Kaltblüter als größte Landraubtiere
und größte Pflanzenfresser
O5.18
Komodowaran
So läßt sich vielleicht erklären, warum auf den Inseln
Komodo, Flores, Rinca, Padar, Omeda Sami und Gili Mota der Komodowaran
(Varanus komodensis) - ein Kaltblüter - die Stelle des großen
Landraubtieres in der Nahrungskette einnimmt.
Die nicht auf dieser Karte zu identifizierenden Inseln sind vermutlich zu
klein, um sie in einem Atlas üblicher Größe zu finden.
Riesenschildkröten auf den Galalapagosinseln und den Seychellen
Die 14 Inselrassen der Elefantenschildkröten (Geochelone
elephantopus) auf den Galápagosinseln
sind nicht miteinander fruchtbar obwohl sie oft als eine Art geführt
werden.
Tatsächlich haben nicht einmal alle Inselarten dieselbe
Festlandschildkröte als nächste Verwandte.
Als ich begann, mich mit Riesenschildkröten zu beschäftigen,
glaubte ich, da sie einander so ähnlich sehen und auch einige
gemeinsame Merkmale haben, müßten die nächsten Verwandten
der Elefantenschildkröten auf den Galapágosinseln die
Riesenschildkröten der Seychellen sein.
O5.6 4.1 Refugien sonst ausgestorbener Arten
4.1.1 Elefantenschildkröten
Beispielsweise fand ich einen Artikel, in dem stand
Aldabraschildkröten wären die einzigen Schildkröten, die
durch die Nase trinken während ich über die
Elefantenschildkröten auf den Galapágosinseln wußte,
daß sie das auf den trockenen Inseln auch tun.
Tatsächlich ergaben Genanalysen, daß die nächsten
Verwandten der Elefantenschildkröten auf den Galapágosinseln
(Geochelone elephantopus) kleine Landschildkröten aus
Südamerika sind,
während die nächsten Verwandten der Aldabraschildkröte aus
Madagaskar stammen und vermutlich von dort aus die Seychellen und Maskarenen
besiedelt haben.
(www.phelsumania.com/public/articles/fauna_dipsochelis_1.html)
Deshalb ist die Riesengröße von Schildkröten auf
kleinen tropischen Inseln offensichtlich auf vom Festland abweichende
Selektionsbedingungen zurückzuführen. Diese sind:
Das Fehlen großer
grasfressender Säugetiere auf Inseln, die zu klein sind,
um dort lebensfähige Populationen großer Warmblüter
zu erhalten. Säugetiere weiden die Grasnarbe oft bis zum Boden ab,
während Schildkröten sehr kleine Pflanzen nicht abbeißen
können, so daß auf von Riesenschildkröten besiedelte
Inseln sehr kleinwüchsige Pflanzenarten entwickelt haben, die den
sogenannten Schildkrötenrasen bilden.
Tropische Inseln sind so warm, daß Kaltblütigkeit für
große Tiere keine Nachteile mit sich bringt, da sie, obwohl sie
wechselwarm sind, fast konstant fast dieselbe Körpertemperatur
aufrechterhalten können wie Warmblüter.
Bei Grasfressern wird die Verdauung der Zellulose, die ein
Hauptbestandteil dieser Pflanzen ist, von Bakterien durchgeführt.
Deshalb ist eine hohe Körpertemperatur (siehe vorheriger Punkt) und
eine lange Verweilzeit der Nahrung im Darm für diese Tierarten sehr
wesentlich. Elefanten und Pferde die keinen Pansen haben, sind
schlechtere Futterverwerter als Widerkäuer wie Ziegen, Schafe,
Rinder und Hirsche. Kleine Grasfresser wie Kaninchen fressen oft ihren
Kot erneut, um ihn vollständiger verdauen zu
können. Der Riesenwuchs der Schildkröten der kleinen Inseln
ist für sie dort von Vorteil, da sie dadurch ihre Nahrung
länger im Körper behalten und gründlicher durch Bakterien
verdauen lassen können. Auf kälteren Inseln wäre die
Verdauung nicht gründlich genug, da die Tiere innen nicht warm
genug wären, so daß sich die Bakterien im Verdauungstrakt
nicht schnell genug vermehren würden.
Rückenschildformen der Riesenschildkröten
Sowohl auf den Galápagosinseln als auch auf den Seychellen haben
die weilblichen Schildkröten der feuchten Inseln einen
kuppelförmigen Schild, da sie sich eher vom Am Boden wachsenden Gras
ernähren, währen die Rückenschilde der
Riesenschildkröten der trockenen Inseln vorne aufgebogen sind,
so daß sie auch an die höhergelegenen Blätter der
Baumkakteen herankommen.
Zwei Unterarten der Elefantenschildkröten (Geochelone elephantopus)
von den Galápagosinseln.
Riesenschildkröten der Maskarenen fast ohne Schild
Im Gegensatz zu diesen Gruppen war der Panzer der inzwischen
ausgerotteten Riesenschildkröten der Maskarenen teilweise
zurückgebildet. Das liegt sicherlich einerseits am
größeren Abstand zum Festland, der eine längere
eigenständige Evolution erlaubte als auf den Seychellen,
andererseits daran daß auch diese Inseln raubtierfrei waren.
Säugetierzähne und warum es auf dem
Aldabra-Atoll Schildkrötenrasen gibt
Eine der wesentlichen Neuentwicklungen der Säugetierähnlichen
Reptilien war, daß nicht mehr alle Zähne im Maul
gleichgestaltet sind, sondern daß sie deutlich unterschiedliche
Zähne für unterschiedliche Aufgaben entwickelt haben.
Scharfe Schneidezähne um das Essen abzubeißen,
Reißzähne um Fleisch zu packen und zu zerreißen,
Backenzähne, um es zu zerkauen. Diese Zähne haben
Säugetiere und deshalb auch wir Menschen von ihnen geerbt und
vielfach abgewandelt. Säugetiere, die Gras fressen,
können mit
ihren Schneidezähnen das Gras gut greifen und bis zum Boden
abweiden.
Schildkröten haben keine Zähne sondern nur eine verhornte
Mauloberfläche und können Pflanzen die so kurz sind wie ein
frisch gemähter Rasen, nicht abweiden. Deshalb haben die krautigen
Pflanzen des Aldabra-Atolls eine interessante Anpassung entwickelt: sie
bleiben, auch ohne daß sie jemand mäht oder abweidet, so kurz
wie ein frischgemähter Rasen, damit die Schildkröten nicht zu
viel von ihnen abbeißen können.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615,
https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.