erste Version: 3/2013
letzte Bearbeitung: 2/2018
Im Gegensatz zu der mediensoziologischen Analyse von Ina Schmied-Knittel beschäftige ich mich nur mit derjenigen Literatur die wissenschaftlich interessant ist, also mit wissenschaftlicher Forschung, Büchern von Therapeuten mit praktischen Erfahrungen zum Thema und ausführlichen Berichten über Einzelfälle, wo der Autor entweder der Betroffene selbst oder eine Person ist, die sich ausführlich persönlich mit dieser beschäftigt hat.
Schon beim ersten Durchlesen einiger Bücher aus dem Themenbereich satanistischer ritueller Mißbrauch fielen mir erhebliche Bildungslücken der Diskutanten und Verfälschungen der Gegenstandpunkte auf. Sofern der Autor eines Buches über Themen, von denen er keine Ahnung hat keine Aussagen macht und die Grenzen seiner Bildung deutlich macht, wo er sich äußert, schaffen Bildungslücken keine ernsthaften Probleme in der Forschung. Wenn jemand jedoch vorspiegelt den gesamten Artikel gelesen zu haben, obwohl er nur Kurzfassungen kennt, die eventuell noch aus Sekundärliteratur stammen und daraus Aussagen ableitet, die man nur bei Kenntnis des vollständigen Artikels machen dürfte, führt das zu massiven Verfälschungen der wissenschaftlichen Forschung. Ebenso wenn man die Inhalte eines wissenschaftlichen Artikels bewußt oder aufgrund von selektiver Wahrnehmung falsch wiedergibt.
Die hier behandelten Quellen sind diejenigen die ich in diesem Artikel verwendet habe, da sie
Der zweite Punkt, der mich negativ berührt hat, ist die naive einseitige Sicht auf die Täter. Wenn ein Mensch in einer Parallelwelt aufgewachsen ist, in der es nur Täter und Opfer zu geben scheint, entsteht auch das "Täter sein" aus der Angst, man könne sonst Opfer werden. In der Therapie unterstützt man grundsätzlich genau die Person, die man vor der Nase hat darin, einen Weg in ein besseres Leben zu finden und ergreift ihre Partei - aber das heißt nicht, daß es hilfreich wäre, andere Teile der Realität, die ebenfalls unangenehm sind, einfach nicht zu Kenntnis zu nehmen, nur weil man versehentlich Verständnis für die Probleme von Tätern entwickeln könnte. Den Täter zu verstehen, bedeutet immer auch, daß man als Opfer besser weiß, wo man den Hebel ansetzen kann, wenn man sich aus der Opfersituation befreien will. B7.12
Sie äußert in ihrem Nachwort zu "Satanic Ritual Abuse" von Colin A. Ross, daß sie zunächst geglaubt hatte, dieses Angebot sei eine Falle, da das Diskussionsklima derart vergiftet ist. Ihren Worten nach zu urteilen, hat das Buch, zu dem sie dieses Nachwort geschrieben hat, sie sehr nachdenklich gemacht. Sie hatte den Autor des Buches als Vertreter der Gegenseite gekannt und betrachtet seine Darstellung eher überzogen kritisch als ausgewogen, macht sich aber keiner ernsthaften Verdrehungen schuldig.B1.5.N
Eine deutliche Verfälschung von Informationen findet sich in Loftus Artikel
Wurde George Franklin wegen nichts als einer wieder aufgetauchten Erinnerung verhaftet?
Zitat ausElizabeth F. Loftus,
Deborah Davis: Recovered Memories.:
"Am 28. Noveber 1989 wurdeGeorge Franklin aufgrund des Mordes an einer Spielkameradin aus der Kindheit seiner Tochter verhaftet - ein Mord der angeblich 20 Jahre zuvor stattgefunden hatte (siehe MacLean 1993). Die Beweise für seine Tat? Nichts als eine wieder aufgetauchte Erinnerung seiner nun 29-jährigen Tochter, die behauptete, daß sie ihre Erinnerung daran, den Mord vor 20 Jahren beobachtet zu haben, verdrängt hatte." B3.25
War es wirklich "nichts als eine wieder aufgetauchte Erinnerung", die zu der Verurteilung von George Franklin führte? Die Geschichte wird von
Lenore Terr, die in diesem Prozess als Gutachterin tätig war, ausführlicher erzählt. Die Tochter, die diese Erinnerung an den Mord hatte, war
Eileen Franklin, verheiratete Lipsker. Sie hatte ihrer Erinnerung nach mitangesehen, wie ihr Vater ihre beste Freundin zuerst vergewaltigt und dann ermordet hatte.
Die Erinnerungen von Eileen Lipsker waren, wie man aus diesen hier nur unvollständig wiedergegebenen Details entnehmen kann, durchaus durch diverse andere Quellen gestützt. Sie lieferten also nur das verbindende Element zwischen den bekannten Fakten und der Tat, so daß vernünftigerweise anzunehmen ist, daß ihre Erinnerungen auf eine echte Erfahrung zurückgehen und daß George Franklin tatsächlich der Mörder war.
- Zunächst einmal hatte der Mord nicht nur "angeblich" stattgefunden sondern daß die Spielkameradin ermordet worden war, war schon vor 20 Jahren bekannt. Allerdings konnte damals der Täter durch die Polizei nicht identifiziert werden, da die Leiche zu spät gefunden worden war. B3.3 S.21
- Leah Franklin, seine Ehefrau verdächtigte George Franklin dieses Mordes, da er ihr Wochen oder Monate nach der Tat ein blutiges Hemd zu waschen gab. George Franklin dementierte. B3.3 S.33
- Janice, Eileens Schwester, schöpfte in der Nacht nach dem Mord Verdacht, sie wagte aber damals nicht, das der Polizei zu sagen, da ihr Vater sie so heftig ins Kreuz trat, daß ihr der Rücken wochenlang davon weh tat. 1978, 9 Jahre nach Susans Tod ging sie schließlich mit ihrem Verdacht zur Polizei. B3.3 S.33f
- Barry Lipsker, Eileens Ehemann, glaubte ihr sofort, da sie die Beziehung zu Eileens Vater abgebrochen hatten, weil er so seltsam mit seinem Enkelkind - das auch der Auslöser für die Erinnerung gewesen war - umgegangen war, daß er überzeugt war daß George Franklin perverse sexuelle Neigungen gegenüber Kindern hatte. B3.3 S.35
- Die Vollzugsbeamten verhafteten George Franklin in seiner Wohnung, die randvoll mit Dildos in Kindergröße, Kinderpornographie und Büchern über Inzest war. B3.3 S.45f
- Die Erinnerungen von Eileen war detailliert, enthielten diverse durch andere Quellen nachgewiesene richtige Details des Mordes, die sie nicht in Zeitungsartikeln gelesen hatte, aber auch einige Fehler. Damit entsprach die Erinnerung, die sie hatte typischen Traumaerinnerungen von Kindern. B3.3 S.37ff
- Eileen Franklin fing nach dem Verschwinden ihrer Freundin an, sich an der Seite ihres Kopfes Haare auszureißen, so daß dort eine blutige offene Stelle entstand, die der Kopfwunde ähnelte, an der ihre beste Freundin gestorben war. Dies ist eine typische Traumareinszenierung, wie sie bei traumatisierten Kindern auftritt. B3.3 S.59
Sie beschreibt, wie vergiftet das zwischenmenschliche Klima in der Diskussion um False Memories ist.
Loftus bezweifelt, daß verdrängen und späteres zutreffendes Wiedererinnern so möglich ist. Textstelle S.22 - ohne ernstzunehmende Belege der Aussage.B2.4 S.22
In einer Anmerkung wird die Studie "Recall of Childhood Trauma: A Prospective Study of Women's Memories of Child Sexual Abuse" von Linda Meyer Williams erwähnt und behauptet: "Achtunddreißig Prozent vergaßen entweder den Mißbrauch oder entschieden sich, ihn nicht anzugeben. Williams sagt jedoch nicht, welcher Prozentsatz von ihnen zur Zeit, als der Mißbrauch begangen wurde, im Kleinkindalter war."B5.7 S.202f Tatsächlich liefert die Autorin neben der Graphik, die die Fragestellung des Zusammenhangs zwischen Alter und Erinnerung illustrieren soll, in einer Anmerkung sehr genaue Antworten zu dem Thema: "The exact distribution of no recall for each age is: age <1 year, 1 of 1 no recall; age 1 year, 1 of 1 no recall; age 2 years, 3 of 5 no recall; age 3 years, 1 of 5 no recall; age 4 years, 6 of 12 no recall; age 5 years, 9 of 11 no recall; age 6 years, 4 of 7 no recall; age 7 years, 4 of 11 no recall; age 8 years, 4 of 8 no recall; age 9 years, 1 of 9 no recall; age 10 years, 2 of 8 no recall; age 11 years, 6 of 21 no recall; age 12 years, 7 of 30 no recall."B3.1 und diese Zahlen sind so nicht mit der Theorie vereinbar, daß die Verdrängung allein auf das zu junge Alter zurückzuführen sei, genau der Schluß zu dem auch die Autorin des Artikels kam.
Wenn man das Original nicht kennt und nur unaufmerksam liest, könnte folgender - nicht gleichbedeutender - Satz von aus der Sekundärliteratur zu der Studie die Quelle des Irrtums sein: "Williams did not indicate how many of the 12% who reported no abuse history were under 4 years of age when the recorded instance occurred, so we cannot estimate the extent to which infantile amnesia (i.e., the well-established, normal paucity of adulthood recollections of events that occurred before the age of 3 or 4 years) contributed to these cases."B3.13 - Das heißt einige von den 34% die sich weder an das polizeilich gemeldete Ereignis noch an anderen Mißbrauch durch dieselbe Person erinnern konnten, hatte ein Teil - 22% - von allen interviewten Personen, andere Mißbrauchserinnerungen, während 12% keinerlei solche Erinnerungen hatte. Von den 12 Kindern unter vier Jahren erinnerten sich 6 an den gemeldeten Mißbrauch, es ist also für 6 Kinder unklar, ob sie sich nur an Mißbrauch durch andere Täter erinnerten oder an gar keinen. Zu der Frage in welchem Ausmaß "infantile amnesia", das heißt, daß man sich normalerweise nicht an seine Säuglings- und einen Teil der Kleinkindzeit erinnern kann dazu beitrug, ist das aus meiner Sicht irrelevant. Die angenommene Altersgrenze von vier Jahren ist nach den obigen Zahlen offensichtlich falsch, denn schon damals Zweijährige erinnerten sich als Erwachsene an diesen Mißbrauch, von den Dreijährigen konnten sich fast alle erinnernB3.1.
Eine weitere Bemerkung macht Wright über eine 1987 veröffentlichte Forschungsarbeit "Recovery and verification of memories of childhood sexual trauma" von Judith Lewis Herman und
Emily Schatzow. Zunächst einmal die Ergebnisse der Studie: Von 53 Teilnehmern einer Therapiegruppe für Inzestüberlebende, die zwischen zwischen 15 und 53 Jahren alt waren, versuchten sechs (11%) nicht, ihre Erlebnisse zu überprüfen und erhielten daher auch keine Bestätigung. 3 (6%) fragte nach Bestätigung und bekam keine. 5 berichteten, daß sie zwar keine direkte Bestätigung erhalten haben, daß aber ihre Familienmitglieder so komisch reagiert haben, daß es ihnen sehr wahrscheinlich erscheint, daß sie auch mißbraucht wurden. Als Beispiel dafür wurde eine Schwester beschrieben die Vor der Frage geflohen ist und danach Panikatacken bekam. 40% erhielten Bestätigung durch den Täter oder materielle Beweise, 34% fanden ein anderes Kind oder einen Verwandten, der ebenfalls von Mißbrauch erzählte.B3.2 Wright schreibt zu diesen Ergebnissen: "Die Autorinnen behaupten, daß drei Viertel der Frauen Bestätigung des erlittenen Mißbauchs aus anderer Quelle beibringen konnten. Sie sagten nicht, ob das Viertel, das das nicht konnte, auch das Viertel mite den großen Erinnerungslücken war."B5.7 S.202 In Anbetracht der Tatsache, daß nur 6% der Frauen tatsächlich nachgefragt hatten, ohne etwas zu erleben, was man als Bestätigung werten könnte, wirkt diese Aussage überzogen, auch wenn der Artikel noch überzeugender gewirkt hätte, wenn die Angabe zu dem Sachverhalt auch im Artikel gestanden hätte.
Studien, die anhand dessen, was die Versuchspersonen selbst berichten, untersuchen, wie häufig Erinnerungen an Kindesmißbrauch bestätigt werden konnten, kommen normalerweise zu dem Ergebnis, daß die Hälfte bis drei Viertel der Betroffenen Belege dafür finden, daß sie tatsächlich mißbraucht wurden, unabhängig davon, ob die Erinnerungen durchgehend vorhanden waren, ob sie von alleine wieder ins Bewußtsein gedrungen sind oder ob sie durch Hypnose aufgedeckt wurden. Wo sich das überprüfen ließ, waren sie auch ebenso zutreffend wie durchgehend vorhandene Erinnerungen. B3.12, B3.15, B3.16
Ernstzunehmende Verfälschungen der von ihr verwendeten Quellen sind mir nicht aufgefallen.
