O5: Kersti: Inseltheorie: Zuwanderung, Aussterben und Evolution auf Inseln, OI5.
O5.8 Flugunfähige Vögel

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letzte Überarbeitung: 4/2008

1.2.2 Flugunfähige Vögel auf Neukaledonien

1.2.3 Flugunfähige Vögel der Lord-Howe-Insel

Lage: zwischen Neuseeland und Neukaledonien östlich von Australien.

Auf der Lord-Howe-Insel kommen etwa gleich viele Vogelarten vor, deren Ahnen aus Australien, Neuseeland und Neukaledonien stammen. Auc die Pflanzen der Lord-Howe-Insel zeigen Verwandtschaften mit Australien und beiden Inseln, wobei von Neuseeland etwas weniger stammen als aus Neukaledonien. Die Lord-Howe-Schwelle zieht sich unter dem Meeresoberfläche von Neuseeland aus bis fast nach Neukaledonien. 121., 211.

Die Insel wurde 1833-34 besiedelt. 119.

1.2.3.1 Lord-Howe-Waldralle (Gallirallus sylvestris)

Aussehen

Die Lord-Howe-Waldralle (Gallirallus sylvestris) ist eine mittelgroße flugunfähige Ralle. Weibchen sind zwischen 32 und 37cm groß, Männchen 34-42cm. Die Flügelspannweite liegt bei ca. 49cm. Erwachsene wiegen 400 bis 500 Gramm, wobei die Männchen 15% schwerer sind als die Weibchen und im Tiefland lebende Vögel 25% mehr wiegen als Hochlandvögel. Die Tiere sind auf der Oberseite einfarbig olivbraun und auf der Unterseite etwas grauer. Am Gesicht trägt sie hellere Abzeichen und graue Flecken bei Vögeln, die älter als 7 Jahre sind. Die Arm- und Handschwingen sind schwarz und rotbraun gebändert. Der Schwanz ist besser ausgebildet als der von der Pelzralle (Gallirallus lafresnayanus), die Flügel sind dagegen weiter zurückgebildet als bei dieser. Ihre Beine sind kräftig mit rosabraunen Füßen. Der Schnabel der Ralle ist rosagrau, dünn, nach unten gebogen und etwa so lang wie oder geringfügig kürzer als der Kopf. 23., 44., 119.

Lebensraum

Sie bewohnt verschiedene geschlossene Wälder der Lord-Howe-Insel. In den Höhenlagen lebt sie in den dortigen moosigen Feuchtwäldern. In den tieferen Lagen bewohnt sie vor allem Wälder aus Hartlaubvegetation, und vor allem bestehend aus Palmenwäldern der Art Howea forsteriana. In den Regenwäldern der Insel ist sie kaum zu finden. 23., 110., 119.


Lord-Howe-Waldralle (Gallirallus sylvestris) Quelle: 212.

 

Lebensweise und Ernährung

Die Lord-Howe-Waldralle sucht tagsüber und manchmal auch nachts nach Futter. Die Hälfte der Zeit, die sie nach Futter sucht, gräbt sie in der Erde bis zu 10cm tief nach Regenwürmern, die 80% der Nahrung der Ralle dastellen. Etwa einen Drittel der Futtersuchzeit durchsiebt sie mit halboffenem Schnabel das verrottende Pflanzenmaterial am Boden nach Wirbellosen. Am zweithäufigsten frißt sie die Larven von Käfern (Coleoptera) und Schnabelkerfen (Hemiptera) 119.

Die Waldrallen wurden ebenfalls dabei beobachtet, wie sie fliegende Zikaden, die Blüten vom Dornenapfel (Randia stipulosa, syn. (Catunaregam spinosa, Gardenia spinosa, G.dumetorum, Randia dumetorum, Xeromphis obovata), werden in Esoterikläden als Maidal oder Traumnüsse verkauft), gelegentlich auch Flechten und Pilze aufnahmen, außerdem Mollusken, Spinnen, Tausendfüßer, Flohkrebse und Asseln. 119.

Sie ist brütet am Boden oder in Sturmvogelhöhlen und sucht Weichtiere, Würmer, Insektenlaven, Krebstiere, Eier und manchmal junge Vögel in dem abgestorbenen Pflanzenmaterial auf dem Boden. 23., 110.

Bestandsentwicklung

Die Lord-Howe-Waldralle ist für Neuseeland endemisch. Sie wurde 1788 entdeckt und wurde damals als häufig beschrieben. Es gab sie offensichtlich nur auf der Hauptinsel, da die vorgelagerten Inseln keinen Wald besitzen. Um 1800 war die Art häufig und von Meereshöhe bis zu den Berggipfeln verbreitet. Als die Insel 1833-34 besiedelt wurde, war die Waldralle immer noch recht häufig. Bis zum Ende der dreißiger Jahre gab es noch einige Lebensräume im Tiefland und in den tieferglegenen Gegenden der der Südlichen Berge der Insel. Die Besiedlungsdichte war in little Slope im südwestlichen Teil der Insel besonders hoch und auf dem Hochplateau des Mount Gover niedrig. Das deutet darauf hin, daß dieses Gebiet für die Art kein idealer Lebensraum war. 119.

1853 war die Art fast nur auf die höher gelegenen und isolierteren Gebiete der Insel beschränkt, doch bis 1940 gab es noch drei weitere kleine isolierte Populationen an der südöstlichen Flanke des Mount Gower. 119.

1970 wurden nur noch 37 Exemplare in dem abgelegenen Gebiet auf dem Hochplateau des Mount Gover gezählt, der der höchste Berg der Insel ist und ihrem Südlichen Gebirge zöhlt. 1978 existierten dort noch 10-13 Brutpaare. In größeren Höhen war die Sterblichkeit der erwachsenen Tiere und Küken am höchsten, während verwilderte Schweine verhinderten, daß die Tiere umliegende Gebiete besiedeln. 1978-1980 wurde festgestellt, daß eine hohe Sterblichkeit der erwachsenen Lord Howe Waldrallen die Zahl der weiblichen Tiere so weit drückte, daß nicht alle Reviere besetzt werden konnten, obwohl halbwüchsige Tiere am Brutgeschäft teilnahmen. 22., 23., 24., 110., 213., 119.

Gefahren: Wildschweine wurden zwischen 1800 und 1839 auf der Insel ausgesetzt und verbreiteten sich fast überall, ausgenommen an den jenigen Bereichen, die durch das Meer, Klippen und steile Felshänge isoliert sind. Seit 1940 kamen die Lord-Howe-Waldrallen nur noch in Gebieten vor, in denen es keine Schweine gab. Zur Gefahr wurden die Wildschweine, da sie sowohl die erwachsenen Lord-Howe-Waldrallen als auch ihre Eier unf Jungtiere fressen. Außerdem fressen sie Regenwürmer und andere Tiere, die den Lord-Howe-Waldrallen als Futter dienen können. Sie dünnen dichte Vegetation aus und verursachen Erosion. Wahrscheinlich sind die eine wesentliche Ursache für den Rückgang der Waldralle im Südteil der Insel. Zwischen 1978 und 1985 wurden die Wildschweinbe fast wieder ausgerottet. 1985 wurde angenommen daß nur noch ein einziges Wildschwein übrig ist, deshalb ist man der Ansicht, sie seien inzwischen völlig ausgerottet. 119.

1980 gab es nur noch 3 gesunde erwachsene Tiere, die eingefangen und in eine Zuchtanstalt gebracht wurden. 1981-1985 wurden 85 der Nachkommen wieder in Freiheit entlassen. Auch verwilderte Schweine und Hauskatzen wurden ausgerottet. 2002 lag die Population zwischen 250 und 300 Stück und ist seither etwa unverändert. Es wird überlegt, wie man die Ratten ebenfalls ausrotten kann. 22., 23., 24., 110., 119., 213.

Heute können Hunde, die von ihren Besitzern nicht ausreichend überwacht werden zum Problem werden. Die eingeführte Tasmanien-Schleiereule (Tyto castanops) ist die größte Gefahr die es für diese Art noch auf der Insel gibt. Es wird angenommen, daß sie dafür verantwortlich ist, daß Population in Little Slope deutlich zurückging. 110.

 

Übersicht: (Gallirallus), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),


Lord Howe Purpurhuhn, Quelle: 212.

1.2.3.2 Lord Howe Purpurhuhn (Porphyrio albus)

Das Lord Howe Purpurhuhn (Porphyrio albus) ähnelte dem Purpurhuhn abgesehen von seiner weißen oder weißblauen Farbe und den roten Augen und Beinen sehr. Es soll auch völlig blaue Vögel gegeben haben. Die Kopfoberseite ist rot. Beine und Füße waren kräftiger ausgebildet, die Zehen kürzer während der Schnabel kleiner als beim Purpurhuhn war. Die Schultern hatten eine deutlich vorstehende Spitze. Die Flügel waren kürzer, die Flugfedern kleiner und weicher als beim Purpurhuhn (Porphyrio porphyrio). 68., 111., 112., 157.

Der Vogel wurde durch zwei Bälge, einige subfossile Knochen und diverse Gemälde bekannt. Er hatte keine Scheu vor Menschen. Obwohl der Vogel, als die Insel 1790 entdeckt wurde, nicht selten war, wurde die Art innerhalb von kürzester Zeit durch die Jagd durch Matrosen von Segel- und Walfangschiffen ausgerottet. Ratten und Katzen wurden auf der Insel erst wesentlich später eingeschleppt. Das Lord Howe Purpurhuhn war wahrscheinlich schon 1834 bei der Besiedlung der Insel vollständig ausgestorben. 68., 111., 112.

 

Übersicht: Purpurhühner (Porphyrio), Z108. Rallen (Rallidae), Z108. Rallen (Ralloidea), Z108. Kranichvögel (Gruiformes), Z95. (Neoaves), Z95. Neukiefer (Neognathae), Vögel (Aves),


Lord Howe Purpurhuhn, Quelle: 157.

Kersti: 1.2.4 Flugunfähige Vögel auf Neuseeland


O5.8 Flugunfähige Vögel, O5.24 Quellen
O5: Kersti: Inseltheorie: Zuwanderung, Aussterben und Evolution auf Inseln, OI5.
Z115. Inseln und Kontinente (alphabethisch)
Z103. Alphabetische Liste der Namen der Tiere auf latein, Z104. deutsch

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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