erste Version zwischen dem 01.05.2000 und dem 07.06.2000
letzte vollständige Überarbeitung: 10/2020
letzte Bearbeitung: 10/2020

V118.

Was ist Laran? - oder - Die Möglichkeiten und Grenzen der Verständigung in andere Erfahrungswelten hinein

Inhalt

Übergeordneter Artikel:
VA187. Kersti: Das Bildungs- und Erfahrungsproblem in der Übersetzung der Wahrnehmungen der Geistigen Welt und aus anderen Leben in die Sprache unseres Denkens
V234. Kersti: Fantasy und Wahrheit
Dieser Text:
V118.1 Kersti: Einführung: Ein Lehrbeispiel dafür, warum man nicht jede Aussage, jederzeit, für jeden verständlich ausdrücken kann
V118.2 Kersti: Warum ich jeweils das Wort für einen Begriff verwende, das die entsprechende Subkultur am besten kennt
V118.3 Kersti: Abgrenzung des Begriffes der in Darkover mit "Laran" im sonstigen Leben als "Psi-Fähigkeiten" oder "sprituelle Fähigkeiten" bezeichnet wird von anderen Begriffen
V118.4 Kersti: Hindernisse im Verständnis des Feinstofflichen
V118. Kersti: Quellen

 
Inhalt

1. Einführung: Ein Lehrbeispiel dafür, warum man nicht jede Aussage, jederzeit, für jeden verständlich ausdrücken kann

In ihren Romanen über die von ihr selbst erfundene Welt Darkover verwendet Autor: Marion Zimmer Bradley das Wort Laran, um all die Fähigkeiten zu bezeichnen, die je nach Hintergrund des Autors unter die Begriffe PSI-Fähigkeiten, magische Fähigkeiten, Feinstoffliche Wahrnehmungen, spirituelle Fähigkeiten fallen. Ich stellte dann im deutschen Fancine (Zeitschrift von Fans für Fans der Freunde von Darkover) "Relays" die Behauptung auf, ich hätte "Laran", was bei mehreren der Fans zu heftiger Kritik führte. In seiner Urversion war dieser Artikel die Antwort die ich damals im Relays auf diese Kritik geschrieben habe.

Aus meiner Sich handelt es sich um ein Lehrbeispiel dafür, warum man nicht jede Aussage, jederzeit, für jeden verständlich ausdrücken kann.

 
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2. Warum ich jeweils das Wort für einen Begriff verwende, das die entsprechende Subkultur am besten kennt

PSI-Gaben ist ein schwammiger Begriff. Es bezeichnet zusammenfassend alle menschlichen Fähigkeiten, die wir noch nicht verstehen, da sie weder auf mechanische, noch auf chemische Beeinflussung zurückzuführen sind und nicht auf allgemein bekannten physikalischen Feldern und Energien beruhen. Es handelt sich teilweise um Wahrnehmungen durch noch unbekannte Sinne, teilweise um willentliche Beeinflussung von Gegenständen, deren Wirkmechanismus der Wissenschaft noch nicht bekannt ist. Daß etwas nicht existiert, kann man nur feststellen, indem man ALLES ansieht und das Gesuchte nicht darunter findet. Und da, kein Mensch ALLES kennt, was es im Universum gibt, ist ein solcher Beweis, soweit ich weiß, nicht menschenmöglich. Wenn also jemand behauptet, daß es etwas auf der Welt nicht gebe, so reicht EIN Gegenbeispiel, um ihn zu widerlegen. Ehrlicherweise dürfte man also über PSI-Gaben nur sagen: "So weit ich weiß, gibt es das nicht."

Ob es sinnvoll ist, sich damit zu beschäftigen, kann man sich streiten. - Ich denke es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. So lange die üblichen Erklärungsmuster für das, was uns begegnet, bis auf wenige Einzelfälle ausreichend sind, ist es zweifellos witzlos. Wenn mir aber TÄGLICH Dinge begegnen, die sich nicht auf die übliche Art erklären lassen, dann ist der Gedanke, daß es außer den bekannten Sinnen noch ETWAS gibt, zumindest naheliegend. Diesem ETWAS einen Namen zu geben, ist sinnvoll, um ohne lange Umschreibungen darüber reden zu können. Das Wort Laran ist gleichbedeutend mit dem Begriff PSI-Gaben. Zumindest hat Marion Zimmer Bradley das in ihren Büchern mehrmals gesagt.

Ich habe das Wort Laran, das Marion Zimmer Bradley sich vermutlich so ganz nebenbei irgendwann einmal aus dem Ärmel geschüttelt hat, aus rein praktischen Erwägungen benutzt:

  1. Jedes andere Wort, das ich hätte verwenden können, wäre länger gewesen.
  2. Verständlichkeit. Leser von Darkoverbüchern haben eine einigermaßen treffende Vorstellung, was es bedeutet und was nicht. Andere Wörter hätte ich definieren und gegen andere Begriffe abgrenzen müssen. In der Esoterischen Scene wird kaum ein Wort einheitlich benutzt und viele werden von Psychologen oder Medizinern noch anders verwendet. Und was den "Mann auf der Straße" angeht: Für den hatte ich das nicht geschrieben. Gehst Du auf die Straße und verteilst Kopien des Relays? Ich tue das jedenfalls nicht.

