erste Version: 7/2023
letzte Bearbeitung: 7/2023

Der verschwundene Flottenkommandant

F2474.

Ich war erschüttert, denn ich hatte nicht gewußt, daß diese chaotischen Menschen in der Lage waren, ein Kollektivbewußtsein zu entwickeln!

Vorgeschichte: F2473. Tyros: Ich werde auf mich nehmen, was ich kann um meine Freunde zu schützen, die weniger gut mit Foltern fertigwerden können als ich

Szrrtak erzählt:
Als ich den Raum betrat, war der Befehlshaber des Schiffes, den ich gefangengenommen hatte, mehr als bereit. Er saß an die Wand gelehnt der Tür gegenüber und sah mir direkt in die Augen, als würde er sich vor gar nichts fürchten. Ich spürte von ihm ein ruhiges Selbstbewußtsein, was in Anbetracht seiner Situation wirklich bemerkenswert war. Er war schließlich keine Echse, die im Falle einer Niederlage so einfach in das siegreiche Kollektiv integriert werden konnte.

Wir hatten es lange nicht bemerkt, aber vor etwa tausend Jahren, als wir die Flotte mit der wir endlich stark genug waren, um die Menschheit zu besiegen, fertig war, war uns schließlich bewußt geworden, daß die Menschheit dabei war, irgendwie ihr inneres Chaos allmählich in den Griff zu bekommen und bei den diplomatischen Verhandlungen begann, vernünftige Vorschläge zu machen. Das schien damit zusammenzuhängen, daß ein gewisser Buddha dort einen hohen Rang errungen hatte und irgendwie in der Lage zu sein schien, diesen Chaoten Vernunft einzubläuen. Wir hatten damals entschieden, daß es klüger wäre, diesen Weg in Richtung Vernunft nicht zu stören aber zur Sicherheit weiter unsere Flotte auszubauen.

Ich sagte ihm, daß ich jetzt alle seine Geheimnisse herausfinden würde.
"Das siehst du falsch. Geheimnisse sind die Dinge, die man im Falle eines Verhörs nicht preis gibt." antwortete er, als hätte er die Möglichkeit dazu. Und er strahlte ein kühles Selbstverwußtsein aus, als wäre er tatsächlich in der Lage, mir nur das mitzuteilen, was er mir mitteilen will! Ich drang in seinen Geist ein und stellte fest, daß ich nicht auf Widerstand stieß, daß mir in seinem Geist aber ein Wächter gegenüberstand der so groß war wie das Kollektiv, für das ich stand.
"Du kannst dich hier gerne umsehen und wenn du Fragen hast, werde ich sie beantworten oder schweigen." teilte er mir immer noch mit diesem kühlen Selbstbewußtsein mit.
Ich war erschüttert, denn ich hatte nicht gewußt, daß diese chaotischen Menschen in der Lage waren, ein Kollektivbewußtsein zu entwickeln! Allerdings erklärte das, warum sie plötzlich in der Lage waren, ihr Chaos in den Griff zu kriegen.

Daß die Menschheit uns trotz ihrer militärischen Überlegenheit nicht längst vernichtet hatte, lag daran, daß wir deutlich reibungsloser zusammenarbeiten als sie. Diese geistige Überlegenheit schien plötzlich verschwunden zu sein und ich wußte nicht warum. Aber wenn er anbot, Fragen zu beantworten, konnte ich ja einfach mal sehen, was dabei herauskommt, wenn man Fragen stellt. Ich fragte ihn nach Rang und Namen. Er stellte sich in demselben selbstbewußten geistigen Tonfall als Tyros der Befehlshaber der Weltenzerstörerflotte vor, in dem er bisher auf alles reagiert hatte, was von mir gekommen war. Das verblüffte mich allerdings, denn die Menschen haben aus irgendeinem Grund Angst vor der Methode, mit der wir sie dazu bringen ihr inneres Chaos zu beherrschen und er mußte wissen, daß sein Rang bedeutete, daß wir bei ihm zehn mal so lange daran arbeiten würden, wie bei den Befehlshabern einzelner Schiffe. Ich antwortete, indem ich mich ebenfalls mit Rang und Namen vorstellte.

Dann sah ich mich um und stellte fest, daß der Geist kein persönliches Bewußtsein war, sondern ein Kollektivbewußtsein, wie wir es haben. Das hatte richtig Weite, man konnte sich darin bewegen und stieß nicht bei jedem Gedanken auf irgendein Hindernis, das jegliches Weiterdenken verhindert. Obwohl er nichts erkennbares dagegen tat, daß ich nach den Informationen suchte, die ich suchen sollte, glaubte ich nicht, daß ich die Wahrheit herausfand. Es konnte doch nicht sein, daß sie die Weltenzerstörerflotte nur hierhergeschickt hatten, weil sie gerade keine andere Flotte übrig hatten! Das mußte eigentlich eine Lüge sein. Nach unseren Hochrechnungen hatten die Menschen mehr Flotten, als er behauptete.

Kersti

Fortsetzung:
F2475. Tyros: Es ist am Klügsten, Verhöre als eine Art diplomatischer Verhandlungen zu betrachten

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben