erste Version zwischen dem 15.02.2000
und dem 01.05.2000
letzte Überarbeitung: 6/06
"Sekte" war ursprünglich die Bezeichnung für
kleinere, meist von der christlichen Kirche abgespaltene,
Gemeinschaften. Es ist von "secta" abgeleitet,
das "unterscheidende Denk- und Handlungsweise;
Richtlinie; Partei; philosophische
Lehre; Sekte" bedeutet.
Ich benutze dagegen "Sekte" in der Bedeutung, in der dieses Wort umgangssprachlich verwendet wird. Vor über 10 Jahren begann ich, mir eine Sammlung an Büchern zuzulegen, die etwa zur Hälfte von mir als Sekten bekannten Gemeinschaften stammen und zur anderen Hälfte von Gegnern dieser Sekten oder von ehemaligen ausgetretenen Mitgliedern. Das erste, was sich herauskristallisierte, war eine Liste typischer Eigenschaften von Sekten. Auf jede Sekte, von der ich weiß, trifft diese Liste (mit höchstens zwei Ausnahmen, da die Sekte zu klein ist um Schulen, Wirtschaftunternehmen etc. zu haben) in allen Punkten zu. Als nächstes stellte ich fest, daß diese Sekteneigenschaften
auch in der normalen Gesellschaft zu finden sind und man
ihnen begegnet, sobald man sich mit Außenseitermeinungen
beschäftigt. Dann fielen mir die Parallelen zum Phänomen der Ausgrenzung auf: Sekten spiegeln ein generelles Problem unserer Gesellschaft in verschärftem Maße wieder. Deshalb bringt es wenig, besagte Sekten wegen ihrer Fehler zu bekämpfen oder auszugrenzen. Ausgrenzung istz die Ursache für die Ausprägung der negativen Sekteneigenschaften, also kann noch mehr Ausgrenzung diese Eigenschaften nur verstärken! Stattdessen sollte man die Fehler der jeweiligen Sekte einzeln ansprechen und Lösungsvorschläge, die für die Sektenangehörigen annehmbar sind, erarbeiten. Dasselbe gilt selbstverständlich auch dort, wo dieselben Fehler in der normalen Gesellschaft gemacht werden.
6/06 Als nächstes stellt sich die Frage, warum eigentlich die Gemeinschaften entstehen, die später als Sekten ausgegrenzt werden. Die Antwort ist offensichtlich, wenn man sich die Sekteneigenschaften anschaut: Im Allgemeinen werden sie geschaffen, weil ihre Gründer Probleme in der bestehenden Gesellschaft sehen und zu Reformen beitragen wollten, die diese Probleme beheben. Im Zuge der Ausgrenzung durch die Gesellschaft wird dieses zu Problemlösungen beitragen wollen zu einem "ganz allein die Welt retten wollen" überhöht, um die Reaktionen auf den Druck durch die Normalgesellschaft zu rechtfertigen und weil damit ja noch mehr gesellschaftliche Fehler sichtbar werden. Nur Idealismus ist als Motiv stark genug, um einer Gemeinschaft treu zu bleiben, die so hart bekämpft wird.
Sekten enstehen also aus den Kräften, die Probleme aufzeigen
und lösen wollen. Es handelt sich um diejenigen Idealisten,
die wir brauchen, damit die Gesamtentwicklung auf Dauer in
die Positive Richtung geht.
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5,
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https://www.kersti.de/,
Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal
im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von
Lesern immer bekomme.