Es gibt die Redefasellaberhelden, die versuchen, sich aus jeder Situation herauszureden - merkwürdigerweise scheint es auch bei Kerkern und ähnlichen materiellen Gegenständen gelegentlich möglich zu sein, diese zu überzeugen, daß sie in dieser Form eigentlich gar nicht existieren können und daß der Held deshalb freikommt.
Und dann gibt es noch die Schlagallestothelden, die alles erst einmal tot schlagen, was ihnen begegnet. Sollten sich daraus Probleme ergeben, führen sie das selbst dann darauf zurück, daß sie nicht gut genug gekämpft haben, wenn die Leiche ein Schriftstück bei sich trägt, das besagt, daß sie dem Helden als Führer hätten dienen sollen.
Die Theorie, daß es gut sei, alles totzuschlagen, was einem begegnet, ist aber zumindest zweifelhaft, denn es gibt durchaus erfahrene Helden, die von guten Erfolgen bei dem Versuch, sich mit Riesenspinnen, Orks und Drachen gütlich zu einigen, berichten können. Ein echter Schlagallestotheld ist durch derlei Vernunftsargumente allerdings nicht zu beeindrucken. Auch die überlegene Größe, Kraft oder Rüstung des Gegners ändern nichts an der mörderischen Grundhaltung des Schlagallestothelden. Sollte der Gegner klein, ungefährlich und eßbar sein, wird er eben nachher überm Feuer gebraten.
Wie verhärtet die Einstellung mancher dieser Helden ist, läßt sich aus einer Reihe von Erlebnissen ersehen, die ein solcher Held mit Drachen hatte.
Dabei muß man bedenken, daß ein solcher Drache etwa zehn Meter lang ist - also insgesamt so groß wie ein kleineres Haus. Auch seine natürliche Rüstung aus Drachenschuppen ist mit einem Schwert kaum zu durchdringen und ernsthafte Verletzungen sind nur an so verletzlichen Stellen wie den Augen zu erwarten. Seine natürlichen Waffen - Feuer, Magie, Zähne und Krallen sind dermaßen gefährlich, daß jeder Mensch mit auch nur ein bißchen Vernunft unabhängig von seiner Ausrüstung schleunigst Reißaus nehmen wird, wenn ein Drache angreift.
Unser junger Schlagallestot begegnete also einen Drachen und konnte leider nicht mehr fliehen. Daraufhin griff er den Drachen an. Der Drache schnappte ihn am Schlawittchen, schüttelte ihn so vorsichtig, daß keinerlei Verletzungen entstanden und ermahnte ihn, sich in Zukunft im Umgang mit Drache zu benehmen. Dann flog der Drache davon.
Noch an demselben Tag begegnete der Schlagallestot wieder einem Drachen. Ehe der Drache etwas sagen konnte, grifft der Kleine ihn an. Auch dieser Drache, an freundlichen Umgang mit Menschen gewöhnt, schnappte ihm am Schlawittchen, hob ihn hoch, mahnte ihn, sich in Zukunft im Umgang mit Drachen anständig zu benehmen und flog davon. Dennoch griff der junge Schlagallestot am Abend zum dritten mal einen Drachen an, der ebenso nachsichtig mit ihm umging.
Davon, dieses Experiment nachzuahmen, wird allerdings dringend abgeraten, da Drachen nicht in allen Gegenden der Welt ein so gutes Verhältnis zu Menschen haben. Wo sie gar gejagt werden, neigen sie dazu, lästige Menschen zu erschlagen, wie wir eine Mücke erschlagen, die uns sticht.
Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, Internetseite: https://www.kersti.de/ E-Mail an Kersti
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