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letzte Überarbeitung: 5/07

V306.

Eine rein körperliche Unfähigkeit, mit Streß umzugehen

Als ich vor kurzem das Buch über Nahrungsphosphat las, war ich verblüfft, wieviel davon mich an mich erinnerte. Beispielsweise stand dort die Aussage, daß Phosphatempfindliche nicht würden mit Streß umgehen können. - Und im gewissen Sinne trifft das auf mich zu. - Obwohl wohl niemand mir unterstellen würde, daß ich unfähig wäre, mit Streß umzugehen.

Tatsächlich existiert diese Unfähigkeit auch nur auf der rein körperlichen Ebene - und wenn ich meinem Körper nicht verrate, daß es Streß gibt, gibt es auch keine Probleme. Wenn ich aber anfange mich gestreßt zu fühlen, dann bekomme ich selbst die einfachsten Tätigkeiten nicht mehr geregelt, weil ich es nicht merke, wenn ich einen Arbeitsgang weglasse oder ähnliche Scherze. Das ist der Grund, warum ich Spiele, wo man um die Wette eine bekannte Antwort - beispielsweise ein Ergebnis des kleinen Einmaleins - geben muß immer gehaßt habe - ganz gleich, wie gut ich das Einmaleins konnte - allein die Situation, die Antwort auf Befehl sofort geben zu müssen - je schneller desto besser - garantierte dafür, daß sie mir nicht einfiel - obwohl ich dieselben Aufgaben in einer Mathearbeit vielleicht schneller berechnet hätte als jeder andere. Ich glaube so gut war ich nicht - aber selbst wenn, hätte ich bei diesem blöden Spiel keine Antwort geben können.

Probleme tauchen auch dann auf, wenn der Körper etwas schon rein körperlich als Streß interpretiert, ohne mich erst zu fragen, ob das Streß ist. Beispielsweise unerwartete Schmerzen. Also nicht wenn ich gerade Kendo (Japanischer Schwertkampf, mit Babusschwertnachbildungen geübt) übe und jemand trifft ausversehen neben die Rüstung, sondern wenn ich mit völlig unerwartet den Kopf stoße. Dann fange ich automatisch an zu schimpfen wie ein Rohrspatz - ich komme einfach nicht ohne aus. Allerdings ist das wenn ich ausgeschlafen und schon seit mindestens einer Stunde wach bin noch nichts, was sehr auffällige Ausmaße annimmt. Direkt nach dem Aufstehen aber...
VA14. Kersti: Wie es sich anfühlt ein Morgenmuffel zu sein...

Auffällig ist auch, daß ich, wenn ich hier gerade einen Artikel schreibe und darüber nachdenke zwischendurch wie wild durch die Wohnung hin und her laufe, weil ich das brauche, um nachdenken zu können. - Auf den ersten Blick erscheint das zwar überraschend - bis man sich klarmacht, daß durch Bewegung Streßhormone abgebaut werden. Das habe ich mal im zusammenhang mit Herzinfarkt gelesen. Und wenn ich mit Streß - selbst im geringen Ausmaß rein körperlich nicht zurecht komme, ist es nur logisch, etwas zu tun, was Streßhormone abbaut. Außerdem ist es auch bekannt, daß Streß - wenn er sehr große Ausmaße annimmt das sprachliche Denken abschaltet. Wer empfindlicher reagiert hat diese Probleme dann schon bei Sachen, die andere noch nicht Streß nennen würden.

Warum ich dennoch den Eindruck vermittele, ich hätte gute Nerven

Die Antwort auf diese Frage ist ganz banal: Ich mache mir keinen Streß.

Beispielgeschichte, Kersti:

Dann atme ich erst einmal tief durch, erkundige mich in aller Ruhe, was denn alles zu tun ist

Im Alltag hat das dann den Effekt daß beispielsweise wenn der Chef ins Büro gestürmt kommt und sagt:
"Schnell, schnell, beeilen Sie sich das muß heute Abend schon fertig sein." Und es ist etwas, das eigentlich zwei Tage dauern würde. - Dann atme ich erst einmal tief durch, erkundige mich in aller Ruhe, was denn alles zu tun ist, spiele alle Möglichkeiten wie man die Arbeit erledigen könnte im Kopf durch, (Manchmal kann es enorm Zeitsparend sein, die Reihenfolge zu ändern, damit man irgendeine einfache Routinearbeit nebenher machen kann, während man beispielsweise nebenher dem Kopierer regelmäßig einen Stapel neue Originale einlegt oder so.), überlege ob ich irgendwelche Arbeitsgänge einsparen kann und sobald ich den schnellsten Weg gefunden habe, eine Aufgabe zu erledigen, beginne ich ruhig und konzentriert zu arbeiten. - Und meist ist die Arbeit dann am Abend fertig und sieht eigentlich nicht so aus, als hätte sich da jemand besonders beeilt. Tatsächlich habe ich zu einer so in Eile erstellten Zeichnung (ich bin Bauzeichnerin) erzählt bekommen, ich würde ungewöhnlich schön zeichnen.

Beispielgeschichte, Kersti:

Ich sortiere im Geiste die Worte in zwei Haufen: nützliche Informationen und sinnloses Gefasel

Ein anderes Beipiel für das Streß von meinem Körper fernhalten ist mein Umgang mit ungerechten Beschimpfungen und Ähnlichem. Entweder muß ich sehr aufpassen, um über diesen "Witz" nicht laut zu lachen oder - wenn der Druck größer wird - schalte ich meine Ohren im wahrsten Sinne des Wortes auf Durchzug. Anders ausgedrückt: Ich sortiere im Geiste die Worte in zwei Haufen: nützliche Informationen und sinnloses Gefasel. Die nützlichen Informationen sind alles, was ich brauche, um meine Arbeit gut zu tun - das "sinnlose Gefasel" ist das Schimpfen - wobei es oft wirklich sinnlos ist - oder welchen Sinn hat es, wenn jemand mich anmeckert, weil ER Fehler gemacht hat? ... und das sinnlose Gefasel nehme ich zunächst einmal nicht zur Kenntnis. Eventuell denke ich dann mal am Abend drüber nach, ob der Bursche, der es von sich gibt es nicht vielleicht so weit treibt, daß ich ihm dazu mal ein paar Takte sagen muß, damit er nicht völlig jedes Maß verliert.

Auch auf die drei, vier lebensgefährlichen Situationen, die ich bisher erlebt habe, habe ich eher mit gesteigerter Ruhe als mit Streß reagiert - und so vernünftig und wirkungsvoll reagiert, daß ich sie unbeschadete überlebt habe. Lebensgefahr macht mich ruhig, konzentriert und ich fühle mich in solchen Situationen so gut, daß da regelrecht die Gefahr besteht, danach süchtig zu werden.
  1. O7.C3 Kersti: Als das Fahrrad so schleuderte, sah ich alles in Zeitlupe
  2. Nicht gefährlich, aber löste dieselbe instinktive Reaktion aus:
    O7.C3 Kersti: Der Fluchtinstinkt und ein Hund im Taschenformat
  3. Nicht lebensgefährlich aber immer noch gefährlich genug:
    E4: Kersti: Nächtliche Begegnung
  4. Der Bus (lebensgefährlich) in:
    O7.61 Kersti: Geistführer, Schutzengel, Betreuer
  5. Vermutlich eine versuchte Vergewaltigung:
    O7.58 Kersti: Kersti: Ich konnte es nicht lassen, mich noch einmal umzudrehen und ihm zuzugrinsen

5/07

Was mich streßt, was mich nicht streßt

Inzwischen habe ich herausgefunden, wofür meine Art, Dinge als stressig oder nicht stessig zu empfinden typisch ist. Für ADHS.

Kurz zusammengefaßt trifft auf ADHS-ler die Regel, daß Menschen auf Lärm genauso reagieren wie auf Gefahr oder Psychischen Druck nicht zu. Für den ADHS-ler sind oft auch leise Störgeräusche eine Belastung:
VA267. Kersti: Beispielgeschichte, Kersti: Vollkommene Erschöpfung durch Nichtstun

Dagegen kommen sie oft bei Gefahr, Eile (Morgen muß es fertig sein!) und jedes andere motivierende Element erst in eine Stimmung, wo sie ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen.

Kersti

VA18. Kersti: Der Unterschied zwischen gleich und gleich
VA31. Kersti: Warum es unmöglich ist, bei vorurteilsgeladenen Themen auf Wörter zu verzichten, die als abwertend gelten
VA35. Kersti: Ich kenne keine Langeweile
VA178. Kersti: Der Unterschied zwischen "schlecht recherchiert" und "nicht allwissend sein"
VA197. Kersti: Entwicklungs- psychologische Trennung zwischen materieller Realität, Fantasie und Geistigen Welten
VA210. Kersti: Wann wird telepathische Beeinflussung unmoralisch?
VA211. Kersti: Sucht ist, wenn man etwas an einer Stelle sucht, wo es nicht zu finden ist
VA238. Kersti: Ist ADHS eine Krankheit?
VA250. Kersti: Meditation als Werkzeug von Therapie und Aufstieg
VA260. Kersti: Leben mit der Fähigkeit zu vernetztem Denken
VA263. Kersti: Haben Kinder mit ADHS eine unrealistische Selbsteinschätzung?
VA264. Kersti: ADHS: Schwäche oder Dominanz der rechten Hirnhälfte?
VA265. Kersti: ADHS: Ein wenig ausgeprägtes Bestrafungs- und Motivationssystem im Gehirn?
VA267. Kersti: Die Spanne zwischen Dogmatismus, Kreativität und Chaos - oder - Ist Ritalin bei ADHS Doping?
VA268. Kersti: Warum mich Bücher über ADHS oft wütend machen
VA274. Kersti: Sprachverwirrung durch ADHS-Wahrnehmung oder Langweilige Routineaufgaben sind nicht langweilig
VA306. Kersti: Was bringt einen halbwegs vernunftbegabten Menschen dazu einen solchen Mist zu glauben?
VB26. Kersti: Hamer: Konflikte machen körperlich krank
V41. Kersti: Das Gewicht einer Gabe
V74. Kersti: Aurensehen als Synästhesie
V110. Kersti: PSI-Fähigkeiten bereichern
V111. Kersti: Warum ich "gut" mit "vernünftig" gleichsetzte
V112. Kersti: Telepatie: Jemand, der mich versteht
V113. Kersti: Aura: Wenn niemand eine Antwort weiß
V114. Kersti: Ausgrenzung: Ich bin zu stolz, um gegen mein Gewissen zu handeln
V221. Kersti: Abschirmen - das wichtigste, was jeder lernen muß, der auf die höheren Sinne zurückgreift
V236. Kersti: Der Gedankenkristall und die Zeitenwende
V237. Kersti: Was ist ein Gedankenkristall
V238. Kersti: Welche Vorteile haben Gedankenkristalle
V239. Kersti: Sprachliches Denken
V240. Kersti: Intuition
V241. Kersti: Vernetztes Denken wird nur bei inaktiver Gehirnrinde bewußt
V242. Kersti: Legasthenie und vernetztes Denken
V267. Kersti: Aurensehen: Wahrnehmung, für die unserer Sprache Worte fehlen
V277. Kersti: Das Prinzip der Narrenfreiheit
V302. Kersti: Strafe dafür, daß man etwas schon vor den anderen kann
V320. Kersti: Im oberen Teil der Brücke wird man verrückt!
O2: Kersti: Toleranz als Fähigkeit, OI2.
O3: Kersti: Ist in der Schule das Denken verboten?, OI3.
O4: Kersti: Unterbindet Ausgrenzung in der Schule soziales Lernen?, OI4.
O6: Kersti: Hochbegabung als Verständigungshindernis, OI6.
Buch: B5. Gruen, Arno / Der Wahnsinn der Normalität
Buch: B67. Satprem / Sri Aurobindo oder das Abenteuer des Bewußtseins
Buch: B69. Cytowic, Richard E. / Farben hören, Töne schmecken
Buch: B71. Meister Vitale, Babara / frei fliegen
Buch: B74. Vester, Frederic / Leitmotiv vernetztes Denken
Buch: B75. Davis, Ronald D. / Legasthenie als Talentsignal
Buch: B123. Weeks, David & James, Jamie / Exzentriker. Über das Vergnügen, anders zu sein
Buch: B126. Bücher über multiple Persönlichkeiten
Buch: B131. ADHS

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.