erste Version: 7/2023
letzte Bearbeitung: 7/2023

Der verschwundene Flottenkommandant

F2484.

Mir wurde bewußt, daß auf der Erde zwar jede Seele ein schwerkranker Invalide war, daß sie aber trotzdem lebten und liebten und einfach Menschen waren

Vorgeschichte: F2483. Buddha: Ich hatte unter den jungen Leuten jemanden gespürt, der sich wie nahe Gruppenseelenverwandtschaft von mir anfühlte und den wollte ich kennenlernen

Tyros erzählt:
Buddha wollte wirklich ausgerechnet mit mir arbeiten. Dabei konnte er das gar nicht begründen, sondern mochte mich einfach, obwohl er mich doch gar nicht kannte. Er behauptete, ich würde zu seiner Gruppenseele gehören, aber dann müßte ich ihn doch kennen. Außerdem ist meine Gruppenseele klein und unbedeutend.

In meinem Jahrgang hatte es mehrere Mitschüler gegeben, deren Ausbildung sich um Jahre verzögert hatte, weil sie immer und immer wieder auf Ausbildungsinhalte gestoßen waren, bei denen bei ihnen traumatische Erfahrungen aus früheren Leben hochgekommen waren. Tatsächlich kommt es vor, daß Leute letztlich lebenslang eine militärische Ausbildung machen, weil sie ein ganzes Leben brauchen, um die verdrängten Erfahrungen aus einem früheren Leben als Militärangehöriger aufzuarbeiten und erst ein oder mehrere Leben später in der Lage sind, eine solche Ausbildung wirklich abzuschließen, weil dann endlich nicht mehr so viele furchtbare Erinnerungen hochkommen, daß sie mit dem Aufarbeiten weiterkommen. Buddha wurde bei diesen Menschen manchmal um Hilfe gebeten, wenn die Therapeuten, die eigentlich dafür zuständig waren, nicht weiterkamen. Aber ich war nun wirklich kein solcher schwieriger Fall. Ich war ohne Verzögerung durch die Ausbildung gekommen und die Themen, die ich bisher aufarbeiten hatte müssen, waren unbedeutende Kleinigkeiten gewesen. Offensichtlich waren meine Erfahrungen bisher so unbedeutend wie meine Gruppenseele.

Als ich ihn dann in den mehreren Wochen kennenlernte, die für die Überprüfung des Ausbildungsstandes vorgesehen waren, änderte meine Meinung dazu sich nicht, denn mit ihm war alles anders als mit jedem Menschen, den ich kannte. Das Ganze begann natürlich damit, wie krank er seelisch war. So etwas war mir erst hier in der Ausbildung das erste mal begegnet, weil Militärangehörige oft traumatisiert wurden und sich dann im nächsten Leben wieder zum Militär hingezogen fühlen, wo sie dann in der Ausbildung auf ihre Trauma-Themen stoßen, denn natürlich werden uns Beispiele dafür gezeigt, was in Kämpfen alles schief gehen kann. Andererseits war keiner von denen so krank gewesen, daß er wie Buddha eigentlich in ein Sanatorium gehört hätte.

Buddha fühlte sich irgendwie schwer an und zerrissen und so etwas kannte ich nicht wirklich. Ich habe ihn mal gefragt, warum er eigentlich nicht im Sanatorium wäre. Er meinte zuerst nur, da würde er sich doch nur langweilen. Die Antwort fand ich zuerst so komisch, daß ich nicht wußte, was ich dazu fragen sollte, doch als ich später weiterfragte, erklärte er mir, daß er sich anfangs, als die Ärzte noch jeden Tag eine andere Heilmethode gewußt hatten, die sie an ihm ausprobieren wollten, natürlich nicht gelangweilt hat, sondern es sei ihm manchmal auch einfach zu viel gewesen. Als sie dann weniger wußten, womit sie ihm noch helfen konnten, hätte er seinen Mitpatienten mit den Methoden geholfen, die er entwickelt hatte, um sich selbst und seine Freunde genug zu heilen, daß er von der Erde hatte entkommen können und er hätte das gelernt, was er so an brauchbaren Methoden bei uns gesehen hatte. Aber danach hätte er dann angefangen sich zu langweilen, weil die Ärzte ihm nicht mehr weiterhelfen konnten und weil er auch alles schon geheilt hatte, was er bei seinen Mitpatienten so an heilbaren Problemen gesehen hatte. Und dann wäre es halt langweilig geworden. Er hätte dann an seine Freunde zuhause gedacht und daß er ihnen mit den neu gelernten Methoden allen helfen kann und das hätte er dann gemacht. Von denen hätte damals aber nur einer mit zurückkommen wollen, um die Heilmethoden zu lernen, die es hier zu lernen gab. Ich fragte ihn, warum um alles auf der Welt denn jemand auch der Erde bleiben wollen können.
"Weil wir dort zuhause sind." antwortete Buddha.
Ich sah ihn verblüfft an. In meiner Vorstellung war die Erde der furchtbarste Ort, den es im Universum gab. Buddha fing den Gedanken auf, sah amusiert aus und dachte mir zu:
"Nein ist er nicht."
Dann zeigte er mir Bilder von wunderschönen Landschaften, Erinnerungen an Freundschaften, die er in den folgenden Wochen weiter ausführte.

Mir wurde in der Zeit bewußt, daß auf seinem Planeten zwar jede einzelne Seele ein schwerkranker Invalide war, daß sie aber trotzdem lebten und liebten und einfach Menschen waren. Buddha liebte seine Heimat und kehrte deshalb oft zurück, um seinen Freunden zu helfen.

Die Buddha-Episode bewirkte zunächst nichts Außergewöhnliches, wenn man mal davon absieht, daß ich öfter gefragt wurde, wie Buddha denn wirklich wäre. Die Frage war natürlich, außer daß er sehr humorvoll war, nicht einfach zu beantworten, denn er war in so vielen Dingen anders als jeder andere Mensch, den ich kannte, daß ich überhaupt nicht wußte, wo ich hätte anfangen sollen zu erklären und daß die Zeit, die man sich normalerweise für so ein Gespräch nimmt, einfach nicht dazu reichte. Abgesehen davon hatte ich nach den zwei drei Wochen, wo er sich persönlich um mich gekümmert hatte, nun wirklich nicht das Gefühl, ihn auch nur ansatzweise zu kennen.

Ich hatte in dieser Zeit entdeckt, daß ich mehr psychische Probleme gehabt hatte, als mir bewußt gewesen waren und ich bemühte mich auch danach, diese Probleme aufzuarbeiten, aber ich hatte den Eindruck, daß ich da eifriger war als der Therapeut, der sich auf unserem Raumschiff um mich und um die anderen Leute kümmern sollte, die mit mir auf demselben Schiff waren. Ich hatte sogar den Eindruck, daß der Therepeut eher bei mir Therapie machte als umgekehrt und daß ich neben meiner eigentlichen Aufgabe ständig damit beschäftigt war, auch meine Kameraden zu therapieren. Das war vor meiner Begegnung mit Buddha nicht so gewesen, aber irgendwie hatten mich diese Wochen schon verändert. Als einer der Piloten unseres kleinen Schiffes, von dem Typ den die Erdenmenschen gerne als fliegende Untertasse bezeichnen, hatte ich mich hauptsächlich auf Waffentechnik und Kampf spezialisiert und machte natürlich auch oft Simulationstraining mit den anderen Kampfpiloten. Ich übte sowohl das Schiff im Kampf alleine zu fliegen, wenn der eigentliche Pilot verletzt oder aus anderen Gründen nicht da ist, als auch wie man das fliegen dem Piloten überläßt und mit der Mannschaft so eins wird, daß einerseits die Flugbewegungen optimal mit den Schüssen koordiniert sind, während man andererseits genug von ihnen abgeschirmt ist, daß man sich vernünftig auf seine eigene Aufgabe konzentrieren kann. Das hatte ich früher natürlich auch geübt, aber jetzt hatte ich ein eigenes Schiff und das war etwas anderes, als wenn ein großes Mutterschiff eine ganze Raumschlacht simuliert.

Kersti

Fortsetzung:
F2491. Tyros: Aber sprechen, wie ich es mir immer vorgestellt hatte, tat mein Raumschiff nicht

Quelle

Erinnerung an ein eigenes früheres Leben.
V12. Kersti: Hauptfehlerquellen bei Erinnerungen an frühere Leben