erste Version: 7/2023
letzte Bearbeitung: 7/2023

Der verschwundene Flottenkommandant

F2481.

Buddha, das war ein Name, den man immer wieder hört, wenn in der Galaktischen Konföderation etwas anders und vernünftiger läuft als gewohnt

Vorgeschichte: F2488. Tyros: Der Arzt Telos war nicht nur für mein Überleben zuständig, auch wenn das offensichtlich der Teil seiner Arbeit war, mit dem er sich irgendwie noch identifizieren konnte

Kemal erzählt:
Der Flottenkommandant war eine Überraschung und das schon auf den ersten Blick, denn er hampelte nicht rum, sondern befolgte anstandslos die Anweisungen des Arztes, der ihm in jedes Nervenzentrum eine Elektrode einpflanzen sollte, weil er als potentieller Weltenzerstörer eine besonders intensive Behandlung bekommen sollte.

Natürlich war ich jetzt dorthin bestellt worden, weil die Behandlungen so weit abgeschlossen waren und die Elektroden bereits eingeheilt. Ich sah zu, wie die Geräte getestet wurden und war positiv überrascht, daß mein neuer Schüler die Anweisung die Strafreize selbst auszulösen anstandslos befolgte und die Strafen klaglos hinnahm. Er war auch nicht so verbohrt, sondern stellte sich ebenfalls vor, als ich mich ihm als sein Gehorsamstrainer vorstellte. Das war komisch, so sind Freigeborene normalerweise nicht.

Er unterhielt sich auch normal mit mir, wie das gewöhnlich nur Leute tun, die schon länger bei uns leben und den Sinn von Gehorsamsübungen kennen. Da seine Füße und Knie völlig zerschossen waren und ich keine Lust hatte, darauf zu warten, daß er hinter mir herkrabbelt, brachte ich ihm mit dem Rollstuhl zum Gerät und erklärte ihm dann, wie die Übungen funktionierten. Er reagierte auch hier sehr vernünftig, indem er Rückfragen stellte, wenn er etwas nicht verstanden hatte, aber ansonsten tat, was ihm gesagt wurde.

Ich hatte ihm die Übungen jedenfalls in Rekordzeit erklärt und sah, daß er alles richtig machte, als ich ihn aufforderte zu üben. Ich lobte ihn und ging zurück zu den Kindern, um zu sehen, wie sich die Angelegenheit dort entwickelte. Der rebellische Junge war immer noch auf Rebellion. Er würde, so wie ich das jetzt sah, wohl eine Nachtschicht einlegen müssen, während die anderen schon schlafen durften. Das sagte ich ihm auch so, in der Hoffnung, daß er sich dann eines Besseren besinnt, aber mit der Ermahnung hatte ich keinen Erfolg. Das weinerliche Mädchen überraschte mich dagegen positiv. Sie war schon bei den Begabungstests angekommen, weil sie ihre Neigung zu Wimmern tatsächlich in den Griff bekommen hatte. Ich sah mir die bisherigen Egebnisse an und war noch positiver überrascht. Das Mädchen hatte Potential. Ich sagte ihr, daß sie ihre Sache gut machte und daß sie es zu etwas bringen könnte, wenn sie so weitermacht. Sie lächelte erfreut über das Lob. Eine Neigung zu Weinerlichkeit ist oft mit ausgesprochenen Begabungen verknüpft, aber das änderte natürlich nichts daran, daß die betreffenden Kinder lernen mußten, ihre verdienten Strafen klaglos zu akzeptieren.

Nach dem Mittagessen sah ich wieder nach Tyros, der tatsächlich gehorsam übte und sich ausgesprochen wenige Zusatzstrafen eingefangen hatte, die offensichtlich alle nicht auf absichtliches Ungehorsam zurückzuführen waren, sondern bei denen es sich um redliche Fehler handelte. Zu meinem Lob sagte er gar nichts, sondern warf mir nur einen seltsamen Blick zu.

Als er abends immer noch gehorsam übte und bei pünktlichem Abschluß der Übungen ausgesprochen gute Ergebnisse hatte, fragte ich ihn, ob er Erfahrung mit Gehorsamsübungen hatte.
"Ja das habe ich. In meinem letzten Leben bin ich ebenfalls gefangengenommen und im Rahmen von Gehorsamsübungen zu Tode gefoltert worden. Buddha hat mich dann bei meinem Tod da rausgeholt." antwortete er.
Buddha, das war ein Name, den man immer wieder hört, wenn in der Galaktischen Konföderation etwas anders und vernünftiger läuft als gewohnt.

Ich war neugierig und fragte deshalb weiter nach und in diesem Gespräch fiel ein Satz, der mich nachdenklich machte. Er sagte nämlich:
"Nein, wir hatten nicht vor, die Erde zu vernichten, sondern gesellschaftliche Reformen anzustoßen."
Ich habe ihm das zuerst nicht geglaubt, aber mich mit Telos darüber unterhalten, dem er das auch gesagt hat und der ihm das geglaubt hat. Als er nach einem Jahr Gehorsamsübungen immer noch darauf bestand, daß er nicht vorgehabt hätte die Erde zu vernichten, begann ich ihm aber zu glauben, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, warum er fast am Ende seiner Strafe immer noch eine Lüge erzählen sollte.

Aus unerfindlichen Gründen hatte er aber auf Szrrtak einen positiven Eindruck gemacht und seine Seele sollte danach nicht zerstreut werden, um sie in den allgemeinen Inkarnationspool einzufügen, aus dem wir die Sklavenkinder zogen, damit sie schon bei der Geburt ein gewisses Gefühl für einen angemessenen Gehorsam hatten, sondern als Einheit einen neuen Körper erhalten.

Kersti

Fortsetzung:
F2486. Tyros: Ich muß sagen, daß ich sein Weltbild richtig gruselig fand, denn er glaubte ernsthaft, diese Foltern würden mich zu einem besseren Menschen machen

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben