F2215.

"Ach weißt du, dafür daß ich die Politik mache, die sie von mir wollen, können sie mir auch einmal eine Tasse Kaffee bringen." sagte Tharr vom Licht

Vorgeschichte: F2274. Tharr vom Licht: Ich fragte, was die Schmeißfliegenreaktion ist und erfuhr, daß die Wächter unsere Zuchtmenschen im Sonnensystem regelmäßig mit einer Invasion beglückt hatten, mit der sie jeden einzelnen Gedanken überprüfen wollten

Galan Nei erzählt:
Da die hiesigen XZB12s sich um die neu angekommenen XZB12s kümmerten und die Zuchtsklaven mit den technischen Implantaten sich um die Techniker-Zuchtsklaven kümmerten, blieb für mich Tharr vom Licht übrig. Ich erfuhr von ihm, daß ihm der enge Kontakt zu den Drachen, den die XZB12s so sorglos eingingen genauso furchterregend erschienen war wie mir.
"Ich habe eine Weile gebraucht, um zu begreifen, daß sie deshalb keine Angst hatten weil sie viel mehr über Drachen wußten als ich." erklärte Tharr vom Licht.
Danach erzählte er mir, daß er selber mit einem jungen Drachen gesprochen hatte und daß dabei überhaupt nichts Schlimmes passiert war.
Mein eigener telepathischer Wächter verhielt sich glücklicherweise gesittet und höflich während wir uns über die neuesten politischen Entwicklungen unterhielten und ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn irgendjemand sich so unmöglich benehmen würde, wie sich die Wächter oft gegenüber Tania und den XZB12s benommen hatten.

Ich hoffte wirklich, daß sie sich genug unter Kontrolle hatten, daß so etwas nicht passiert!

Ich fragte ihn, ob ihm diese stürmische Umarmung keine Angst gemacht hätte.
"Nein. Aber man kommt sich wirklich vor, als wäre man ein dreijähriges Kind, wenn sie einen in den Arm nehmen. Sie sind so viel stärker, daß man das denken könnte, aber auch so vorsichtig, wie Erwachsene das bei Kleinkindern und Säuglingen sind. Tatsächlich sind mir ihre dreijährigen Kinder im Kampf überlegen." antwortete er.
"Und das macht dir keine Angst?"
"Nein. Sie benutzen es manchmal allerdings, um Leuten gezielt Angst einzujagen. Einen Offizierskollegen haben sie sich zugeworfen wie einen Ball, weil er den Strafer verwendet hat. Der war danach völlig verängstigt, obwohl sie ihm kein Haar gekrümmt haben. Aber ich hatte mir bei der ersten Begegnung gedacht, daß ich es zuerst mit Höflichkeit versuche, mit dem Ergebnis daß sie sich in vorauseilendem Gehorsam geübt haben." erklärte er.
So ganz einsichtig erschien mir diese Logik nicht, also fragte ich genauer nach und erfuhr, daß auf dem Raumschiff diverse bekannte Mörder, die zudem noch zum Adel gehörten, mitgefahren waren, die sich auf der Fahrt gegenseitig umbrachten. Bei den XZB12s war man davor sicher, da sich diese Kriminellen dort nicht hintrauten. Wahrscheinlich ist in so einem kriminellen Umfeld ein Papa, der einen beschützt, der Traum jedes Menschen!

Dann fragte ich mich allerdings, wo er dieses Selbstbewußtsein hernahm, mit dem er davon ausging, daß ihm jeder gerne gehorcht und daß er der Befehlshaber ist. Er hatte auch Dolon und Jender in meinem Beisein Befehle gegeben und sie hatten getan, was er gesagt hatte. Allerdings habe ich auch keinen Anlaß gesehen, mich da einzumischen, denn es war offensichtlich, daß beide ihm diese kleinen Gefallen gerne getan hatten. Auch wenn er einen Befehlston verwendet hatte, hatten sie es als einen Liebesdienst gesehen und es waren Kleinigkeiten gewesen, die jeder gerne für einen Gast tut. Jetzt sprach ich ihn darauf an er lachte und meinte nur:
"Ach weißt du, dafür daß ich die Politik mache, die sie von mir wollen, können sie mir auch einmal eine Tasse Kaffee bringen."
Ich mußte auch lachen. Ja, wahrhaftig! Und offensichtlich ging es ihm ja auch so, daß er ständig ihre Ratschläge befolgte. Als ich ihn das fragte, antwortete er:
"Das auch aber nicht nur." und erklärte mir, daß der König einmal zusammen mit ihm vor einem Mordanschlag zur Zuchtstation geflohen sei, nur um dort festzustellen, daß die Zuchtsklaven gerade damit beschäftigt waren, die Verwaltung abzusetzen und selber die Macht zu übernehmen,
"Glücklicherweise reichte mein Kommen und daß ich sowieso dieselben Maßnahmen ergriffen habe, die sie auch ergreifen wollten, damit die Kriegssklaven mich als Verbündeten betrachtet haben und mittendrin von Aufstand zu Reform von Oben umgeschwenkt sind. Von da an war mir allerdings klar, daß ich es mir nicht erlauben kann, eine Politik zu machen, die den Zuchtsklaven nicht gefällt. Nicht daß ich da besonders viel Neigung zu habe, wir sind uns ziemlich einig, was sich im Sternenreich ändern muß. Aber ich will definitiv nicht ausprobieren, was passiert, wenn sie meine Politik nicht mehr tragbar finden, daher achte ich darauf, alles mit ihnen abzusprechen."
Ich fragte, ob die XZB12s sich öfter solche Dinge geleistet hatten wie diesen Aufstand und die Geschichte mit den Drachen.
"Da mache ich ihnen in beiden Fällen keinen Vorwurf." antwortete er und erzählte mir Dinge über das Leben der Zuchtsklaven, die mir den Magen umdrehten, weil sie so unfaßlich grausam und dabei völlig unnötig waren. Er erklärte mir, daß er als Berater des Königs an der falschen Position gewesen sei, um sich an einem Aufstand zu beteiligen und daß die Variante mit den Reformen von oben sowieso viel besser funktioniert, weil es dann weniger Tote gibt. Aber er sei der Ansicht, daß jemand, der so behandelt wird, sich wehren dürfe und dieser Ansicht sei er schon immer gewesen.
Da stimmte ich ihm zu. Allerdings war es völlig neu, daß man so etwas von einem hochrangigen Regierungsvertreter des Lichtreiches hören kann. Andererseits war ich immer der Ansicht gewesen und das war auch die allgemeine Lehrmeinung, daß die Zuchtsklaven so sehr auf Gehorsam gezüchtet seien, daß sie sich überhaupt nicht in dieser Form wehren können. Daß das die Lehrmeinung war, sagte ich auch.
"Sie haben auch sehr darauf geachtet, daß niemand sie erwischt. Aber kriminelle Adelige, die sich an Zuchtsklavenkindern vergriffen haben, sind immer schon auffallend häufig bei Unfällen ums Leben gekommen." antwortete Tharr.
Ich sah ihn sprachlos an, dann überlegte ich, ob ich von Unfällen bei unsympathischen Typen gehört hatte und mir fiel zu dem Thema nur ein, daß die Techniker uns erklärt hatten, wie man sicherstellen kann, daß einige Unfallursachen nicht mehr auftreten. Ich sagte das auch.
"Ihr laßt es ja auch nicht zu, daß jemand Kinder derart mißhandelt." antwortete Tharr darauf.
Damit hatte er natürlich recht. Überhaupt stellte ich fest, daß Tharr viele sympathische Ansichten hatte, die ich einem Adeligen seiner Kultur so nicht zugetraut hätte. Im Lichtreich mußte sich einiges verändert haben!

Kersti

Fortsetzung:
F2275. Tharr vom Licht: Bei meinem Besuch im Sonnensystem, hatte ich eine ganze Menge Dinge zu klären

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben