erste Version zwischen: 16.5.01 und 29.08.01

V299.

Der Unterschied zwischen Elitebewußtsein und Standesdünkel

Standesdünkel ist: "Wir sind die Besten und deshalb müssen alle anderen etwas für uns tun, ohne daß wir eine Gegenleistung bringen."

Elitebewußtsein ist: "Wir sind die besten und deshalb müssen wir zusätzlich zu dem, was unserem eigenen Wohl dient, noch sehr viel tun, damit es allen besser geht."

Standesdünkel gibt es quer durch alle gesellschaftlichen Schichten und politischen Richtungen. Man findet es bei Sozialhilfeempfängern, die meinen sie wären ja so arm dran, man müßte ihnen helfen aber auch von reichen Adeligen, die meinen, Arbeit sei spießig.

Ebenso ist es mit Elitebewußtsein: Andererseits gibt es aber auch Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, die meinen: Ich habe viel Zeit also wende ich sie an um etwas zu tun, damit die Welt besser wird. Und es gibt Adelige die meinen: Adel verpflichtet.

(Manch mögen sich unter diesen Wörtern etwas Anderes vorstellen, aber ich meine das, wenn ich sie benutze.)

Elitebewußtsein

Man mag bei Elitebewußten über die Ansicht die "Besten" zu sein schmunzeln. Und es ist beinahe sicher, daß sich Andere Menschen finden, die meinen noch viel "besser" zu sein ;-) - Doch so lange die anderen die Wahl haben, deren Angebote anzunehmen oder abzulehnen, ganz wie es ihnen gefällt, ist davon auszugehen daß es denjenigen, die deren Hilfe annehmen, tatsächlich dient, da es das Beste ist, was ihnen zur Auswahl steht. Elitebewußtsein ist also ein Phänomen, das mit hoher Wahrscheinlichkeit der Allgemeinheit dient.

Eine Elite ist eine Gruppierung, die tatsächlich dem Anspruch gerecht wird, mehr für die Allgemeinheit zu tun, als der Durchschnitt der Bevölkerung. - Also etwas Gutes.

Standesdünkel

Standesdünkel führt mit ziemlicher Sicherheit dazu, daß derjenige von seiner Umgebung nicht sonderlich gemocht wird, weil er immer jammert, daß die Welt doch so schlecht sei. - Denn wer ist schon bereit einen körperlich gesunden Menschen mit Dingen zu versorgen, um die er sich im Grunde selbst kümmern könnte und sich obendrein noch Gejammere anzuhören. Dagegen bekommt jemand, der seine Zeit mit sozialen oder sonstwie notwendigen Beschäftigungen ausfüllt einerseits von Zeit zu Zeit einfach Geld von Leuten zugesteckt, die das gut finden - andererseits ist er an sich zufriedener, weil er sich weder langweilt noch außerhalb der Gesellschaft steht.

Gesellschaftliche Probleme

Allerdings ist unsere Gesellschaft so aufgebaut, daß sie Standesdünkel an beiden Enden der gesellschaftlichen Leiter geradezu züchtet. Denn zum einen ist es bei einer ganzen Reihe von Berufen schwierig bis unmöglich eine Arbeit zu finden (Für ungelernte sowieso aber auch für manche Akademiker), zum Anderen aber wird nur bezahlte Arbeit als Arbeit respektiert während unbezahlte Arbeit häufig schlechtgemacht wird. Außerdem hat man an beiden Enden der Gesellschaftlichen Skala ein Einkommen ohne etwas dafür leisten zu müssen. Die Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe, Arbeitslosengeld auf der einen Seite, Einkommen durch Zinsen auf der anderen Seite. Wenn man sich ein wenig Mühe gibt, kann man natürlich beinahe jedes Vermögen durchbringen. Aber ab einem gewissen Vermögen ist es so, daß sein Besitzer problemlos von den Zinsen leben kann während sich sein Vermögen noch vermehrt.

Beiden Enden der gesellschaftlichen Skala wird also das Gefühl vermittelt, ein Anrecht darauf zu haben, von anderen mitversorgt zu werden, obwohl sie nichts dafür tun.

In manchen Fällen ist das natürlich gerechtfertigt: Bei Babys und Kleinkindern, bei Menschen die so schwer behindert sind, daß schon die Führung eines eigenen Haushaltes völlig unmöglich ist. Doch im allgemeinen sollte jeder einen Beitrag zur Gemeinschaft leisten.

Gerade am unteren Ende der gesellschaftlichen Skala ist es zudem häufig noch so, daß es schwierig ist, eine Arbeit zu finden, selbst wenn man arbeiten will.

Kersti

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Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.