 
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3. Abgrenzung des Begriffes der in Darkover mit "Laran" im sonstigen Leben als "Psi-Fähigkeiten" oder "sprituelle Fähigkeiten" bezeichnet wird von anderen Begriffen

Ein Mitglied der "Freunde von Darkover" hatte erstaunliche Dinge in Laran hineininterpretiert, wobei mir damals völlig unverständlich war, wie es zu diesen Mißverständnissen hatte kommen können. Warum sich die betreffende Person - die eine Brieffreundin von mir war - durch mich Angegriffen gefühlt hatte, war mir noch wesentlich unverständlicher, denn ich hatte keine Abwertung und keinen Angriff auf wen auch immer beabsichtigt.

Für meine Begriffe waren spirituelle Fähigkeiten, die in der erfundenen Darkover-Kultur als Merkmal des Adels galten und hoch geschätzt waren, etwas, das in unserer irdischen Kultur dazu führt, daß man in die Psychiatrie eingewiesen wird, wenn man sich an falscher Stelle dabei erwischen läßt, daß man sie anwendet. Nicht weil man verrückt ist, sondern weil die anderen bösartig werden, wenn sie merken, daß man Dinge weiß, die man doch eigentlich gar nicht wissen kann. Es hatte daher berächtlichen Mut erfordert, das zu versuchen und daß sich nur einer meiner diversen Brieffreunde aus diesem Kreis dann von mir abgewendet hat, war ein erheblich positiverer Ausgang als ich befürchtet hatte.

Ich stellte also die Mißverständnisse richtig, die beim lesen der Definitionen der verschiedenen Laran-Fähigkeiten in den Darkover Büchern aufgetaucht waren:

Die Behauptung, daß Laran "Menschenkenntnis, Intuition, Einfühlungsvermögen, Hellsehen und Führungsqualitäten" umfassen würde, finde ich witzig. Genausogut könnte ich behaupten, daß "Beobachtungsgabe" künstlerische Fähigkeiten, gute Augen, Menschenkenntnis und räumliches Vorstellungsvermögen umfaßt. Mit einer Ausnahme haben all diese Begriffe nur am Rande etwas mit Laran zu tun. Die Ausnahme ist: Hellsehen.

Bezeichnet man das Beobachten von Gesichtszügen, das auf den Tonfall achten, die Beobachtung der Körperhaltung, als Menschenkenntnis? Nein. Warum sollte man dann die Fähigkeit, auf telepathischem Wege Gefühle und Gedanken wahrzunehmen, so nennen?

Falls dieser Text den Eindruck eines "Wespenstiches" machen sollte, möchte ich mich entschuldigen. Ich diskutiere gerne und möchte auch anderen die Freude daran nicht verderben.

 
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4. Hindernisse im Verständnis des Feinstofflichen

Ich fand es damals verblüffend, wie dieses Mißverständnis überhaupt hatte auftreten können, denn Marion Zimmer-Bradley hatte in ihrer erfundenen Welt Laran so beschrieben, wie ich meine PSI-Fähigkeiten aus meinem Alltagsleben kannte und mir war dadurch klar geworden, daß sich meine Erfahrungen nicht durch die traditionellen fünf Sinne erklären lassen. Das hing allerdings auch damit zusammen, daß ich im Fantasyrahmen ungehindert über all diese Themen nachdenken konnte, weil sie eben als "nur Fantasie" galten und mir dadurch nicht die von außen eingeredete Angst, verrückt zu werden, in die Quere kam.
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Diese Fähigkeiten selbst haben mich im Leben immer stabilisiert und mit ein Gefühl von "behütet sein" vermittelt, indem ich jederzeit mit meinem Schutzgeist reden konnte, der mir mit Humor und bedingungsloser Liebe zur Seite stand. Sie waren für mich persönlich nie eine Bedrohung für meine psychische Gesundheit.

Aus meiner heutigen Sicht ist sie am Stand ihrer Weltbildentwicklung gescheitert. In ihrem eigenen Leben hatte sie offensichtlich keinen Grund, spirituelle Fähigkeiten in ihr Weltbild einzubauen und für eine reine Fantasiewelt, erschien es ihr unnötig eine Skizze eines spirtuellen Weltbildes zu erschaffen und ihr fehlten auch die praktischen Erfahrungen, die sie gebraucht hätte, um zu verstehen was solche Fähigkeiten sind. Der Begriff konnte keinen Inhalt haben, weil ihre Erlebniswelt keine entsprechenden Erfahrungen enthielt.
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Aber selbst wenn man genug Erfahrungen hat, daß es Sinn macht, sein Weltbild in Frage zu stellen, braucht man Jahre um es so umzubauen, daß es sinnvolle Aussagen ermöglicht.

Kersti


Ein Text von Kersti Nebelsiek, Alte Wilhelmshäuser Str. 5, 34376 Immenhausen - Holzhausen, Tel.: 05673/1615, https://www.kersti.de/, Kersti_@gmx.de
Da ich es leider nie schaffe, alle Mails zu beantworten, schon mal im voraus vielen Dank für all die netten Mails, die ich von Lesern immer bekomme.