Ernstzunehmende Verfälschungen der von ihr verwendeten Quellen sind mir nicht aufgefallen.
Ernstzunehmende Verzerrungen sind mir in keine Richtung aufgefallen.
Grundsätzlich kann ein solches Kind später als Erwachsener auf verschiedene Weise damit umgehen.BE3
Im Scherz sage ich manchmal: "Um den Satz 'Ich weiß nicht' zu erlernen, braucht es mindestens eine Professorentitel!", denn beim Studium fiel mir auf, daß ich dort diesen Satz weitaus häufiger zu hören bekam als früher in der Schule, und zwar am häufigsten von den Professoren, von deren Fachwissen ich am allermeisten gehalten habe. Grundregel: Wenn man das Gefühl hat, daß ein Patient zehn mal so viel Fachwissen über die eigene Krankheit hat wie man selbst, dann sagt man: "Sie wissen da mehr als ich selbst." Wenn man die Frage nicht beantworten kann, die man gestellt bekommt, sagt man "Das weiß ich auch nicht." Wenn einem das Problem des Patienten zu schwierig vorkommt, man das Gefühl hat, emotional überfordert zu sein, dann sagt man: "Das überfordert mich." Wenn während einer Therapiestunde ein Problem des Therapeuten hochkommt, sagt man als Therapeut: "Tut mir leid, daß ich abgelenkt bin, aber bei dem Thema kommt bei mir ein eigenes Problem hoch." Wenn der Therapeut in solchen Fällen seine eigenen Fehler und Schwächen nicht zugeben kann, richtet er großen Schaden an und verletzt gerade die Patienten immer wieder neu, die sowieso schon die schwierigsten Probleme haben.
Die hier beschriebene Technik wird "Ich Botschaft" genannt und so weit ich weiß hauptsächlich in der Pädagogischen Literatur beschrieben, nämlich in
B28. Gordon, Thomas /
Familienkonferenz
und in dem Buch Lehrer-Schüler-Konferenz desselben Autors.
Kleinere Fehler des Therapeuten wirken sich nur dann schlimm aus, wenn der Patient schwere psychische Probleme hat. Man wird das therapeutische Gespräch meist trotz des kleinen Lapsus des Therapeuten weiterführen können, wenn auch manchmal der Erfolg verzögert wird. Wenn der Patient irritiert reagiert, sollte man den eigenen Fehler erklären. Es ist viel weniger irritierend wenn man beispielsweise sagt:
"Tut mir leid, daß ich plötzlich so reagiert habe, deine Worte haben mich daran erinnert, wie meine Eltern mich immer fertiggemacht haben." (natürlich mit mehr differenzierten Details) oder "Ich bin nicht wütend auf Dich, sondern auf den Täter." oder "Ich habe davon weniger Ahnung als Du." als wenn der Therapeut wütende und verunsicherte Reaktionen seinerseits einfach unerklärt stehen läßt.
Wenn jedoch eigene Probleme so massiv hochkommen, daß der Therapeut nicht mehr in der Lage ist, zu der entspannten und akzeptierenden Haltung zurückzukehren, die ein Therapeut haben sollte, bleibt nichts anderes übrig, als sich zu entschuldigen und den Dialog abzubrechen, um die eigenen Probleme in der Supervision aufzuarbeiten.
V26.
Die Option-Haltung
VB95.1
Die therapeutische Haltung
Der Therapeut macht also gehäuft therapeutische Fehler.
VA145.2
Therapeutenfehler: Woran erkenne ich, daß mein Therapeut überfordert ist?
Wenn ein therapeut dauerhaft überfordert ist, muß er letztlich die Menge der Leistungen, die er für einen Patienten erbringt zurückschrauben, um Zeit zu haben,
Nachrecherchieren, da die Anschuldigung wegen Kindesmißbrauchs von Tätern ausging:
"Als Wormser Prozesse werden drei von 1993 bis 1997 andauernde Strafprozesse vor dem Landgericht Mainz bezeichnet, in denen 25 Personen aus Worms und Umgebung des massenhaften Kindesmissbrauchs im Rahmen eines Pornorings angeklagt wurden und die mit dem Freispruch aller Beschuldigten endeten. Sie gelten als die größten Missbrauchsprozesse der deutschen Rechtsgeschichte."
Seite „Wormser Prozesse“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. November 2013, 14:32 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wormser_Prozesse&oldid=124159909
(Abgerufen: 4. Januar 2014, 18:30 UTC)
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Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im Voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.
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