erste Version: 6/2014
letzte Bearbeitung: 6/2014

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Adolf

F511.

Mir war klar, daß mein Freund gefoltert werden würde, denn das tat man mit gefangenen Spionen

Vorgeschichte: F510. Kersti: D

Adolf erzählt:
Ich kam von einem Auftrag zurück und betrat den Bunker, öffnete nach einem Klopfen die Tür, um das Schreiben abzugeben und Bericht zu erstatten.

Ich sah Gawain und erstarrte. Das Erstarren war ein Reflex. Wenn ich etwas sehe, was möglicherweise gefährlich ist, sofort erstarren und reglos beobachten. Dann nachdenken, was die vernünftigste Reaktion ist und erst wenn man das weiß, etwas tun. Das erstarren reicht meist aus, damit man nicht bemerkt wird und das wußte ich, da mir diese Reaktion im ersten Weltkrieg schon mehrfach das Leben gerettet hatte.

Haushofer, mein Vorgesetzter stand mit dem Rücken zu mir im Raum und an der Wand hing Gawain. Gawain hat gesehen, wie ich reingekommen bin. Wir haben einen Blick getauscht. Und wir wußten natürlich beide, daß ich nichts für ihn tun kann. Es gab zu viele Bewaffnete, die mir jeden Fluchtweg versperrt hätten, hätte ich versucht einzugreifen. Eine echt fiese Situation.

Ich dachte darüber nach, mich aus dem Raum zurückzuziehen, entschied mich aber dagegen. Mir war klar, daß mein Freund gefoltert werden würde, denn das tat man mit gefangenen Spionen. Ich hatte nicht die Macht, etwas dagegen zu tun, aber ich fand, ich war es ihm schuldig, daß ich mich nicht davor drücke, sein Leid wahrzunehmen. Ich dachte mir, daß ich keinen ernsthaften Ärger kriegen konnte, weil ich ja verpflichtet war, mich an genau der Stelle zu melden, wo ich unerwarteterweise reingeplatzt bin.

Ich blieb also stehen und sah zu. Zuerst stellte mein Vorgesetzter nur in zunehmend scharfen Ton Fragen. Gawain gab die ausweichenden Antworten, die ich schon von ihm kannte und die mich schon vorher zu der Überzeugung gebracht hatten, daß er beim Feind eine sehr ähnliche Aufgabe haben mußte wie ich. Ich bin überzeugt, daß er das auch über mich gedacht hatte. Er redete auch über mich und erzählte von meiner Tarngeschichte, die nicht so verräterisch war, wie sie hätte sein können, weil ich sie gegenüber der Version, die mir meine Vorgesetzten gegeben hatten, abgewandelt hatte, damit sie besser zu meinen persönlichen Vorlieben und Macken paßte. Er muß wohl davon ausgegangen sein, daß ich ihn gemeldet habe, weil ich selbstverständlich den Befehl hatte, alle ungewöhnlichen Vorkommnisse zu melden. Da er mich hinter meinem Vorgesetzten stehen sah, wäre es geradezu idiotisch von ihm gewesen, darüber jetzt zu schweigen, denn wenn er seine Tarngeschichte so gekonnt mir und meinem Vorgesetzten erzählen konnte, gab ihm die Chance, daß ihm geglaubt werden könnte. Ich hatte einige seiner Aussagen als zufällig gehört gemeldet, aber nichts von unseren privaten Begegnungen erzählt. Das konnte mich jetzt natürlich in ernste Probleme bringen. Nun ja, es war eh zu spät, um noch etwas daran zu ändern.

Allmählich begann Haushofer, ihn zu foltern. Anfangs waren die körperlichen Angriffe weder gefährlich noch sehr schmerzhaft. Sie dienten eher dazu, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, als ihn zu verletzen. Haushofer hatte damit auch insofern Erfolg, daß ich in Gawains Gesicht immer wieder Wut aufblitzen sah. Er tat dann genau das, was mir beigebracht worden war: Er benutzte Schimpfwörter, ohne Bezug zur aktuellen Situation, um seine Wut abzureagieren, beantwortete, wenn er seine Konzentration nicht beisammen hatte, aber keine Fragen. Haushofer steigerten den Druck ganz allmählich, seine Worte und körperlichen Foltern wurden zunehmend verletzender. Statt Wutausbrüchen kamen von Gawain zunehmend Schmerzensschreie, Tränen und Wimmern. Auch hier tat er genau das, was mir beigebracht worden war. Er versuchte nicht nach Kräften tapfer zu sein, sondern achtete eher darauf, lieber zu weinen und zu schreien, als das falsche zu sagen oder verräterische Reaktionen auf konkrete Fragen zu zeigen. Ich merkte mehrfach, daß Haushofer den Druck zurücknahm, damit Gawain wieder in einem Zustand kam, in dem er sich zutraute, daß er die Situation ausreichend beurteilen kann, um Fragen klug zu beantworten.

Ich beobachtete etwas, auf das ich zunächst nicht den Finger legen könnte. Sah bei manchen Stellen Reaktionen, die nicht paßten. Vielleicht ein Erstarren oder ein plötzlich wacher Blick. Ich horchte auf und beobachtete genauer. Zunächst kam ich aber nicht darauf, was es war. Dann baute ich das Bild allmählich aus Haushofers Fragen, die teilweise sehr seltsam waren und Gawains Reaktionen und den teilweise seltsamen Gesten von beiden zusammen. Er war neben seinen offiziellen Kriegsaufgaben auch Kurier für eine Loge - und zwar offensichtlich eine Loge, die mit unserer Loge verfeindet war. Ich hatte gar nicht gewußt, daß es unter Logen so ernste Feindschaften gab, wie sich hier andeutete. Feindschaften ja, aber so? Darüber mußte ich noch einmal in Ruhe nachdenken.

In der dritten Phase der Foltern hat er Gawain regelrecht zerlegt. Gawain ist nicht unter den Foltern zusammengebrochen. Er hat seinen Kampf darum, nichts Geheimes zu verraten nicht aufgegeben. Ich hatte meinem Kollegen von der anderen Seite der Grenze immer schon einen hohen Respekt für sein Können entgegengebracht. Dieser Respekt hatte sich noch gesteigert. Und dennoch haten seine unwillkürlichen Reaktionen mir etwas verraten, was er mir nicht hatte verraten wollen.

Kersti

Fortsetzung:
F512. Kersti: W

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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