Ich muß sagen, daß ich sein Weltbild richtig gruselig fand, denn er glaubte ernsthaft, diese Foltern würden mich zu einem besseren Menschen machen

Vorgeschichte: F2481. Kemal: Buddha, das war ein Name, den man immer wieder hört, wenn in der Galaktischen Konföderation etwas anders und vernünftiger läuft als gewohnt

Tyros erzählt:
Ich fragte mich, warum sie sich alle so viel mit mir unterhielten.

Bei dem Arzt verstand ich es ja noch. Er war hier unglücklich und würde viel lieber in der Galaktischen Konföderation leben, auch wenn er dann nicht nach Hause zurückkehren konnte, weil seine Heimat von den Reptos erobert worden war. So wie ich ihn einschätze, mußte er vorher einen deutlich höheren Rang gehabt haben, als er hier zugab, denn er wirkte zu gebildet für seine vermeintliche Herkunft. Aber es war zumindest logisch, daß er sich von mir besser verstanden fühlte als von seinen hiesigen Mitmenschen, die nichts anderes kannten als die Kultur der Reptos, der sie auch ein Stück weit loyal waren.

Der Gehorsamstrainer redete aber auch viel mit mir. Ich muß sagen, daß ich sein Weltbild richtig gruselig fand, denn er glaubte ernsthaft, diese Foltern würden mich zu einem besseren Menschen machen. Dann, so sagte er, würde meine Seele in einem feinstofflichen Mixer vernichtet werden und würde danach den Seelenbrei verbessern, aus dem sie das Bewußtsein ihrer Sklaven erschaffen. Ich solle stolz sein, daß ich zur Verbesserung der Rasse beitragen dürfe. Das war so gruselig, daß mir darauf keine Antwort einfiel. Zwei Tage später, als er wieder mit dieser Argumentation ankam, fragte ich ihn, ob er denn auch stolz wäre, wenn er auf diese Weise zur Verbesserung der Sklavenrasse beitragen dürfe.
"Ich war früher ein Sklave und bin wahrscheinlich bevor ich ich wurde, immer wieder in den Pool zurückgegeben worden. Aber vor 173 Jahren habe ich es geschafft, mich in die Wissenschaftlerkaste hochzuarbeiten und seither bekomme ich neue Körper, ohne immer wieder zerstreut zu werden. In diesem Leben durfte ich sogar in einer richtigen Familie aufwachsen. Das ist natürlich schon besser. Aber wenn ich vor meinem Aufstieg gelobt wurde, daß ich die Rasse verbessern würde, sobald ich in den Pool zurückgegeben werde, hat mich das schon gefreut, ja." antwortete er.
Das war ja gruselig!

Kemal glaubte nicht an die Existenz von Seelen, denn er war überzeugt, daß die Leute, die aus diesem Seelenbrei geschaffen wurden, wenn sie sich gut entwickelten, genauso werden konnten, wie die Leute von denen Telos behauptete, daß sie eine Seele hatten. Bei den Sklavenkindern, die gerade ihr Gehorsamstraining bei ihm machten, sei ein solches Mädchen dabei. Das solle ich mir mal ansehen. Am nächsten Tag kam er mit einem Mädchen an der Hand zu mir und fragte mich, ob ich meinen würde, daß sie eine Seele hat. Das Kind war schüchtern, etwa zehn Jahre alt und sie hatte eine Seele. Ich konnte ihr Inneres Licht deutlich sehen. Kemal erklärte mir, daß das der Beweis sei, daß ich Unrecht hätte, denn sie sei eindeutig aus dem Sklavenpool gezogen, aber sie würde ganz bestimmt gesellschaftlich aufsteigen, wenn sie älter würde. Sie erinnerte mich an Buddha. Buddha nahm sie, da er aus dem Feinstofflichen über mich wachte, durch mich wahr und sagte, daß er sich um sie kümmern würde, sie würde zu seiner Gruppenseele gehören. Purierte Seelen würden sich mit der Zeit wieder zusammensetzen, nur wie schnell das geht, sei unterschiedlich.

Ich fragte Buddha, ob er sich sicher sei und er erklärte mir, er hätte sich doch selbst aus diesem Seelenbrei wieder zusammengesetzt. Er könne sich aber auch an Ereignisse erinnern, die davor geschehen seien, daher sei er sicher, eigene abgespaltene Anteile beim zusammensetzen wieder integriert zu haben und daß er nicht einfach ein Konglomerat aus der Masse des Seelenbreis sei.

Fortsetzung:
F2487. Tyros: Es wurde jeden Monat schlimmer mit den Foltern