O5: Kersti: Inseltheorie: Zuwanderung, Aussterben und Evolution auf Inseln, OI5.
O5.8 Flugunfähige Vögel

1.2.3 Lord Howe Insel, Australien, Pazifik

erste Version vor: 7/07
letzte Überarbeitung: 10/2008

O5.27

1.2.4 Flugunfähige Vögel in Neuseeland

Kersti: 1.2.4.0.1 Takahe (Porphyrio mantelli und Porphyrio hochstetteri)

O5.31 1.2.4.0.1.1 Südinseltakahe (Porphyrio hochstetteri)
O5.31 1.2.4.0.1.1.1 Aussehen
O5.31 1.2.4.0.1.1.2 Körperbau
O5.31 1.2.4.0.1.1.3 Ernährung
O5.31 1.2.4.0.1.1.4 Lebensweise
O5.31 1.2.4.0.1.1.5 Bestandsentwicklung
O5.31 1.2.4.0.1.1.6 Takahes und Purpurhühner im Vergleich

O5.31 1.2.4.0.1.1.7 Schutzmaßnahmen
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.1 Schutzgebiet Murchison Mountains Special Area
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.2 Kontrolle des Rothirsches
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.3 Kontrolle des Hermelins oder Kurzschwanzwiesels (Mustela erminea) und anderer Freßfeinde
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.4 Kusuköder
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.5 Eiertausch
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.6 Nachzuchten in Gefangenschaft
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.7 Etablierung einer zweiten Population in den Stuart Mountains
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.8 Umsiedlung auf raubtierfreie Inseln
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.9 Purpurhühner als Pflegeeltern für Takaheküken
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.10 Information der Bevölkerung
O5.31 1.2.4.0.1.1.7.11 Forschung

Neuseeland


O5.61 2.3.2.1.1.1.4 Arten von Neuseeland


Takahe (Porphyrio hochstetteri)

O5.31 1.2.4.0.1.2 Nordinseltakahe (Porphyrio mantelli)

 

O5.66 1.2.4.0.2 Weka (Gallirallus australis)


Weka (Gallirallus australis)

O5.32 1.2.4.0.3 Kiwis (Apteryx)


Kiwi (Apteryx)

O5.64 1.2.4.0.4 Kakapo (Strigops habroptilus)


Kakapo (Strigops habroptilus)

1.2.4.0.5 Schnepfenralle (Capellirallus karamu), Nordinsel

Die Schnepfenralle (Capellirallus karamu) war ein flugunfähiger Waldbewohner, der dieselben Lebensräume besetzte wie die noch existierende Bindenralle (Gallirallus philippensis) und am Boden nistete. Sie war 23cm groß und 250-300g schwer. 177

Suchte mit ihrem langen Schnabel in der Erde und im am Boden liegenden Streu nach Wirbellosen. 31., 177

Die Population war sehr verletzlich durch Angriffe von Ratten auf Eier und Küken. Die anfängliche Rattenplage dürfte auch die Verfügbarkeit der Nahrungstiere deutlich gesenkt haben. 177

Die Schnepfenralle (Capellirallus karamu) hatte in Bezug auf die Körpergröße die kleinsten Flügel und den längsten Schnabel aller Rallen. Der Schnabel ist nach unten gebogen. 3., 31.

Nachtaktiv. 31.

 

Abstammungsübersicht: (Capellirallus), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.4.0.6 (Gallinula hodgenorum)

Gallinula hodgenorum ist ein kleines (400-500 g.) ausgestorbenes flugunfähiges Teichhuhn das in subfossilen Knochenfunden häufig ist. Sie lebte in nicht erkennbar unterschiedlichen Formen sowohl auf der Nord- als auch der Südinsel Neuseelands, hatte aber nicht die Chatam-Inseln besiedelt. 64., 69., 177.

Der Ahne von Gallinula hodgenorum hatte Neuseeland vermutlich von Australien aus besiedelt und stammte wahrscheinlich von einem Ahnen ab, der näher mit den Ahnen von Grünfußpfuhlhuhn (Gallinula mortierii) und Rotfuß-Pfuhlhuhn (Gallinula ventralis) verwandt war als mit dem Grünfußpfuhlhuhn (Gallinula mortierii) selbst. 29.

Gallinula hodgenorum war kleiner und zierlicher gebaut als die flugfähigen Arten Papuateichhuhn (Gallinula tenebrosa) und Rotfuß-Pfuhlhuhn (Gallinula ventralis) und das ebenfalls flugunfähige Grünfußpfuhlhuhn (Gallinula mortieri). Relativ zur Körpergröße war das Flügelskelett stärker zurückgebildet als beim Grünfußpfuhlhuhn. Die Größenvariationen der Knochen sind geringer als beim Weka (Gallirallus australis). Das deutet auf einen schwächer ausgeprägten Sexualdimorphismus bei Gallinula hodgenorum hin. 29.

Die Ralle wurde zuerst Rallus hodgeni aber seit 1975 der Gattung Gallinula zugeordnet und 1986 wurde das Epitheton in die heutige Form gewandelt. 29.

Gallinula hodgenorum bewohnte Wiesen an Flußufern und offenes Waldland in der Nähe von Wasser. Sie hielt sich nicht immer an Gewässern auf und lebte wahrscheinlich ähnlich wie das Grünfußpfuhlhuhn eher auf trockenem Boden. Wo keine großen Grasflächen zur Verfügung standen, lebte es vermutlich von den Pflanzen, die am Boden eines lockeren Waldes wachsen. Sie ernährte sich von Gräsern und Grasähnlichen Pflanzen und deren Samen und benötigte zur Ernährung stark beweidete Wiesen mit kurzem Gras. 29., 177.

Sie war ein Bodenbrüter, der sein Nest in Horsten von Tussockgräsern oder Sauergräsern baute. Sie fütterte ihre Jungen mit wirbellosen Tieren. Ratten, die Eier und Küken der Art fraßen, trug wahrscheinlich zu ihrem Aussterben bei. 177.

 

Abstammungsübersicht: Teichhühner, Pfuhlhühner (Gallinula), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.4.0.7 (Aptornis)

1.2.4.0.8 Finschs Ente (Chenonetta finschi)

Sie ist etwa so groß und schwer, wie die Augenbrauenente (Anas supercilosa) hat jedoch kräftigere Beine und kleinere Flügel. 62.

Finsch Ente ernährte sich von Wirbellosen und Fallobst. Sie baute ihr Nest in Höhlungen, unter umgefallenen Baumstämmen oder in Höhleneingängen. 30., 62., 177.

Sie war in Wald und Buschland häufig. und scheint sich gewöhnlich vom Wasser ferngehalten haben. Vermutlich hat sie so ähnlich gelebt wie die nahe Verwandte Mähnengans (Chenonetta jubata), die die meiste Zeit in oft großen Gruppen auf trockenem Boden aufhält und sich von Gras und Insekten ernährt. 30., 62., 177.

Finschs Ente lebte auf Nordinsel und Südinsel von Neuseeland aber nicht auf den vorgelagerten Inseln. Sie ist nur aus Knochenfunden bekannt und war, bevor die Maoris in Neuseeland einwanderten, in Ablagerungen aus dem spätern Pleistozän und dem Holozän nachweisbar ein charakteristisches Mitglied der Tierwelt in Wäldern und Gebüschen Neuseelands. Die Art lebte im Holozän vorwiegend in trockenen Gegenden im Osten der Nordinsel und Südinsel Neuseelands. 29., 62., 76.

Die Ahnen von Finschs Ente kamen vermutlich in der letzten Zwischeneiszeit in Neuseeland an. Bei ihr haben sich sich die Flügelknochen allmählich zur Flugunfähigkeit zurückgebildet, so daß man an der Länge der Flügel ablesen kann wie alt die gefundenen Knochen sind. Ob sie jemals völlig oder nur fast flugunfähig wurde, ist unklar. Abgesehen von ihrer Flugunfähigkeit ähnelte sie der Mähnengans (Chenonetta jubata) sehr und stammte vermutlich von dieser ab. 30., 62., 76.

Der jüngste Knochenfund stammt von einer Ente, die etwa 1250 starb, und 1860 hat sie ziemlich sicher nicht mehr in nennenswerter Zahl existiert, da sie sonst wahrscheinlich von europäischen Wissenschaftlern als lebendes Tier beschrieben worden wäre. Ab etwa 750 nach Christus nahm die Zahl der Tiere deutlich ab, bis sie schätzungsweise 1350 ausgestorben oder fast ausgestorben war. Da Klimaänderungen und Vogelkrankheiten in diesem Zeitraum nicht stattfanden, scheiden sie als Aussterbeursache aus. Die in dieser Zeit stattfindenden Rodungen durch Maoris dürften den für den Vogel geeigneten Lebensraum vergrößert haben. Da sie fast oder ganz flugunfähig war und als Ente sicher als geeignete Jagdbeute erschien, wurde sie wahrscheinlich bejagt. Deshalb kommen nur Jagd durch Maoris und die durch sie eingeführte Ratte (Rattus exulans) als Ursache des Aussterbens infrage. Die erwachsenen Enten dürften durch Ratten kaum gefährdet gewesen sein, doch ihre Eier und Küken liegen in der Größenordnung, die durch Ratten gefressen werden. Das Aussterben der Ente wurde wahrscheinlich überwiegend durch Ratten verursacht. 62., 141.


Mähnengans (Chenonetta jubata) eine nahe verwandte von Finschs Ente (Chenonetta finschi), Quelle: 79., 177.

 

Abstammungsübersicht: Z107. Gattung: Mähnengänse (Chenonetta), Z107. Gattung: Eigentliche Enten (Anas), Z107. Gattungsgruppe: Schwimmenten (Anantini), Z107. Unterfamilie: Enten (Anatinae), Z107. Familie: Entenvögel (Anatidae), Z107. Ordnung: Gänse- und Entenvögel (Anseriformes), Z107. Gänse- und Entenvögel (Galloanserae), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.4.0.9 Maorischlüpfer (Acanthisittidae)

O5.65 1.2.4.0.9.1 Langschnabel-Neuseeland-Schlüpfer (Dendroscansor decurvirostris)
O5.65 1.2.4.0.9.2 Plumpfußschlüpfer (Pachyplichas yaldwyni)
O5.65 1.2.4.0.9.3 Nordinsel-Felsschlüpfer (Xenicus gilviventris)
O5.65 1.2.4.0.9.4 Stephen-Schlüpfer (Traversia (Xenicus) lyalli)
O5.65 1.2.4.0.9.5 (Acantisitta chloris)
O5.65 1.2.4.0.9.6 (Xenicus longipes)

1.2.4.0.10 (Fulica prisca)

War entweder als flugunfähig oder ein schlechter Flieger. 29., 31., 246.

Fast so groß wie der Takahe mit verhältnismäßig kleinem Kopf. 246.

Fulica prisca, das große Bläßhuhn war nicht auf die Umgebung von Gewässern beschränkt, sondern war wahrscheinlich in den Wäldern und im Buschland weit verbreitet. 29., 64.

Die Vögel der Nordinsel unterscheiden sich nicht erkennbar von denen der Südinsel. 64.

Fulica prisca ist dem Chatam-Bläßhuhn (Fulica chatamensis) sehr ähnlich und nahe damit verwandt Fulica prisca ist aber kleiner und hat besser entwickelte Flügel als dieses. 204.

 

Abstammungsübersicht: Z108. Bläßhühner (Fulica), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.4.0.11 Hawkins Ralle (Diaphorapteryx hawkinsi)

siehe unten: O5.27 1.2.4.3.4 Hawkins Ralle (Diaphoapteryx hawkinsi)

1.2.4.0.12 (Aegotheles novaezealandiae (Megaegotheles novaezealandiae))

Aegotheles novaezealandiae war ein Höhlenschwalm. Höhlenschwalme zählen zu den Schwalmartigen (Caprimulgiformes) und sind Vögel die an verkleinerte Eulen erinnern und auf Australien, Neuguinea und den benachbarten kleinen Inseln, wie die Molukken oder Neukaledonien beschränkt sind. 291.

Aegotheles novaezealandiae wurde 1968 nach Knochenfunden erstbeschrieben und es wurde angenommen daß er möglicherweise schon vor Ankunft der Europäer ausgestorben gewesen sein könnte, allerdings wurde zumindest ein Fund in Schicht einer Fundstätte gemacht, in der Menschenn Feuer gemacht hatten. 291.

Der Vogel war wahrscheinlich flugunfähig oder fast flugunfähig. 291.

1.2.4.0.13 Riesengänse von Neuseeland (Cnemiornis)

Auf beiden Inseln von Neuseeland gab es flugunfähige Riesengänse der Gattung (Cnemiornis) die sich von Gras und kurzen Kräutern ernährten. Der Schädel ist groß und kurz mit einem abgerundeten kräftigen Schnabel. Der Brustbeinkamm fehlt. Die Flügelknochen sind stark verkürzt aber kräftig, wobei der Oberarmknochen länger ist als die Elle. Die Ansatzpunkte für die Armschwingen sind im Knochen der Elle deutlich zu erkennen. 246.

1.2.4.0.13.1 Südinsel-Riesengans (Cnemiornis calcitrans)

Die Südinsel-Riesengans (Cnemiornis calcitrans) ist mit einer Rückenhöhe von 65cm und einer Länge von Kopf bis Schwanz von 85cm sehr groß. Die Beine sind verhältnismäßig kurz und kräftig. 246.

Die Südinsel-Riesengans (Cnemiornis calcitrans) lebte eher in den trockenen Gebieten im Osten der Südinsel Neuseelands mit einem Mosaik an Gebüsch, Kräutern und Wald. Sie ernährte sich von kurzem Gras und Kräutern an Stellen wo das Blätterdach unterbrochen ist und an Flußufern in Wäldern. 29., 177.

Von Menschen wurden die Eier gesammelt und die erwachsenen Tiere gejagt. Küken und Eier können von Ratten gefangen werden. Auch die Veränderung ihres Lebensraumes trug zu ihrem Aussterben in voreuropäischer Zeit bei. 177.

Auch bei der Südinsel-Riesengans (Cnemiornis calcitrans) liegt ein stark ausgeprägter Sexualdimuorphismus bezüglich der Körpergröße vor, der dazu führte, daß das kleinere Geschlecht für eine eigene Art gehalten und durch Forbes als Cnemiornis minor beschrieben wurde. 118., 246.

1.2.4.0.13.2 Nordinsel-Riesengans (Cnemiornis gracilis)

Flugunfähig, ca. 1m groß, nur aus Knochenfunden bekannt. In den Fundstätten vom Ende der letzten Eiszeit war die Nordinsel-Riesengans (Cnemiornis gracilis) allgemein verbreitet. 246., 283.


Skelett der Südinsel-Riesengans (Cnemiornis calcitrans) Quelle: 156.

Sonstige

O5.21 Moas (Dinornithiformes)

1.2.4.1 Vorgelagerte Inseln Neuseelands

1.2.4.1.1 Stewart-Insel

Trotz ihrer erheblichen Größe und obwohl sie in der letzten Eiszeit mit dem Festland verbunden war lebten von den flugunfähigen Arten der Südinsel nur ungewöhnlich wenige auf der Steward.Insel: es waren Dinornis struthoides, der Weka (Gallirallus australis), der Kiwi (Apteryx australis) und der Eulenpapagei (Strigops habroptilus). Die letzten beiden wurden möglicherweise erst im 19. Jahrhundert dort eingeführt. 64

1.2.4.1.2 D'Urville-Insel

Von den Flugunfähigen Arten Neuseelands lebten (Dinornis robustus), (Gallirallus australis), (Apteryx australis), (Strigops habroptilus) und (Aegotheles novaezealandiae) auf der D'Urville Insel. Sie ist sowohl kleiner als auch näher am Festland (Südinsel) als die Stewart-Insel und war in der letzten Eiszeit mit der Südinsel verbunden. 64

1.2.4.1.3 Mana

Die Insel Mana liegt 21km nördlich von Wellington etwa 4km vor der Westküste der Nordinsel. Sie ist 217 ha groß und hat an der Ostseite einen kleinen Tieflandbereich während der Rest der Insel bergig ist. Die Insel wurde 1832 durch Maori besiedelt und zwischenzeitlich auch durch Europäer landwirtschaftlich genutzt. 1986 wurden alle Rinder von der Insel entfernt und die Insel in ein Schutzgebiet umgewandelt. 1991 wurde die Mäuse ausgerottet, so daß die Insel eine der wenigen Orte war, an denen es keine eingeführten Säugetiere gab. 27., 185.

Heute gibt es dort typische einheimische Küstenökosysteme, denen einige bedrohte Pflanzen und Tiere angehören. Teile der Insel wurden renaturiert und ausgewählte bedrohte einheimische Tiere und Pflanzen wieder eingeführt. Die Insel wird jetzt als Naturschutz- und Erholungsgebiet genutzt. 185.

O5.31 1.2.4.0.1.1.7.8.3 Umsiedlung des Takahes auf Mana

1.2.4.1.3 Maud Island

O5.31 1.2.4.0.1.1.7.8.2 Umsiedlung des Takahes auf Maud Island

1.2.4.1.4 Tiritiri Matangi

O5.31 1.2.4.0.1.1.7.8.4 Umsiedlung des Takahes auf Tiritiri Matangi

1.2.4.2 Aucklandinseln, Neuseeland, Australien, Pazifik

Aus Archäologischen Funden ist bekannt, daß die Aucklandinseln in dreizehnten oder vierzehntem Jahrhundert nach Christi mindestens einen Sommer lang durch Polynesier und ihre Hunde besiedelt waren. Es wurden Erdöfen, Siedlungsabfälle mit Überresten von gejagten Seevögeln und Robben gefunden und zerbrochene Steinwerkzeuge. 193.


Links Neuseelandente (Anas chlorotis), rechts Aucklandente (Anas aucklandica) Quelle: 45.

1.2.4.2.1 Aucklandente (Anas aucklandia)

Körperbau

Verglichen mit ihren flugfähigen Verwandten Weißkehlente (Anas gibberifrons), Kastanienente (A. castanea) und der Neuseelandente (A. chlorotis) ist die Aucklandente am kleinsten, sie ist auch kleiner als die flugunfähige Campbellente (A. nesiotis). Die Ente ist einer der seltenen Vögel, bei denen der Verlust der Flugfähigkeit mit einer Verkleinerung der gesamten Körpergröße gekoppelt ist. 51.

Sie hat Flügel, die im Verhältnis zur Körpergröße 5cm zu kurz sind. Die geringere Größe der Flügel entsteht durch die Beibehaltung von Proportionen, die für Jungtiere typisch sind. Der Oberarmknochen ist vergleichsweise lang, während Elle und Speiche sowie der Mittelhandknochen (Carpometacarpus) wesentlich stärker verkürzt sind. Während die Beine insgesamt nicht verkleinert sind, haben sie jedoch dasselbe Muster mit langen Oberschenkelknochen und verhältnismäßig kurzen Unterschenkel- und Mittelfußknochen (Tarsometatarsus). Das Brustbein hat einen verkleinerten Brusbeinkamm und auch die restlichen knochen des Schultergürtels entsprechen etwa den Größenverhältnissen bei Jungtieren. Bei der Neuseelandente (A. chlorotis) ist ebenfalls eine vergleichbare Reduktion der Flügelgröße festzustellen, die jedoch noch nicht zur Flugunfähigkeit geführt hat und etwa in der Mitte zwischen Weißkehlente (Anas gibberifrons) und Kastanienente (A. castanea) einerseits und der Aucklandente (Anas aucklandia) andererseits liegt. 51.

Die Brustmuskulatur der Aucklandente ist in der Zahl und Form der Muskeln identisch mit der der Weißkehlente (Anas gibberifrons) und der Kastanienente (A. castanea), jedoch sind die einzelnen Muskeln deutlich verkleinert. 51.

Die Zahl der Arm- und Handschwingen (Flugfedern) ist durchschnittlich um eine verringert, schwankt jedoch von Individuum zu Individuum zwischen sieben und zehn pro Flügel. Etwa ein Fünftel der Vögel haben auf beiden Seiten unterschiedlich viele Handschwingen. Auch die Zahl der übrigen Schwungfedern ist verringert. Die Federn selbst sind relativ zur Körpergröße nur halb so lang, die Variationsbreite ihrer Länge ist erheblich größer, die Schwanzlänge ist geringer und die Größenunterschiede zwischen den Geschlechtern sind größer als bei den flugfähigen Verwandten der Ente. 51.

Gegenüber den flugfähigen Verwandten hat die Gelegegröße abgenommen und die Größe der einzelnen Eier zugenommen. Rechnet man das Gewicht der Ente auf die Flügelflächen um ergibt sich ein Wert von 2.2 g/cm2, der höchste bei den Entenvögeln bekannte Wert. 51.

Herkunft, Bestandsentwicklung

Die Enten Neuseelands (Anas chlorotis, A. aucklandica, A. nesiotis und Anas "Macquarie") erreichten die Inseln wahrscheinlich unabhängig voneinander und stammen von getrennten Besiedlungen durch die Grauente (Anas gracilis) ab. Als Alternative ist es noch denkbar, daß die Campbell- von den Aucklandinseln aus oder umgekehrt besiedelt wurden, bevor die Ursprungsart flugunfähig wurde. 64.

Bei den ersten Besuchen der Insel durch Europäer war die Ente noch recht häufig, 1895 aber schon ziemlich selten. 192.

 

Abstammungsübersicht: Z107. Gattung: Eigentliche Enten (Anas), Z107. Gattungsgruppe: Schwimmenten (Anantini), Z107. Unterfamilie: Enten (Anatinae), Z107. Familie: Entenvögel (Anatidae), Z107. Ordnung: Gänse- und Entenvögel (Anseriformes), Z107. Gänse- und Entenvögel (Galloanserae), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.4.2.2 Auckland-Ralle (Lewinia muelleri)

Die flugunfähige Auckland-Ralle (Lewinia muelleri) galt seit 1866 als ausgestorben, da sie nur durch ein Typosexemplar bekanntgeworden war. Im Februar 1966 wurde sie auf Adams Island wiederentdeckt. Wie groß die Population ist, ist unbekannt, sie ist aber mit Sicherheit seht klein. 112.

 

Abstammungsübersicht: (Lewinia), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.4.2.3 Aucklandsäger (Mergus australis)

Der flugunfähige Aucklandsäger (Mergus australis) sah einem Gänsesäger-Weibchen sehr ähnlich war aber kleiner und dunkler gefärbt. Kopf und Nackenschopf sind rotbraun, Kehle und Vorderhals rostfarben. Die Oberseite ist dunkelgrau, während die Seite des Körpers grau ist. Die Unterseite ist unregelmäßig grau und weiß gewellt. Die Flügel sind grau, haben schwarze Handschwingen schwarz und einen doppelten weißen Fleck. Schnabelform ähnlich der des Gänsesägers. Iris braun. Schnabel schwarz und orange. Die Schwimmhäute sind schwärzlich. Beide Geschlechter sind nahezu gleich gefärbt, jedoch ist das Weibchen kleiner. Ein Ruhekleid ist beim Männchen nicht bekannt. 112.

Das Jugendkleid unterscheidet sich vom Gefieder der Altvögel durch einen kürzeren Schopf, weißeren Bauch und weniger ausgeprägte Wellenzeichnung der Unterseite. Das Dunenkleid ist an der Oberseite schwarz mit Spuren einer weißen Fleckung auf den Flügeln und Körperseiten. Kinn, Kehle und Oberbrust sind rostrot, die Unterseite hellgrau. 112.

Er bewohnte die Bäche und Flußmündungen der Aucklandinseln wurde aber gelegentlich auch im Salzwasser angetroffen. Bei Verfolgung tauchte er nicht weg, sondern versteckte sich zwischen Felsen und Klippen. 112.

Er kam nach Knochenfunden zu urteilen vor der Besiedlung durch Europäer auch auf der Südinsel Neuseelands vor. 112.

Als der Säger 1840 entdeckt wurde, war er schon sehr selten. 1806 oder 1807 wurden Schweine nach Auckland eingeführt, nach 1850 Rinder und Ziegen. Unbekannt ist, wann Hunde, Katzen, Ratten und Mäuse die Insel erreichten. Vielleicht waren diese Tiere die Hauptursache für das Aussterben des Sägers, dagegen spricht jedoch, daß andere flugunfähige Vögel bis heute auf der Insel überlebt haben, so die Aucklandente, die Aucklandralle. Der Letztnacheis lag zwischen 1901 und 1909, alle späteren Suchaktionen blieben erfolglos. 112.


Aucklandsäger (Mergus australis) Quelle: 114.

 

Abstammungsübersicht: Z107. Gattung: Säger (Mergus), Z107. Gattungsgruppe: Meerenten und Säger (Mergini), Z107. Unterfamilie: Enten (Anatinae), Z107. Familie: Entenvögel (Anatidae), Z107. Ordnung: Gänse- und Entenvögel (Anseriformes), Z107. Gänse- und Entenvögel (Galloanserae), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

 

1.2.4.3 Chatam-Inseln, Neuseeland, Australien, Pazifik

Zu den Chatam-Inseln gehören die Chatam-, Mangere- und Pitt-Insel.

Beschreibungen der einzelnen Inseln

Die Chataminseln wurden zwischen 1500 und 1550 nach Christus durch Polynesier besiedelt. Die ersten Europäer erreichten die Inseln 1791 das erste mal. Im frühen 18. Jahrhundern haben Walfangschiffe und Seehundjäger auf der Inselgruppe Halt gemacht. 324.

Chatam-Insel

Ziegen und Kaninchen weideten auf der Chatam-Insel große Teile der ursprünglichen Vegetation ab. Ratten und Katzen waren ebenfalls vorhanden. 112., 309.

Mangere

Nach früheren Beobachtungen und Knochenfunden zu urteilen sind auf Mangere bis zu 22 der ursprünglich dort verhandenen Vogelarten ausgestorben. Verantwortlich für das Aussterben der Arten sind hauptsächlich die durch Menschen eingeführten Katzen, aber Bejagung durch Menschen und Rodungen dürften für das Aussterben einiger Arten auch eine Rolle gespielt haben. 324.

Seit die Polynesischen Siedler zwischen 1500 und 1550 die Chatam-Inseln besiedelt haben, dürften sie auch Mangere regelmäßig besucht haben, um dort zu jagen. Im 18. Jahrhundert haben wahrscheinlich auch Walfangschiffe und Seehundjäger dort Halt gemacht. 324.

1871 war Mangere noch weitgehend von Wald und Gebüsch bedeckt. Auch die Katasterkarten von 1898 zeigen daß noch große Bereiche der Insel von Wald bedeckt sind. Es wurde aber schon 1892 begonnen die Insel landwirtschaftlich zu nutzen, die Insel war 1895 besiedelt und 1897 wurde über Brandrodungen berichtet. Kurz nach 1900 wurden Schafe, Ziegen und Kaninchen eingeführt und die Insel war weitgehend kahl. Später wurden Katzen eingeführt, um die Kaninchen zu kontrollieren. Obwohl behauptet wurde, daß es auf der Insel Ratten gegeben hätte, konnte nicht bestätigt werden, daß sie jemals dort verbreitet waren. 324.

Die Katzen starben um 1950 herum aus und 1968 wurden die letzten Schafe von der Insel entfernt. Seither ist die Insel frei von allen eingeführten Säugetieren. Von da ab begann die Vegetation der Insel sich, unterstützt durch planmäßige Pflanzungen, zu erholen. 324.

1.2.4.3.1 Dieffenbach-Ralle (Gallirallus dieffenbachii)

Die Dieffenbach-Ralle (Gallirallus dieffenbachii) war eine wahrscheinlich flugunfähige Ralle der Chatam-Inselgruppe.

Beschreibung

Der Rücken der Ralle ist olivbraun und unregelmäßig sandfarben und schwarz gebändert. Der Oberrücken hat schwarze und braune Querstreifen. Der Unterrücken ist undeutlich dunkelbraun quergestreift. Die einzele Rückenfeder ist dabei schwarzbraun mit zwei breiten, unregelmäßigen hell sandfarbenen Querbändern. Oberkopf und Hals sind rötlichbraun. Vom Schnabel durch das Auge bis zum Hinterhals führt ein kastanienbrauner Streifen. Über den Augen ist ein grauer Streifen. Kinn und Kehle sind hellgrau. Die weißlichgraue Kehle und die braun gebänderte Brust werden durch einer Binde aus schwarzen Federn mit weißlichen Spitzen voneinander getrennt. Dabei sind die Brustfedern ähnlich gefärbt wie die Rückenfedern, nur daß die hellen Querbänder regelmäßiger und breiter sind. Der obere Teil des Bauches ist schwarz-weiß quergestreift, wobei die einzelne Feder schwarz mir zwei weißen Querstreifen und einem schmalen weißen Rand an der Spitze sind. Der untere Teil des Bauches ist schwarz, die Unterschwanzdecken scharz mit rotbrauner Bänderung. Die Handschwingen haben eine hell kastanienbraune Farbe mit schwarzbraunen Querbändern und einer Olivbraunen Spitze. Die Armschwingen sind deutlich brauner. Die Flügeldecken entsprechen in ihrer Farbe dem Rücken, haben aber mehr Kastanienbraun als die Rückenfedern. Die Schwanzfedern haben ein dunkles rostiges Braun mit rötlichen Rändern an der Basis. Die Iris ist rotbraun, der Schnabel hellbraun mit dunklerer4 Spitze. Die Füße sind hellbraun. 45., 112., 190.1

Illustrationen der Art zeigen, daß ihr Gefieder dem der Bindenralle (Gallirallus phillipensis) erstaunlich ähnelt. Es weicht aber in einigen Punkten vom Erwachsenenkleid ab und entspricht dort eher dem Jugendkleid der Bindenralle. Im Vergleich zur Chatamralle hat diese Art ein besser entwickelstes Brustbein. In der Länge liegt der Schnabel zwischen Bindenralle und Chatamralle und ist nach unten gebogen. 44., 45.


Dieffenbach-Ralle, Bild aus 45.


Bindenralle, Bild aus 45.

Die Dieffenbach-Ralle ist 31cm lang und größer und kräftiger gebaut als die Bindenralle (Gallirallus philippensis). Der 37mm lange Schnabel der Dieffenbach-Ralle war im Verhältnis zur Schädellänge etwa gleich groß aber kräftiger und stärker gebogen als der der Bindenralle. Die Größenverhältnisse der Knochen der Dieffenbachralle ähneln denen des Wekas sehr, nur daß der Weka ein insgesamt deutlich größerer Vogel ist. Der Flugapparat war reduziert und die Art deshalb flugunfähig. Die Flügel waren 12cm lang, der Schwanz 8,3cm, der Tarsus 3,8cm. 31., 45., 112.

Lebensweise

Daß die Dieffenbach-Ralle in ihren Körpermaßen sehr dem Weka ähnelte, legt nahe, daß sie dessen ökologisches Gegenstück für die Chatam-Inseln war. Darin ähnelt er vielen Gallirallus-Arten im Pazifik wie beispielsweise der Lord-Howe-Waldralle (Gallirallus sylvestris). Solche Arten sind gewöhnlich Allesfresser, die unterschiedlichere Nahrung zu sich nehmen und in unterschiedlicheren Lebensräumen leben als ihre Stammform, die Bindenralle. Die Dieffenbachralle lebte wahrscheinlich im Wald, in mit Farn bewachsenen Gebieten, Süß- und Salzwassermarschen und -sümpfen. Sie war Bodenbrüter und deshalb durch Feldbearbeitung, Vieh- und Weidewirtschaft besonders stark gefährdet. 31., 112.

Verbreitung und Aussterben

Ein einzelnes Exemplar der Dieffenbach-Ralle wurde 1840 durch Dieffenbach das erste und letzte mal lebend gefangen und durch Gray wissenschaftlich beschrieben. In einen Brief teilte ein Maori Buller 1863 mit, daß er den Vogel als Junge kannte und daß er im dritten Jahr der Besiedlung durch Maoris ausstarb. Die Art existierte auf der Chatam-Insel und auf der Insel Mangare bei Pitt Island. Nach Knochenfunden gab es sie ehemals auch auf Pitt Island selbst. Damit gab es mindestens drei Inseln auf denen sowohl die Dieffenbachralle als auch die Chatam-Ralle (G. modestus) vorkamen. Zu Rodungsarbeiten angelegte Buschfeuer sowie Nachstellungen durch Katzen und Ratten führten zum Aussterben der Dieffenbach-Ralle auf den Inseln, auf denen sie vorkam. 31., 44., 45., 112., 324.

 

Abstammungsübersicht: (Gallirallus), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),


Dieffenbach-Ralle, Bild aus 246.

1.2.4.3.2 Chatamralle (Gallirallus modestus)

Die ausgestorbene Chatamralle (Gallirallus modestus) war völlig oder nahezu flugunfähig und lebte auf mindestens drei Inseln der Chatam-Gruppe gleichzeitig mit der Dieffenbach-Ralle (Gallirallus dieffenbachii). 31., 112.

Körperbau und Gefieder
Die Ralle ist an der Oberseite olivbraun. Das Kinn ist grau, Kehle, Körperunterseite und Schwanz tragen graubraune Federn mit schwacher weißlicher Bänderung. Die Flügel sind braun und ihre äußersten Handschwingen gelblichweiß gebändert. Augen, Schnabel und Lauf sind hellbraun. Die Jungtiere sind einfarbig braunschwarz. 45., 112., 246.

Die Ralle ist 22,5 cm lang und damit kleiner als die Dieffenbachralle, beide haben aber fast gleichlange Schnäbel. Der Schnabel der Chatamralle ist leicht gebogen, länger als der Kopf und hat eine Vertiefung im Schnabels, die über die Mitte des Schnabels hinausragte. Die ovale Nasenöffnung liegt in der Mitte dieser Vertiefung. 45., 112., 246.

Die Flügel sind sehr kurz, abgerundet mit weichen Arm- und Handschwingen. Der Daumen trägt eine kurze Kralle. Alle Knochen von Flügel, Schultergrürtel und Brustbein sind gegenüber der Bindenralle im Vergleich zur Körpergröße erheblich verkleinert. Die Steuerfedern des Schwanzes sind sehr kurz und weich und werden durch die Schwanzdecken verdeckt. Auch das restliche Gefieder ist sehr weich. 31., 45., 112., 246.

Die Mittelfußknochen sind kürzer als die mittlere Zehe und geschuppt. Die vorderen Zehen sind lang, dünn und haben alle etwa die gleiche Länge. Der hintere Zeh ist kurz und sehr dünn und weist nach innen. Die Krallen sind kurz und stumpf. 246.

Die Chatamralle weist einen starken Dimorphismus auf, vermutlich ein Sexualdimorphismus, wobei jedoch unbekannt ist, ob Männchen oder Weibchen größer sind. 31.

Die cremeweißen Eier sind 37*28mm groß und haben schwach rötliche und purpurfarbene Flecken. Die Eier der Chatamralle sind damit fast groß wie die größten bekannten Eier der deutlich größeren Bindenralle, deren Eier zwischen 32 x 24 mm und 37 x 29mm groß sind. 31., 112.


Chatamralle (Gallirallus modestus) Quelle: 246.

Lebensweise
Die nachtaktive Ralle bewohnte trockene Wälder und erinnerte mit ihrem langen Schnabel, den relativ weit vorne liegenden Nasenlöchern und der Nachtaktivität ein wenig an einen sehr kleinen Kiwi. Das legt nahe, daß sie sich wie dieser ernährte, indem sie mit dem Schnabel im Boden stocherte und so nach Futter suchte. Da die Ursprungsart, die Bindenralle kaum pflanzliche Nahrung zu sich nahm, ist anzunehmen daß die Chatamralle im Unterschied zum Kiwi keine oder fast keine pflanzliche Nahrung zu sich nahm. Das entspricht auch der einzig historischen Angabe zu seiner Ernährung, in der gesagt wurde, daß die Ralle sich überwiegend von Insekten und kleinen Krebstieren ernährte. 31., 112., 246.

Die Chatamralle nistete in Erdhöhlen. Die Jungtiere sollen sich nach dem Schlüpfen in umgestürzten hohlen Bäumen versteckt haben. 112.

Systematische Einordnung
1872 wurde diese Ralle das erste mal wissenschaftlich beschrieben aber, da ihr Gefieder an das Jugendkleid von Gallirallus phillipinensis erinnert, für eine Dieffenbachralle im Jugendkleid gehalten. Erst als als weitere Bälge dieser Art gesammelt wurden, wurde das dadurch widerlegt, daß das Gefieder von Jugendlichen und Erwachsenen gleich aussah. Hutton stellte sie aufgrund von Skelettunterschieden im Flugapparat 1874 in eine eigene Gattung (Cabalus). Heute gilt die Chatamralle wie die Dieffenbachralle als Abkömmling der Bindenralle (Gallirallus philippensis). Die Rückbildung des Flügelskeletts wird als Neotenie (Beibehaltung von Jugendmerkmalen beim erwachsenen Tier) gedeutet, die auch das an das Jugendkleid der Dieffenbachralle erinnernde Gefieder erklärt. 31., 44., 45., 64., 112.

Genetisch weichen die Dieffenbachralle und die Chatamralle etwa gleich stark von der Bindenralle ab. Es gibt grundsätzlich vier mit dem Ergebnis der DNA-Untersuchung vereinbare Möglichkeiten, wie die beiden nahe verwandten Arten entstanden sein könnten. 31., 323.

Die Arten könnten sich gleichzeitig auf derselben Insel aus demselben flugfähigen Ahnen entwickelt haben. Dagegen spricht, daß kein Mechanismus bekannt ist, der unter diesen Bedingungen eine Aufspaltung der Art in zwei Arten erklären könnte und daß dergleichen bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte. 31., 323.

Die Artaufspalung könnte dadurch zustande gekommen sein, daß jede Art sich auf einer anderen Chatam-Inseln entwickelt hat und daß sie nach der Aufspaltung in mehrere Arten jeweils die anderen Inseln der Inselgruppe schwimmend erreicht haben. 323.

Die Arten könnten sich unabhängig voneinander aus verschiedenen flugfähigen Ahnen entwickelt haben, von denen einer gleichzeitig auch der Ahne der Schnepfenralle (Capellirallus karamu) war. Gegen diese Theorie spricht, daß weder aus Fossilien noch als lebender Vogel eine zweite in Frage kommende Ursrungsart bekannt ist und daß auch nicht klar ist, warum diese Usprungsart dann verschwunden sein sollte. 31.

Das Skelett der Chatamralle ist stärker zurückgebildet als bei Rallus dieffenbachii, das heißt die Neotenie ist stärker ausgeprägt und es wird deshalb von vielen Autoren angenommen daß die Ralle sich aus einem Bindenrallen-Stamm entwickelt hat, der die Chatham-Inseln zu einem früheren Zeitpunkt erreichte als der, aus dem die Dieffenbachralle entstand. 31., 44., 45., 64., 112.

Auf Inseln, auf denen nur ein flugunfähiger Abkömmling der Bindenralle bekannt ist, ist immer eine Form entstanden, die sowohl mehr verschiedene Lebensräume nutzt als auch unterschiedlichere Nahrung zu sich nimmt, als die Bindenralle. Außerdem ist sie größer als die Ausgangsart und hat zurückgebildete Flügel. Beispiele für solche Arten sind neben der Dieffenbachralle der Weka und die Lord-Howe-Waldralle. Es entstanden also durch parallele Evolution auf den verschiedensten Inseln einander sehr ähnliche große flugunfähige Arten, die weniger spezialisiert waren als die Bindenralle. 31.

Von diesem regelmäßig entstehenden Typus unterscheidet sich die Chatamralle dadurch, daß erheblich kleiner ist und einen auffallend langen Schnabel hat, der auf eine stärkere Spezialisierung hinweist. Eine ähnlich spezialisierte Art, die vermutlich ebenfalls von der Bindenralle abstammt, ist die Schnepfenralle (Capellirallus karamu) von Neuseeland, wo mit dem Weka ebenfalls ein weniger spezialisiserter Abkömmling der Bindenralle vorhanden war. Es erscheint deshalb logisch, anzunehmen daß hoch spezialisierte Arten erst entstehen, wenn die ökologische Nische des Generalisten schon besetzt ist. Dafür spricht auch, daß die genetische Drift bei kleinen Populationen schnellere Veränderungen bewirkt als bei einer großen etablierten Population und daß eine große etablierte Population mehr evolutionären Druck auf eine kleine Gründungpopulation ausüben kann als umgekehrt. 31.

Es wurde jedoch bezweifelt, daß zwei dicht aufeinander folgende Kolonisationen der Insel tatsächlich zur Entstehung von zwei Arten führen könnten, da angenommen wurde, daß beide Arten sich dann noch nicht weit genug voneinander getrennt haben könnten, um die Entstehung neuer Arten zu begünstigen. 64.

Verbreitung und Aussterben
Die Art wurde 1871 von Travers auf Mangere entdeckt und 1872 von Hutton erstbeschrieben. Es wurden noch weitere Belegexemplare der Art gesammelt, doch sie ist zwischen 1896 und 1900 ausgestorben. Sie existierte mindestens auf drei Inseln der Chatam-Gruppe, nämlich Chatham, Mangere und Pitt. 31., 112., 309.

Ziegen und Kaninchen weideten auf der Chatam-Insel große Teile der ursprünglichen Vegetation im Verbreitungsgebiet der Chathamralle ab und zerstörten ihren Lebensraum damit weitgehend. Dadurch standen der Ralle weniger geeignete Lebensräume zur Verfügung und Ratten und Katzen konnten sie ohne die Deckung durch die Pflanzen leichter fangen. 112., 309.


Chatamralle (Gallirallus modestus)

 

Abstammungsübersicht: (Gallirallus), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.4.3.3 Chatam-Bläßhuhn (Fulica chatamensis)

Das Chatam-Bläßhuhn (Fulica chatamensis) war eine 1.5-2 kg schwere Bläßhuhnart und damit etwa doppelt so schwer wie das bei uns einheimische Bläßhuhn. 177.

Es lebte in Seen, Tümpeln und Flüssen im Wald und ernährte sich von Trieben, Blättern und Samen von Wasserpflanzen. Jungtiere wurden mit wirbellosen gefüttert. 177.

Genetisch nahezu identisch mit dem Neuseeländischen Bleßhuhn (Fulica prisca), das vermutlich flugfähig war und mehr an das Landleben als an Wasserleben angepaßt. Lebte in Feuchtgebieten. 1,5-2kg schwer. Fraß Triebe und Blätter von Wasserpflanzen, Samen. Jungtiere lebten von Wirbellosen.

 

Abstammungsübersicht: Z108. Bläßhühner (Fulica), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.4.3.4 Hawkins Ralle (Diaphoapteryx hawkinsi)

Die sehr kräftig gebaute Hawkins Ralle (Diaphoapteryx hawkinsi) war mit 40cm Höhe und etwa 2kg Gewicht eine der größten bekannten Rallen. Sie hatte wahrscheinlich ziegelrotes Gefieder ähnlich dem Weka, der auf Neuseeland eine ähnliche ökologische Nische einimmt. 3., 77, 90

Sie war endemisch für die Chatam-Inseln, hatte stark zurückgebildete Flügel, einen massiven Schädel und einen ebensolchem Schnabel, der nach unten gebogen war. 3., 90

Es wird angenommen, daß es sich um eine bodenlebende insektenfressende Art handelte, die außerdem Farnwurzeln und die Jungtiere kleiner bodenbrütender Vogelarten fraß. Sie lebte und brütete in Familiengruppen ähnlich wie der Weka, bei dem die Gruppen üblicherweise sechs bis acht Einzeltiere umfassen. 3., 77, 90

Diese Familiengruppen wurde durch die Moriori bejagt, wobei sie oft an ihren Schlafstellen gefangen wurden. Ihre Überreste wurden häufig in den abgelagerten Siedlungsabfällen der ursprünglichen Besiedler der Chatam-Inseln und der Pitt-Insel, der Moriori aufgefunden. Sie existierte wahrscheinlich noch bei der Besiedlung der Chataminseln durch Europäer ab 1820, wurde damals aber nicht wissenschaftlich beschrieben. Die Art wurde 1893 von Forbes nach Knochenfunden beschrieben, der die Knochen von W. Hawkins von den Chatam-Inseln zugeschickt bekommen und nach dem Finder benannt hatte. 1895 erhielt Rothschild eine Beschreibung des lebenden Vogels von einem dort lebenden Gewährsmann. Wie häufig oder selten der Vogel damals war, ist unbekannt. Letztlich wurde Hawkins Ralle entweder durch die fortgesetzte Bejagung oder durch eingeführte Säuger wie Ratten, Katzen, Hunde und Schweine ausgerottet. 77, 90, 246.

 

Abstammungsübersicht: Z108. (Diaphorapteryx), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.4.3.4 (Chenopis sumnerensis)

Eine sehr große nur aus Knochenfunden bekannte Art der Gänse- und Entenvögel (Anseriformes), die ein schlechter Flieger oder flugunfähig war und auf Neuseeland und von den Chatam-Inseln vorkam. 246.

Dieser Vogel ist mir nur aus dem Buch von Rothschild bekannt und deshalb weiß ich nicht, ob er inzwischen unter einem anderen Namen geführt oder seine Existenz bezweifelt wird.

Z107. Ordnung: Gänse- und Entenvögel (Anseriformes),

Chatham-Ente (Pachyanas chathamica)

Die Chatham-Ente (Pachyanas chathamica) ist eine ausgestorbene Entenart, die auf den Chatham-Inseln endemisch war. Vermutlich flugunfähig.

1.2.4.4 Campbellinseln

1.2.4.4.1 Campbellente (Anas nesiotis)

Nahrung: Überwiegend Wirbellose, vermutlich auch Samen und vielleicht auch andere Pflanzliche Nahrung.67.

Die Campbellente ist eine von drei nahe verwandten Entenarten, die von Australien aus die Inseln besiedelt haben, die zu Neuseeland gehören. Die anderen beiden sind die Neuseelandente (Anas chlorotis) und die Aucklandente (A. aucklandica). Sie stammen alle von der Grauente (Anas gracilis) ab und nicht, wie früher angenommen, von der Kastanienente (A. castanea). Unsicher ist, ob die Besiedlung völlig unabhängig erfolgt ist oder ob Enten von den Aucklandinseln die Campbellinseln besiedelt haben oder umgekehrt, bevor beide flugunfähig wurden. Einige Zeit wurden die drei Entenarten als eine Art betrachtet, was eventuell dazu geführt hat, daß nicht rechtzeitig Anstrengungen unternommen wurden, um die Neuseelandente zu retten. 64

Die flugunfähige Campbellente war ursprünglich in den Campbellinseln weit verbreitet, wurde aber durch eingeführte Tiere verdrängt. Auf den Campbellinseln selbst wurde die Campbellente nie offiziell als Brutvogelart überliefert, vermutlich weil sie schon kurz nach der offiziellen Entdeckung der Inseln 1810 durch Wanderratten ausgerottet wurde. 1975 wurde eine Restpopulation auf der Dentinsel der Campbell-Inselgruppe gefunden, deren Größe auf zwischen 25 und hundert Individuen geschätzt wird. 66., 67.

Aus der Dent-Insel Population wurden 1984 und 1990 insgesamt 11 Tiere eingefangen um sie in Gefangenschaft zu züchten. 1999 und 2000 wurden jeweils 12 Vögel auf der Codfisch-Insel freigelassen und beobachtet, um zu überprüfen, welche Probleme bei einer Auswilderung auftreten würden. 2003 lebten insgesamt 28 Vögel auf der Insel, teilweise die ursprünglich dort ausgewilderten Tiere, teilweise auch ihre Nachkommen. In dieser Zeit wurde die Wanderratte (Rattus norvegicus) auf der Campbellinsel bekämpft und Mitte 2003 dort für ausgerottet erklärt. September 2004 wurden dort die ersten 50 Vögel freigelassen. 66., 67

 

Abstammungsübersicht: Z107. Gattung: Eigentliche Enten (Anas), Z107. Gattungsgruppe: Schwimmenten (Anantini), Z107. Unterfamilie: Enten (Anatinae), Z107. Familie: Entenvögel (Anatidae), Z107. Ordnung: Gänse- und Entenvögel (Anseriformes), Z107. Gänse- und Entenvögel (Galloanserae), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),

1.2.5 Norfolkinsel

Übersicht über die Abstammung der Vögel

Vögel (Aves), Z98. Archosaurier (Archosauria), Z98. Schuppenechsen (Lepidosauria), Z98. (Romeriida, Diapsida), Z98. Schläfengrubenlose (Anapsida), Z98. Klasse: Reptilien (Reptilia), Z98. Amnioten (Amniota), Z98. Vierbeiner (Tetrapoda), Z98. Fleischflosser (Sarcoptergii), Z98. Knochenfische (Ostheichtyes), Z98. Kiefertragende (Gnathostomata), Z98. Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata), Z94. Reich: Tiere (Animalia), Z12. Überreich: Mehrzeller (Metazoa), Z12. Domäne: Eukaryoten (Eukaria), Z12. Lebewesen


O5.8 Flugunfähige Vögel, O5.24 Quellen
O5: Kersti: Inseltheorie: Zuwanderung, Aussterben und Evolution auf Inseln, OI5.
Z115. Inseln und Kontinente (alphabethisch)
Z103. Alphabetische Liste der Namen der Tiere auf latein, Z104. deutsch

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.