erste Version: 8/2006
letzte Bearbeitung: 12/2014

VA273.

Manipulation, unterschwelliger Psychoterror und Gehirnwäsche bei der Scientology-Church

Grundlagen zum Verständnis: Das umfassende psychologische Wissen eines Auditors

In der Scientology-Church werden Menschen dazu ausgebildet, andere Menschen zu therapieren - und das sowohl für schwere Geisteskrankheiten als auch zur Weiterarbeit über den Zustand hinaus, den man üblicherweise als gesund betrachtet. Beides erfordert eine gute Ausbildung in diversen therapeutischen Techniken, die man als Auditor auch erhält. All diese Techniken werden dort unter dem Begriff "Auditing" zusammengefaßt.

Entgegen dem Bild, das in der Church gerne vermittelt wird, stammen nicht alle oder fast alle verwendeten Methoden von Hubbard, sondern sie sind aus unterschiedlichsten Quellen zusammengesammelt und viele Mitglieder der Church haben ihren Beitrag dazu geleistet.
VA85. Kersti: Scientology: Wie der Eindruck entsteht, Hubbard hätte mehr geleistet als menschenmöglich
Ein solches Sammeln ist natürlich prinzipiell viel sinnvoller, als sich auf die Erkenntnisse eines einzelnen Menschen zu beschränken. Aber man sollte schon dazusagen, daß man genau das tut.

Leider ist es so, daß jedes Wissen, das man zum Heilen benutzen kann, auch für den gegenteiligen Zweck Verwendung finden kann. Deshalb sind ausgebildete Therapeuten besser darin, Menschen geschickt zu manipulieren als Menschen, die keine solche Ausbildung haben. Falls sie manipulieren wollen.

Hinzu kommt, daß eine erfolgreiche Therapie ja auch Vertrauen aufbaut, was ein Mensch der kein Verantwortungsbewußtsein hat oder selbst zu sehr unter Druck steht, um noch ausgewogen handeln zu können, mißbrauchen könnte.
V147. Kersti: Erst ihr Gutes macht Sekten gefährlich

Die erste Begegnung: Warum auch Leute sich darauf einlassen, für die das nicht sinnvoll ist

Wenn man der Scientology-Church das erste mal begegnet, bekommt man im Allgemeinen eher einen guten Eindruck. Allerdings sind die dortigen Methoden der Kundenwerbung in ihrer unaufdringlich wirkenden Hartnäckigkeit so beschaffen, daß man leicht eine Entscheidung trifft, die man bei ruhiger ungestörter Überlegung aufgrund derselben Fakten so nicht getroffen hätte.
VB13. Kersti: 1. Besuch im Frankfurter Zentrum der Scientology-Church
V99. Kersti: 2. Besuch im Frankfurter Zentrum der Scientology-Church
Beim Lesen dieser Berichte muß man bedenken, daß ich nicht der durchschnittliche Besucher bin. Ich habe Methoden gelernt, die den in der Church verwendeten ähnlich genug sind, daß ich sie wiedererkenne, wenn ich sie beobachte und deshalb die verwendeten psychologischen Methoden durchschaue. Manche der dortigen Besucher werden sich überreden lassen, ohne zu wissen, warum sie das eigentlich mit sich haben machen lassen und sich nachher vielleicht irgendwann darüber ärgern.

Angemessen wäre es, daß man sein Wissen darüber zur Verfügung zu stellen, bei welcher Art von Problemen man bisher Erfolge hatte und wie groß diese Erfolge waren, damit der Betroffene eine vernünftige Entscheidungsgrundlage hat. Unangemessen ist es, ihm hartnäckig einzureden er bräuchte eine Therapie, ob er es will oder nicht und ihm zu suggerieren es wäre eine Art persönliche Schwäche, wenn er keine will. Dabei bin ich mir echt sicher, daß ich zu dem Zeitpunkt als die Frau mich überreden wollte nach scientologischen Maßstäben "clear" war.

Warum so mancher dafür sein Haus verkauft

Die erste Phase nach dem ersten Kontakt zur Church ist für die Betroffenen meist unproblematisch und für sie öfter sogar gut. Die Kurse, die für diese Clientel angeboten wird, sind meist nicht zu extrem teuer und die Erfolge sind gut sichtbar. Es gibt unzweifelhaft auch Leute die feststellen, daß ihnen die Church nichts zu bieten hat, aber die verschwinden dann wohl meist noch von der Bildfläche, ohne sich vorher wirtschaftlich zu ruinieren. Das ändert sich meist erst etwa zu dem Zeitpunkt, wo der betroffenen "clear" geht. Manchmal etwas früher, manchmal etwas später.

Diese erste Phase würde ich allerdings nicht als Zeichen deuten, daß die Church eigentlich doch gut sei, sondern diese Anfangserfolge sind für ihre Weiterexistenz absolut notwendig wie auch diejenigen wissen dürften, die für die Politik der Church verantwortlich sind. Daß die Anfangserfolge nicht beschnitten werden, ist also Teil der Werbestrategie der Church.

Nach dieser ersten Phase kommt es zu einer Stagnation in der persönlichen Entwicklung. Das ist teilweise darauf zurückzuführen, daß eine Therapie ab ungefähr diesem Punkt tatsächlich schwieriger wird, zu einem erheblichen Teil aber auch darauf, daß erhebliche Fehler gemacht werden, die echte Erfolge unmöglich machen.

Einer der größten Fehler hängt mit dem Begriff "clear" zusammen. Für clear wird man erklärt, sobald man zu dem Schluß kommt, daß man daß man all seine persönlichen Probeleme auch ohne Hilfe eines Therapeuten lösen kann.
V235. Kersti: Was heißt "clear"?
Wenn ein Mensch zu diesem Punkt gekommen ist, gibt es drei logische und vernünftige Entscheidungen, die man dann treffen könnte:

  • Man hört mit jeglicher Therapie auf, da man mit dem augenblicklichen Zustand zufrieden ist.
  • Man sucht sich Partner, die selber ungefähr so weit sind und arbeitet mit ihnen in Partnerarbeit weiter, um sich selbst bei seiner Weiterarbeit bei der Stange zu halten.
  • Man lernt selber eine oder mehrere Therapiemethoden, um sie auf sich selbst oder andere anzuwenden.

Wenn sich jemand an diesem Punkt seiner Entwicklung dazu überreden läßt, die OT-Stufen zu machen, dann fehlt ihm noch das nötige Vertrauen in seine eigene Selbstständigkeit. Das ist, wenn man zum ersten mal so weit ist, das zu sagen, normal. Die Aufgabe eine Therapeuten ist es dann, dieses Selbstvertrauen zu stärken. Sonst nichts. Völlig unangemessen ist es, jemandem, der so weit gekommen ist, mit diversen psychologischen und magischen Tricks (Anwendung von OT-Fähigkeiten) und dem Versprechen, daß er dann magische Fähigkeiten entwickelt zu einer teuren und noch wesentlich längeren Therapie zu überreden (den OT-Stufen)!

Es ist zwar korrekt zu sagen, daß Regeln wie der Auditorenkodex oder das halten an die Option-Haltung, was in einer Therapiesitzung nötig ist, um genug Sicherheit für eine erfolgreiche Therapie zu bieten, im Alltag so perfekt nicht durchgehalten werden kann. Das berechtigt die Church aber nicht, ins entgegengesetzte Extrem zu fallen und außerhalb der Sitzungen ihr ganzes therapeutisches Wissen anzuwenden, um Therapieerfolge zunichtezumachen und die Leute an die Sekte zu ketten. Und das ist leider, was dort im Endeffekt geschieht. Noch schlimmer ist es, wenn man das durch das vorhergehende Auditing aufgebaute Vertrauen mißbraucht und alles tut, was man als Auditor im Auditing nicht tun darf, weil es Menschen schädigt, nur damit er alles Geld was er irgendwo von der Bank abheben, leihen oder stehlen kann für Auditing ausgibt.

Und in diesem Punkt unterscheidet sich die Scientology-Church auch von anderen Sekten: wärend andere Sekten den Leuten nur das abschwatzen, was sie haben, überredet die Church die Leute auch noch dazu, Schulden zu machen. Die Erfolge dabei sind sicherlich mit auf das psychologische Wissen zurückzuführen.

Auch beim Umgang mit Gegnern der Church zeigt sich das psychologische Wissen der Church. Als Beispiel führe ich hier noch mal folgendes an:
VA245. Kersti: Beispiel: Verfolgungswahn oder Verfolgung?

Die in diesem und dem vorhergehenden Abschnitt beschriebene Entwicklung habe ich hier noch einmal ausführlicher dargestellt.
VA244. Kersti: Die Entwicklung des "typischen Scientologen"

Probleme, die nach dem Zustand Clear auftreten

Ein Argument mit dem begründet wird, daß auditieren durch professionelle Auditoren nach Clear nötig sei, ist daß danach Probleme auftreten können, mit denen auch ein Clear nicht alleine fertig wird. Das trifft zu, doch in dem meisten Fällen kommt man an diese Probleme nur heran, wenn man sehr hartnäckig danach bohrt - und diese Probleme sind keine zum persönlichen irdischen Ich gehörigen Probleme sondern es sind zunächst die Probleme der eigenen Gruppenseele und dann die der Ganzen Welt.
E19: Kersti: Eine traumhafte Zeit
Die meisten Menschen können diese überpersönlichen Probleme vermeiden, indem sie eben nicht weiter nach verdrängten Probleme bohren. Ich hätte es gekonnt, habe mich aber aus einem inneren Drang, der etwas mit meinem persönlichen Lebensplan zu tun hatte, aber dafür entscheiden, an diesen Themen zu arbeiten.

Ich habe mich dabei an diverse Dinge erinnert, die andere Leute sich in ihren schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen können. Eine Arbeit an diesen Themen mit Partnern, die Probleme auszugraben wissen, aber nicht ausreichend kompetend sind, sie auch aufzuarbeiten, kann sowohl aus psychischen Gründen, als auch über die Psychosomatik tödlich enden. Das ist keine Übertreibung.

Wenn man Menschen drängt nach clear weiterzuarbeiten, geht man das Risiko ein, daß sich auch diejenigen zur Weiterarbeit drängen lassen, die wenn man sie nicht so bedrängt hätte, diesen Themen aus dem Weg gegangen wären, beispielsweise indem sie sich einreden, sie hätten bereits all ihre Probleme aufgearbeitet, obwohl durchaus auch persönliche Probleme noch vorhanden waren. Und wenn jemand diesen harten Themen aus dem unbewußten Gefühl heraus aus dem Weg geht, er wäre ihnen nicht gewachsen oder sie wären zu viel, dann ist das eine Entscheidung, die man respektieren sollte.

Neben den Leuten, die eine Wahl haben, ob sie sich mit diesen Themen beschäftigen wollen gibt es auch Menschen, die diese Wahl nicht haben. Entweder liegt es daran daß ihre persönlichen Themen zu sehr mit den härtesten überpersönlichen Dingen verstrickt sind, so daß man das eine nicht ohne das andere aufarbeiten kann und ohne daran zu arbeiten auch zu keinem erträglichen Zustand kommt. Oder aber durch irgendetwas - beispielsweise psychodelische Drogen, ist der Damm zum Überpersönlichen gebrochen und es bleibt nichts andere übrig als so lange aufzuarbeiten, bis man zu einem, bis man zu einem neuen Gleichgewicht gefunden hat.

Ein zentraler Punkt, um zu einem solchen Gleichgewicht zu kommen, ist, daß man jedem einzelnen eigenen Persönlichkeitsanteil vermitteln muß, daß es absolut keinen Sinn macht, sich beim Aufarbeiten zu überarbeiten! Die Ursache für Überforderung ist nämlich sehr häufig, dam man seine inneren Workaholiks hat, die das Aufarbeiten aller persönlichen Problme und zusätzlich noch der Weltprobleme Weltprobleme bitte schön gestern erledigt haben wollen!

Richard Kluft schreibt in seinem Buch "Pacing in der Traumatherapie", das die von ihm in enger Zusammenarbeit mit Catherine G. Fine entwickelte Technik der Fraktionierten Abreaktion beschreibt, oft: "Je langsamer man geht, desto schneller kommt man ans Ziel". Ganz so weit würde ich dann doch nicht gehen, doch es gibt ein zu schnelles Tempo, das zu regelmäßigen Therapieblockaden, Überarbeitungszuständen, bei denen man unangemessen lange Erholungszeiten braucht und zu viel zu vielen vermeidbaren Fehlern, die das weitere Aufarbeiten oft lange blockieren können führt. Es gibt einen einigermaßen vernünftigen Bereich, in dem die Arbeit zügig vorangeht, da man seine Kräfte nutzt aber nicht nicht ständig aufgrund von Überforderung selbst ein Bein stellt. Und es gibt einen Bereich, wo sich schnelleres Aufarbeiten lohnen würde und leicht möglich wäre.

Kersti

VA1. Kersti: Sekteneigenschaften als Folge von Ausgrenzung
VA5. Kersti: Gefährliche Aufklärung
VA16. Kersti: Wissenschaft als Sekte
VA30. Kersti: Der Unterschied zwischen Meinungsbildung und Pauken
VA31. Kersti: Warum es unmöglich ist, bei vorurteilsgeladenen Themen auf Wörter zu verzichten, die als abwertend gelten
VA33. Kersti: Real ist, was nicht verschwindet, wenn man nicht mehr daran glaubt?
VA37. Kersti: Die Schuld immer auf den Schwächsten schieben - die beste Methode, um Probleme unlösbar zu machen
VA44. Kersti: Sind Erleuchtete, Eingeweihte, Clears, OTs, Zen-Meister oder Heilige Übermenschen?
VA48. Kersti: Direkte Zensur - indirekte Zensur - Gedankenzensur
VA50. Kersti: Denken verboten Schilder...
VA51. Kersti: Es gibt drei Typen von Vorgesetzten
VA53. Kersti: Sind Schläge oder nicht Schläge in der Erziehung wirklich so wichtig?
VA58. Kersti: Wie erinnert man sich an frühere Leben?
VA60. Kersti: Kriege fallen nicht vom Himmel
VA61. Kersti: Kritikfähigkeit hat zwei Seiten
VA63. Kersti: Heißwassertrinken, Knetfiguren - oder woran man Scientology erkennt
VA77. Kersti: Ist das Leben gerecht?
VA79. Kersti: Wenn das ganze Leben plötzlich Magie wird...
VA80. Kersti: Wie komme ich zu meinen merkwürdigen Fähigkeiten?
VA85. Kersti: Scientology: Wie der Eindruck entsteht, Hubbard hätte mehr geleistet als menschenmöglich
VA87. Kersti: Die wahre Größe unserer geistigen Macht
VA88. Kersti: Was ist Satanismus?
VA89. Kersti: Ist Erleuchtung vielleicht ziemlich blöd, wenn man sie erreicht?
VA96. Kersti: Warum ich über so verrückte Themen wie Lichtnahrung schreibe
VA98. Kersti: Tonskala - Skala der Gefühle
VA103. Kersti: Sektenhetze
VA105. Kersti: Gesunde Ernährung
VA106. Kersti: Reinkarnation
VA108. Kersti: Ausgrenzung
VA109. Kersti: Geistige Gesundheit
VA110. Kersti: Was mir an Grete Häuslers Bruno- Gröning- Freundeskeis zu oberflächlich war
VA111. Kersti: Lexikon der Scientologischen Begriffe
VA112. Kersti: Geistige Freiheit
VA115. Kersti: Phänomen Scientology
VA116. Kersti: Auditieren - und es funktioniert doch!
VA117. Kersti: Wieviele Leben leben wir?
VA118. Kersti: Eine irre Reise durch meine persönlichen Reinkarnations-Erinnerungen
VA124. Kersti: Kirchenweltbild und Scientologyweltbild - wie paßt das zusammen?
VA163. Kersti: Die Wirkung indirekter Kritik
VA178. Kersti: Der Unterschied zwischen "schlecht recherchiert" und "nicht allwissend sein"
VA181. Kersti: Bestandteile des Gewissens
VA182. Kersti: Ego? - oder warum schlecht aufgearbeitete Erinnerungen immer so groß erscheinen
VA197. Kersti: Entwicklungs- psychologische Trennung zwischen materieller Realität, Fantasie und Geistigen Welten
VA210. Kersti: Wann wird telepathische Beeinflussung unmoralisch?
VA211. Kersti: Sucht ist, wenn man etwas an einer Stelle sucht, wo es nicht zu finden ist
VA220. Kersti: Empathie: Wie unterscheidet man eigene Gefühle von fremden?
VA221. Kersti: Erfahrungen mit dem Internetseite schreiben und seinen Nebenwirkungen
VA222. Kersti: Wie man Verdrängung wahrnehmen kann
VA232. Kersti: Wie entstanden die Verschwörungstheorien - und inwiefern sind sie realtistisch?
VA241. Kersti: Verdrängungs- mechanismen
VA244. Kersti: Die Entwicklung des "typischen Scientologen"
VA245. Kersti: Scientology-Church und schwarze Magie
VA246. Kersti: Der Unterschied zwischen Argumenten, Argumentationstricks und persönlichen Angriffen
VA247. Kersti: "Clear World" heißt dasselbe wie "Der Aufstieg der Erde"
VA248. Kersti: Wie funktioniert Reinkarnationstherapie?
VB62. Kersti: 2. Der typische Verlauf einer Therapie
VA253. Kersti: Der Unterschied zwischen wahr, bewiesen, nicht bewiesen, nicht belegbar, nicht beweisbar, widerlegt, falsch
VA255. Kersti: Das Geschlossene-Anstalt-Phänomen
VA257. Kersti: Die Nachwirkungen einer Dämonenheilung
VA258. Kersti: Richtigstellung von ein paar Mythen über die Scientology-Church
VA271. Kersti: Gibt es Weltbilder, die an sich gefährlich sind?
VA277. Kersti: Entwicklung einer Wissenschaft
VA278. Kersti: Die Scientology-Church steht auf der Tonstufe Mitleid
VB7. Kersti: Danke für Kritik
VB13. Kersti: 1. Besuch im Frankfurter Zentrum der Scientology-Church
VB15. Kersti: Lernen: Zwischen den Stühlen
VB16. Kersti: Die Bedeutung der Optionhaltung

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.