erste Version: 6/2014
letzte Bearbeitung: 6/2014

Chronik des Aufstiegs: Weimarer Republik und Drittes Reich - Adolf

F514.

"Reiß dich zusammen!" ermahnte ich mich selbst, "Das ist eine Verhörtechnik! Sie wollen dich aus dem Gleichgewicht bringen."

Vorgeschichte: F513. Kersti: D

Adolf erzählt:
Sie ließen mir bis zum nächsten Verhör kaum ein paar Minuten Ruhe und der Offizier, der mich diesmal vorknöpfte, war kein Logenbruder. Zumindest war mir nichts dergleichen bekannt. Er löcherte mich, bis am nächsten Morgen die Sonne aufging. Ich war genervt, weil er mir Fragen stellte, bei denen ich sehr aufpassen mußte, um nichts über Logenangelegenheiten zu verraten, während er nach den Einzelheiten meiner Freundschaft mit Gawain bohrte. Und ich war am Ende so müde, daß es schwierig war, ausreichend Konzentration aufzubringen, um mich nicht zu verplappern.

Sie ließen mir wieder keine Pause, sondern führten mich gleich vor den nächsten, einen Offizier, für den ich ein Meldegänger war, der immer im sicheren Abstand zur Grenze bleibt. Allenfalls, so besagte meine offizielle Legende, wurde ich, wenn kein anderer Mann zur Verfügung stand, ausnahmsweise mal ausgeschickt, um einen abgestürzten Flieger über die Grenze zu holen. Ich war genervt, denn das hieß, ich mußte das Kunststück vollbringen, ihm meine Begegnungen mit Gawain und woher ich wußte daß er ein Spion war und es trotzdem nicht gemeldet hatte, plausibel erklären, ohne mich selbst als Landesverräter darszustellen, ohne von meiner offiziellen Position als Meldegänger und Lebensgeschichte abzuweichen und ohne mich dabei von ihm oder beispielsweise einem Haushofer, der die Verhöre vergleicht, bei einer Lüge erwischen zu lassen, die nicht direkt durch die mir vorgegebene Legende vorgeschrieben ist.

Nachdem ich vorschriftsmäßig gegrüßt hatte und aufgefordert worden war, mich zu setzen, holte der Offizier ein Glas hervor und goß sich etwas zu trinken ein.
"Kriege ich auch etwas?" fragte ich, hauptsächlich um Zeit zu gewinnen.
Er nahm einen tiefen Zug, stellte das Glas wieder ab, grinste mich gemein an und sagte:
"Nein."
Ich wurde augenblicklich stinksauer. "Reiß dich zusammen!" ermahnte ich mich selbst, "Das ist eine Verhörtechnik! Sie wollen dich aus dem Gleichgewicht bringen." Tatsächlich hatte ich, seit ich kurz nach der Mittagszeit hungrig von meinem Auftrag zurückgekommen war, weder zu essen noch zu trinken bekommen.

Schlafentzug, Nahrungsentzug und Wasserentzug in diesem Ausmaß, waren durchweg Methoden aus der Kiste mit den Verhörmethoden, die keine dauerhaften Schäden hervorrufen. Und ähnlich wie jemand, der Kampfsport macht, normalerweise bereit ist, blaue Flecken als Teil des Vergnügens zu betrachten, gehörten zu meiner Ausbildung auch Trainings im Umgang mit Folter, bei denen Foltermethoden aus der Kiste mit den Verhörmethoden, die keine dauerhaften Schäden hervorrufen, angewandt wurden, damit wir lernen konnten, damit umzugehen, ohne uns aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Die meisten dieser Trainingssessions waren so organisiert, daß man die Folter mit einem bestimmten Signalwort beenden konnte und es gab Preise für die, die am besten durchhielten und für die, die am Besten darin waren, das vorgegebene Geheimnis aus dem anderen herauszubekommen. Und ich war im Training auf beiden Seiten des Spiels auch durchaus recht gut abgeschnitten.

Schon in dieser Phase waren sehr viele Leute aus der Ausbildung ausgesiebt worden, da sie nicht in der Lage waren, genug Schmerzen auszuhalten, daß es Sinn machte, sie in diesem Aufgabenbereich einzusetzen. Bei den viel selteneren Übungen, bei denen man nicht mit dem Signalwort aussteigen kann, wurden weitere aussortiert. Hierbei, so wurde uns erklärt, muß man jedoch sehr vorsichtig sein, denn bei der Ausbildungen sollen zwar ungeeignete Kandidaten ausgesiebt werden, bevor sie in eine Situation kommen, mit der sie nicht klarkommen würden. Doch wenn jemand zu lange und zu hart gefoltert wird, kann das seinen Willen und seinen Charakter brechen, und im Rahmen einer Ausbildung darf so etwas nicht passieren, unabhängig davon, ob der Kanidat letztlich geeignet ist oder nicht.

Bis jetzt, so war mir klar, war es durchaus möglich, daß es sich bei den Methoden, die sie auf mich angewandt hatten, um eine Prüfung handelte, ob ich für irgendeine Aufgabe geeignet bin. Doch während ich es durchaus für ratsam hielt, meine eigene Belastbarkeit gegenüber Foltern zu steigern, war ich nicht bereit, es einfach als Teil des Spiels zu betrachten, wenn meine Leute jemanden zu Tode foltern oder seinen Willen brechen. Das war natürlich im gewissen Sinne schizophren, denn mir war schon vor Beginn meiner Ausbildung bekannt gewesen, daß beide Kriegsparteien im Krieg genau das tun. Und selbstverständlich war mir ebenfalls bewußt, daß ich daran nichts ändern konnte. Ich war bereit im Rahmen meiner Arbeit das Risiko einzugehen, daß ich selbst gefoltert werde. Doch ich war nicht bereit selber andere zu foltern. Das hatte ich bisher noch nicht meinen Vorgesetzten mitgeteilt, aber die Zeit würde kommen, wo es sich nicht umgehen ließ.

Im Augenblick war ich wütend - viel zu wütend - darüber daß meine Vorgesetzten mir ausgerechnet an einem Freund vorgeführt hatten, daß sie meine moralischen Vorstellungen nicht teilten und ich mußte irgendwie versuchen, so mit meiner Wut umzugehen, daß sie nicht dazu führt, daß ich wegen Landesverrat erschossen werde.

Daß sich die Wut wegen dem blöden Glas mit Wasser zeigte war natürlich harmlos. Das Wasser hatte nichts mit dem Thema zu tun und war daher ein ungefährliches Objekt, durch das sich nichts zeigen konnte, über das ich nicht reden durfte oder wollte. Und es hatte mir die Zeit gegeben, mich auf die neue Situation im Verhör einzustellen.

Ich tat also mein Bestes um im Verhör eine möglichst wahrheitsgetreue, für einen Offizier ohne Spionageausbildung akzeptable und plausible Version meiner Freundschaft mit dem feindlichen Spion zu erschaffen, in der nichts vorkam, was ich nicht erzählen durfte.

Ich hatte am Ende den Eindruck, etwas recht Überzeugendes fabriziert zu haben. Der Mann wirkte auch etwas besänftigt.

Kersti

Fortsetzung:
F515. Kersti: W

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben

EGI. Kersti: Erinnerungen aus diesem Leben, aus früheren Leben und aus feinstofflichen Welten
V231. Kersti: Frühere Leben von mir
FI13. Kersti: Inhalt: Dämonenkind

Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
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