F2186.

"Na das wars dann wohl!" dachte ich noch

Vorgeschichte: F2183. Dolon XZB12-14-33: Nachdem Galan Nei unserem Plan zugestimmt hat, wie wir die Angriffsflotte zur Vernunft bringen, informierte ich die anderen darüber

Daris XZB12-84-40 erzählt:
Als wir die Aufgabe übernahmen, die kriegsgefangenen Ciakahrr-Echsen zu bewachen und zu erziehen, gehörte ich zu denen, die einer dieser Bewachergruppen zugeteilt wurden. Von den kriminellen Adeligen wußten wir, daß es wichtig war, sie zum arbeiten und lernen zu zwingen, weil sie das brauchen, um etwas anderes wichtig zu finden, als sich gegenseitig umzubringen. Wir achteten auch darauf, ihnen die sozialen Signale in einer Form zu geben, die sie verstehen, also eher das zu tun was ein wohlmeinender Echsen-Vorgesetzter tun würde als das was einem Menschen einfallen würde. Trotzdem stellte sich heraus, daß sie wohl noch krimineller waren als unsere kriminellen Adeligen und wohl nicht einmal theoretisch wußten, was das Wort freundlich wohl heißen könnte.

Wir benutzten auch keine Waffen, um sie in Schach zu halten, weil man Waffen klauen kann und dann sind die Machtverhältnisse ziemlich schnell umgekehrt. Wir konnten sie mit bloßen Händen sicher besiegen und das taten wir auch, wenn sie uns angriffen. Es war nicht wirklich gefährlich, weil wir die besseren Kämpfer waren, trotzdem war die tödliche Entschlossenheit, uns umbringen zu wollen, schon erschreckend. Wie bei normalen Übungskämpfen habe ich dabei regelmäßig blaue Flecken abbekommen, wenn ich sie zu Fall bringen wollte, aber wirklich verletzt hat meine Echse sich nur selbst, indem sie mit der Faust gegen Wände geschlagen hat, wo ich vorher stand oder so. Ich habe mich einige Male im Krankenhaus um sie kümmern müssen, weil sie sich selbst bei diesen Kämpfen ernsthaft verletzt hat.

Das ist absurd bei einem Wesen, das außer Prügeleien nichts mit einem Menschen anfangen zu können scheint. Aber irgendwie habe ich die Ciakahrr-Echse, auf die ich regelmäßig aufpassen mußte, mit der Zeit liebgewonnen. Ich hatte auch den Eindruck, daß sie mit der Zeit etwas friedlicher geworden ist, was ich nicht verstehe, denn sie wurde bei diesen Kämpfen immer wieder verletzt, weil sie dazu neigte, im Eifer des Gefechts zu vergessen, wo die Wände des Gangs sind. Außerdem fand ich nach und nach heraus, wo man hinschlagen muß, um diese große muskulöse Echse von Hand bewußtlos zu schlagen, ohne sie gegen Wände rennen zu lassen.

Die Kämpfe wirkten nach einen Vierteljahr (Erdenzeit) nicht mehr so ernst wie am Anfang und man hatte den Eindruck, daß sie nicht mehr wie am Anfang nur widerwillig arbeitet, sondern sogar Spaß daran hatte und sich zunehmend auch Mühe gab, ihre Sache gut zu machen. Sie war nicht so unwissend wie unsere kriminellen Adeligen die außer Gemeinheiten und Mordanschlägen oft gar nicht beherrscht hatten, sondern zeigte, als sie entschied, daß sie das wollte, ein durchaus beachtliches Fachwissen über die Technik ihrer Herkunftskultur.

Man sollte also meinen nach den ersten drei Monaten wäre die größte Gefahr vorbei gewesen, aber gerade dann schlitzte mir meine Gegnerin - die Echse war nämlich weiblich - bei der täglichen Prügelei, auf die sie nicht verzichten zu können schien, die Kehle auf.
"Na das wars dann wohl!" dachte ich noch. Dann merkte ich, wie sie mich auffing, irgendetwas tat, was wehtat und das Blut hörte einfach wieder auf zu spritzen. Ich verlor trotzdem die Besinnung.

Kersti

Fortsetzung:
F2187. Dolon XZB12-14-33: "Ich bringe ihn zum Krankenhaus." sagte Zichrrr, die Ciakahrr-Echse

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben