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Was mache ich wenn mein Hund beißt?

Die erste Frage, die sich in diesem Fall stellt ist: Handelt es sich wirklich um ein beißen? Es gibt drei Fälle, die unterschieden werden müssen: beißen, knappen und die reine Drohung.
Beißen ist nur wenn es blutet - und nur wenn es blutet, muß man sich die Frage stellen, ob der Hund eventuell gefährlich sein könnte. In allen anderen Fällen hat die angeborene Beißhemmung angemessen funktioniert und es stellt sich lediglich die Frage, wie man dem Hund angemessenere Methoden vermittelt, seine Bedürfnisse zu äußern.

Kein beißen: Es tut nicht weh

Drohung: Mit einer gefährlich aussehenden Schnappbewegung, legt der Hund die Zähne locker um den Arm oder die Hand. Oder er beißt in die Hose

Wie schon in der Überschrift gesagt, handelt es sich hierbei um eine Drohung, auf die der Hund dann zurückgreift, wenn er sagen will:
"Wenn du das noch einmal machst, beiße ich dich."
Meist macht er das, weil er vorher schon mehrfach mit weniger auffälligen Signalen - den Menschen anstarren, die Nase krausziehen oder Zähnezeigen - gedroht hat und nicht verstanden wurde. Manchmal liegt es auch daran, daß er sich sehr erschreckt hat, weil ein Mensch zu nahe gekommen ist. Beispielweise haben die viele Hunde Angst, wenn ein Fahrradfahrer mit weniger als einem Meter Abstand am Hund vorbeigfährt. Auch auf einen Hund zurennen oder mit ihm toben sollte man nur, nachdem man ihn begrüßt hat.

Grundsätzlich muß man in so einem Fall zwar den Hund zurechtweisen, da diese Art von Drohung aus Hundesicht unangemessen ist, wenn man im Rang unter dem steht, den man so bedroht. Man muß jedoch nicht befürchten, daß er beim nächsten mal richtig beißt, denn aus Sicht der Hunde zählt beißen in eine völlig andere Kategorie als ein solches Schnappen, bei dem die Haut nicht geritzt wird.

Die einfachste und völlig ausreichende Zurechtweisung ist wenn man "Na." sagt und ihn dann in die Augen sieht, bis er wegschaut.

Der Hund hüpft wie ein Gummiball herum, wedelt mit dem Schwanz (bellt und knurrt vielleicht auch noch) und schnappt in die Luft nach meinen Händen

Das wie ein Gummiball herumhüpfen ist ein ziemlich sicheres Anzeichen, daß der Hund nur spielen will. Beim Spielen kann es sein daß er "böser Hund" spielt und knurrt, es klingt dann jedoch anders als richtiges Knurren.

Wenn dieses Verhalten beängstigend scheint, sollte der Mensch unbeweglich stehenbleiben und den Hund ansehen. Normalerweise hört der Hund dann von alleine auf zu spielen oder wird zumindest ruhiger.

Sollte der Hund im Spiel zu fest zupacken, "Aua" schimpfen.

Kein beißen: Festhalten

Da ein Hund keine Hände hat, benutzt er oft sein Maul als Handersatz. Er nimmt die Hand ins Maul, wenn er sie nur festhalten will, wenn er zärtlich sein will

Knappen, verschütteln und Ähnliches: es blutet nicht, tut aber weh.

Wenn ein Hund so etwas tut, dann bestraft er den anderen ohne die Absicht, ihn zu verletzen.

Das tritt in zwei Typen von Situationen auf. Innerhalb der Familie ist es meist ein Ausdruck von Rangkämpfen.
VA158. Kersti: Was mache ich, wenn der Hund mehrfach einen Freund des Haushaltes oder mein jüngstes Kind beißt?
Grundsätzlich geht es nicht an, daß ein Hund sich einen Rang oberhalb der Menschen erkämpft. Ihm fehlt einfach die Kompetenz, das komplexe menschliche Sozialsystem zu verstehen, deshalb muß grundsätzlich der Mensch die Führung haben.

Außerhalb der Familie hat eine solche Strafe meist mit Verletzungen der Reviergrenze (Grundstücksgrenze) zu tun.

Beißen: es blutet

In einem Buch, das ich mal las, wurde jeder Fall, in dem ein Hund einen Menschen ernsthaft beißt, als Beißunfall bezeichnet1.. Dem kann ich nicht zustimmen, denn wir bezeichnen es nicht als einen Unfall wenn ein Mensch in Panik gerät und wild um sich schlägt, wenn er sich in Lebensgefahr verteidigt oder wenn er einen Wutanfall bekommt und jemanden verprügelt. Dieselben Dinge sollte man auch bei Hunden nicht Unfälle nennen.

Als Unfall zählt es nur, wenn Hund und Mensch die Bewegungen des jeweils anderen nicht richtig vorhersehen und es deshalb zu Verletzungen kommt. Alles andere gehört in eine andere Kategorie.

Unfälle: Durch ein Versehen entstandene Verletzungen

Bisse aus Angst

Hunde auf der Jagd

Kersti

Quelle

VA5. Kersti: Gefährliche Aufklärung
VA6. Kersti: Was muß ein Hund lernen?
VA7. Kersti: Das Gefährlichste im Umgang mit Hunden ist Angst
VA8. Kersti: Was tun, wenn ein Hund angreift?
VA9. Kersti: Das Wichtigste bei der Hundeerziehung ist das Lob
VA10. Kersti: Mein Hund ist der einzige, der mich versteht
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VA12. Kersti: Was ist ein gut erzogener Hund?
VA18. Kersti: Der Unterschied zwischen gleich und gleich
VA32. Kersti: Hunde und kleine Kinder
VA65. Kersti: Lob, Tadel und - darf man einen Hund schlagen?
VA90. Kersti: Über Briefträger und Hunde
VA143. Kersti: Hundeerziehung
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VA149. Kersti: Was denkt ein Hund, wenn man ihn anbellt?
VA167. Kersti: Wie bringe ich meinem Hund Gelassenheit kleinen Kläffern gegenüber bei?
VA195. Kersti: Konkrete Erziehungstricks bei Hunden
VA196. Kersti: Was mache ich wenn mein Hund beißt?
VA208. Kersti: Hunde haben keine Hände
VA209. Kersti: Verwechseln Hunde die menschliche Familie mit einem Wolfsrudel?
VA219. Kersti: Ernsthafte Beißereien zwischen Hunden
VA252. Kersti: Warum ich meine Hundeartikel gerade so schreibe
VA287. Kersti: Ein Hund gehorcht nicht, weil wir das wollen, sondern aus seinen eigenen Gründen
VB83. Kersti: Wenn Fremde meinen Hund streicheln wollen, dann freut er sich zuerst aber schnappt nach kurzer Zeit zu
O4. Kersti: A7 Unterschiedliches Ausmaß des sozialen Lernens bei Hunden und Wölfen

O4. Kersti: A15 Tiere und Lügen

O5.2 3.2.6.5: Die Raubtiere Madagaskars
O5.4 Falklandwolf (Dusicyon culpaeus)
O5.5 2.2.3.2 Großraubtiere und große Pflanzenfresser auf der Isle Royale
O5.7 1. Faktoren von denen die Zuwanderungsrate abhängt
O5.8 Flugunfähige Vögel
O5.12 4.1 Refugien sonst ausgestorbener Arten
4.1.2 Beutelwolf

O5.14 Wasserlebende Tiere die zur Jungenaufzucht an Land gehen:
Pinguine (Sphenisciformes) und Riesenalk (Pinguinus impennis), Seekühe (Sirenia) und Robbenverwandte (Pinnipedia)

O5.15 Kaltblüter als größte Landraubtiere und größte Pflanzenfresser
O5.21 Laufvögel als Beispiele für Evolution auf Inseln
O5.22 Weil die Großen nicht so leicht übers Meer kommen: Aus Zwergen werden Riesen
O5.34 2.2.1.2 Angeborenes Inzestabu: Geparden, Wölfe, Menschen
O5.40 2. Gründe, warum eingewanderte Arten wieder aussterben
2.1 Relativer Platzbedarf von Wölfen


Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.