erste Version zwischen dem 01.05.2000 und dem 07.06.2000
letzte Überarbeitung: 6/06

V76.

Stell Dir vor, du wärest von Geburt an blind...

Blind sein ist ein bewältigbares Problem

Eine schreckliche Vorstellung, nicht wahr?

Und doch ist diese Vorstellung nicht ganz richtig: Zwar könnte jeder von uns problemlos Hobbys und andere Beschäftigungen aufzählen, denen er so nicht nachgehen könnte, wenn er blind wäre, doch das Leben von Blinden ist normalerweise genauso erfüllt wie unseres, denn in jedem Lebensbereich gibt es genug Betätigungsmöglichkeiten, denen auch Blinde nachgehen können:

  • Künstlerisch:  Töpfern, Bildhauerei, schnitzen, schmieden...
  • Musik:  praktisch alles, nur die Notenschrift für Blinde ist umständlicher, so daß die meisten Blinden Lieder vom hören lernen.
  • Sport:  Reiten, Skilanglauf (die Loipe ist vorgespurt), Judo...
  • Haushalt:  für jede im Haushalt notwendige Arbeit gibt es Spezialtechniken für Blinde.
  • Lesen:  Es gibt für blinde die Blindenschrift und spezielle Hörbibliotheken die Kassetten mit auf Band gelesenen Büchern verschicken.
  • Computer:  Es gibt spezielle Vorleseprogramme, die sowohl eingescannte Texte als auch den Bildschirminhalt des Computers vorlesen, so daß es gut möglich ist, mit dem Computer zu arbeiten.
  • Verkehr:  Öffentliche Verkehrsmittel und Blindenstocktechniken reichen normalerweise aus, um sich selbstständig in vertrauter Umgebung zurechtzufinden.
Durchschnittlich kann man sagen, daß Blinde etwa in allen Lebensbereichen ein drittel mehr Arbeit haben, wenn sie dasselbe erreichen wollen wie Sehende. Das an sich ist für sie aber meist kein Grund unglücklich zu sein. - Der Arbeitsaufwand liegt durchaus noch in dem Bereich, den Menschen problemlos bewältigen können, sofern sie einen Beruf ergreifen, wo sie etwa denselben Aufwand betreiben müssen wie Sehende.

Schwierig sind die nicht Behinderten

Die wirklichen Probleme entstehen im sozialen Bereich.

Im Umgang mit Behinderten gibt es drei Hauptfehler:

  1. Bevorzugung an unsinnigen Stellen:  Wenn jemand weil er blind ist beim Essen ein Stück Kuchen mehr bekommt, so löst das kein Problem, das mit der Blindheit zusammenhängen könnte - es schafft aber neue soziale Probleme - beispielsweise Neid.
  2. Abwertung:  wenn jemand einen Blinden so behandelt als wäre er gleichzeitig noch taub, schwachsinnig und ein Kleinkind, macht er dem Blinden die Sache nur unnötig schwer.
  3. Unerfüllbare Forderungen stellen 
  4. Sich gleich gar nichts mehr trauen 

So geht man mit Behinderten um

  1. Fehler machen ist normal:  Kaum einer von uns hat eine Spezialausbildung im Umgang mit Behinderungen oder einen im persönlichen Bekanntenkreis, der gerade die Behinderung hat, die uns auf der Straße begegnet. Deshalb wird jeder von uns von Zeit zu Zeit etwas richtig Dummes machen, wenn er mit einem Behinderten umgeht. - Wenn es rechtzeitig auffällt sagt man das vielleicht und lacht gemeinsam darüber - aber es ist kein Grund sich darüber aufzuregen, es gehört einfach dazu. Damit das Zusammenleben funktioniert, müssen wir gar nicht perfekt sein.
  2. Behinderungen sind für die Betroffenen anstrengend und manchmal auch frustrierend - aber zumeist keine schreckliche Katastrophe, die das ganze Leben in etwas Grauenhaftes verwandelt.  Deshalb ist lachen und mit der Behinderung spielen und dumme Fragen stellen erlaubt. - Ja es hilft sogar sehr, einander zu verstehen. Mal den Rollstuhl ausleihen, um zu probieren ob man es auch alles so gut hinbekommt, die Blindenschrift als Geheimschrift verwenden, ausprobieren wie man selber mit verbundenen Augen zurechtkommt, hilft uns sehr, eventuelle Probleme richtig einschätzen zu lernen.
  3. Der Behinderte ist der Fachmann:  Sehr sinnvoll ist es, den Behinderten als Fachmann für seine eigene Behinderung zu behandeln und entsprechend um Ratschäge für das eigene Verhalten zu bitten. - Das ist er nämlich. Er wurde zumindest hier in Deutschland normalerweise von gut ausgebildeten Fachleuten darin ausgebildet, jedes mit seiner Behinderung zusammenhängende Problem optimal zu lösen. Deshalb kann man meist davon ausgehen, daß er recht hat, wenn er eine Aussage darüber macht, was mit seiner Behinderung möglich oder unmöglich ist, auch wenn es dem unbedarften Laien auf den ersten Blick nicht einsehbar erscheint.
  4. Dumme Fragen stellen ist erlaubt:  Behinderungen führen zwangsläufig dazu, daß der Behinderte einen ziemlich ungewöhnlichen Schatz an Lebenserfahrungen hat und deshalb manchmal ungewöhnlich bis unverständlich reagiert, Dinge weiß, auf die ein normaler Mensch nie kommen würde oder Dinge nicht weiß, die jeder normale Mensch weiß. Oft kann er aber durchaus erklären, warum das so ist.

Kersti

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V266. Kersti: Wieso mir der Begriff "Kopfblind" gefällt
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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.