel ist Raun - der Sohn von den Kaufmanns, die das
Option-Institut gegründet hatten. Als Kleinkind war er autistisch.
Unfähig, auf Menschen einzugehen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen
schaukelte er den ganzen Tag vor und zurück. Autismus galt damals
als unheilbar. Kaufmanns haben ihren Sohn nachgemacht, um ihm zu zeigen,
daß sie ihn so lieben, wie er ist - heute ist er Raun
intelligenter und völlig gesunder
Erwachsener(45). Kaufmans haben diese
Methode mit Abwandlungen mit großem Erfolg auf die verschiedensten
behinderten Kinder angewandt. Erfolge hatten sie aber auch mit
Option-Dialogen an Erwachsenen, hinter denen dieselbe geistige Haltung
steht(46).
Die Kinder der Ritters, die sehr frei erzogen wurden, konnten nicht
nachvollziehen warum andere Kinder die Lehrer
ärgern(47). Auch
hier Liebe, die unabhängig vom Verhalten gezeigt wird.
Wenn ich nun recht habe, mit meiner Ansicht, daß es die
bedingungslose Liebe ist, die wir brauchen, um Frieden, Toleranz und
Freiheit, warum gibt es dann keine wissenschaftlichen Arbeiten, die das
belegen?
Ich denke, wir haben das der Kirche zu verdanken, die sich die Liebe auf die Fahnen geschrieben hat(48) - und gewaltsame Unterdrückung von Frauen(49), Hexenverbrennungen(49, 50), Kreuzzüge - sowohl nach außen gegen Mohammedaner, als auch gegen Bauernstaaten im
eigenen Land(23.1), Glaubenskriege
zwischen evangelischen und katholischen Christen, Unterdrückung
wissenschaftlicher Entdeckungen und noch so manches Verbrechen mehr
befürwortete. Besonders wegen der Unterdrückung
wissenschaftlicher Erkenntnisse haben wir in der Wissenschaft ein weit
verbreitetes Vorurteil daß Nächstenliebe Kirche und Kirche
unwissenschaftlich sei(51). An dieser
Stelle möchte ich noch anmerken, daß auch in der Wissenschaft
etwas mehr Toleranz im Umgang mit fremden Meinungen dringend not
täte(52).
VA16.
Wissenschaft als Sekte
3.3 Werkzeuge zum Erarbeiten neuer Formen des Zusammenlebens
Metakommunikation: Immer wenn es Streit gibt oder Anlaß zu der
Vermutung besteht, daß Mißverständnisse aufgetreten sind,
ist es wichtig, daß man über die Kommunikation an sich spricht.
Das beginnt mit der Frage nach Definitionen: "Was meinst Du, wenn Du
das Wort XY benutzt?" (53)
Außerdem enthält jede Form der Kommunikation Botschaften auf
unterschiedlichen Ebenen - ein brauchbares Modell hierzu hat Friedemann
Schulz von Thun aufgestellt(15.3).
(Beispielssituation: Frau und Mann sitzen im Auto - an der Ampel sagt der
Mann zu seiner Frau, die fährt: "Die Ampel ist Grün!")
Er teilt die Kommunikation in
und Selbstoffenbarung (z.B. "Ich habe es eilig") auf.
Da in normalen Gesprächen diese vier Ebenen der Kommunikation nicht
fein säuberlich getrennt vorliegen, sondern gleichzeitig und
miteinander vermischt in einem Satz vorkommen, kommt es immer wieder zu
Mißverständnissen, die sich nur aufklären lassen, wenn man
getrennt nach den einzelnen Ebenen fragt und hinterfragt, um was es den
einzelnen Gesprächsteilnehmern bei
dem Gespräch eigentlich ging. Gerade bei Gesprächen zwischen
Angehörigen unterschiedlicher
Geschlechter(30), Gesellschaftsschichten,
Berufsgruppen, Völker oder Kulturkreise sind derartige
Mißverständnisse kaum zu vermeiden, so daß man auf
Metakommunikation angewiesen ist, um miteinander auskommen und einander
verstehen lernen zu können(15).
Ein Option-Dialog ist Metakommunikation mit sich selbst - sorgfältig
werden die verschiedenen hinter der Handlung
liegenden Gefühle, Absichten und Überzeugungen
auseinandersortiert - mit erheblicher therapeutischer Wirkung
(46.1).
V26.
Option-Fragen
Mediation beschäftigt sich zu einem erheblichen Teil damit,
Metakommunikation mit zwischen den jeweiligen Konfliktparteien zu
vermitteln(15)
(55).
Brainstorming: Wenn spontan nicht genug Ideen zur Lösung der
vorhandenen Probleme geäußert werden, die mehr sind als ein
fauler Kompromiß, ist es
sinnvoll, ein Umfeld zu schaffen, wo alle beteiligten Personen es wagen,
all ihre Ideen für eine Lösung miteinzubringen. Wichtig ist,
daß zuerst einmal jede Idee - auch abwegige, verrückte und
alberne Ideen - willkommengeheißen und gewürdigt wird. Sonst
werden viele Ideen nicht ausgesprochen, weil einige sich nicht trauen,
mitzureden. Erst mit einiger Verzögerung wird dann diskutiert,
welche dieser Vorschläge wie zusammengebaut werden könnten, um
eine für alle tragbare Lösung zu erarbeiten.
Allgemeine Entlastung: zusätzlich zu den direkt auf den
konkreten Konflikt bezogenen Interventionen ist es allgemein bei jedem
Konflikt, bei Mobbing und auch bei jeder Krankheit wichtig, unnötige
Streßfaktoren auszuschalten, die auf beteiligte Personen
wirken, ohne mit dem aktuellen Konflikt direkt etwas zu tun zu haben.
Da aber der Umgang miteinander auch Arbeit ist braucht ein Mensch auch
Möglichkeiten zum Rückzug, ohne dabei eine Strafe befürchten
zu müssen. Wo Menschen gezwungen werden, mit Menschen zusammen zu sein,
ohne das zu wollen, kann das deshalb ganz gefährlich
entgleisen(52). Umgekehrt gibt es
natürlich im Umgang mit anderen Menschen Unterforderung genauso wie
Überforderung. Ein Mensch, der wie ich immer, wenn er eine
ungewöhnlich aussehende Gruppe in der Fußgängerzone
entdeckt erst einmal hinläuft und mit den Leuten redet, ist mit
unserer vielfältigen Gesellschaft ganz bestimmt nicht
überfordert. Würde diese Vielfalt aber unterdrückt,
hätte das für mich eine ziemliche Langeweile
zufolge(52).
3.4 Bedingungslose Liebe als Grundlage jeder Besserung
Bedingungslose Liebe: den Anderen so akzeptieren wie er im
Augenblick ist, ihn nicht be-, abwerten oder verurteilen. Darauf
vertrauen, daß der Andere weiß, was für ihn selbst
gut ist und bereit ist, konstruktiv mit seinen Mitmenschen
zusammenzuarbeiten, auch wenn ihm das im Augenblick noch nicht gelingen
sollte(57)
(58). Bedingungslose Liebe heißt
nicht, daß man tut, was der andere will - es ist nur die
Sicherheit, daß derjenige, der so geliebt wird, selbst dann noch
als wichtig und wertvoll betrachtet wird, wenn er sich völlig
daneben benimmt. Sie kann manche Fehler in anderen Bereichen ausgleichen,
macht aber das pädagogische Handwerkszeug nicht unnötig.
Bei Mediation, Pädagogik(58) und
Therapien(57) wird diese Haltung
überwiegend von dem jeweils professionell arbeitendem
Gesprächsteilnehmer gefordert, in der Kindererziehung von den
Eltern, im allgemeinem Zusammenleben aber von allen beteiligten
Personen(30)
(15). Die Forderung, daß man den
anderen so akzeptieren soll, wie er ist, klingt nur scheinbar einfach
- wo immer ein Mensch ähnliche Probleme hat wie sein Gegenüber,
wird ihm das nicht gelingen. So ist der Ratschlag, Eltern von schwierigen
Kindern psychotherapeutisch zu behandeln, nicht darauf
zurückzuführen, daß die Eltern immer an den Problemen
ihrer Kinder schuld und selber krank wären - da niemand ohne innere
Probleme ist, ist es eine Hilfe als Hauptbezugsperson selber
therapeutisch tätig zu sein.
Bedingunglose Liebe bringt eine wesentliche Entlastung: die Arbeit seine
bloße Existenz zu rechtfertigen, seine schlechten Seiten zu
verstecken und/oder Selbstdarstellung zu betreiben, fällt weg.
Gelingt es einem Menschen, sich selbst zu akzeptieren, fällt der
ständige Hader mit sich selbst weg. Allerdings ist das nicht der
einzige und auch nicht der Hauptgrund für die Macht der Liebe. Wahre
Liebe geht auf das innere Licht zurück, das man auch als
Göttlichen Funken bezeichnet. In dem Maße, wie man fähig
ist, seine verdrängten Erinnerungen ans Tageslicht zu holen, ist man
auch zur Liebe fähig. Denn dadurch öffnet sich der Zugang zum
eigenen inneren Licht - und in dem Maße wird man auch fähig die
Gefühle und Gedanken seiner Mitgeschöpfe geistig zu empfangen.
Wenn ich also eine Fliege totschlage, spüre ich immerhin so
viel von ihren Schmerzen, daß ich es lieber bleibenlasse. Auch Motten
die sich an Nahrungsmitteln vergreifen, schlage ich deshalb nicht tot.
Die Mücke allerdings hat es bei mir schwer. Die tut mir ja weh.
Durch den starken gesellschaftlichen Wandel und die sehr
weitgehende Ausdifferenzierung der Lebensformen werden hohe Anforderungen
an die Toleranzfähigkeiten der Menschen gestellt - gleichzeitig aber
erleben die Methoden, sie zu lösen einen Boom. Ich gehe deshalb davon
aus, daß es uns möglich sein wird eine Gesellschaft zu bilden,
die gleichzeitig toleranter ist und ihren Mitgliedern mehr
Möglichkeiten zur freien Entwicklung bietet als die heutige.
Inhalt
5. Anmerkungen und Quellen
Aus Gründen der Übersichtlichkeit, habe ich mehrere
Anmerkungen, die sich auf dasselbe Buch beziehen jeweils alle als
Unterpunkte derselben Anmerkung aufgeführt. Ich hoffe, daß
dadurch ein besserer Eindruck vom jeweiligen Buch entsteht, so
daß wer etwas zum Thema lesen will eine bessere Vorstellung
bekommt, was für ihn das richtige Buch wäre, als durch eine
übliche Literaturliste. Bei Spezialthemen, zu denen ich mehrere
Bücher aufzähle, sind sie unter einer einzigen Anmerkung
zusammengefaßt.
http://www.uni-kassel.de/~nebelsie/
ist meine Homepage. Alle Links
dorthin verweisen auf Texte von mir, auch wenn ich das nicht
ausdrücklich erwähne.
(zurück)Angeborene Gruppengrößen: Auf den Gedanken kam ich
durch meine Pfadfinderzeit. Wenn man sich mit Mitgliedern von anderen
Bünden unterhält herrscht zwar keine Einigkeit über die
genaue Größe der idealen Gruppe - hier schwanken die Angaben
meist zwischen 6-8 und 12-14 Mitgliedern - je nach praktischen
Gesichtspunkten und der Zahl der vermutlich abspringenden Mitglieder. Nie
jedoch wird im Jugendbewegten Bereich eine Gruppengröße
für möglich oder sinnvoll gehalten von weniger als 4 oder mehr
als 20 Mitgliedern. Eine Gruppe mit weniger als 3 Mitgliedern
funktioniert normalerweise nicht und löst sich deshalb auf. Eine
größere Gruppe zerfällt in Untergruppen.
Interessanterweise ist das genau die Größe, die man auch
für ein Wolfsrudel angibt. (Das Sozialverhalten der Wölfe ist dem
menschlichen Sozialverhalten auch sonst ziemlich ähnlich, was
vermutlich der Grund ist, warum Wölfe die ersten domestizierten
Haustiere des Menschen sind - Hunde stammen von Wölfen ab.)
Oberhalb der "Gruppe" gibt es in allen mir bekannten Jugendbünden
eine nächsthöhere Organisationsebene, die meist Ortsring oder
Stamm genannt wird. In manchen Fällen ist der ganze Bund nicht
größer als ein Ortsring. Ein Ortsring kann zwischen 20 und
etwa 100 Mitgliedern haben. (Es gibt in Deutschland allein mehrere
hundert Pfadfinderbünde und sicherlich noch einmal so viele
Bünde mit anderen Namen wie z.B. diverse Wandervogelbünde - mir
dürften davon etwa 100 schon begegnet sein. Die einzelnen Bünde
hängen zu einem erheblichen Teil nicht organisatorisch zusammen und
haben sehr unterschiedliche Vorstellungen über das Zusammenleben.
Da immer wieder Bünde neu gegründet werden, sich spalten oder
zerfallen werden Bünde die größere oder kleinere Gruppen
durchzusetzen versuchen als der menschlichen Natur entspricht, ziemlich
schnell ausgemerzt.)
Dazu: Irenäus Eibl-Eibesfeld:
B150.4.1 Wider die Mißtrauensgesellschaft. Streitschrift für eine bessere Zukunft. (1997) München: Piper Verlag, ISBN 3-492-22173-4, S.105:
"Die Lokalgruppen der Naturvölker umfassen selten mehr als 100 Personen,
dann teilen sich die Gruppen wegen innerer Reibereien"
Die Ehe halte ich ebenfalls für angeboren - in jedem mir
bekannten Volk lebt der überwiegende Teil der Bevölkerung in
einer Ehe, wo ein Mann mit einer Frau verheiratet ist. Gesellschaftlich
Niedrigstehende bleiben manchmal übrig, Angehörige der
höchsten Gesellschaftsschichten haben oft mehrere
Partner (Harem, Mätressen, Seitensprünge).
(7.1)
Ein erheblicher Teil meiner Sektentexte auf meiner
Internetseite beschäftigt sich mit dieser Fragestellung.
(zurück)Scientology: Die Scene um die Scientology-Church kann man grob
in drei Gruppen teilen: Die Church, Scientology-Gegner und die freie
Zohne. Bei der freien Zohne handelt es sich um einzelne Menschen und
Organisationen, die zwar die Church als Organisation wegen ihrer
Organisationsstruktur und der Ausbeutungsstrukturen nicht
gutheißen können, aber das Auditing und andere in der
Church verwendete Therapiemethoden anwenden, propagieren und für
gut halten. Weitere Links und Artikel von mir zum Thema Scientology
finden sich unter
http://www.uni-kassel.de/~nebelsie/Z0037.HTM,
außerdem hatte ich noch einige E-Mailkontakte mit ehemaligen
Scientology-Mitgliedern oder Angehörigen der Freien Zone. Gegner:
Hrsg.: Citicens Commission of Human Rights, Los Angeles
1997, Die Psychiatrie zerstört die Religion
1997, Pychiatrie - die Manipulation der Kreativität
1998, Psychiatrie betrügt Kinder und setzt sie unter
Drogen
1999, Psychiatrie zerstört den Verstand
Die Hefte wurden nach eigenen Angaben mit Hilfe der Internationalen
Vereinigung von Scientologen finanziert. Sie sind marktschreierisch,
unsachlich und werden schon deshalb mit ziemlicher Sicherheit keine
Änderung zum Besseren bewirken, in dem Teil der psychiatrischen
Institutionen, wo ihre Kritikpunkte ansatzweise zutreffen.
Quitmann Dr. Helmut, 8.1.2002, Vortrag über die
Arbeit der Beratungsstelle besondere Begabungen (BbB),
der Freien und Hansestadt Hamburg, Behörde für
Schule, Jugend und Berufsbildung, sowie ein Informationsblatt
der Beratungsstelle (S)
Hochbegabung, ohne daß das Problem der über- oder
Unterforderung direkt thematisiert wird.
Burow Olaf Axel, 2001, Text: Besondere Begabungen
fördern: Es kommt auf die richtige Mischung an (S)
(Hier wird das soziale Umfeld als wichtige Hilfe, um
Begabungen entwickeln und nutzen zu können, betrachtet.)
Film und Vortrag über die "Ferienakademie für
Schülerinnen und Schüler" vom 21.-24.06.2001 im
Rahmen der Fortbildungsreihe "Besondere Begabungen erkennen
und fördern" des Hessischen Landesinstitutes für
Pädagogik "HeLP" (S).
(S) Die so gekenntzeichneten Texte und Vorträge habe ich im
Rahmen des Seminars "Burow Olaf Axel, WS 2001/2002 an der
UGHK, Besondere Begabungen" gehört oder erhalten.
Das Verhältnis zwischen Juden und Arabern in Israel
(Hamsa Abed & Davidowitz Amos, 2001, Vortrag über
die politische Situation in Israel und Palestina, gehalten
auf dem Fest der Kulturinitiative Lebendig Leben in
Immenhausen im Pfadfinderzentrum des BdP, sowie
Scheigmann-Greve Kai, Bericht darüber in Idee und Bewegung 54,
Juni 2001 (s. Anm. 38)
Im Gegensatz dazu sprechen die Nachkommen der französischen
Hugenotten hier in Hessen heute deutsch. Hugenottendörfer
und -städte sind hier beispielsweise Gottstreu, Karlshafen. In
Preußen, wo Juden als erstes das volle Bürgerrecht
erhielten, daraufhin waren preußische Juden oft ziemlich
deutsch-national gesinnt und etwa ein Drittel der deutschen Juden
heirateten dort Nichtjuden (Chernow, Die Warburgs).
(zurück)
Beispiele: Kastensystem in Indien - aber auch Europa im Mittelalter.
Im Hochadel Europas herrschte deshalb eine solche Inzucht, daß
die russische Zarenfamilie gerne als Beispiel für die Vererbung
der Bluterkrankheit mit rezessivem Erbgang angeführt wird.
(zurück -
(zu 3.1)
Beispiele für die Neigung sich eine kennzeichnende Kleidung zu
erfinden sind beispielsweise Pfadfinder mit ihren Hemden und
Abzeichen, die Juja der Jugendbewegung (zu der die meisten deutschen
aber nahezu keine ausländischen Pfadfinder gehören),
Mittelaltervereine mit ihren sehr unterschiedlichen historischen
Kostümen. Früher hatten die meisten Berufe ihre Berufstracht.
Heute kennen wir noch die typische schwarze Kleidung der Zimmerleute
oder den weißen Kittel des Arztes. Noch vor hundert Jahren
konnte man beispielsweise die Bewohner verschiedener ungarndeutscher
Dörfer an der Kleidung unterscheiden. Auch in Deutschland selbst
war das häufig so. Dasselbe fand man auch bei
Indianervölkern ( B29.5 Der große Bertelsmann Bildatlas Indianer. (1992) Gütersloh/München: Bertelsmann Lexikon Verlag, ISBN 3-570-01617-X), Auch
Körperbemalung hat wohl eine ähnliche psychologische
Funktion (Karl Gröning:
B29.6 Geschmückte Haut. Eine Kulturgeschichte der Körperkunst. (1997) München: Frederking und Thaler, ISBN 3-89405-362-3)
(zurück)Stehr H., 1981, Das moderne Tierlexikon, Gütersloh:
Verlagsgruppe Bertelsmann, Band 6, S.113f (Stichwort: Kreuzung)
(zurück)
Zu diesem Schluß bin ich durch meine Beschäftigung mit
diversen Außenseitergruppen und -meinungen gekommen. Zum einen
wende ich die Methode des indirekt Ansprechens selber an, um zu
testen, ob ich es mit jemandem zu tun habe, der für ein Thema
- meist aus dem Bereich der Esoterik - offen ist, ich habe es aber
in Bezug auf Themen wie Esoterik, Homosexuelle, Lesben, Rechte auch immer
wieder bei anderen beobachtet oder von ihnen gelesen, daß sie es
auch so machen. Dieser indirekte Kommunikationsstil ist ein Symptom
der Intoleranz unserer Gesellschaft. Man kann sich nicht wagen, den
Gedanken gegenüber den Falschen auszusprechen. Häufig wird
so indirekt gesprochen, daß Menschen in der Anfangsphase keinen
Gesprächpartner für ihre Erfahrungen finden. - Was wegen
Warnungen vor häufig gemachten, teilweise gefährlichen
Fehlern wichtig wäre. (Außenseitergruppen in denen ich
das beobachtet oder berichtet gefunden habe: Sekten, Hexen, rechte,
de.soc.drogen, Esoterik, Lesben)
(zurück)
Es ist kein Zufall, daß gerade eine Pfadfindergruppe
fähig war Außenseiter zu integrieren, während keiner
meiner Lehrer das erreichen konnte oder wußte, welche sozialen
Methoden dazu nötig gewesen wären.
Pfadfinder sind heutzutage in Deutschland eine Subkultur mit eigenen,
stark vom Üblichen abweichenden Umgangsformen untereinander, die
zudem noch jedes ihrer Mitglieder innerhalb sehr kurzer Zeit
eingliedern muß, da die meisten Pfadfinder weniger als 10 Jahre
dabeibleiben. Sie braucht also, um ihr Bestehen zu sichern,
wirkungsvolle Methoden, um diese Umgangsformen zu vermitteln. Hinzu
kommt, daß das nur auf freiwilliger Basis funktioniert, da sonst
die Gruppenmitglieder einfach wegbleiben würden. Wenn also der
anfangs oft nur vierzehnjährige Gruppenführer nichts
Besseres zuwege bringt als die Eltern zuhause, ist er seine Gruppe los
- und es wird keine Nachfolgegruppe geben.
Daß Pfadfinder- und andere jugendbewegte Gruppen allgemein
ungewöhnlich tolerant sind, läßt sich daran ablesen,
daß jugendbewegte Bünde und Gruppen im Vergleich zu ihrer
zahlenmäßigen Stärke ungewöhnlich viele Originale
aber auch Menschen, die in der sonstigen Gesellschaft ausgegrenzt
wurden, als Mitglieder haben.
(zurück)
The Option-Institute and Fellowship, R.D.#1,Box174A,Sheffield Mass.
01257, USA
(zurück)
Hiermit meine ich die Zeitschriftenredaktion von Idee und Bewegung, erhältlich bei: Gerhard Neudorf,
Karlsbaderstr. 8, 63329 Egelsbach
(zurück)
Diejenigen, die ich hier meine, habe ich weiter oben (im Text unter
2.3) schon erwähnt. - Die Gruppe mit dem
Rassenkundeseminar.
Wegen der Vorurteile gegen dergleichen, möchte ich sie hier
nicht beim Namen nennen.
Ergänzend noch folgende Tatsache: 1987-1991 hat sich in
Deutschland die Zahl der Gewalttaten gegen Ausländer
verzehnfacht, während fremdenfeindliche Ansichten in der
Bevölkerung nicht zugenommen haben. (Fritz Boeversen (Hrsg.): B174.1 Den Umgang mit Fremden neu lernen. Ansätze zur Überwindung der Gewalt. (1997) Bielefeld: Kleine Verlag, ISBN: 3893702717, S.190f)
(zurück)
Ein Beispiel für eine linke Zeitschrift, dessen Redakteur
zudem noch alles, was mit Telepathie, Esoterik und Religion zu
tun hat für Blödsinn hält und gleichzeitig durch
überdurchschnittliche Toleranz auffällt ist die
"Israel Stimme" von Kay Schweigmann-Greve. Sie ist sehr
empfehlenswert, da sie wunderbare Beispiele für
Friedensarbeit nicht nur in Israel bringt (zu bestellen bei ihm
selbst, Brucknerring 7, D-30629 Hannover). Greve schreibt auch
immer wieder in Idee und Bewegung.
(zurück)
Gemeint ist die Communitas Agnus Dei am Bodensee. Es handelt sich um
ein katholisches Kloster, das jedoch erheblich anders ist, als man
sich ein katholisches Kloster im Allgemeinen vorstellt. Unter anderem
zählen zu der Gemeinschaft verheiratete Paare mit Kindern
- neben Mönchen und Nonnen die sich für das Zölibat
entschieden haben.
In den ungewöhnlicheren der christlichen Gemeinschaften
erhält man immer wieder den Ratschlag, man solle um
Führung bitten. - Ich bin ein neugieriger Mensch und ziemlich
verspielt. Also beschloß ich, als ich mal wieder eine
längere Wanderung unternahm, um Führung zu bitten und mal
zu schauen, was dann passiert. Wenn man wandert und im Freien
übernachtet, hängt viel vom Zufall ab - und
man begegnet immer wieder interessanten Leuten, während wirklich
schlechte Erfahrungen die absolute Ausnahme darstellen. Was ich aber
nach dieser Bitte erlebte, war Führung,
daß einem Hören und Sehen vergeht.
Dabei landete ich unter anderem im Kloster Frauenberg und auf dem
Hof, die beide zu Agnus Dei gehören.
Ich habe dort eine Nacht übernachtet und konnte dabei folgende
Scene beobachten: Im Verlauf des Nachmittags kam der Älteste unter den
Kindern der Gemeinschaft zu der Leiterin und erzählte ihr,
daß er drei Türken in der Klasse hätte und jetzt
wäre er der Ansicht daß alle Türken asozial
wären. Die Frau war offensichtlich entsetzt davon - und
versuchte es dem Jungen freundlich aber ausdauernd auszureden - wobei
ich mich beteiligte. Er aber verteidigte diesen Standpunkt ausdauernd
und einfallsreich.
Später am Abend hörte ich, wie der Junge die Leiterin
erneut ansprach, sagte, daß er das nicht wirklich ernst
gemeint hätte: "Ich wollte dich doch nur ärgern."
Diese kleine Scene bestätigt, was ich schon am Vormittag
herausgefunden hatte: diese Leute sind tolerant - mein Experiment zum
Thema Toleranz hatte darin bestanden, daß ich ihr als erstes
erzählte, daß ich vor drei Tagen in der Kirche von Paulus
gewesen wäre, der sich so nennt, weil er meint, er wäre in
einen früheren Leben der Paulus aus der Bibel gewesen und ich
würde ihm das glauben. Sie meinte freundlich, daß mir
sicher klar wäre, daß sie diese Meinung nicht teilen
würden - und wir kamen dann auf das Thema Nächstenliebe zu
sprechen, wo wir einer Meinung waren.
(zurück)
Ich denke da an den Gründer einer Waldorfschule, der
ebenfalls zur Redaktion von Idee und Bewegung gehört.
Er versucht immer wieder, uns die geistigen Aspekte von Steiners
Lehre nahezubringen. Wobei ihm jeder gerne zuhört, da er
wirklich interessant zu erzählen versteht.
(zurück)
In Bezug auf die Macht der Liebe in dermaßen schrecklichen
Situationen ist
"Jacques Lusseyran:
B45. Das wiedergefundene Licht. (1989) Stuttgart: dtv/Klett-Cotta, ISBN 3-423-11141-0" empfehlenswert und "Sylvia Cranston, Die Macht der
Liebe", es war irgendwann einmal im "Weißen Lotos"
veröffentlicht, mir ist aber nicht bekannt wann, da ich nur
eine Kopie davon habe. Lusseyran sagte übrigends über die
Alten in Buchenwald - "Man starb viel in Buchenwald zwischen 50 und
65 [...] die, die überlebten waren fast alle gut."
Gerd Binning:
B47. Aus dem Nichts. Über die Kreativität von Natur und Mensch. (1992) München & Zürich: Piper. ISBN 3492114865
Auf S.121ff zählt Binning unter der Kapitelüberschrift
"Hundert Gründe nicht kreativ zu sein" diverse Beispiele von
Intoleranz gegen erfolgreiche Forscher auf und gibt dafür
Beispiele aus der Entwicklung des Elektronentunnelmikroskops,
für die er mit seinen Kollegen zusammen den Nobelpreis
erhielt. Das Kapitel gipfelt in der Aussage "Wer kreativ ist,
muß verrückt sein" und im nächsten Satz betont
der Autor noch einmal, daß es ihm mit dieser Aussage
völlig ernst ist. Nun ist Binning jedoch ein anerkannter
Wissenschaftler: er hat für diese Arbeit, für die er
so heftig angefeindet wurde, immerhin einen Nobelpreis bekommen.
Deshalb ist anzunehmen daß gute Forschungsergebnisse, die
nicht so genehm sind - man sagt umgangssprachlich "die
Zeit war noch nicht reif dafür" - zu noch wesentlich
heftigeren Anfeindungen führen.
Beispiele für erschreckende Intoleranz im Umgang mit wissenschaftlichen Außenseitermeinungen, kenne ich vor Allem aus dem Bereich der Medizin, da ich Heilpraktikerin bin.
Mehrere Diskussionen über medizinische Außenseiterthemen im Usenet im Sommer 2000 (de.alt.soc.verschwoerung, de.sci.biologie) Hier taten sich besonders Autoren mit einen einschlägigen Studium durch einen unsachlichen Diskussionsstil hervor.
Ich hoffe, daß wir hier irgendwann
einmal in der Demokratie werden leben können, die wir
laut Grundgesetz haben müßten. Eine Demokratie kann
nicht funktionieren, wenn die Bürger sich nicht ungehindert über
alle für sie wichtigen Themen informieren können. (Aufrufe zu
Verbrechen fallen natürlich nicht unter diesen Bereich.)
(zurück)
Im wissenschaftlichen Bereich gilt es als selbstverständlich
daß es notwendig ist, Fremdwörter zu definieren.
Nicht wissenschaftlich gebildete Menschen sind sich dagegen, wie
ich durch meine Beschäftigung mit Scientology (vgl. hierzu
Anm. 2) feststellte, oft nicht darüber im Klaren, wie wichtig
es für das Textverständnis ist, unbekannte Wörter
nachzuschauen oder zu erfragen.
Ich vertrete auf meiner Internetseite den etwas ungewöhnlichen
Standpunkt, daß die Scientology-Church die gefährlichste
oder eine der gefährlichsten Sekten ist - daß das aber
daran liegt, daß sie Therapiemethoden benutzt, die
tatsächlich sehr gut sind. Durch diese Internetseite kam ich in
Kontakt mit einigen ehemaligen Scientologen, die mir diese Ansicht
immer bestätigten - und zusätzlich sagten: "Daß ich
durch Scientology gelernt habe, unbekannte Wörter nachzuschauen
zählt zu den Lernerfahrungen, von denen ich auch heute noch viel
habe." Mich hat das überrascht, weil das in meiner Familie immer
eine Selbstverständlichkeit war.
(zurück)
Ich habe das zuerst am Option-Institut als Option-Haltung
kennengelernt, wo eindeutig gesagt wurde, daß das das
wichtigste an der Option-Methode sei. Es wird jedoch auch von
diversen anderen Therapiemethoden als Grundhaltung des Therapeuten
gefordert.
Zu meiner großen Überraschung entdeckte ich,
daß auch die Scientology-Church ihre Therapeuten darin
ausbildet und es im "Auditorenkodex" fordert. Übrigends halte
ich gerade das für eine Gefahr - wer tatsächlich nur das
Beste seines Patienten im Sinn hat, kann ihm damit mehr helfen, als
auf jede andere Weise. Wer es aber nur oberflächlich anwendet
und sich damit das Vertrauen seines Patienten erschleicht, um ihn
dann zu manipulieren, kann für ihn damit zu einer
größeren Gefahr werden als jeder andere.
(zurück)Henning Köhler:
B26.4 Schwierige Kinder gibt es nicht. Plädoyer für eine Umwandlung des pädagogischen Denkens (1999) Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, ISBN: 3772512402
Hier wird gefordert, ein ungewöhnliches Kind nicht einfach
als "schwierig" oder krank abzustempeln, nur weil es nicht in die
Norm paßt - und deshalb natürlich einem Lehrer das
Unterrichten schwerer macht als ein normales Kind. Die
Begründung dafür beruht auf der Reinkarnation: es wird
gesagt, daß das Kind auf die Welt kommt, weil es im Leben
eine bestimmte Berufung erfüllen will und dafür die
nötigen Stärken - und Schwächen wählt. Man
solle diese Entscheidung des Kindes achten und ihm helfen seine
Berufung im Leben zu finden und zu leben. Dieser Ansicht kann ich
nur zustimmen.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.