Zuerst erschienen in Idee und Bewegung, Heft 38 (Heft 2/1997)
zuerst auf dieser Internetseite zwischen dem 01.05.2000
und dem 07.06.2000
letzte vollständige Überarbeitung: 3/2025
letzte Bearbeitung: 3/2025
Auch schon in der ersten und zweiten Klasse, bevor ich selbst ausgegrenzt wurde, fand ich, daß das eine unfaßliche Grausamkeit ist, die man niemanden antun darf.
V171.
Außenseiter: Es tut in der Seele weh, das zu beobachten
In der fünften oder sechsten Klasse hatte ich ein gruseliges Erlebnis mit meiner Klasse. Ich fragte sie nämlich warum sie mich ausgrenzen und sie behaupteten, es läge daran, daß ich komisch sei. Als ich genauer nachfragte erzählten sie mir eine Situation, die das klar machen sollte meinten, ich müßte wissen, was ich falsch gemacht habe, obwohl ich ihnen sagte, daß ich keine Ahnung hatte, behaupteten aber ich wäre selbst schuld, wenn sie mich ausgrenzen.
V41.2 Aber Du weißt das doch!
Nein, ich bin nicht daran schuld, wenn meine Gemeinschaft mich ausgrenzt. Schuld ist immer der, der es tut. Diskutieren kann man höchstens noch darüber, ob die Handlung des Täters durch die Umstände gerechtfertigt war oder ob er überhaupt schuldfähig war.
2. Warum man aus selbst gewählten Gemeinschaften eher ausgeschlossen werden darf als aus Gemeinschaften, deren Mitgliedschaft gleichzeitig eine Pflicht ist
Die obigen beiden Beispiele spielen in der Grundschule, also an einem Ort, wo man sich nicht aussuchen kann, ob man dahin geht oder nicht. Es besteht Schulpflicht und darüber hinaus hängt von den Schulnoten ab, welche Chancen man im Berufsleben hat. Außerdem hat irgendeiner unserer Lehrer behauptet, wenn wir nicht zur Schule kämen, würde die Polizei kommen und uns zur Schule bringen. Dann kam noch Mobbing dazu. Daher kam mir die Schule mit ihren ewigen Fehlanforderungen, wo entweder Dinge verlangt wurden, die ich beim besten Willen nicht leisten konnte, wie "normal sein" oder aber das was ich konnte, überhaupt zu gut war, um akzeptabel zu sein, wie eine ewig lange Gefängnisstrafe vor.
3. Warum man "normal sein" nicht zur Pflicht erheben darf
Auch bevor er geärgert wurde, hob etwas den Außenseiter heraus: Er war der Neue, der Beste, Schlechteste in der Schule oder verhielt sich ungewöhnlich. Er kann wegen Hautfarbe, Haarfarbe, Kleidung, einer Brille, der Religion ... allem geärgert werden. Doch ist das nur ein Risikofaktor für die Betroffenen, nicht die Ursache. Die Klasse braucht einen Sündenbock, auf den sie ihre schlechte Laune ablädt, weil sie die wirklich Schuldigen nicht zur Rechenschaft ziehen kann: Schulbehörden, Eltern oder Lehrer. Um sich sicher fühlen zu können, nicht selbst der Nächste zu sein, gibt man einer Besonderheit des Opfers Schuld.
Die Forderung, alle Leute sollen "normal" sein, ist unmoralisch, weil nicht jeder eine normale Mischung an Begabungen, Vorerfahrungen und Erziehung hat. Man darf von niemandem erwarten, daß er Fähigkeiten benutzt, die er nicht hat, seine tiefsten Überzeugungen verrät oder seine grundlegenden Bedürfnisse mißachtet. Kaum ein Mensch sagt, was ihn stört. Andeutungen müssen aber viele Menschen übersetzt bekommen, um sie verstehen zu können! Außenseiter haben zu wenig Möglichkeit, das unter Gleichaltrigen übliche Verhalten zu lernen.
O4:
Unterbindet Ausgrenzung in der Schule soziales Lernen?,
OI4.
Ich schildere, wann immer möglich, selbst erlebte Beispiele. Das tue ich nicht, weil es keine anderen gäbe, mit denen man dasselbe belegen kann, sondern weil ich die Literatur mit neuen, zusätzlichen Beispielen bereichern will.
VA272.
Wenn meine Beispiele alle von mir handeln - heißt das etwa,
daß ich selbstbezogen bin?
Selbst erlebte Beispiele sind - da sie aus erster Hand sind - genauer beschrieben als Beispiele aus meiner Praxis, wo ich die Erklärungen meiner Patienten mißverstanden haben könnte und sie deshalb möglicherweise falsch wiedergeben könnte.
V175.
Kriterien zum Bau eines realistischen Weltbildes:
Realitätsnähe
Und diese sind genauer und richtiger als aus der Literatur übernommene Beispiele, da ich bei diesen die betroffene Person nicht einmal persönlich kenne und das Beispiel deshalb möglicherweise in einen falschen Kontext einordne.